Die Ausgangssituation in "Projekt Erde" von Lace Mamba ist überspitzt gesagt die folgende: Die Welt geht vor die Hunde und niemand unternimmt etwas dagegen. Das Ganze geht so lange gut, bis ein Mega-Unwetter weite Teile Japans zerstört. Spätestens nach dieser Naturkatastrophe lässt sich nicht mehr leugnen, dass der Mensch für den plötzlichen globalen Klimawandel verantwortlich ist. Um der negativen Entwicklung Einhalt zu gebieten, wird die "Global Environment Organisation" (engl. für globale Umweltorganisation) – kurz "G.E.O." – gegründet, die länderübergreifend Wirtschafts- sowie Umweltreformen beschließen darf und dadurch das Überleben der Menschheit sichern soll. Der Spieler übernimmt in "Projekt Erde" die Rolle des Präsidenten der neuen Organisation. Er entscheidet, welche Förderprogramme für die jeweiligen Regionen der Erde finanziell unterstützt werden und nimmt damit Einfluss auf die Politik, das Sozialwesen, das Gesundheitswesen, die Forschung, die globale Sicherheit sowie die Umwelt. Was sich zunächst kompliziert anhört, entpuppt sich als ein schwer verständliches Kartenspiel, bei dem die Regeln durch Ausprobieren erst noch ausgelotet werden müssen. Es gibt zwar ein Einführungsszenario, in dem man dem afrikanischen Kontinent zu Wohlstand und Stabilität verhelfen soll. Dieses erfasst jedoch nur einen Bruchteil der komplexen Zusammenhänge im Spiel. Jedes Förderprogramm wird durch eine Karte repräsentiert, die zunächst nur gespielt werden kann, wenn ein angeheuerter "G.E.O."-Agent die finanziellen Mittel zu deren Durchführung bewilligt bekommt. Die Gelder kommen aus einem globalen Länderfinanzausgleich, dessen Höhe von der Zufriedenheit der Einzahler bestimmt wird. Abhängig von der Region reagiert die Bevölkerung unterschiedlich auf die durchgeführten Reformen, die letztendlich dem hehren Ziel dienen sollen, die globale Erwärmung zu stoppen. Während Europäer Öko-Maßnahmen fast schon gelassen hinnehmen, revoltieren beispielsweise die Einwohner in Nordafrika, weil sie zunächst einen hohen Lebensstandard und Sicherheit haben wollen, ehe ihr Geld für die Aufforstung von Wäldern verwendet wird. Interessanterweise darf der Spieler Aufstände mit einer entsprechenden Karte niederschlagen lassen, während in anderen Titeln eine solche Vorgehensweise eher geächtet wird, weil man dann die politische Opposition gewalttätig unterdrücken würde. Obwohl der Titel komplexe Zusammenhänge zwischen Ökonomie und Ökologie herstellt, fällt es dem Spieler schwer seinen Einfluss auf die simulierte Welt nachzuvollziehen, weil die angezeigten Statistiken wie etwa Temperaturanstieg oder "menschlicher Entwicklungsindex" nicht weiter erläutert werden. So passiert es oft, dass vermeintlich sinnvolle Maßnahmen ein Land ins Chaos stürzen oder man verliert einen wichtigen Geldgeber, weil umweltschonende Reformen einen Staatsbankrott herbeigeführt haben. "Projekt Erde" erfordert folglich viel Einarbeitungszeit. Des Weiteren könnte kritisiert werden, dass sobald alle Mechanismen durchschaut worden sind, keine Neuheiten mehr im Spielverlauf auftauchen. Selbst die unterschiedlichen Siegbedingungen der Szenarios können dann keine weitere Spannung oder Motivation zum Weiterspielen erzeugen. Jedoch eignet sich der Titel gut dazu, Schulkindern die Umweltproblematik gekoppelt mit politischem Hintergrund näher zu bringen, so dass die heutzutage sonst unbeliebten Fächer Erdkunde, Geschichte sowie Politik plötzlich in einer anschaulichen Perspektive dargestellt und mit einem Lerneffekt durch interaktives Eingreifen in die Simulation kombiniert werden. (WB)