"Es macht 'umts' und nicht 'dsl'!" Ein Satz, den man so von allen Kopfhörern erwartet, den aber leider nicht alle Modelle erfüllen. Mit der Neuauflage des beliebten Teufel Massive macht sich die audiophil veranlagte Firma aus Berlin auf, dem bisherigen "UMTS" das Fürchten zu lehren und es in die neuen Welten des "Bumms" zu bringen. Wurde bereits der Vorgänger von Liebhabern eines satten "Wumms" auf den Ohren als sehr gut beurteilt, soll das neue Modell diesen noch übertreffen. Wie dies gelungen ist, wird dieser Test ausführlich beleuchten.
In eigener Sache
Zum Testverfahren lässt sich sagen, dass DLH komplett auf Testmessungen in Laboren verzichtet. Diese sind zwar objektiv, aber der eigentliche Höreindruck ist trotzdem eine rein subjektive Erfahrung, die von den jeweiligen Fähigkeiten und Einschränkungen des Zuhörers abhängen. Während der Tests wurden alle Höreindrücke von Personen unterschiedlichen Alters und mit verschiedenen Hörfähigkeiten verifiziert. Die Verwendung von Equalizer oder anderer beeinflussender Hard- oder Software wird im Text eindeutig erwähnt. Benutzte Musikstücke sind im Text als Links zur Musikplattform "Spotify" hinterlegt. Dies ermöglicht den Lesern einen einfachen, kostenfreien und trotzdem lizenztechnisch sicheren Zugriff auf die besagten Stücke. Die Verwendung von "Spotify" ist nicht als wertende Aussage seitens DLH zu dieser oder anderen Musik-Streaming-Plattformen zu sehen.
Nomen est omen
Sehr elegant und stylish kommt "das kleine Schwarze" (Paket) mit dem Teufel Massive daher, so gar nicht dem wilden Namen entsprechend. Unweigerlich geschürt durch Produkte der Kommune "Angebissener Apfel" und anderer Lifestyle-Hersteller, setzt das gesunde Misstrauen gegenüber designerverpackten Artikeln ein (Stichwort: außen hui, innen pfui). Ungerechtfertigt. Schon beim Auspacken legt sich dieses angesprochene Misstrauen schnell, und der naheliegende Gedanke drängt sich auf, ob das "Massive" im Namen vielleicht doch nicht mit dem Sounderlebnis zusammenhängen könnte und eher auf das Produkt selber gemünzt ist. Der Teufel-Kopfhörer ist zwar nicht der schwerste seiner Gattung, aber ebenso wenig ein Leichtgewicht. Dieses Gewicht hat seinen Ursprung. Fast jedes Teil ist aus Metall gefertigt, und unweigerlich drängt sich der Gedanke auf, dass das Produkt aus der Reihe der audiophonen Kopfbügel durchaus einen zusätzlichen Einsatzzweck als Baseballschläger-Ersatz im alltäglichen Berufsverkehr haben könnte. Nicht so weit hergeholt. Die angenehm dezente Farbe passt sich dem üblichen Business-Outfit "Graue Maus" hervorragend an. Auch ist er, durch die klappbaren Kopfhörermuscheln, definitiv leichter zu verstauen, als der oben erwähnte keulenartige Meinungsverstärker.
"Emergency-Tiara"
Ähnlich wie das Krönchen für die Dramaqueen-Momente zwischendurch, thront der Teufel Massive, anders kann man es nicht beschreiben, auf dem Haupt des Trägers. Teufel hat sich hier wohl die Modelle aus der "guten alten Zeit" zum Vorbild genommen. Im Gegensatz zu den sonst üblichen Spaghettibügeln und Ohrmuscheln, die den Namen kaum verdienen, verfügt der Massive über einen breiten und gut gepolsterten Steg. Die Muscheln sind ellipsoid geformt und umfassen wirklich das gesamte Ohr, ohne dabei zu drücken. Anmerkung des Testers: Als Brillenträger und Piercingfan war der Kopfhörer über längere Zeit sehr angenehm zu tragen. Keine Druckstellen. Keine Kopfschmerzen.
Gut gelungen sind am Teufel Massive die Scharniere, um die Ohrmuscheln in den Bügel zu klappen. Plötzlich wird der Große ganz klein und kann problemlos in dem mitgelieferten Kunstlederbeutel verstaut werden. Diese Technik mag nicht ganz so platzsparend sein, dafür hat sie jedoch den Vorteil – gerade gegenüber Modellen anderer Hersteller mit Klappbügeln oder Ähnlichem –, dass sich das Kopfgestell nicht schon auf dem Kopf zusammenfaltet.
Auch erwähnenswert: Der Teufel Massive wird, neben dem bereits erwähnten Tragebeutel, mit zwei Sätzen Kabel geliefert. Beide sind stoffummantelt und einmal 1,3 und 3 Meter lang. Fast schon selbstverständlich ist dabei, dass der 3,5-mm-Klinkenstecker goldbeschichtet ist, genauso wie der mitgelieferte Adapter auf 6,3 mm.
Soundeindruck
Der erste Eindruck vom Teufel Massive besteht aus einem "AUA!" und dem geschwinden, aber uneleganten Entfernen des Kopfhörers von den Audiorezeptoren. Der Klang des geräuschverbreitenden Kopfgestelles ist wirklich massiv. Speziell die Basswiedergabe ist für einen Kopfhörer bemerkenswert, und binnen Sekunden, schon aus reinem Selbstschutz, sind alle Equalizer-Einstellungen, die sonst bei einem Kopfhörereinsatz notwendig sind, deaktiviert. So gut gerüstet, ist der zweite Eindruck ausgezeichnet. Schnell fällt auf, dass Teufel hier auf einen beliebten Trick anderer Hersteller verzichtet. Obwohl die Wiedergabe des Massive sehr basslastig ist, werden die Mitten dennoch nicht unterdrückt. Die Wiedergabe von Höhen ist sogar hervorragend.
Gerade im Bassbereich schlägt der Teufel Massive wirklich zu. Das Stück "Elektro Kardiogramm" von Kraftwerk, den Godfathers of Techno, die schon Techno komponierten, bevor irgendjemand wusste, was Techno ist, lebt geradezu vom präzisen Beat (Referenz: Elektro Kardiogramm – 2009 Digital Remastered, Kraftwerk, Tour de France (Remaster), https://open.spotify.com/track/6xXpqQNvzbmJItoNSEO1ws ). Dieser wird nachhaltig und genau wiedergegeben. Genauso glänzt der Kopfhörer auch bei moderneren Varianten des Technogenres wie etwa Frenetic von Orbital (Referenz: Frenetic, Orbital, Halcyon – The Platinum Collection, https://open.spotify.com/track/7bzVSVwkWoePAXTFG2UbRb ). Selbst helle Gesangsstimmen bei beatlastiger Musik, wie es im Eurotrash üblich ist, bringen den Teufel nicht wirklich aus der Ruhe (Referenz: Open Sesame, Leila K, Charts Pur: Dance,https://open.spotify.com/track/36RpzgteoUI0AakJEeo4Sa ).
Auch wenn der Teufel Massive basslastig abgestimmt ist, ist die Wiedergabe über den gesamten Frequenzbereich sehr gut. Gerade "handgemachte" Musik ist hier prädestiniert. Einerseits kann der Kopfhörer bei Big-Band-Sound überzeugen und verwischt die einzelnen Instrumente nicht (Referenz: Soul Bossa Nova, The Soundtrack Tribute Band, Tribute to Austin Powers, https://open.spotify.com/track/3x8FVXB7w8ZgfoDOH7XLIO). Klar sind die einzelnen Instrumentgruppen zu hören, ohne dass es ein großer Mischmasch wird. Genauso ist die Wiedergabe von Einzelinstrumenten sehr exakt (Referenz: Brenna tuats guat, Hubert von Goisern, ENTWEDERundODER, https://open.spotify.com/track/6Xf5mUhAthMuUunKV3OCjc). Dies geht sogar so weit, dass die speziellen Spielarten von Instrumenten erkannt werden können (Stichwort: schlagen oder zupfen) (Referenz: Smooth, Santana, Ultimate Santana, https://open.spotify.com/track/3WiQ6zAIAy9u10eNzMMmgg). Angespornt durch diese guten Ergebnisse geht es zum letzten Härtetest: Bronski Beat, Smalltown Boy. Jimmy Sommervilles Falsett-Stimme ist eine Herausforderung für jede Wiedergabe, da eine hohe Kopfstimme durch tiefe Brustresonanzen verstärkt wird. Auch diese Aufgabe meistert der Teufel Massive mit Bravour. (Referenz: Smalltown Boy, Bronski Beat, The Age of Consent, https://open.spotify.com/track/1nz1xzqPN4xYZtR4zgiLxt )
In Filmen, egal, ob digitales Fernsehen, DVD oder Blu-ray, wird der Hang des Teufel Massive zum brachialen "Bumms" leider etwas kontraproduktiv. Gerade moderne Filme und Serien werden mit Full-Spectrum-Surroundsound ausgeliefert. Manche Stellen wie beispielsweise Schüsse oder in Science-Fiction-Filmen die Schiffsantriebe übertönen dann durch den Bass alle anderen Geräusche. Allerdings kann hier alles mit ein paar Equalizer-Einstellungen korrigiert werden. Danach ist die Wiedergabe des Teufel Massive ausgezeichnet. Jedes noch so kleine Geräusch ist hörbar, und selbst unterschiedliche Aussprache und Dialektik bei Schauspielern sind erkennbar. Ähnlich verhält es sich in Spielen. Auch hier glänzt das Modell mit einer herausragenden Wiedergabe. Allerdings gilt auch hier, dass ein Equalizer zwischengeschaltet werden muss, andernfalls kann die Basslastigkeit durchaus auch einmal zu Kopfschmerzen führen. Besonders erwähnenswert: Als audiophoner Haarspangenersatz ist der Teufel Massive natürlich von Hause aus ein Stereogerät. Mit dem kleinen Umweg über einen Spatializer, der virtuellen Raumklang für ein Stereogerät erzeugt, kann der Kopfhörer aber durchaus mit Surround-Anlagen mithalten. Natürlich ist die Wiedergabe nicht ganz so effektiv wie bei reinen 5.1- oder 7.1-Systemen, aber dennoch schafft es der Teufel Massive, diesen virtuellen Klang sauber und eindeutig wiederzugeben.
Zu guter Letzt sei noch ein kleines Problem erwähnt: Der Sinn und Zweck einer Ohrmuschel ist es nicht nur, den Klang auf das Ohr zu fokussieren, sondern auch, Außengeräusche zu neutralisieren. Hier scheitert der Teufel Massive leider teilweise. Die Abschottung ist nicht komplett, und gelegentlich sorgt sogar das eigene Kabel durch Reibegeräusche für eine Ablenkung. Beides ist jedoch nicht schlimm und fällt kaum auf, muss aber im Rahmen des Tests dennoch erwähnt werden.