Myst V: End of Ages (Demo-Preview) (Ubisoft) geschrieben von Alexander Kales Grundlage für dieses Preview: Öffentliche Demoversion vom 22.8.2005
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1993 haben die Brüder Rand und Robyn C. Miller mit Myst, dem meistverkauften Adventure aller Zeiten, Computerspielgeschichte geschrieben. 9 Millionen Menschen rund um den Globus haben sich seinerzeit durch die surrealen Render-Welten des Ur-Myst gerätselt, die wunderbare Grafik bestaunt und sind am gesalzenen Schwierigkeitsgrad verzweifelt. Zwölf Jahre und drei Mysts später bringt Publisher Ubisoft die Saga zu einem fulminanten Abschluss: Ende September erscheint Myst V: End of Ages. DLH.Net hat die Demoversion des letzten Teils des Kult-Adventures für Sie getestet. Story: Durchblick nur für Mystiker Was gehört zu Myst wie Sam zu Max? Die mysteriös-undurchsichtige Story. Serieneinsteiger fühlen sich daher im fünften Teil - zumindest in der Demoversion - ins kalte Wasser geworfen. Wer der wild gestikulierende, offensichtlich sehr weise, aber trotzdem ängstliche alte Mann im wallenden Gewand ist - das Programm verräts nicht. Umso verwirrender, dass er permanent mit den Namen fremder Kulturen um sich wirft. Sollten Sie die kennen? Nun, wenn Sie die vier Teile davor gespielt haben, schon. Kurz erklärt: Der alte Mann ist Ihr Mentor Esher, der Sie mit merkwürdigen Geschichten und spärlichen Ratschlägen versorgt. Sie selbst werden sich in Myst V aus dem Kveer-Gefängnis befreien und die geheimnisvollen Welten des nicht weniger geheimnisvollen Volks der Dni erkunden. Die vielen verschiedenen Storyfäden bringen Sie in Myst V zu einem - hoffentlich guten - Ende. Denn wies am Schluss ausgeht, bestimmen Sie durch Ihre Spielweise. Gleich mehrere Enden wollen die Entwickler von Cyan Worlds ins Spiel einbauen. Aber bis dahin ist es ein langer Weg - denn schon die Demoversion zeigt: Für den Saga-Abschluss haben die Entwickler noch einmal kräftig an der Schwierigkeitsgradschraube gedreht. Alleine für das Demorätsel planen Sie am besten ruhig ein paar Stunden Spielzeit ein; die werden Sie brauchen! Die Aufgaben sind zwar durchweg logisch, jedoch mitunter unverschämt schwer. Zumal Sie in puncto Lösungshilfen bisher herrlich wenig vom Programm erwarten können. Gameplay: Frei und doch in Ketten Was gehört zu Myst wie Misserfolg zu Möchtegern-Casanova Larry? Die Point-and-Klick-Steuerung. Die geht im fünften Teil der Saga recht gut von der Hand: Sie klicken in die Landschaft und mit einer - teilweise etwas ungelenken - Kamerafahrt gehts Schritt für Schritt ans Objekt heran. Manchmal landen Sie zwar nicht genau dort, wo Sie eigentlich hin wollten, zum Rätsellösen reichen die vom Spiel vorgegebenen Positionen aber völlig aus. Wers dagegen etwas direkter mag, darf durch die fünfte Episode (wie in einem Ego-Shooter) mit den Pfeiltasten steuern. Und das geht - wenns auch nicht besonders Myst-like ist - sowohl einfacher als auch schneller als das Point-and-Klick-Verfahren. Doch die direkte Steuerung hat auch Ihre Grenzen: Laufen Sie an einen Abgrund, hält eine unsichtbare Mauer Sie auf. In den Tod stürzen können Sie in Myst V also nicht. Um Zauber auszulösen oder den "Kreaturen" Befehle zu erteilen, ritzen Sie spezielle Symbole in Frisbee-große Steintafeln. Dazu halten Sie die Maustaste gedrückt und ratschen drauflos. Das Spiel erkennt daraus (mehr oder minder gut) die jeweiligen Zeichen - und merkt sich erfolgreiche Ritzereien. Mit den Steintafeln springen Sie außerdem von Ort zu Ort: Felsscheibe auf einen Portalsockel legen, Zeichen reinkratzen oder reinkratzen lassen und weiterreisen. Speichern dürfen Sie in der Demo übrigens nicht - das wird bei der finalen Version aber vermutlich anders sein. Denkbar ist, dass die Portalsockel gleichzeitig auch Speicherpunkte sind. An einem Stück durchrätseln - geht bei Myst einfach nicht. Grafik: Feine Welten, grobe Kerle Was gehört zu Myst wie Zeitreisen zu Day of the Tentacle? Die wunderschönen, fein modellierten, surrealen Schauplätze. Auch im fünften und letzten Teil gibt es davon wieder einige. Aus einem mystischen, violett glühenden Wald gehts in der Demo per Portal an die Küste: Dort brandet sanft das Wasser an den Strand und ein aufwendig gerendertes, hölzernes Ruderboot ist an den Klippen zerschellt. Später krabbeln Sie über eine Leiter auf ein Gras bewachsenes Felsplateau - jeder einzelne Halm wiegt sich - einzeln animiert - sanft im Wind. Und am Himmel ziehen realistisch aussehende Gewitterwolken auf. Der Haken an der Bombast-Grafik zeigt sich am unersättlichen Hardware-Hunger. Und an den Charakteren. Die haben die Myst-Macher wohl zugunsten der Landschaft vernachlässigt: Mentor Esher erscheint zwar im zeitgemäßen 3D-Gewand und ist Motion-Capturing-animiert; gegen die Figuren aus Half-Life 2 etwa wirkt der alte Mann allerdings hölzern, grob und unnatürlich. Bringt dafür aber das Spiel kräftig zum Ruckeln ... Sprachausgabe: Dezentes Crescendo Was gehört zu Myst wie Beleidigungsduelle zu Monkey Island? Die dezente Tonkulisse. Die sphärische, leichte Musik bleibt im Hintergrund, schwillt aber laut und dramatisch an, sobald Sie die mit der Myst-Welt interagieren. Viel zum Sound lässt sich an dieser Stelle noch nicht sagen: In der Demoversion ist lediglich Helferlein Esher vertont - dafür aber wirklich passend. Bei den Nebengeräuschen hält sich Myst V gewohnheitsgemäß zurück: Kein Rascheln, wenn Sie über den Strand spazieren, kein pfeifender Wind, wenn Sie auf das Felsplateau klettern - obwohl über Ihnen die Wolken vorbeisausen. Macht die Atmosphäre etwas steril, passt damit aber umso besser zum unwirtlichen Szenario. Nein, eine Demoversion zum schnellen Ausprobieren ist das nicht. Obwohl sie gerade mal einen Level umfasst. Doch durch den knobeln Sie sich locker ein paar Stunden - wenn Sie sich nebenbei noch an den unglaublich schönen Schauplätzen satt sehen. Die legendäre Myst-Saga scheint nach zwölf Jahren voller Höhen und Tiefen - namentlich das maue Myst IV Revelation - nun doch noch ein würdiges Ende zu finden. Die Demo jedenfalls macht Lust auf mehr: Die Grafik ist lecker, das (Einstiegs-) Rätsel knackig schwer und die Atmosphäre mystisch. Abzuwarten bleibt, ob die Qualität auch als Ganzes stimmt. Und wie gut die Entwickler von Cyan Worlds die verschiedenen Enden ins Spiel einbauen. Geht alles glatt, können sich alle frustresistenten Adventure-Liebhaber ab September unbesorgt ins letzte Myst-Abenteuer stürzen - und locker bis Weihnachten knobeln. Damit auch Neulinge Ihre Freude mit dem fünften Teil haben, sollten die Gamedesigner wenigstens eine Einleitung in Textform vor den ersten Level setzen. Sonst schalten Myst-Einsteiger gleich wieder aus. Und würden eine Menge verpassen. (14.09.2005)
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