Bet on Soldier (Preview) (Frogster Interactive Pictures AG) Geschrieben von Jan-Tobias "Erdendonner" Kitzel
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Privatisierung der Post und Telekom? Wegfall des Briefmonopols? Völlige Freigabe des Strom- und Wassermarkts? Über derlei sanfte Liberalisierungsvorhaben können die Jungs von Kylotonn, dem Entwickler des Shooters "Bet on Soldier", nur einmal kurz lachen. Story oder "Ewige Düsternis, dein Name sei Programm." Der ewige Krieg währt bereits seit 80 Jahren und mittlerweile kann keine Partei mehr genau sagen, warum eigentlich gekämpft wird. Aber seitdem der Krieg nur noch Mittel zum Zweck der Rüstungs- und Medienindustrie ist, ist das "Warum" eh überflüssig geworden, es zählen nur noch Profit und Einschaltquote. Denn die Schlachtfelder werden nicht mehr von normalen Soldaten, sondern nur noch von bezahlten Söldnern bevölkert, die um Prämien, Kopfschussprovisionen und Eroberungsgratifikationen feilschen. Und um Wetten! Wetten? Jawoll, richtig gehört! In Bet on Soldier (BoS) ist der Krieg eine riesige Wettmaschinerie geworden; die allgegenwärtigen Zuschauer können ihr virtuelles Geld auf jeden Kämpfer setzen und auch für die Söldner ist es ein lukratives Geschäft, auf sich selbst zu wetten. Und wenn sie verlieren ... Tote lösen keine Wettscheine ein! Das Geschäft mit Blut und Blei ist mittlerweile derart durchorganisiert, dass drei eigene Ligen (von drittklassig bis Top-Profis) gegründet wurden, innerhalb derer die Söldner ab- und aufsteigen können. Da nur die League One auf das volle Repertoire von Waffen zurückgreifen kann und die Wetteinsätze hier schnellen Reichtum versprechen, ist es der Traum jedes Söldnerprofis, hier einmal mitzumischen. Ebenso ergeht es Nolan, dem Söldner, in dessen virtuelle Haut ihr in BoS schlüpft. Doch sein Traum, an die Spitze der League One zu gelangen, wird nicht von der Gier nach Geld oder Macht geleitet, sondern vom Durst auf Rache: Der beste Söldner aller Zeiten hat seine Familie ermordet und die einzige Möglichkeit, ihn zu belangen, ist, sich an die Spitze der ersten Liga zu kämpfen und ihn dort für seine Missetaten büßen zu lassen. Doch vor dem Olymp steht der mühsame Aufstieg durch alle Ligen ... Gameplay oder "Chromglänzend marschieren wir voran!" Der vorliegenden Preview-Version gelingt es bereits, einen guten Überblick über das für den 25.08.2005 geplante Spiel zu liefern. Bewaffnet mit Maus und Tastatur ziehen wir auf drei virtuelle Schlachtfelder (je eines aus jeder Liga) und dürfen dort unser Glück versuchen. Die Steuerung ist in zehn Sekunden verinnerlicht, lehnt sie sich doch streng an den Shooter-Genre-Standard an und lässt sich ansonsten mit wenigen Handgriffen eurer Lieblingsbelegung anpassen. Jeder Level beginnt erst einmal gleich: Im Einstellungsmenü rüstet ihr euren Söldner Nolan kräftig aus, heuert ein bis zwei Unterstützungssöldner an und - als besonderes Schmankerl - sucht euch den Zwischen- und Endgegner des jeweiligen Levels aus. Dabei gilt: Je besser der ausgewählte, gegnerische BoS-Profisöldner ist, desto höher ist das dafür ausgezahlte Preisgeld. Doch wählt weise und vor allem analog zu euren Fähigkeiten, sonst findet ihr eure Rüstung schneller im Dreck wieder als euch lieb ist! Jede Einstellung im Menü muss von eurem Konto bezahlt werden, sei es eure Rüstung, die gewählten Mordinstrumente oder die Söldner an eurer Seite - nichts ist kostenlos. Dieser in sich sehr stimmige Faden zieht sich auch durch die Levels an sich. Sobald ihr nach dem Menü nämlich auf das Schlachtfeld losgelassen werdet, zählt nur noch euer Kontostand. Steht der bei Null, war es das mit Aufmunitionierung oder gar Rüstungsreparatur an den rar gesäten BoS-Stationen. Und Heilung könnt ihr euch eh komplett abschminken oder wie es das Spiel ausdrückt "Auf dem Schlachtfeld gibt es weder Krankenschwester noch Doktor", sprich: Sollte der Gegner es schaffen, eure Rüstung zu durchdringen und euer Körper damit verletzt werden, schleppt ihr diese Verwundung den gesamten Level über mit euch herum. Da gilt es, taktisch vorzugehen! Auch ansonsten legt BoS in den Levels viel Wert auf abgestimmtes Vorgehen mit euren Söldnerkameraden, denen ihr allerdings nur drei Kommandos (Folgen, Stopp, Unterstützung) erteilen könnt; stumpfes Vorpreschen in Rambomanier endet mit tödlicher Sicherheit ganz ganz böse für Nolan und damit für euch, dafür sorgen auch die wenigen, kostenpflichtigen Speicherstationen (Quicksave jederzeit möglich, dauerhaftes Abspeichern nur gegen Bezahlung). Über die Wahl eurer Ausrüstung und die Art der angeheuerten Söldner (vom Rüstungsingenieur bis zum Sniper ist alles dabei) bestimmt ihr die Taktik des Levels wesentlich mit. Vom "Panzer" in schwerer Rüstung mit Raketenwerfer, Sturmgewehr und Schrotflinte bis hin zum flinken, leicht gepanzerten Sniper mit Scharfschützengewehr, Seitenpistole und Giftgranaten ist durch die reichhaltige Ausrüstungsauswahl jede Kombination möglich. Der Schwierigkeitsgrad von BoS kann als "fordernd" eingestuft werden. Während der erste Level noch relativ leicht von der Maus geht, spielt der zweite Previewlevel wortwörtlich in einer anderen Liga (nämlich League Two), wo es wesentlich heftiger zur Sache geht. Vom dritten Level der Preview-Version, der in der League One spielt, ganz zu schweigen. Die Levels an sich sind sehr stimmig designt worden und glänzen sowohl mit herausfordernden Häuserkampf- wie Außenarealabschnitten. Bereits in dieser Preview-Version kann man nur sagen "Die Level rocken!". Überall um euch herum passiert etwas: Fallschirmspringer gleiten hinab, schwere Exoskelettpanzer stapfen über die Schlachtfelder, Funkmeldungen berichten von der Front und die Schreie der Verwundeten übertönen ferne Explosionen; kurz: Das Schlachtfeld lebt. Zwischen all diesem glänzend inszenierten Chaos steht ihr mit eurem kleinen, verwundbaren Söldner. Das perfekte Shooterszenario, gelle? Doch die Inszenierung eines lebendigen Schlachtfeldes in einer düster-zynischen Zukunft geht natürlich noch weiter: Trefft ihr in der Mitte bzw. dem Ende des Levels auf euren ausgewählten BoS-Profigegner, wird das Bild kurz mit einer Fernseheinblendung überlagert, die dem johlenden Volk da draußen eure Statistiken und die auf euch laufenden Wetten verkünden. Mit dem zynisch-dreckigen Wissen im Hinterkopf, dass ihr und eure Gegner gleich für das alte Prinzip von "Brot und Spiele" aufeinander losgelassen werdet, schultert ihr eure schwerste Waffe und macht euch auf einen eine Minute währenden Kampf gegen einen echten Profisöldner gefasst ... Diese düstere Grundstimmung wird durch weitere Details unterstützt: Neben der dreckig-industriell-zerbombten Aufmachung der Level, was den bereits ewig währenden Krieg verdeutlichen soll, hämmert euch BoS stets ein, dass ihr nur ein kleines Rad im Mediengetriebe seid und den Zuschauer gefälligst zu unterhalten habt. Dies geschieht beispielsweise über die erwähnten Fernseheinblendungen oder über die Tatsache, dass bei jedem Kopfschuss eurem Konto mit dem bekannten "Katschinnggg" einer Ladenkasse eine Extraprämie für medienwirksame Gegnerterminierung gutschrieben wird. Neben Kopfschüssen bietet das Trefferzonenmodell auch die Möglichkeit, Rumpf oder Beintreffer zu landen, jede Partie ist mit einer eigenen Panzerung geschützt und Treffer haben jeweils unterschiedliche Auswirkungen auf den Verletzungsgrad. Außerdem trägt es ungemein zur Action-Atmosphäre bei, wenn durch euren Beschuss nacheinander die Rüstungsteile des Gegners davonfliegen! Die vorliegende Preview-Version ging erstaunlich flüssig von der Hand, Bugs waren die Ausnahme und Sound und Grafik (siehe unten) machten einen bereits fast-fertigen Eindruck. Einzig die manchmal etwas dümmliche Gegner- und Weggefährten-KI bedarf noch etwas Arbeit, der Hersteller hat allerdings bereits angekündigt, hier noch einmal Hand anzulegen. Ferner wird für die finale Version neben dem beschriebenen Singleplayer- auch ein imposanter Multiplayermodus angekündigt. Neben den bekannten Modi Deathmatch und Team-Deathmatch wird zudem der BoS-Modus enthalten sein, der eine virtuelle BoS-Liga abbilden soll. Hier findet ihr dann die einzigartigen Elemente des SP-Modus wieder: Herausforderungen zu Duellen und der Kampf um Geld bzw. Punkte bestimmen ebenso das Spiel wie die mediale Wirksamkeit. Wenn ihr als niederrangiger Kämpfer einen Höherrangigen erledigt, klingelt die Kasse deutlich kräftiger als sonst. Auch die Söldner- und Ausrüstungsauswahl soll die taktische, actionreiche Stimmung des SP-Modus in den Multiplayer-BoS-Modus transportieren. Grafik oder "Shine, shine my grenade!" Die Grafik unterstützt die düstere Actionatmosphäre von BoS aus ganzem Herzen. Das Metall der Exoskelette glänzt im Licht der Scheinwerfer, blutige Rüstungsteile verbreiten düstere Stimmung und die detaillierten Gesichter der Söldnerkollegen verkünden ihren Kampfeswillen. In der vorliegenden Preview-Version waren an einigen Stellen noch ein paar Kanten zu viel und einige Texturen bedürfen noch eines Feinpolierdurchgangs (der vom Hersteller versprochen wurde), aber bereits jetzt bekräftigt BoS seinen Anspruch, auch grafisch im oberen Drittel der Shooter mitzuspielen. BoS wird zwar aller Voraussicht nach nicht die Grafikklasse eines Half-Life-2 oder Far-Cry erreichen, aber zu einem Platz unter den Grafik-Top-Ten wird es aller Voraussicht nach reichen. Ebenso lassen sich die Renderfilme und Zwischensequenzen in Spielgrafik einstufen, die nett anzuschauen sind und die Stimmung des Spiels gut vermitteln, allerdings ohne neue Grafikmaßstäbe zu setzen. Sound oder "Go, go, go!" Auch im Bereich Sound lässt BoS nichts anbrennen. Die Hintergrundmusik im Militär- bzw. Actionstil ist passend zum jeweiligen Level und auch die militärische Sprachausgabe unterstützt die düstere Stimmung. Wenn sich dann noch aus den Boxen eurer Soundanlage das Atemgeräusch Nolans unter die Explosionen mischt und es sich beim Rennen stetig in hektisch-adrenalingetränkte Ebenen hebt, taucht ihr endgültig in die Stimmung von BoS ein. Die Preview-Version von Bet on Soldier lässt nur einen Schluss zu: Wenn nicht irgendetwas Dramatisches geschieht oder alle anderen - hier nicht vorhandenen Levels - jegliche Stimmung vermissen lassen, steht uns mit Bet on Soldier ein eindrucksvoller Hit ins Haus, sowohl durch die spannende und anspruchsvolle Singleplayerkampagne als auch - sollten die Ankündigungen eingehalten werden - durch das packende Multiplayerangebot. Die Preview-Version lässt mir auf jeden Fall das Wasser im Mund zusammenlaufen: Innovative Hintergrundgeschichte, klasse Konzept, sauberes Gameplay, atmosphärisch-dichte Grafik und Sound, gepaart mit düster-zynischer Atmosphäre. Meine Vorfreude auf die finale Version von Bet on Soldier ist riesig und ebenso dick ist das geplante Veröffentlichungsdatum 25.08.2005 im Kalender eingerahmt. BoS wird ein exzellentes Spiel! (18.06.2005)
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