Tabula Rasa (NCsoft) geschrieben von Roland Kindermann Grundlage für dieses Preview: Betaversion, August 2007
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Richard Garriott gehört zu den Urgesteinen der Computerspiel-Branche. Bereits 1980 legte er mit "Ultima" den Grundstein für seine erfolgreiche Rollenspielreihe. 1997 leistete er dann erneut Pionierarbeit: Mit "Ultima Online" entwickelten er und sein Team das erste erfolgreiche Onlinerollenspiel. Nun versucht Garriott mit seinem neuen Titel "Tabula Rasa" und vielen guten Ideen erneut, frischen Wind in das Genre zu bringen. Zur Abwechslung mal nicht die Welt retten In vielen Spielen müssen Sie die Erde retten. In "Tabula Rasa" ist es dafür bereits zu spät. Die bösen Bane, die versuchen, die Herrschaft über die gesamte Galaxie zu erlangen, haben die Heimat der Menschen bereits vernichtet. Glücklicherweise gelang es einigen tapferen Widerstandskämpfern, durch ein interplanetares Warp-Portal auf andere Planeten zu fliehen und von dort aus den Kampf gegen die Bane zu organisieren. Einer dieser Soldaten sind Sie. Auch wenn die Story sich relativ klischeehaft anhört, widmet "Tabula Rasa" dem Erzählen der Geschichte mehr Aufmerksamkeit als andere Onlinerollenspiele. So gibt es einige Missionen, in denen Sie moralische Entscheidungen treffen müssen, die sich sogar auf das Ende des Spiels auswirken sollen. Klassische Steuerung mit einer Prise Shooter In den meisten Onlinerollenspielen wählen Sie mit dem Mauszeiger Gegner aus, die Ihr Held dann angreift, bis er einen anderen Befehl bekommt, und lösen Aktionen wie beispielsweise Zauber mit einem Klick auf eine Schaltfläche aus. "Tabula Rasa" bricht mit diesem System: Zwar sehen Sie Ihren Charakter wie üblich aus der dritten Person und bewegen ihn mit den "WASD"-Tasten, doch fehlt der Mauszeiger. Stattdessen steuern Sie mit dem Nager wie in einem Actionspiel die Blickrichtung und müssen manuell auf den Gegner zielen. Dabei werden Sie allerdings bei den meisten Waffen von einer relativ starken Auto-Aim-Funktion unterstützt, über die auch Ihre Gegner verfügen. Deshalb können Sie - anders als in den meisten Shootern einem Projektil nicht durch geschicktes Seitwärtsgehen ausweichen. Bewährte Missionstypen Besonders wichtig für Onlinerollenspiele ist die Qualität der Quests. In "Tabula Rasa" gibt es von "Töte zehn Gegner vom Typ X" bis zur NPC-Eskorte alle genreüblichen Aufgaben. Viele Missionen eignen sich dabei auch für Spieler, die lieber allein unterwegs sind. Manchmal, etwa beim Kampf gegen starke Bossgegner, sollten Sie allerdings lieber in einer größeren Gruppe losziehen. Auch Instanzen, also Bereiche, von denen für jede Spielergruppe eine eigene Kopie erstellt wird, und die somit auch stark geskriptete Missionen erlauben, existieren. Dynamisches Schlachtfeld Zusätzlich zu diesen bewährten Spielelementen gibt es jedoch auch noch das "Dynamic Battlefield"-System. Dieses ermöglicht es den beiden Parteien, gegnerische Basen zu übernehmen. Dabei gehen die NPCs autonom vor wenn Sie wollen, können Sie aber auch eingreifen und die Menschheit unterstützen. Wenn die Bane einen Stützpunkt besitzen, müssen Sie nicht nur auf die dort ansässigen Händler und das als Respawn-Punkt dienende Krankenhaus verzichten, sondern können mitunter auch Quests nicht mehr abschließen, da die dafür benötigten NPCs fehlen. Auch wenn eine Basis gerade von den Bane angegriffen wird, sind Sie im Inneren meist sicher. Dafür sorgen hohe Mauern und Energietore, die den Feind am Eindringen hindern. Es steht ihnen also frei, sich aus dem Stützpunkt zu begeben und die NPCs bei der Verteidigung zu unterstützen. Während unseres Tests passierte es jedoch auch, dass der Feind das Tor durchbrach, in die Basis eindrang, und uns unsanft beim Sortieren des Inventars störte. Glücklicherweise konnte der Angriff mit den vereinten Kräften aller anwesenden Spieler noch einmal abgewendet werden. Solche Situationen sind ungeheuer spannend und vermitteln das Gefühl, tatsächlich Teil eines großen Krieges zu sein. Kostspielige Schnellfeuerwaffen Obwohl "Tabula Rasa" in der Zukunft spielt, funktionieren Rüstungen genau wie in vergleichbaren Fantasy-Spielen: Von den Stiefeln bis zum Helm können Sie sieben unterschiedliche Kleidungsstücke tragen, die den Schaden, den gegnerische Angriffe verursachen, verringern und weitere Boni bringen. Anders als bei "World of Warcraft" und Co funktionieren logischerweise die Waffen. Insbesondere spielt der Nahkampf nur eine untergeordnete Rolle. Stattdessen gibt es von der Shotgun bis zum Raketenwerfer alle klassischen Shooter-Waffentypen. Welche davon Sie verwenden dürfen, hängt von Ihrer Klasse ab. Eins haben jedoch alle Waffen gemein: Sie benötigen passende Munition. Da diese beim Händler erstanden oder bei besiegten Gegnern gefunden werden muss, ist es also durchaus auch eine wirtschaftliche Entscheidung, ob man zur Pistole oder zum Maschinengewehr greift. Fähigkeiten statt Magie Auch ein "Magie"-System darf in "Tabula Rasa" natürlich nicht fehlen, wenngleich Sie szenariobedingt natürlich keine Zauber, sondern "Fähigkeiten" verwenden. Diese ermöglichen Ihnen beispielsweise, für eine gewisse Zeit schneller zu rennen oder mehr Schaden zu verursachen. Je nach Fähigkeit verbrauchen Sie dabei entweder Energie, die sich mit der Zeit selbstständig wieder auflädt, oder Adrenalin, das Sie im Kampf erlangen. Andere Fähigkeiten müssen nicht erst aktiviert werden, sondern wirken permanent und ermöglichen beispielsweise die Verwendung neuer Waffen- oder Rüstungstypen. Angriff der Klonkrieger Wer schon einmal ein Onlinerollenspiel gespielt hat, bemerkt gleich zu Beginn von "Tabula Rasa" einen der größten Unterschiede zu vergleichbaren Spielen. Zwar konfigurieren Sie genretypisch zunächst Geschlecht und Aussehen Ihres Helden, dann jedoch entfällt die sonst übliche Klassenwahl in "Tabula Rasa" starten alle Spieler als Rekruten, denen die gleichen Fertigkeiten und Attribute zur Verfügung stehen. Erst wenn Ihr Recke Level fünf erreicht, müssen Sie wählen, ob Sie lieber mit einem Soldaten, der sich ganz darauf konzentriert, den Feind zu bekämpfen, oder einen Spezialisten, der besonders gut darin ist, Kameraden zu unterstützen, spielen möchten. Alle fünf Stufen müssen Sie sich dann weiter spezialisieren, bis Sie letztendlich eine der acht endgültigen Klassen erreicht haben. Sollten Sie sich dabei nicht ganz sicher sein, welche Unterklasse besser zu Ihrem Spielstil passt, dürfen Sie jederzeit einen Klon Ihres Charakters anlegen. Dieser dient als eine Art Spielstand, den Sie später bei Bedarf laden dürfen. Dies dürfte vor allem Anfängern zugutekommen. Vor dem Aufleveln kommt das Erkunden Bei jedem Levelaufstieg können Sie einige Punkte auf drei verschiedene Charakterattribute verteilen, die die maximale Anzahl von Energie- und Lebenspunkten sowie deren Regenerationsrate beeinflussen. Außerdem erhalten Sie Fähigkeitspunkte. In welche Fähigkeiten Sie diese investieren dürfen, hängt nicht nur von Ihrer Klasse ab, sondern auch davon, welche Logos Sie bereits gefunden haben. Dabei handelt es sich um Symbole einer fremden Sprache, die Sie erlernen müssen, indem Sie zugehörige Hologramme, die über die gesamte Spielwelt verteilt sind, finden. "Tabula Rasa" ist ein klassisches Onlinerollenspiel, das allerdings mit vielen intelligenten Ideen glänzt. Vor allem durch das "Dynamic Battlefield"-System, das sehr zur Atmosphäre beiträgt, kann "Tabula Rasa" sich von der Konkurrenz abheben. Auch wenn fraglich ist, ob dies für einen Erfolg à la "World of Warcraft" oder "Guild Wars" reicht, sollten Onlinerollenspiel-Fans sich schon einmal den 5. Oktober vormerken. Die Screenshots zu diesem Test wurden vom Publisher auf der Games Convention veröffentlicht und stammen nicht vom Betatest. (30.08.2007)
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