Command & Conquer: Tiberium Wars

Command & Conquer: Tiberium Wars

(Electronic Arts)

geschrieben von Uwe Schöler und Sebastian E.R. Hör

Grundlage für dieses Preview: Öffentliche Demoversion vom Februar 2007

 

 
Entwickler: Electronic Arts
Publisher: Electronic Arts
Genre: Echtzeit-Strategie
Releasedate: 29. März 2007
Homepage: Command & Conquer
Preis: ca. 56,00 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 16 Jahren gemäß §14 JuSchG

Tiberium - unvorstellbar mächtiges Mineral rätselhaften Ursprungs, Ende des 20. Jahrhunderts auf der Erde aufgeschlagen. Es verwandelt die Oberfläche des einstmals blauen Planeten in eine tödliche Ödnis, vernichtet die Flora ebenso sicher wie die Fauna und saugt alles, was die Erde an Mineralien abgibt, in sich auf. Damit ist es natürlich ungeheuer wertvoll und eine nie da gewesene Energiequelle, um die sich in zwei Kriegen die Globale Defensivinitiative (GDI) und die Bruderschaft von Nod erbitterte Kämpfe geliefert haben. Doch Tiberium ist noch etwas anderes: Tiberium nährt in zahlreichen Echtzeitstrategen rund um den Globus die Hoffnung, dass diesmal alles besser wird. Der erste Tiberiumkrieg hat das RTS-Genre begründet (wie es im Trailer zu Command & Conquer so treffend heißt), der zweite Krieg führte die Serie auf den Tiefpunkt und der dritte soll das Spiel als größte Science Fiction-Seifenoper der Spieleszene wieder dahin zurückführen, wo es einmal war: an die Spitze.

Kane lebt (mal wieder)

Er ist einfach nicht totzukriegen: Kane, gottgleicher Führer der Bruderschaft von Nod, steigt wieder einmal zum Entzücken seiner Anhänger aus dem Grab und erklärt dem alten Erzfeind, der GDI, erneut den Krieg. Sein Glaube daran, dass Tiberiummutation die nächste Evolutionsstufe der Menschheit darstellt, bereitet dem transatlantischen Bündnis große Sorgen. Dreißig Prozent der Erdoberfläche sind mittlerweile zu "roten Zonen" geworden, in denen menschliches Leben unmöglich geworden ist. Ionenstürme fegen über die Landschaft und Tiberiumkristalle husten ihre giftigen Dämpfe in die Atmosphäre, viel tödlicher, als sämtliche CO2-Emissionen aller Staaten der Welt zusammengenommen. Die "gelben Zonen" bedecken knapp die Hälfte der Erde - in diesen Zonen, die von den vorangegangenen Kriegen schwer gebeutelt wurden, lebt der Großteil der Erdbevölkerung. Nod operiert hier größtenteils unbehelligt und rekrutiert Unzufriedene für den Dienst in der Bruderschaft. Die "blauen Zonen" sind die letzten vom Tiberium weitestgehend unberührten Flecken der Erde und werden als die letzte Hoffnung der Menschheit betrachtet. Die GDI wacht über die Sicherheit dieser Zonen.

Die Bruderschaft hat sich in den letzten Jahren weitgehend ruhig verhalten, so dass viele bereits an ein Ende der Feindseligkeiten und eine neue Ära des Friedens, Wohlstands und Koexistenz zu glauben beginnen. Doch einer traut dem Ganzen nicht: General Jack Granger, gespielt von Michael Ironside. Er glaubt, dass die Bruderschaft von Nod die GDI nur in Sicherheit wiegen will - und er soll Recht behalten …

Wiedersehen mit alten Freunden

In der Demo zu "Command & Conquer - Tiberium Wars" können Sie sowohl die Prologmission der GDI mitsamt den dazugehörigen, gefilmten Videosequenzen spielen, als auch eine Einzelmission im späteren Verlauf der Kampagne. Zudem stehen noch das Tutorial und eine Skirmish-Map zur Verfügung, die Sie allerdings nur mit der GDI (und anhand eines Tricks mit der Bruderschaft von Nod) spielen können. Die Prologmission der GDI ist, wie man das von C&C erwarten kann, kinoreif aufgezogen, mitsamt einigermaßen überraschenden Wendungen, dramatischen Schwenks über das Schlachtfeld und kurzen Videoeinspielungen der Protagonisten während der Mission. Aufträge werden durch einen Zoom auf die zur Erfüllung notwendigen Ziele (also z. B. Zerstörung eines Gebäudes) nochmals verdeutlicht und mit erläuternden Kommentaren unterlegt. Diese können von erfahrenen Spielern aber auch bequem abgebrochen werden.

Ein neues Feature, das zwar nicht unbedingt notwendig ist, aber bereits in anderen Echtzeitstrategiespielen Einzug gehalten hat, ist die Datenbank. Hier finden Sie Einträge zu allen Einheiten der eigenen und gegnerischen Seite sowie einige interessante Nachrichtenschnipsel und Anekdoten aus dem zweiten Tiberiumkrieg (beispielsweise die Information über die Einstellung der Produktion des Mammut Mk II). Ebenfalls neu ist der unvergleichliche Zoom, mit dem man sich die Einheiten direkt ins Zimmer holen kann, beziehungsweise sich mittels der Vogelperspektive einen Gesamtüberblick über das Schlachtfeld, oder besser gesagt, über den sichtbaren Teil, zu verschaffen. Mit gedrücktem Scrollrad kann man sich dann noch die Karte in die passende Richtung drehen.

Das Gameplay ist RTS-typisch, allerdings mit einer interessanten Neuerung im Vergleich zu allen früheren C&C-Titeln: Die gewohnte Linksklick-Steuerung wurde durch die genreübliche Rechtsklick-Steuerung ersetzt, das heißt, man schickt seine Truppen nun mit der rechten Maustaste durch die Gegend und ins Kampfgetümmel. Ansonsten erinnert vieles an die Ansätze, die schon aus "Tiberian Sun" (TS) bekannt sind: Die modulare Aufrüstbarkeit der Gebäude beispielsweise, die es in sehr dürftiger Form bereits im zweiten Teil der Tiberium-Reihe gab. Man kann, wie in TS auch, seine Kraftwerke mit Turbinen bestücken, um sie leistungsfähiger zu machen. Das ist aber in Sachen Modularbauweise auch schon das einzige; Ionenkanone und andere Spezialfähigkeiten werden nun nicht mehr per Upgrade an die Kommandozentrale angebaut. Es spricht also vieles dafür, dass das an sich gute Konzept auch in "Tiberium Wars" nicht zu Ende gedacht bzw. konsequent durchgesetzt wurde.

Dafür gibt es jetzt für viele Einheiten Upgrades zu kaufen, die beispielsweise die Panzerung verbessern - ein Feature, das es schon seit langer Zeit in anderen RTS-Titeln gibt, das aber in der C&C-Reihe bisher nur bei "Generäle" praktiziert wurde. Außerdem verfügen die meisten Einheiten über nette Sekundärfähigkeiten, die die Spieltiefe deutlich aufwerten: So kann die Juggernaut-Artillerie der GDI (die vom Aussehen her stark an den Moloch aus "Tiberian Sun: Feuersturm" erinnert) über die ganze Karte hinweg schießen, sofern sich das Ziel im Sichtbereich eines Scharfschützen befindet. Der Nod-Kampfläufer hat Commander-Fähigkeiten, kann eigene Einheiten vernichten und sich dadurch ihre Fähigkeiten aneignen - die Absorption eines Stealth-Panzers bewirkt beispielsweise, dass sich der Kampfläufer selbst tarnen kann, die eines Flammenpanzers beschert ihm einen gegen Infanterie höchst wirksamen Flammenwerfer.

Beim Baumenü hat man sich für einen Kompromiss zwischen den früheren C&C-Teilen und "Generäle" entschieden. Viele Spieler liefen Sturm gegen den Bruch mit der Bauleiste und dem Bauhof in "Command & Conquer - Generäle", es sei nicht C&C-typisch, obwohl genannte Leiste nun wirklich nicht mehr zeitgemäß war und gleichzeitiges Bauen mehrerer Gebäude oder verschiedener Einheitentypen verhinderte. Um dem Rechnung zu tragen, sind die Entwickler auf eine sehr gute Idee verfallen: Mit Hilfe eines Krans kann die Gebäudeleiste um eine weitere, parallele Leiste erweitert werden, beim Bau einer zweiten Kaserne oder Waffenfabrik kann man simultan verschiedene Truppentypen produzieren - intelligent gelöst!

Tiberium-Disco

Die Grafik von "Tiberium Wars" erinnert stark an die von "Generäle" - was kein Wunder ist, denn beide Spiele benutzen dieselbe Engine. Das bedeutet leider auch, dass die Grafik, die CCG damals zur Genrereferenz machte, mittlerweile etwas angestaubt ist. Echten RTS-Veteranen wird das kaum etwas ausmachen, stehen doch bei Echtzeitstrategiespielen Spieltiefe und Taktik im Vordergrund, aber Gelegenheitszocker werden der Optik wohl mit einem Gähnen begegnen. Dennoch haben die Entwickler hier gute Arbeit geleistet und die Engine etwas aufgebohrt, so dass Explosionen und Animationen durchaus zeitgemäß und schön anzusehen sind; vor allem, wenn man eine gute Hardwareausstattung besitzt und das Spiel in maximalen Grafikeinstellungen spielen kann. Hier sieht man dann schon exakte Schatten der Einheiten und Gebäude oder Äste an den Bäumen, die sich im Wind wiegen. Die Videosequenzen sind, wie oben bereits erwähnt, erste Sahne und suchen nach wie vor ihresgleichen im Genre. Die Schauspieler sind allesamt hervorragend und vermitteln glaubwürdig die herrschende Atmosphäre, allen voran Michael Ironside als General Jack Granger.

Sound of the Underground

Akustisch gab es an C&C-Titeln noch nie etwas zu bemängeln. So auch in "Tiberium Wars": Die Hintergrundmusik ist hervorragend dem Spielgeschehen angepasst und stört nie, die Soundeffekte und die Sprachausgabe der Einheiten ist zumindest in der vorliegenden englischen Version ebenfalls exzellent und die der Sprecher in den Videosequenzen auch. Explosionen und Schusswechsel haben das typische C&C-Flair, das zwar nicht unbedingt realistisch ist, aber hey - wäre C&C ein realistisches Spiel, würden irgendwo auf der Erde mittlerweile riesige Felder Tiberium herumliegen.

Wer sind eigentlich die Scrin?

Die GDI weiß, dass es Kane geschafft hat, mit Hilfe einer bläulich schimmernden Kugel ein Scrin-Schiff zu bauen. Nicht zuletzt, weil die GDI in der letzten Mission von TS ein Raumschiff betraten, das nicht von der Erde stammte. Die Scrin warten auf ein Signal, doch wie es aussieht und wer das Signal gibt, weiß keiner, aber nachdem sie das Signal erhalten, landen sie nach jahrelanger Reise zuerst in den "roten" Zonen. Das Tiberium macht ihnen nichts aus, nein die Scrin können es sogar zur eigenen Regeneration nutzen sowie als Waffe gegen Infanterie. Haben sie das Tiberium zu uns geschickt?

Die Aliens verfügen ebenfalls wie die GDI und Nod über eigene Einheiten. Gebäude werden mit Hilfe von Dronenschiffen gebaut und ihre Harvester sind wahrscheinlich effektiver als die der anderen. Neben Suchpanzer die als Erkundungseinheiten dienen gibt es auch Assimilatoren, Razor Dronen und Buzzer, die eine Art Rasierklingen-Wolke darstellen. Der Devourer Tank kann Tiberium in sich aufnehmen und dieses Material als tödliche Waffe, ähnlich einer Ionenkanone abfeuern. Im Luftkampf stehen den Scrin ebenfalls Einheiten zur Verfügung: der Stormrider als leichter Flieger, das Devastator Warship, ein fliegendes Artilleriegeschütz oder der Planetary Assault Carrier, mit dem Einheiten transportiert werden können.

Mit dem nun dritten Teil der glorreichen "Command & Conquer"-Reihe wird den Echtzeitstrategen wieder eine erstklassige Story geliefert, die alle C&C-Begeisterten an den PC fesseln wird. EA hat hier einiges einfließen lassen, was es bereits in anderen RTS-Spielen wie "Supreme Commander" gibt. So wählt man bei der Gegner-KI nun nicht mehr zwischen "Leicht", "Mittel" und "Schwer" aus, sondern zwischen "Ausgeglichen", "Stürmer", "Schildkröte", "Partisan" und "Dampfwalze". In der Demo ist leider nur die ausgeglichene Mischung spielbar. Bleibt zu hoffen, dass die KI nun endlich etwas zu bieten hat und nicht wie in den alten Titeln exakt immer aus der gleichen Richtung angreift. Alles in allem lässt mich die Demo auf mehr hoffen, vor allem welche Rolle die Scrin spielen und wie diese sich gegenüber Nod und GDI verhalten.

 

Minimale

- Windows XP/Vista - Pentium IV 2000 MHz oder höher (oder vergleichbarer AMD)

- mind. 512 MB RAM

- Grafikkarte mit mind. 64 MB (DirectX 9-kompatibel)

- 2-fach DVD-ROM

- mind. 1,4 GB freier Festplattenspeicher

- Soundkarte (DirectX 9-kompatibel)

- 56,6 Kbps-Internetverbindung


Fazit

(Uwe Schöler)
   (Sebastian E.R. Hör) Die Demo zu "Tiberium Wars" hinterlässt bei mir einen zwiespältigen Eindruck wie niemals zuvor - trotz der exzellenten Videosequenzen, trotz der kinoreifen Aufmachung und trotz des Auftretens von Michael Ironside, den ich spätestens seit seiner Rolle als Jean Rasczak in der Neuauflage von "Starship Troopers" verehre. Nein, das Gameplay hat mich nicht überzeugt. Sicher, die Upgrades sind nett. Klar, die Idee, Spezialfähigkeiten gegen Geld einzusetzen, ist interessant. Natürlich, die parallelen Bauleisten sind innovativ. Aber wie wird die Umsetzung schlussendlich aussehen? Auch "Tiberian Sun" hatte einige gute Ideen - und sie wurden allesamt vermurkst. Diese Gefahr besteht bei "Tiberium Wars" sicherlich nicht, das Gameplay macht einen durchaus soliden, interessanten Eindruck, aber werden die Einheiten-Upgrades einen signifikanten Unterschied machen, wenn vier voll aufgerüstete Panzer auf sechs nicht aufgerüstete treffen? Wie wirken sich die Scrin auf das Balancing aus? Bringen die Außenposten wirklich etwas? Im Singleplayer stellt sich die Frage weniger, aber im Multiplayer wird sie interessant zu beantworten sein; ebenso die Frage, ob EA es endlich geschafft hat, eine einigermaßen funktionierende Lobby auf die Beine zu stellen. Es wäre ein Fiasko, wenn "Tiberium Wars" denselben Tod sterben müsste wie seinerzeit "Generäle". Dennoch, der Gesamteindruck ist verhalten positiv und ich bin gespannt, was letzten Endes dabei herauskommt. (09.03.2007)


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