War Front: Turning Point (CDV) geschrieben von Tim Siegwart Grundlage für dieses Preview: Presseversion vom August 2006
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Digital Reality machte bereits mit Titeln wie "Imperium Galactica" I und II, "Haegemonia" sowie mit "Desert Rats vs Africa Korps" auf sich aufmerksam. Der aktuelle Titel "War Front: Turning Point" ist erneut im Zweiten Weltkrieg angesiedelt. Spätestens zum 60. Jahrestag des Kriegsendes 1945 wurde die Spielewelt allerdings mit Titeln, die den Zweiten Weltkrieg als Schauplatz nahmen, nur so überflutet. Um aus der Masse dieser historischen Strategiespiele herauszustechen, hat sich Digital Reality etwas einfallen lassen, nämlich einfach die Geschichte ein wenig zu verändern. Dadurch ergeben sich nicht nur neue Einheiten, sondern auch ganz neue Möglichkeiten, den Storyverlauf im Vergleich zu anderen Spielen wesentlich interessanter und überraschender zu gestalten. Und das sieht wie folgt aus. Geschichte etwas anders Der Zweite Weltkrieg ist in vollem Gange. Die Landung in der Normandie, der D-Day und die Befreiung Frankreichs haben niemals stattgefunden. Die Luftwaffe hat die erbitterte Luftschlacht um England gewonnen, deutsche Truppen sind erfolgreich gelandet und deutsche Panzerverbände sind bis nach London vorgedrungen. Der britische Widerstand ist zerschlagen. Ohne die massive Bedrohung von Bomberstaffeln der Royal Air Force und die dadurch ausbleibenden herben Verluste an Mensch und Material konnte in Deutschland eine hocheffektive Infrastruktur geschaffen werden, die es dem Nazi-Regime erlaubt, Superwaffen wie die Me 262, die V-Raketen oder auch den ersten Nurflügelbomber in Massenproduktion übergehen zu lassen. Doch inzwischen sind amerikanische Truppenverbände im besetzten England gelandet und wollen mit Hilfe ihrer eigenen Superwaffen der deutschen Besatzung Englands ein Ende bereiten. Der deutsche Widerstand plant währenddessen die Eliminierung Hitlers und das Ende der Naziherrschaft. Am Horizont dieser Ereignisse wächst eine neue, gewaltige Bedrohung im Osten heran. Unter Stalins Führung plant die Rote Armee, ganz Europa der Sowjetunion einzuverleiben. Nur gemeinsam können die Alliierten und das neue Deutschland gegen diese Bedrohung bestehen. Bereits im Vorfeld dieser Ereignisse sind einige hochrangige Wissenschaftler spurlos verschwunden und die Vermutung liegt nahe, dass man schon bald mit Superwaffen der Sowjetunion konfrontiert werden wird. Soviel sei noch gesagt - es wird einige überraschende Wendungen in der Geschichte geben. So wird kommandiert Nach erfolgter Installation stehen dem Spieler mehrere Wahlmöglichkeiten offen. So kann er im Kampagnenmodus die Story von "War Front: Turning Point" von Mission zu Mission erfahren, im Skirmish-Modus gegen einen oder mehrere Computergegner antreten oder aber direkt den Multiplayermodus anwählen und gegen Spieler aus aller Welt antreten. Zu Beginn des Kampagnenmodus wählt der Spieler die Seite, für die er in das Kriegsgeschehen eingreifen möchte. Auf deutscher Seite übernimmt man zum Beispiel den aufstrebenden Offizier Roland Hellmann und begleitet ihn bis zum Ende seiner Missionen. In allen Modi ist das Grundprinzip das gleiche: Man baut sich eine Basis auf. Der Bau des einen Gebäudes ermöglicht in den meisten Fällen den Bau eines anderen Gebäudetyps. Mit Hilfe des Versorgungsdepots werden Rohstoffe gesammelt. In "War Front: Turning Point" werden alle Rohstoffe in Geld umgewandelt; es muss also nicht auf eine funktionierende Wirtschaft geachtet werden, nur die Kasse muss stimmen. Dadurch wird das Spiel sehr vereinfacht und gibt dem Spieler die Möglichkeit, sich mehr um das Kampfgeschehen und die strategische Planung seines Feldzuges zu kümmern. Für die Rohstoffgewinnung stehen, abhängig von der gewählten Kriegspartei, mehrere Minen, Schrottplätze usw. zur Verfügung. Ist die Mine erschöpft, muss nach einer neuen oder nach alternativer Rohstoffversorgung Ausschau gehalten werden. Neben allgemeinen alternativen Ressourcen wie Ölquellen, die von allen Spielern besetzt werden können und die der jeweiligen Partei Unmengen Geld in die Kasse spülen, gibt es für jede Seite eine Möglichkeit, eine unerschöpfliche Rohstoffquelle zu errichten. Die Russen erreichen dies zum Beispiel durch den Bau eines Schwarzmarktes, während für die Alliierten Kisten per Fallschirm an einem Landeplatz abgeworfen werden. Grundsätzlich stehen dem Spieler Bodentruppen und die Luftwaffe zur Verfügung. Bei den Bodentruppen kann der Spieler zwischen einfachen Soldaten, deren Bewaffnung von Bazookas über Maschinengewehre bis hin zu Flammenwerfern reicht und die schnell und billig zu produzieren sind, und schwerem Gerät wählen. Beim Fuhrpark stehen mehrere Panzer, Artillerie und Flugabwehrfahrzeuge zur Verfügung. Natürlich wurde sich dabei an reale Einheiten gehalten. So findet man sowohl den auf deutscher Seite gefürchteten Katyusha, besser bekannt als Stalinorgel, als auch den Sherman- und den Tiger-Panzer. Im späteren Spielverlauf kann der Spieler dem Gegner außerdem zunehmend Spezialeinheiten und Superwaffen entgegenschicken. Die Helden können frei gesteuert werden und haben mit ihren Spezialfähigkeiten Auswirkungen auf die Einheiten in ihrer Nähe. Sollte ein Held vom Gegner getötet werden, so kann er jederzeit in der eigenen Basis erneut erschaffen werden. Die Luftwaffe jeder Nation verfügt über Jagdmaschinen, die sich zum Einsatz gegen Luft- und Bodenziele eignen und Jagdbomber, die wehrlos gegen Jagdmaschinen, aber äußert effektiv gegen Panzer und Stellungen des Gegners eingesetzt werden können. Der legendäre Stuka der deutschen Luftwaffe darf hier genauso wenig fehlen wie die russische Sturmovik IL-2. Neben diesen Standardlufteinheiten hat der Spieler noch die Möglichkeit, von Zeit zu Zeit Luftlandetruppen hinter den feindlichen Linien abzusetzen. Die Anzahl orientiert sich hierbei an den verfügbaren Flughäfen. Sind die Einheiten abgesetzt, muss gewartet werden, bis diese taktische Variante wieder zur Verfügung steht. Der Einsatz von Langstreckenbombern ist auf die gleiche Weise geregelt. Werden diese Einheiten einmal in Marsch gesetzt, kann das Ziel nicht mehr nachträglich geändert werden. Im Kampagnenmodus sind dem Spieler mehrere taktische Ziele vorgegeben, die eingenommen oder zerstört werden müssen; im Laufe der Mission können diese Ziele jedoch geändert oder ergänzt werden. Dabei wird zwischen primären Zielen, die unbedingt zum erfolgreichen Abschluss der Mission zu erfüllen sind, und sekundären und Bonuszielen unterschieden. Häufig sind diese sekundären und Bonusziele unter Zeitdruck zu erfüllen. Je mehr der Spieler davon dabei als erfüllt verbuchen kann, desto mehr Punkte werden nach der Mission gutgeschrieben und Orden verteilt. Der Schwierigkeitsgrad der Missionen kann jederzeit vor dem Start des jeweils nächsten Einsatzes festgelegt werden. Bereits erfüllte Missionen können auch später jederzeit wiederholt werden. Im Skirmish- und Multiplayermodus können die Ziele vor Beginn festgelegt werden. Was genau die Siegesbedingungen sind, mit wie vielen Ressourcen man startet, welche Technologiestufe vorhanden ist und auf welcher Seite man starten möchte, ist frei wählbar. Dazu wurden einige unterschiedlich große Karten hinzugefügt, so dass sowohl zu zweit oder auch mit mehreren gespielt werden kann. Wie befehligt man Panzerverbände Die Steuerung in "War Front: Turning Point" erfolgt per Mausklick. Mehrere Einheiten können zu Kampfgruppen kombiniert werden. Hierzu stehen dem Spieler auch einige nützliche Hotkeys zur Verfügung. Gebäude werden auf dem Gelände frei platziert, Grenzen werden hier lediglich durch die Umgebung und geografische Gegebenheiten gesetzt. Auf der Übersichtskarte kann sekundenschnell die entsprechende Position auf der Karte erreicht werden. Für die Einheitensteuerung ist die linke Maustaste zum Auswählen und Wechseln der Einheiten gedacht und die rechte Maustaste mit Aktionen belegt. Das Ganze spielt sich dann folgendermaßen: Mit der linken Maustaste wird eine - oder durch Ziehen eines Kastens sämtliche - Einheiten in diesem Bereich angewählt. Die Umgebung kann jederzeit um volle 360 Grad gedreht und zentriert werden. Natürlich kann man bei Bedarf auch näher heranzoomen. Digital Reality hat sich dazu noch einige Besonderheiten einfallen lassen. So kann per Klick im Einheitenmenü der Panzer eine Verfolgerkamera der selektierten Einheit aktiviert werden und man ist sozusagen live beim Geschehen dabei. Auch in dieser Perspektive bleibt die Umgebung um 360 Grad drehbar, was besonders bei Großangriffen von Panzerverbänden sehr schön anzusehen ist. Des Weiteren darf der Spieler selbst die Steuerung der Bunker übernehmen. Einfach den gewünschten Bunker per Mausklick markieren, im Menüfeld auf das entsprechende Symbol klicken und schon sitzt man im Bunker und kann feindliche Truppen mit der Panzerabwehrkanone oder dem MG, je nach Bewaffnung des Bunkers, unter Beschuss nehmen. Das Spiel kann jederzeit unterbrochen, gespeichert oder auch neu geladen werden. Dem Spieler stehen hierzu unbegrenzt Speicherslots zur Verfügung. Die Helden des Spiels sind jederzeit über ein Extrasymbol erreichbar. Aktuelle Einsatzbefehle oder auch Diplomatie (nur im Multiplayer- und Skirmish-Modus verfügbar) können jederzeit eingesehen werden. Schöne Aussichten Die Grafik in "War Front: Turning Point" ist sehr überzeugend. Die Einheiten und Gebäude im Spiel sind detailreich gestaltet und sehen auch auf der höchsten Zoomstufe sehr gelungen aus. Bei sämtlichen Missionen und Karten ist die Umgebung liebevoll mit Granateinschlägen, alten noch brennenden Wracks, Stacheldrahtzaun und dergleichen gestaltet. Bäume und Büsche wehen im Wind, Bauern verrichten teilweise noch ihre Arbeit auf den Feldern. Zudem gibt es bei fast allen Karten nett gestaltete Verteidigungsanlagen - diese greifen zwar nicht in das Spielgeschehen ein, tragen aber ungemein viel zum Spielflair bei. Sehr gut ist der Tag/Nachtwechsel gelungen; sobald es dunkel wird, schalten sich in der Basis die Scheinwerfer an den Gebäuden ein und von Wachtürmen aus werden Suchscheinwerferkegel durch die Nacht geschickt, um den Feind aufzuspüren. Regen und Schnee haben zudem einen Einfluss auf die Verfügbarkeit von Luftlandetruppen. Auch Explosions- und Mündungsfeuer brauchen den Vergleich mit der Konkurrenz auf dem Spielemarkt nicht zu scheuen! Den Einsatz von V1- und V2-Raketen kann der Spieler mitverfolgen, denn die Raketen starten direkt von den Rampen und fliegen erst einmal außer Sichtweite, bevor sie farbenprächtig in der gegnerischen Basis einschlagen. Aus russischer Sicht ist besonders das Einfrieren gegnerischer Einheiten schön anzusehen. Ein Extralob hat sich Digital Reality natürlich für die hervorragenden, kinoreifen Zwischensequenzen und Missionsbriefings verdient! Sie tragen die Story des Spiels sehr gelungen und packend an den Spieler heran. So klingt der Krieg
Gleich nach dem Start wird der Spieler von einer Mischung aus militärischer und düsterer Musik empfangen. Das Ganze wirkt in Anbetracht der Hintergrundgeschichte sehr stimmungsvoll und schafft die richtige Atmosphäre. Während der Missionen erklingt die gleiche Musik, je nach Spielsituation dramatisiert sich das Stück. Somit kommt trotz fehlender musikalischer Vielfalt keine Monotonie auf. Explosionen, Granateneinschläge oder Maschinegewehrfeuer kommen sehr authentisch rüber. Das Prasseln des Regens oder das Rauschen des Wassers wirkt zwar etwas übertrieben, stört aber nicht weiter. In der getesteten englischen Version von "War Front: Turning Point" kommt der deutsche Akzent der Hauptfiguren im Spiel sehr übertrieben und eben passend zu den Klischees zur Geltung. Selektierte Einheiten bestätigen ihre Einsatzbefehle dem Spieler kurz und knapp in militärischem Ton. Selbstverständlich ändern sich die gesprochen Texte ständig und sind zudem von gespielter Seite abhängig. Lediglich Atombomben oder V-Raketeneinschläge hätten etwas satter klingen können. Durch den geänderten Geschichtsverlauf ist "War Front: Turning Point" im Gegensatz zu üblichen, historisch korrekten Spielen sehr spannend und wesentlich interessanter, denn der Spieler weiß hier nie, was als nächstes passieren wird. Die Story wird spannend und abwechslungsreich erzählt und nicht zuletzt durch die überaus gut gelungenen Zwischensequenzen wirkt die Story fesselnd auf den Spieler. Die Steuerung ist sehr intuitiv und selbst Genreeinsteiger werden schnell mit ihr klarkommen. Dadurch, dass das lästige Abbauen verschiedener Rohstoffarten vermieden wurde und man sich auf einen Typ beschränkte, kann man sich voll und ganz auf seine Aufträge konzentrieren. Besonders der Einsatz von Spezialeinheiten, wie zum Beispiel der V-Raketen, ist sehr effektvoll in Szene gesetzt. Für den Spielverlauf ist es natürlich nicht ausschlaggebend, die V-Rakete die Rampe hinaufschießen zu sehen, aber es sieht einfach klasse aus und macht jeden Einsatz dieser Waffe zum verdienten Lohn der Warterei auf ihre Verfügbarkeit. Egal, unter welcher Flagge gestartet wird, es stehen immer interessante Einheiten zur Verfügung, deren Stärken und Schwächen schnell optimal genutzt werden können. Die Grafik hat mir hierbei sehr gut gefallen, überall ist noch mal ein kleines Detail versteckt, seien es umknickende Zäune, wenn Panzer darüber rollen, oder die sich im Wind biegenden Bäume - es wirkt alles sehr realistisch. Der Wechsel von Tag zu Nacht und die sich daraus ergebenden taktischen Möglichkeiten (geringere Sichtweite der Einheiten) bieten ein weites Feld für taktische Spielereien. Die Möglichkeit, selbst in Bunker zu steigen und das Geschütz zu bedienen, ist ganz nett, wird aber vermutlich nicht nur bei mir eine einmalige Sache sein. Die Verfolgerkamera wurde da wesentlich häufiger beim endgültigen, vernichtenden Schlag gegen den Gegner eingesetzt. In der finalen Version von "War Front: Turning Point" soll nach Angaben des Herstellers ein Editor beigefügt sein, mit dem eigene Karten etc. erstellt werden können. Das würde den Multiplayermodus noch etwas interessanter machen. Im Gegensatz zur Konkurrenz hat Digital Reality nicht versucht, das Genre neu zu erfinden, sondern eher alle Stärken ihrer vorherigen Titel vereint. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. (04.09.2006)
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