The Rockin Dead (Preview)

The Rockin Dead (Preview)

(BitComposer)

geschrieben von Bernd Wolffgramm

 

 
Entwickler: Grasland
Publisher: BitComposer
Genre: Adventure
Releasedate: 14. April 2011
Homepage: The Rockin Dead
Preis: 40 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

Immer, wenn man es mit Spielen aus dem Hause Grasland zu tun hat, schlagen zwei Herzen in der Brust des Spieletesters. Irgendwie bewundert man, wie die beiden Namensgeber und Entwickler Carsten Wieland und Michael Piepgras "ihr Ding durchziehen" und seit bald 20 Jahren im Alleingang schon fast ebenso viele Spiele auf den Markt gebracht haben. Herz zwei sagt, dass die meisten der Spiele in den Redaktionen Bewertungen weit unter der Mittellinie verdienen. Wenn man sich aber die Titel anschaut, dann kann man erahnen, dass die beiden Entwickler bei der Realisation viel Spaß gehabt haben werden. Die bekanntesten Titel lassen sich unter der Überschrift "Trash und Möpse" zusammenfassen, da sind zum Beispiel die beiden "Airline 69"-Titel und die Spiele, in denen die Protagonistin Lula eine Hauptrolle spielt, zum Beispiel in "Wet – The Sexy Empire". In allen Titel war die Handlung eher mau, dafür wurden viele Frauen mit großer Oberweite geradezu abgefeiert. Deswegen wird jedem Spieler, der die Vergangenheit von Grasland kennt, klar sein, was man vom neuen Adventure "The Rockin Dead" zu erwarten hat: Trash und Möpse ... und diesmal sogar in 3D. DLH.Net hat eine Vorabversion des Spiels bekommen, die aber schon das komplette Spiel umfasst.

Rock'n'Story

Die Heldin des Spiels ist Alyssa, die Sängerin und Gitarristin der Rockband "Deadly Lullabyes". Mit ihr auf der Bühne stehen Cassandra und Sahara und wie der Name der Band (englisch für tödliche Schlaflieder) schon suggeriert, beschäftigen sich die Songtexte der Band vor allem mit Okkultem und anderen unerklärbaren Phänomenen. Der Erfolg der Band ist eher überschaubar, bis jetzt hat die Gruppe nur eine Single auf den Markt gebracht, die "Creator's Creation" heißt und die auch etwas Geld in die Kasse gespült hat. Leider hat sich dann aber der Band-Manager mit der Kasse abgesetzt und die drei Frauen stehen wieder ohne alles da. Die Situation der Band ist also eher trostlos, aber nicht hoffnungslos. Eines Tages findet Alyssa eine Einladung zu einem Musikwettbewerb in ihrem Briefkasten und da das Festival auch noch "Creator's Creation" heißt, spricht die Rockerin mit ihren beiden Kolleginnen und die drei machen sich in ihrem alten Band-Bus auf den Weg zum Konzert.

Als sie die Stadt verlassen haben, kommt der Bus von der Straße ab und Alyssa, die am Steuer saß, verliert das Bewusstsein. Als sie wieder zu sich kommt, liegt sie neben dem Bus, der allerdings komplett leer ist, die beiden anderen Musikerinnen sind verschwunden und mit ihnen gleich das ganze Equipment. Hier beginnt die Odyssee der Frontfrau der "Deadly Lullabyes" auf der Suche nach ihren Freundinnen und ihrer Lieblingsgitarre. Sie startet dabei auf einem Friedhof an der Stelle, an der sie von der Straße abgekommen ist. Dieser wird von lebenden Skeletten bevölkert, scheinbar haben sie sich die Zeit nach ihrem Ableben so angenehm wie möglich gemacht: Es gibt eine Bar, einen Veranstaltungsort und weitere Freizeitgestaltungsmöglichkeiten. Der jungen Frau fällt auf, dass ihr viele Plätze auf dem Friedhof irgendwie bekannt vorkommen, so als ob sie sich in einem ihrer Lieder befinden würde...

Rock'n'Skulls!

Alyssa zeigt keinerlei Angst und befragt alle Bewohner des Friedhofs, die meisten von ihnen sind Untote. Wie das in einem Adventure-Spiel nun mal so ist, fragt die Rockerin sich durch und sammelt allerlei Gegenstände auf, die ihr auf ihrem Weg nützlich sein könnten, und packt diese in ihr Inventar mit unendlich großem Fassungsvermögen. "The Rockin Dead" ist ein Point-and-Click-Adventure. Im Grunde erklärt sich jeder Gegenstand allein durch Anklicken, er kann entweder benutzt oder mitgenommen werden. Im Spiel wurden außer den zu den Rätseln passenden Gegenständen sehr viele sonstige Items verteilt, die keinen weiteren Sinn verfolgen, deswegen schaut sich Alyssa sehr viele Sachen an und nimmt sie trotzdem auch mit.

Ein Point-and-Click-Adventure lebt in erster Linie von der Handlung und den Rätseln, die es zu lösen gilt. Der Fortschritt im Spiel darf nicht zu schnell erreicht werden, aber die Aufgaben müssen auch lösbar sein. Man darf getrost daran zweifeln, dass dies in "The Rockin Dead" auch versucht wurde, so dilettantisch und zusammengewürfelt wirken die Handlung und die Rätsel hier. Das Spiel versucht der Verzweiflung des Spielers dadurch entgegenzuwirken, indem es ein Hilfesystem anbietet, das mit zunehmender Genauigkeit Hinweise zu den Rätseln anzeigt. Wenn man diese Hinweise aufruft, schafft man es irgendwann, die Klippen zu umschiffen, allerdings muss man immer noch weit laufen, um einige der benötigten Utensilien zu besorgen. Nach einiger Zeit gibt es zwar Abkürzungen durch ein Portalsystem, aber mindestens zwei Drittel des Spiels rennt man durch die verschiedenen Plätze des Friedhofes auf der Suche nach verschiedenen Gegenständen. Hält man sich streng an das Hilfesystem, dann kann man das Spiel aber auch in sechs Stunden lösen; wenn man sich immer erst dann Hilfe holt, sobald man vor einer verschlossenen Tür steht, kommen schon mal 15 Stunden und mehr zusammen, das meiste davon ist allerdings Gerenne und Geklicke. Die Rätsel präsentieren sich also nicht in erstklassiger Verfassung, einiges ist schlichtweg Zufall oder unlogisch.

Rock'n'Tits!

Wenn in einem Adventure die Story eher krude ist und die Rätsel irgendwie auch nicht befriedigen, kann nur noch die Grafik das Spiel retten. Wenn man "The Rockin Dead" so stark auf das Tun und Handeln der Frontfrau der Band konzentriert, dann muss sie auch überragend gut dargestellt werden, schließlich muss sie so sexy sein, dass die Spieler über die Unzulänglichkeiten hinwegsehen und sich ganz auf sie fokussieren. Alyssa ist die großbrüstige Sängerin einer Hard-Rock-Band, in diesem Genre können Frauen wohl nur bestehen, wenn sie zum Walking Wet Dream der Männer mutieren. Das jedenfalls glauben auch die Designer von "The Rockin Dead" und so läuft Alyssa immer in ihrem Bühnen-Outfit herum, einer eng ansitzenden Kombination aus glänzendem Top, scharfen Hotpants und von Strapsen gehaltenen gleichfarbigen Strümpfen.

Die wesentliche Animation im Spiel ist aber die Bewegung von Alyssa im Spiel. Im Grunde geht sie nur von rechts nach links und wieder zurück, dabei wurde auf alle unwichtigen Körperregungen verzichtet. Man sieht zwar, wie sie ihre Beine und Arme bewegt, das aber erscheint – zumindest dem heterosexuellen Mann und der lesbischen Frau – nicht das Wichtigste. Das Augenmerk des Zuschauers wird unweigerlich auf die Bewegung des Oberkörpers von Alyssa gelenkt, oder klarer gesagt: Ihre Oberweite wippt bei jedem Schritt auf und ab, die enge Kleidung lässt keinerlei Raum für Spekulation, was wohl gerade in ihrem Top abgeht. Darum geht es bei diesem Spiel also wirklich: Man(-n) versucht, Alyssa so oft wie möglich über die gesamte Breite des Bildes gehen zu lassen, dies sorgt zumindest am Anfang des Spiels für einige Erheiterung. Dies ist allerdings dann auch schon die einzige Animation, die man von dem Spiel in Bezug auf Alyssa zu erwarten hat und daher wird das Spazierenlassen dann auch schnell langweilig. Es gibt zwar ab und zu noch eine Detailansicht von oben herab in ihre Bluse, wenn die junge Frau sich Gegenstände ansieht, aber damit wird sie ja wohl eher zum Sexsymbol von Leuten, die an die Existenz von Frauen glauben, selbst aber noch nie eine gesehen haben.

Die Grafik des ganzen Spiels wirkt sehr comic-haft und ist bis auf die Animation der Hauptakteurin selbst eher langweilig. Das Spiel wird ab und zu von Schwarz-Weiß-Videosequenzen unterbrochen, die wirken gut gemacht und interessant. Das Spiel ist aufgebaut wie ein klassisches Point-and-Click-Adventure, die aneinandergehängten Areale wirken aber manchmal wie aus einem Wimmelbildspiel, für viele Gegenstände gibt es eine Nahansicht, in der dann wieder nach Interessantem geforscht werden kann. Insgesamt wirkt aber vieles lustlos und uninspiriert.

Der grafische Clou des Spiels soll der jederzeit zuschaltbare 3D-Modus sein. Und wirklich, wenn man das Spiel beginnt und dann in den 3D-Modus schaltet, kann man sich eines Aha-Erlebnisses nicht erwehren, im ersten Moment sieht alles verändert aus. Hat man die beigelegte Rot-Grün-Brille aufgesetzt, dann erscheinen alle Areale wirklich in 3D. Schaut man allerdings genauer hin, dann stellt man fest, dass es eigentlich gar keinen Unterschied zum 2D-Modus gibt, nur wurden die ursprünglichen Ebenen nun hintereinander gesetzt. Dies führt zu der Tatsache, dass die Protagonistin nun einfach in der Luft hängt, weil die abschließende Ebene des Bilds einfach nach hinten versetzt wurde. Man kann Alyssa weiterhin mit der Maus einigermaßen gut steuern, allerdings finden nun auch ihre Handlungen alle im leeren Raum statt. Wenn sie zum Beispiel etwas Wasser in einen Eimer einfüllt, denn kniet sie sich irgendwo im leeren Raum hin, das Einfüllgeräusch ist zu hören, aber der Eimer steht ganz vorn am Bildrand, Alyssa hockt gefühlte Meter dahinter. Nun könnte man denken, dass der 3D-Modus vielleicht andere Vorteile hätte und vielleicht Alyssas beide Vorteile plastischer präsentieren würde, aber dem ist nicht so. Es findet nur ein räumlicher Verzerrungseffekt statt, die Inhalte auf dem Bildschirm selbst werden nicht verändert dargestellt. Letztlich bleibt dann zum 3D-Modus noch anzumerken, dass es alles andere als angenehm ist, die Pappbrille länger als ein paar Minuten zu tragen. Brillenträger werden damit sowieso ihr Probleme haben, aber auch alle anderen werden sich bei dem geringen Abstand vom Auge zum Bildschirm sehr schwer tun, Augenermüdungserscheinungen zu unterdrücken. Man wird wohl einige Minuten im 3D-Modus spielen, aber dann doch wieder zum guten alten 2D zurückkehren.

Rock'n'Roll!

In einem Adventure, in dem eine Hard-Rock-Band die Hauptrolle spielt, sollte man meinen, dass im Wesentlichen dann auch Rockmusik zu hören ist. Man kann ja nun geteilter Meinung sein, was Rock-Musik ausmacht, aber man sollte annehmen, dass in einer Definition die Wörter Gitarre, Bass und Schlagzeug vorkommen würden. Während des ganzen Spiels ist als Hintergrundmusik auch so eine Art Rock-Musik zu hören, die eben genannten drei Instrumente kann man da aber nicht heraushören. Die ganze Zeit über ist so ein Art Synthie-Rock zu hören, der ziemlich schnell auf die Nerven geht. Nur zweimal im Spiel greift Alyssa zur Gitarre und zeigt, was eine echte Hard-Rockerin ausmacht: Diese beiden Stücke hören sich dann auch wirklich gut an.

 

  

Rock'n'Trash!

Es ist nun alles beleuchtet worden, was für "The Rockin Dead" wichtig sein könnte. Behält man im Hinterkopf, welche Spiele Grasland bisher so herausgebracht hat, dann kann man nur davon ausgehen, dass hier kein ernsthaftes Adventure programmiert werden sollte, sondern eher ein trashiges Fun-Spiel. Dieses Vorhaben ist wohl gelungen: Diejenigen, die sich das Spiel zulegen werden, sollten gleich wissen, dass es viel Frust erspart, immer die Hilfefunktion zu benutzen, und dass die Story etwas zu sehr ins Wahnwitzige abdriftet, je länger sie dauert. Eines sollte man jedoch noch erwähnen: Für "The Rockin Dead" sollen im Laden 40 Euro aufgerufen werden. Das ist für dieses Adventure auf gehobenem Wimmelbild-Niveau eindeutig zu happig. Wie gesagt, im Grunde bewundere ich die Jungs von Grasland ja, dass sie ihrer Tour treu bleiben, aber vielleicht werden sie doch eines Tages animiert, mal ein echtes Erwachsenen- oder meinetwegen auch Erotik-Adventure zu produzieren. So etwas fehlt nämlich noch, nur Trash ist auf Dauer langweilig.

(30.03.2011)

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