The Chronicles of Spellborn (Frogster) geschrieben von Achim Hamm Grundlage für dieses Preview: Betaversion 0.9.0.1
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Das MMORPG "The Chronicles of Spellborn" ("TCoS") vom niederländischen Entwickler Spellborn International spielt in einer postapokalyptischen düsteren und magischen Welt, in der das Recht des Stärkeren gilt. Jede Spielfigur kann sich mit einer beliebigen anderen Spielfigur verbünden oder in speziellen Zonen gegen sie kämpfen. Der Kampf zwischen zwei oder mehreren Spielern gegeneinander wird als "Player versus Player" (PvP) bezeichnet. Den Kampf gegen Monster, die vom Programm gesteuert werden, nennt man "Player versus Environment" (PvE), also gegen die Umwelt. Die technischen Aspekte des Spiels Die Grafik von "TCoS" basiert auf einer verbesserten Version der Unreal-Engine. Es herrschen farblich vor allem braune Töne vor, um die postapokalyptische und höhlenartige Atmosphäre zu unterstreichen. Dies macht es zum Teil leider schwierig, Gegner optisch von der Umwelt zu unterscheiden. "TCoS" besitzt durchaus eine funktionierende Spielphysik: Der Charakter erleidet bei einem Sturz Schaden bis zum virtuellen Tod. Die Kollisionserkennung oder -abfrage dagegen wirkt altbacken: Bei Zusammenstößen mit Objekten, wie zum Beispiel Bäumen oder Felsen, wird man zwar aufgehalten, erleidet aber keinerlei "damage". Mobs wirken wie Luft, da man sich wie bei "World of Warcraft" auch ohne Widerstand durch sie hindurchbewegen kann. Unlogisch ist ebenfalls, dass man rückwärts genauso schnell laufen kann wie vorwärts. Außerdem entkommt man durch Laufen jedem Gegner zumindest auf den unteren Levels; sogar Wölfen und Bären, die in der Natur normalerweise schneller auf den Beinen sind als Menschen und möglicherweise auch als die ominösen "Daevis", auf die später in diesem Review noch eingegangen wird. Ein weiterer scheinbarer Widerspruch zu den üblichen Naturgesetzen liegt darin, dass bei dem vorherrschenden Dämmerlicht in der Höhlenwelt, das nicht einmal durch die Gamma-Korrektur beseitigt werden kann, eigentlich keine richtige und ausreichende Fotosynthese möglich sein dürfte. Als Folge davon wäre eine Nahrungsmittelproduktion auf ausreichendem Niveau fraglich bis unmöglich. Sowohl Helden als auch Mobs müssten also permanent unter Hunger leiden. Die beiden genannten Ungereimtheiten sind allerdings bedeutungslos, da die ganze Spielwelt von purer Magie durchdrungen ist. Die Musik, die durch ihr Leitmotiv sehr intensiv sowohl an Richard Wagner als auch an "Diablo 2" erinnert, und das Ambiente (die Umgebungsgeräusche) sind stimmig und gehen dem Spieler zu keiner Zeit auf die Nerven. Eine Sprachausgabe fehlt leider fast völlig; wenn die Spielfigur getroffen wird, ist das für MMORPGs allgemein übliche Stöhnen zu hören. Die grafische Benutzeroberfläche von "TCoS" ist logisch und übersichtlich angeordnet und entspricht durchaus einem gehobenen MMORPG-Standard. Langwierige und lästige Einstellungszeiten entfallen bei dem Chat-Menü völlig, da neue Optionen, wie zum Beispiel der Gildenchat, automatisch hinzugefügt werden. Ein sehr nettes Feature des Spiels besteht darin, dass in der Minimap durch eine rote Umrandung angezeigt wird, ob man von einem Mob verfolgt und gejagt wird. Die Steuerungsfunktionen, zum Beispiel Laufen und Springen, sind frei konfigurierbar und können so persönlichen Vorlieben angepasst werden. Das Spiel lief in der Beta, zumindest auf dem Testrechner, sehr stabil. Irgendwelche technischen Störungen im Spielablauf oder in der Verbindung zum Spielserver waren nur äußerst selten zu beobachten. Die künstliche Intelligenz macht einen fortgeschrittenen Eindruck. Die Gegner verhalten sich zum Teil vollkommen unberechenbar. Auch gibt es genügend Zufallsangriffe und die Grenzen mancher Level-Gebiete sind ebenfalls nicht immer kalkulierbar. Von den technischen Aspekten aus betrachtet, kann man "TCoS" als durchaus passabel bis gut bezeichnen. Das Gameplay Am Anfang von "TCoS" muss man bei der Charakterwahl gewisse Entscheidungen treffen. Zwei unterschiedliche, aber beinahe gleich zu spielende Völker, nämlich die Menschen und die "Daevi" (möglicherweise eine Anspielung auf das englische Wort "devil" = Teufel), stehen zur Auswahl. Die Daevi sind menschenähnliche Hybriden das heißt, sie sind Mischlinge aus Menschen und einem mittlerweile untergegangenen, ehemals dominanten Volk namens "Vhelgar". Einst dienten sie als Aufseher über die Menschen. Eines Tages verbündeten sich die Daevi mit den Menschen gegen die Vhelgar und machten deren Tyrannei ein Ende. Daraufhin folgte ein fünfhundert Jahre andauernder Winterschlaf der gesamten Welt. "The Chronicles of Spellborn" setzt zu dem Zeitpunkt ein, an dem die Welt unter veränderten Voraussetzungen wieder erwacht. Der Unterschied zwischen Menschen und Daevi soll kein spielerischer, sondern ein rein ästhetischer sein. Was die künftigen Spieler und Abonnenten aus diesem Unterschied im Rahmen eines Rollenspiels machen, bleibt ihnen selbst überlassen. Das optische Aussehen der Charaktere lässt sich nach individuellen Vorlieben einstellen. Ein übergewichtiger Albtraum von einer Frau mit Tattoos ist also genauso möglich wie ein umwerfend attraktiver Charakter. Auch eine Grundausrüstung bekommt man mit der Charaktergenerierung spendiert. Dieses sehr nette Feature wird als "Dress to Impress" bezeichnet. Man soll von Anfang an "cool" aussehen können. Es besteht die Möglichkeit, einzelne Rüstungsteile durch "Siegel", die vom Spieler hergestellt werden müssen, zu verbessern. Außerdem findet man genug Beute und Gegenstände, um im Laufe der Zeit seine Ausrüstung zu optimieren. Allerdings lassen nur menschliche Mobs Geld und Rüstungsgegenstände fallen; Tiere dagegen nur Rohstoffe, die man für Reparaturen oder für das Handwerk an sich benötigt. Drei sogenannte Archetypen, also Grundklassen (Kämpfer, Zauberer, Schurken), bieten je drei Unterklassen, für die man sich ab Level Fünf entscheiden muss. Es sind also insgesamt neun Klassen spielbar. Dieses System erinnert an "Dark Age of Camelot". Für den vorliegenden Test wurde eine Furcht erregende, menschliche Kriegerin erstellt, die aussieht wie eine Sumo-Ringerin. Die Spielwelt macht, wie schon angedeutet, einen sehr düsteren und apokalyptischen Eindruck. Dies zeigt sich auch an den vorherrschenden Lichtverhältnissen. Man startet in einer Hauptstadt, die doch ziemlich groß ist, aber zumindest am Anfang nur wenige Spielinhalte bietet. Seinen Charakter leveln kann man wohl am besten durch Quests. Deren Ausgestaltung entspricht dem, was in Rollenspielen üblich ist. Die Komplexität der Quests reicht von ganz einfach bis sehr schwierig. Zuweilen muss man fast unverständliche bis kryptische Rätsel lösen. Das PvE von "TCoS" ist offensichtlich von den Entwicklern ein bisschen vernachlässigt worden. Im Startgebiet herrscht ein Mangel an geeigneten Gebieten, in denen man durch das Töten von Monstern Erfahrung bekommen kann. Ebenso scheint eine ausreichende Vielfalt an Gegnern nicht gegeben zu sein das Leveln durch PvE gestaltet sich auf diese Weise sehr monoton. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass das Quest-System in folgenden Updates verbessert werden soll, während man das PvE so belassen möchte, wie es jetzt ist. Die Kämpfe selbst gestalten sich langwierig, wenn man als Krieger allein unterwegs ist. Die Erfahrung für getötete Mobs ist auf das Erfahrungssystem wird später noch Bezug genommen im PvE manchmal zu niedrig angesetzt. Sehr schwierige Gegner brachten zum Teil weniger XP (Erfahrung) als einfache. Ein Mangel, der auffällig ist, sind die schlechten Fernkampftechniken von Tanks. Das Erzürnen eines Mobs mithilfe eines Bogens erweist sich, zumindest in der Betaversion von "TCoS", als äußerst schwierig, da die Reichweite von Bögen unrealistisch kurz ist. Nach einem Levelaufstieg, für den man in der Regel solo stundenlanges, intensives Spielen benötigt, kann man Fertigkeitspunkte in drei unterschiedliche Bereiche investieren: "Körper", "Geist" und "Fokus". Es hängt von der Wahl der Grundklasse und später der Unterklasse ab, welche Verteilung der Fertigkeitspunkte sinnvoll ist. Die Möglichkeit, Fertigkeiten zu löschen, gab es in der Betaversion bedauerlicherweise nicht deswegen konnte man nicht frei experimentieren. Außerdem werden durch jedes Level-Up neue Fähigkeiten, wie zum Beispiel Kampfstile, freigeschaltet. Diejenigen, die "TCoS" für eine längere Zeit spielen möchten, kommen nicht umhin, sich sehr schnell eine Gilde zu suchen und in Gruppen zu leveln und zu questen. Wie die meisten anderen MMORPGs auch ist "TCoS" ein Gesellschaftsspiel, zumal der virtuelle Tod nahezu überall lauert. Das Erfahrungssystem Bei dem MMORPG "The Chronicles of Spellborn" wird ein, im Ansatz wenigstens, innovatives Erfahrungssystem eingeführt. Durch das Töten von Gegnern und das Erledigen von Quests gibt es nicht nur "normale" Erfahrung (in dem Spiel "Fame", also Ruhm genannt), sondern auch "PeP" ("Personal Experience Points" = persönliche Erfahrungspunkte). Die maximale "Fame"-Stufe, die man erreichen kann, ist fünfzig der maximale "PeP"-Rang dagegen liegt bei fünf. Während man erlangten Ruhm nicht verlieren kann, verliert man bei jedem virtuellen Tod einen vollständigen "PeP"-Rang. Am besten könnte man "PeP" deswegen mit persönlichem Selbstvertrauen gleichsetzen, das nach einer Niederlage durch neue Erfolge erst wiederhergestellt werden muss. Die Neuerung bei diesem System besteht wirklich in dem möglichen Verlust von persönlicher Erfahrung der Spielfigur. Die fünf PeP-Ränge verändern die Attribute des Charakters wie folgt: PeP-Rang 0 Kein Effekt; PeP-Rang 1 Erhöht alle Attribute um 1, 1 zusätzlicher Rang auf den Grundzustand; PeP-Rang 2 Erhöht alle Attribute um 2; PeP-Rang 3 Erhöht alle Attribute um 4, 1 zusätzlicher Rang auf den Grundzustand; PeP-Rang 4 Erhöht alle Attribute um 7; PeP-Rang 5 Erhöht alle Attribute um 11, 1 zusätzlicher Rang auf den Grundzustand. Man sieht, dass man durch höhere "PeP"-Ränge seine Charaktere deutlich verbessern kann. Diese "PeP"-Ränge sind allerdings nur durch gutes oder sehr gutes Spielen zu erreichen. Rang Fünf wird man wahrscheinlich selten auf Dauer halten können. Eine solche Spielphilosophie ist herausfordernder, da Spiele, die den Spieler ausschließlich nur belohnen, unrealistisch sind. Bei "The Chronicles of Spellborn" wird man also auch mal das Verlieren lernen müssen.
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