Guitar Hero: On Tour (NDS) (Activision) geschrieben von Anna Okel
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Eines der bekanntesten Musikspiele geht in die nächste Runde und ist nun auch für den Nintendo DS erhältlich. Die "Guitar Hero"-Reihe hat wegen ihrer innovativen Spielkomponenten ganz neue Standards gesetzt. Speziell für den DS entstand der "Guitar Hero Guitar Grip", eine Hardware, die das Griffbrett einer Gitarre nachahmt. Nun will man die Straßen erobern, da man auch unterwegs auf das einmalige Spielerlebnis nicht mehr länger zu verzichten braucht. Leider konnten wir für das vorliegende Review nur ein Vorab-Muster testen. Vom Handwerker zum Superstar Bevor man das Spiel starten kann, muss man zunächst den "Guitar Grip" an dem Modulschacht des Nintendo DS anbringen. Dafür liegt jeweils ein Adapter für den DS und den DS Lite bereit. Er wird an den "Guitar Grip" geschraubt und ist fest mit ihm verbunden. Sobald sich das Spiel und die Hardware in dem jeweiligen Schacht befinden, kann es losgehen. Auch in "Guitar Hero: On Tour" dreht sich natürlich alles um Musik, speziell um die Richtung Rock. Im Einzelspielermodus kann man zwischen fünf verschiedenen Optionen wählen: "Career", "Quickplay", "Guitar Duels", "Practice" und "Tutorial". Das Tutorial ist definitiv die erste Anlaufstelle. Selbst erfahrene Spieler, die die Serie bereits auf einem anderen System kennen gelernt haben, sollten es nicht übergehen. In den vier Themenabschnitten "Basic", "Star Power", "Advanced" und "Guitar Duels" werden die einzelnen Noten, ihre Eingabe und die Optionen innerhalb einer Partie erklärt. Da selbst die Grundlagen nicht unmittelbar verständlich sind, ist es vor allem für Anfänger wichtig, die Lektionen abzuschließen. Zunächst wird der Spieler über das jeweilige Thema aufgeklärt und in die Handhabung eingewiesen. Anschließend muss er eine Reihe von Aufgaben erfüllen. Im Bereich "Basic" werden die Grundnoten und ihre Eingabe erläutert. Die Aufgabe besteht darin, die Noten zu spielen und ein vorgegebenes Maß an gut gespielten Noten zu erreichen. Man muss es erfüllen, um die Lektion erfolgreich zu beenden. "Star Power" ist eine Art Bonus und wird durch einen Balken dargestellt. Um ihn zu füllen, muss man eine durch Sterne markierte Sequenz fehlerfrei spielen. Hat man mindestens die Hälfte des Balkens gefüllt, kann man "Star Power" aktivieren, indem man entweder etwas in das Mikrophon schreit, eine beliebige Buchstaben- oder Steuerkreuztaste betätigt oder den Balken auf dem Touchscreen berührt. Alle weiteren Noten werden nicht mehr in unterschiedlichen Farben dargestellt. Das wirkt sich zwar negativ auf die Koordination aus, jedoch positiv auf den Score und auf schwierige Sequenzen. Im Abschnitt "Advanced" lernt man, mit einem einzigen Anschlag mehrere Noten gleichzeitig zu spielen. Die Noten werden durch eine farbliche Veränderung gekennzeichnet. Man unterscheidet zwischen "Hammer-Ons", Noten, die in ihrem Klang immer höher und "Pull-Offs", die im Gegensatz dazu immer tiefer werden. Beide Varianten sehen gleich aus und können innerhalb einer Sequenz miteinander kombiniert werden. Diese Technik wird eher in komplexen Stücken benötigt. Die letzte Herausforderung findet man in "Guitar Duels". Man spielt gegen einen Kontrahenten, um sich mit ihm zu messen. Da der Sieg über der Ehrlichkeit steht, hat der Spieler die Möglichkeit, seinen Gegner nach Kräften zu sabotieren. Gern hätten wir an dieser Stelle einen individuellen Bericht über den Hauptspielmodus "Career" verfasst, jedoch ist er in der vorliegenden Version nicht spielbar. Ebenso verhält es sich mit "Practice" und dem Multiplayer-Modus, einigen Charakteren und sämtlichen Inhalten, die zunächst freigespielt werden müssen. Ungeachtet dessen wollen wir die offiziellen Fakten der Vollversion nicht unterschlagen. Bevor man im "Career"-Modus in die Musikbranche einsteigt, darf man in die Rolle eines geeigneten Charakters schlüpfen. Vier Musiker kennt man bereits aus den Vorgängern der Serie, während die anderen beiden auf dem Nintendo DS ihr Debüt geben. Jeder der sechs hat sich jeweils einer speziellen Stilrichtung verschrieben. Pandora ist beispielsweise die Prinzessin des Gothic Rock. Schon in jungen Jahren verdiente sie sich den Ruf, Menschen Angst einzujagen. Ihre erste Gitarre, die Pandora "Ms. Screams" nannte, besiegelte endgültig den Hang zur "dunklen Seite". Wahrscheinlich lockt sie deshalb viele Zuschauer an, die sie dann mit einem Sturm dunkler Gitarrenklänge begrüßt (Auszug von der Homepage). Der Spieler hat die Möglichkeit, den ausgewählten Protagonisten seinen individuellen Vorstellungen anzupassen. Er kann das Outfit, die Gitarre und sogar den musikalischen Stil verändern. Zusätzlich kann man passende Accessoires wählen, um sein Erscheinungsbild zu vollenden. Natürlich stehen nicht alle Möglichkeiten von Anfang an zur Verfügung. Aus diesem Grund begibt man sich auf Tour, um Geld zu verdienen und Spielinhalte freizuschalten. Dazu zählen unter anderem auch Songs und Konzerthallen. Wenn es doch zu schwierig wird, die Karriereleiter weiter emporzusteigen, sollte man in den "Practice"-Modus wechseln. Wie der Name bereits verrät, dient diese Option der Übung. Der Spieler verbessert sein Können und verfeinert seine Fähigkeiten. Zudem ist es ratsam, die zusätzlichen Funktionen, über die man während eines Auftritts verfügt, zu trainieren. Sie können einen Erfolg in greifbare Nähe rücken, allerdings unter der Voraussetzung, dass man sie richtig einzusetzen weiß. Ideal für ein Spiel zwischendurch eignet sich der "Quickplay"-Modus. Der Spieler kann einen Charakter frei auswählen, ihn mit der besten Gitarre ausstatten und nach Belieben ein Lied zum Besten geben. Sämtliche Lieder, die er bisher freigeschaltet hat, stehen ihm nun zur Verfügung. Sobald alle Einstellungen zur vollen Zufriedenheit des Spielers vorgenommen sind, kann es losgehen. Nach einer kurzen Ladezeit wird man direkt auf die Bühne katapultiert und kann sofort in die Saiten hauen. Der letzte verfügbare Modus "Guitar Duels" ist komplexer als ein einfaches Spiel, aber längst nicht so aufwendig wie der "Career"-Modus. Dem Spieler werden dieselben Auswahlmöglichkeiten wie in der "Quickplay"-Variante geboten, für die er sich mit der gleichen Freiheit entscheiden kann. Der Unterschied besteht darin, dass er zu einem Duell antritt. Er versucht sich, im direkten Vergleich mit einem Kontrahenten zu messen. Wer glaubt, dass das auch schon alles gewesen sei, der irrt. Denn das bekannte Sprichwort "Ehrlich währt am längsten" bekommt hier eine völlig neue Bedeutung: "Wer hier ehrlich ist, verliert am schnellsten". Auf der Bühne zählt einzig und allein der Sieg. Durch speziell platzierte Interaktionen erhält man die Möglichkeit, den Gegner zu sabotieren. Während eines Duells laufen so genannte "Battle Gems-Sequenzen" ab. Solch eine Sequenz besteht aus einer Reihe sternförmiger Noten. Schafft man es, sie fehlerfrei zu spielen, erhält man ein Item. Es gibt insgesamt zwölf unterschiedliche Items, die meist dazu dienen, dem Gegner zu schaden. Ein pyrotechnischer Unfall beim Feuerwerk verursacht beispielsweise ein kleines Inferno auf der eigenen Gitarre. Um dieses zu löschen, muss man in das Mikrophon blasen. Nur zwei besitzen positive Eigenschaften und dienen dem eigenen Nutzen, wie zum Beispiel dem Schutz vor den Angriffen des Gegners. Das Letzte ist neutral und befähigt den Spieler, ein Item seines Kontrahenten zu stehlen. Insgesamt kann man nur drei Items aufbewahren. Sobald eins ausgespielt wurde, kann ein neues aufgenommen werden. Bevor man ein Event beginnt, kann man den Schwierigkeitsgrad einstellen. Anfänger beginnen mit der Einstellung "Leicht" und spielen mit drei Bundtasten. Alle vier kommen ab der nächsten Stufe "Mittel" zum Einsatz, die zudem die Noten schneller erscheinen lässt. Um auf "Schwer" zu bestehen, muss man über einige fortgeschrittene Fähigkeiten verfügen. Die letzte Option lautet "Experte". Ein solcher muss man bei der Auswahl dieser Einstellung auch dringend sein, wenn man erfolgreich bestehen möchte. Ohne dass man wie verrückt auf den Bundtasten herumhämmert und zahllose Akkorde ertönen lässt, wird man kaum Erfolg haben. Fingerakrobatik Die beiliegende Hardware soll dem Spieler das Gefühl geben, auf einer echten Gitarre zu spielen. Um das noch intensiver zu gestalten, wurde ein Plektrum für den Touchscreen beigefügt. Es lässt sich genauso handhaben wie ein Touchpen. Man muss allerdings lange üben, um die Steuerung zu beherrschen. Die Idee des "Guitar Grips" ist zwar gut, jedoch leider nicht vollends ausgereift. Zunächst liegt der DS nicht bequem in der Hand und jeder muss die perfekte Lage zunächst für sich selbst herausfinden. So probiert man alle möglichen Stellungen in Sitz- und Liegehaltung aus, bis man endlich nicht mehr den Eindruck hat, dass sich die Knochen übereinander schieben. Aufgrund dieser Schwierigkeiten erscheint beim Spielstart eine Warnung, dass man auf die Spielzeit achten muss, da sonst Probleme mit der Hand drohen. Und tatsächlich spürt man bereits nach einigen Tagen in allen Knochen, dass man "Guitar Hero: On Tour" gespielt hat. Die Bundtasten lassen sich leicht betätigen und es kommt zu keiner Zeit zu Reaktionsverzögerungen, jedoch muss man auch ihre Verwendung üben, da es ab und zu vorkommt, dass man die Tasten untereinander verwechselt. Die Noten werden in der Reihenfolge der Bundtasten angezeigt, was das Spielen erleichtert. Man muss aber auf die verschiedenen Notenarten achten wie zum Beispiel Grundnoten oder Akkorde. Sie werden im Einzelnen im Tutorial erklärt. Schickes Outfit Die Grafik ist schier erstaunlich. Bei einem Musikspiel rechnet man kaum mit solch einer effektvollen Darstellung und Detailverliebtheit. Die Animationen laufen allesamt flüssig in 3D, die Figuren sind in Comic-Stil gehalten. Jeder Charakter ist auf seinen Musikstil abgestimmt. Pandora erscheint in der typischen Gothic-Optik und der Punk-Rocker Johny Napalm fällt mit seinem Irokesen auf. Das Verhalten wirkt authentisch, da sie sich zu jeder Zeit wie wirkliche Menschen benehmen. Bei einem missglückten Spiel etwa schmeißt der jeweilige Rocker seine Gitarre entnervt auf die Bühne oder schüttelt enttäuscht den Kopf. Auch die Menüführung ist gelungen und übersichtlich. Ein gutes Beispiel dafür ist die "Song-Ergebnis-Anzeige": Auf dem Topscreen werden die relevanten Ergebnisse wie der Prozentsatz der getroffenen Noten, der erreichte Punktestand, die längste Reihe hintereinander getroffener Noten und die Anzahl erspielter Sterne angezeigt. Auf dem Touchscreen sind Ergebnisse im Detail aufgelistet. Man kann ihnen entnehmen, wie man in einzelnen Abschnitten des Lieds wie dem Intro oder dem Refrain gespielt hat. DS, Earphones and Rock'n'Rol Nun kommen wir zu dem Hauptaspekt von "Guitar Hero: On Tour", der Musik. Insgesamt sind 25 Titel auf dem DS spielbar. Zudem sind bekannte Interpreten wie Nirvana, No Doubt, Blink-182 und Ozzy Osbourne zu vernehmen. Die Liedauswahl wurde den unterschiedlichen Musikstilen der sechs Charaktere angepasst. Soundeffekte sind besonders gut gelungen und werden passend zur Situation eingesetzt. Die Klänge der Noten sind klar unterschiedlich und jede Abweichung von der vorgegebenen Tonfolge macht sich sofort bemerkbar. Gemäß den Möglichkeiten des DS ist die Qualität und Lautstärke des Sounds nicht besonders hoch. Daher erscheint schon zu Beginn der Vorschlag, möglichst Kopfhörer zu verwenden, doch auch sie können den Klangeindruck nicht spürbar verbessern. Multiplayer Der Multiplayer-Modus wird durch "WiFi" ermöglicht. Man hat die Auswahl zwischen vier verschiedenen Optionen. Zum einen ist der "Face-off"-Modus zu nennen: Zwei Spieler treten gegeneinander an und müssen einen besonderen Track spielen. Beide können den Schwierigkeitsgrad unabhängig voneinander wählen. Das Gegenteil ist im "Pro-Face-off"-Modus der Fall. In ihm können sich zwei Spieler bei gleichen Einstellungen miteinander vergleichen. Im "Co-op"-Modus bilden zwei Spieler ein Team und spielen ein Lied gemeinsam. Dabei übernimmt einer die Leadgitarre und der andere den Rhythmus oder den Bass. Die vierte Option ist der bereits beschriebene "Guitar Duels"-Modus. Fazit "Guitar Hero: On Tour" ist ein amüsantes und wirklich außergewöhnliches Spiel. Der immense Spielspaß macht die bisweilen ausgesprochen anstrengende Steuerung mehr als wett. Jedoch sollte man sich nicht gerade in der U-Bahn mit dem Spiel befassen, da man dann nicht nur wegen des nervigen Klackerns des Plektrums zur Zielscheibe erstaunter oder gar finsterer Blicke würde. In einer ruhigen Umgebung wie etwa einem Park rockt man fernab von Strom und Kabel. Fans der Serie beziehungsweise des Genres werden begeistert sein. Doch gerade Kinder sollten akribisch auf die Spielzeit achten, um keine Folgeschäden davonzutragen. (15.08.2008) |