Winterspiele

Winterspiele

(rondomedia)

geschrieben von Tim-Oliver Siegwart

 

Die Geschichte der Winterspiele am Computer

Winterspiele. Welchen Zocker lässt der Klang dieses Titels nicht in alte Amiga- und 286er-Zeiten zurückdenken? Keiner konnte sich damals erklären, was genau an dem Spiel Winter Games so toll war - aber jeder hat es einmal gespielt. Etliche Tastaturen und Joysticks mussten ihr Leben für bessere Zeiten und Rekorde lassen. Im Prinzip war Winter Games nur die Spielhallenumsetzung der Summer Games. Die Disziplinen waren den Olympischen Spielen angepasst und das Erfolgsrezept funktionierte auch hierbei. Als Spieler tritt man bei verschiedenen Wintersportarten an und versucht seine Zeiten, Weiten und dergleichen zu verbessern. Der Publisher rondomedia kündigte an: "Computer in Wintersport-Mekkas" verwandeln zu wollen. Weiter wird geworben mit: "Geschwindigkeitsrausch, frenetisches Klatschen und peitschende Jubelrufe des Publikums, fantastische 3D Grafik … "Ob rondomedia da nicht etwas übertrieben hat?

Wie spielt sich "Winterspiele"?

Nach der Installation, die ohne weitere Probleme über die Bühne läuft, kann der Spieler sofort loslegen, Rekorde zu jagen. Insgesamt stehen hierzu 14 Disziplinen in den sieben verschiedenen Sportarten, sprich Bobfahren, Skispringen, Langlauf, Biathlon, Half-Pipe, Kunstspringen, Eisschnelllauf, zur Verfügung. Die Menüs werden bequem mit der Maus angewählt. Hierbei spielt es leider keine Rolle, ob der Spieler über einen High-End-PC verfügt oder aber die minimalen erfüllt - die langen Wartezeiten gibt es in beiden Fällen ohne Rücksicht auf die Hardware. Normalerweise lässt sich zum Gameplay eines Spieles ein ganzer Roman schreiben, doch bei "Winterspiele" wird nicht wirklich die Figur des Spielers gesteuert. Anstatt mit schnellen Tastaturanschlägen die Spielfigur zu Rekorden zu treiben, verfolgt man hier, wie Pfeile im oberen Bereich des Monitors durch ein Quadrat laufen. Befindet sich das Symbol in der Mitte des Quadrates, muss der Spieler schnell reagieren und die entsprechende Pfeil- oder die Leertaste drücken. Also wird man lediglich zum Tastendrücker degradiert und es gibt keine wirklichen interaktiven Inhalte zu vermelden. Je besser es dem Spieler gelingt, durch optimales Drücken der der angezeigten Taste, die Mitte des Quadrates zu treffen, desto besser macht die Spielfigur ihren Job.

Drückt man allerdings überhaupt nichts, läuft unser Musterathlet dennoch seine Bahnen, er braucht dazu lediglich mehr Zeit. Beim tatsächlichen Spielen wirkt sich allerdings alles, was sich unterhalb des Laufbandes mit den Pfeilen befindet, als störend und ablenkend aus. Der große Vorteil dieser "Steuerungsart" ist natürlich die Lebensdauer des Eingabegerätes. Allerdings zehrt dies doch sehr am Spielspaß, da sich jede Disziplin genau gleich spielt. Man drückt so genau wie möglich, und von perfekt bis mies wird es bewertet, wodurch die Spielfigur besser oder schlechter wird. Ob das nun Skispringen, Bobfahren oder Langlauf ist, es wird auf der Verpackung mit einer leichten und intuitiven Steuerung geworben und die Umsetzung ist rondomedia wirklich gut gelungen. Jeder Spieler dürfte das Spielprinzip sofort verstanden haben und sich in jeder Disziplin zurechtfinden. Der Multiplayer-Modus erweist sich als wenig innovativ: Man hat sich hier lieber auf das klassische Hot-Seat-Modell beschränkt. Nacheinander tritt man gegen bis zu drei andere Mitspieler an und drückt abwechselnd die Pfeiltasten wie sie erscheinen. Erstaunlicherweise steckt in diesem Modus der beste Teil des Spieles. Wie überall macht es eben auch hier am meisten Spaß, sich gegen andere zu behaupten und wenn es auch nur darum geht, schneller die Taste zu drücken als ein anderer. Die Reihenfolge und welche Disziplinen gespielt werden sollen, kann der Spieler natürlich selbst festlegen. Neben dem Turnier-Modus stehen auch Training und Einzeldisziplinen auf dem Programm, denn auch hier macht Übung den Meister. Zwar spielen sich alle Disziplinen völlig gleich, allerdings gibt es zum Beispiel beim Ski-Freestyle verschiedene Sprungarten, die der Spieler auswählen kann. Je perfekter er diese beherrscht, sprich, je besser man als Spieler die Reihenfolge auswendig gelernt hat, welcher Pfeil wann kommt, desto schneller kann er reagieren.

Fantastische 3D Grafik?

Die Grafik von "Winterspiele" kann sich mit aktuellen Referenztiteln nicht messen. Während die Spielfigur noch halbwegs detailreich anzusehen ist, lassen Umgebung und Zuschauer dann doch stark erkennen, dass es sich hierbei nicht um ein Spiel handelt, das den Toptiteln dieser Tage gefährlich werden kann. Da der Spieler sowieso lediglich die Pfeile, die oben durch das Laufband rasen, im Auge behalten sollte, bemerkt man dies meistens nur in den Replays. Bedenkt man die Schlichtheit der Grafik und die Unkompliziertheit des kompletten Gameplays, stören die Ladezeiten vor den Disziplinen doch erheblich.

Frenetischer Zuschauerjubel?

Gleich beim Start des Spiels wird man von Gitarren und Schlagzeug empfangen. Leider stellt man relativ schnell fest, dass dies der einzige Song im Spiel ist. Der frenetische Zuschauerjubel wird ja bereits auf der Verpackung erwähnt, daher erkennt man ihn während des Spiels sofort. Unabhängig davon, was auf der Piste passiert, ertönt die ganze Zeit derselbe Applaus … durchgehend. Während der Disziplin hört man also faktisch durchgehend Getrommel, diesmal ohne Gitarren und den sinnlosen Applaus der Pixelmenge. Da hätten die Entwickler wenigstens eine Alternative einbauen können. Denn ein total misslungener Sprung sollte nicht mit Applaus belohnt werden.

"Winterspiele" eignet sich eher für Spieler, die ihre Reaktionszeit schulen möchten. Wirkliches Olympia-Feeling lässt das Spiel mangels Interaktivität leider nicht aufkommen. Auch der vergleichsweise relativ geringe Anschaffungspreis kann dieses Manko nicht wirklich kaschieren. Allerdings kommt im Hot-Seat-Modus schon Wettkampffeeling auf und als Spieler versucht man alles, um vor dem Gegner zu stehen. Die Grafik ist leider vollkommen nebensächlich in diesem Spiel, man kann den Blick nicht von den Pfeilen abwenden, ohne größere Fehler zu riskieren. Aber sollte man sich die ausführlichen Replays zu Gemüte führen, sieht man nicht wirklich schöne 3D-Grafik und wird diese in Zukunft gleich überspringen. Der Sound kann nicht halten, was er die ersten Sekunden verspricht, zu eintönig ist die Geräuschkulisse, so dass man nach einer Disziplin den Sound lieber leiser dreht. "Winterspiele" wird bei Anhängern dieser Sparte eher keine Glücksgefühle auslösen, allerdings können hier selbst ungeübte Spieler, die keinen großen Wert auf zeitgemäße Grafik und Steuerung legen, gute Ergebnisse erzielen und ihren Spaß haben.

(15.02.2006)

Entwickler: Independent Arts
Publisher: rondomedia
Genre: Sportspiel
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Winterspiele
Preis: 29,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß § 14 JuSchG

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