Jagdfieber (Nintendo DS)

Jagdfieber (Nintendo DS)

(Ubisoft)

geschrieben von Oliver Domke

 

 
Entwickler: Ubisoft Montreal
Publisher: Ubisoft
Genre: Jump & Run
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Jagdfieber
Preis: 39,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

"Kein Animationsfilm ohne dazugehöriges Spiel!" scheint eines der ungeschriebenen Gesetze der Videospielindustrie zu sein. Nach der Flucht vor dem Tauwetter in "Ice Age 2" und Disneys flottem Rennspektakel "Cars" ist nun das "Jagdfieber" ausgebrochen. Passend zum Start des gleichnamigen Films in diesen Tagen erscheint die wilde Hatz auch auf dem Nintendo DS. Aber kann die Umsetzung mit dem Original mithalten?

Da tobt der Bär

Ein besseres Leben kann sich der behäbige Grizzlybär Boog nicht vorstellen: In einer eigens für ihn hergerichteten Garage der Wildhüterin Beth verbringt er die Zeit zwischen den öffentlichen Wildnis-Vorführungen. Er ist längst an das zivilisierte Leben in der kleinen und gemütlichen Stadt Timberline gewöhnt. Doch das alles ändert sich schlagartig: Durch Zufall schließt er Bekanntschaft mit dem ebenso heiteren wie nervtötenden Hirsch Elliot, der ihn auch relativ schnell in Schwierigkeiten bringt. Beth bleibt nichts anderes übrig als die beiden in der Wildnis auszusetzen. Da gibt es nur zwei Probleme: Zum Einen kennt sich Boog in der freien Wildbahn nicht aus, zum Anderen schleichen derzeit eine Menge Jäger - angeführt vom fiesen Shaw - durch den Wald, die die beiden nur zu gern vor dem Gewehrlauf sehen würden. Die Jagdsaison ist eröffnet!

Zusammen sind wir stark

Nach einem Tutorial, in dem die recht simpel gehaltene Steuerung kurz erklärt wird, geht es auch gleich zur Sache: Boog und Elliot versuchen, den Gefahren des Waldes zu entkommen. Feinde wollen besiegt, Abgründe überwunden und Fallen umgangen werden. Dabei sind Bär und Hirsch ständig aufeinander angewiesen, weshalb Sie immer beide Charaktere gleichzeitig durch die Levels bewegen. Die Fähigkeiten der beiden Partner unterscheiden sich voneinander, daher müssen sie klug kombiniert werden. Boog kann beispielsweise schwere Lasten heben oder geschwächte Gegner aus dem Spiel befördern. Elliot hingegen fällt es leichter, die Aufmerksamkeit der Widersacher auf sich zu ziehen und sie dadurch abzulenken. Außerdem bewegt er sich wegen seines geringeren Gewichts schneller und kann durch Rammattacken kleinere Hindernisse aus dem Weg räumen. Durch einen einfachen Druck auf den Touchscreen bestimmen Sie, mit wem Sie sich gerade fortbewegen möchten. Wird der Bär gesteuert, können Sie den Hirsch auch anweisen, ihm automatisch zu folgen. Egal, wie Sie es anstellen - beide müssen das Ziel eines jeden Abschnitts lebend erreichen. Gerade im späteren Verlauf des Spiels werden Sie auf die Hilfe der anderen Waldbewohner angewiesen sein. Und für jede Situation finden Sie auch das richtige Tier: So missbrauchen Sie Kaninchen als Wurfgeschosse, um Schalter umzulegen oder Feinde zu attackieren. Während Stinktiere vor allem Jäger aus ihren Verstecken locken können, werden Sie von Bibern mit dem Bau von Brücken unterstützt. Leider stehen Ihnen anfangs noch nicht alle Helfer zur Verfügung, da Sie erst ihr Vertrauen gewinnen müssen.

Im Laufe des Abenteuers durchwandern Sie insgesamt vier größere Gebiete, die sich jeweils in etwa fünf bis acht Levels aufteilen. Zwischen den einzelnen Arealen gilt es, verschiedene Minispiele zu bestreiten. Einmal müssen Sie Boog per Touchscreen die Nadeln eines Stachelschweins aus seinem Hinterteil ziehen, ein anderes Mal pusten Sie in das eingebaute Mikrofon, um einige Vögel vor dem strengen Aroma eines Stinktiers zu bewahren. Diese Spielchen sollen das ansonsten etwas eintönige Gameplay auffrischen, wirken allerdings in den meisten Fällen recht einfallslos. Fällt die Lebensenergie der beiden Freunde auf Null (beide Charaktere teilen sich eine Energieleiste), startet ebenfalls ein Geschicklichkeitsspiel. Meistern Sie es, dürfen Sie vom letzten Plumpsklo aus einen weiteren Versuch starten - diese stellen nämlich die Speicherpunkte dar und sind sowohl in großen Mengen als auch in fairen Abständen im Spiel verteilt. Das ist auch nötig, da einige Abschnitte durchaus sehr viel Feingefühl erfordern und Wiederholungen so gut wie unvermeidlich sind.

Sei wild!

Da das Spiel in erster Linie für Kinder gedacht ist, setzen die Puzzles natürlich keine komplexen Überlegungen voraus. Genau genommen haben die meisten Rätsel ihren Namen auch nicht verdient, handelt es sich doch vielmehr um einfache Hindernisse, die überwunden werden wollen. Leider wiederholen sich nicht nur die einzelnen Aufgaben und Abläufe innerhalb eines Levels recht häufig, das Leveldesign ist auch allgemein sehr abwechslungsarm. Teilweise hat man das Gefühl, komplette Gebiete lediglich vor einem anderen Hintergrund schon einmal gesehen zu haben. Die dadurch entstehende Langeweile verfliegt (wenn überhaupt) erst im letzten Teil der Reise. Viel zu spät bietet das Spiel Möglichkeiten wie neue "tierische" Munition oder den sinnvollen Einsatz von Boogs wilder Brüllattacke an. Bei letzterer kommt wieder das Mikrofon zum Einsatz: Wenn Sie laut und ausdauernd brüllen, erstarren Ihre Feinde und können leicht aus dem Weg geräumt werden.

Optisch ist "Jagdfieber" durchaus gelungen. Die dreidimensionalen Level (in denen Sie sich allerdings auf vorgeschriebenen Pfaden fortbewegen) sind sehr hübsch gestaltet und vor allem die Animationen der Hauptfiguren machen einiges her. Der Charme der filmischen Vorlage wurde gut auf den DS übertragen. Auch die ins Deutsche übersetzten Texte sind hervorragend geschrieben und witzig formuliert. Leider stellt der Sound einen Schwachpunkt dar. Ist die Countrymusik im Hintergrund anfangs noch ganz nett, schaltet man spätestens nach 30 Minuten genervt ab, weil ständig die gleichen Melodien gespielt werden. Auf der Karte ist ebenfalls ein Mehrspielermodus enthalten, in dem Sie online oder offline gegen einen Konkurrenten antreten können. Es gilt, in einer von fünf Arenen mehr Cracker als der Gegner zu sammeln - für kurze Zeit recht spaßig, sonst aber nicht mehr als ein nett gemeinter Bonus. Dazu sei gesagt, dass online aufgrund akuten Spielermangels nur sehr selten eine Partie zustande kommt.

 

  

Nicht ansteckend

Das "Jagdfieber" hat mich nicht gepackt, aber vielleicht bin ich auch einfach zu alt dafür. Boogs und Elliots Abenteuer richtet sich eindeutig an die ganz junge Generation; jeder Spieler über zwölf Jahre dürfte damit unterfordert sein, sofern er nicht vor Langeweile schon vorher abschaltet. Allerdings sollte auch die Zielgruppe durchaus frustresistent sein, da einige Abschnitte für die potenziellen Spieler etwas schwierig geraten sind. "Jagdfieber" hat einige sehr gute Ansätze, bietet aber insgesamt viel zu wenig Abwechslung. Wer vom Film begeistert ist und dringend etwas zum Spielen für unterwegs benötigt, sollte die DS-Umsetzung zumindest vorher antesten. Alle anderen, die sich ebenfalls unbedingt in die Wildnis begeben wollen, greifen besser zur PC- oder einer Konsolenversion.

(14.11.2006)

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