Code of Honor - Die Fremdenlegion

Code of Honor - Die Fremdenlegion

(City Interactive)

geschrieben von Bernd Wolffgramm

 

 
Entwickler: City Interactive
Publisher: City Interactive
Genre: Egoshooter
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Code of Honor - The French Foreign Legions
Preis: 9,99 €
Altersfreigabe: Keine Jugendfreigabe gemäß §14 JuSchG

Fast ohne jede Vorankündigung schneite der Egoshooter "Code of Honor - Die Fremdenlegion" vom polnischen Publisher City Interactive ins Haus. Das Game bedient sich der Chrome-Engine, die bei ihrer ersten Verwendung beim gleichnamigen Spiel mit den damals verfügbaren Kits von Unreal oder Half-Life durchaus mithalten konnte. "Chrome" und auch das später nachgeschobene "Chrome Specforce" waren solide Egoshooter, die bei der First-Person-Shooter-Gemeinde einige Fans gefunden haben. Allerdings ist diese Engine nun bald fünf Jahre alt und dieser Test wird beleuchten, was sie heute noch zu leisten vermag.

"Legionär: Du bist ein Freiwilliger, der Frankreich mit Ehre und Treue dient."

Zur großen Überraschung aller ist auch bei diesem FPS (First Person Shooter) die Handlung schnell erklärt: Ein Held rennt los und rettet ... die Welt? Nicht ganz; diesmal läuft er auch viel herum, allerdings im afrikanischen Staat Elfenbeinküste. Dort ist eine Revolution ausgebrochen und der Fremdenlegionär Claude Boulet wird beauftragt, nach dem Rechten zu sehen. Denn leider ist den Rebellen radioaktives Material zum Bau einer Atombombe in die Hände gefallen und die internationale Gemeinschaft ist nun sehr besorgt. Frankreich reagiert sehr schnell und kommandiert eine Halbbrigade Fremdenlegionäre aus dem benachbarten Dschibuti ins Krisengebiet ab.

"Du respektierst deine Traditionen, bist deinen Vorgesetzten treu ergeben. Disziplin und Kameradschaft sind deine Stärken, Mut und Ehre deine Tugenden."

Die Aufgaben in den Missionen des Spiels sind recht unterschiedlich, obwohl es in Wirklichkeit immer nur darum geht, vom Ausgangspunkt zu einem Zielort zu gelangen und dort eine Handlung vorzunehmen, deren Ausführung sich durch das Drücken der Aktionstaste erfüllen lässt. So sind es die klassischen Aufträge eines Egoshooters, die erfüllt werden müssen. Es gilt, Bomben zu legen oder zu entschärfen, Tore für die Nachhut zu öffnen, feindliche Dörfer zu erobern oder die eigenen Stellungen gegen Hubschrauber und Panzer zu verteidigen. Zur Orientierung in den Missionen kann man sich bei zwei Systemen Hilfe holen: Da wäre zum einen der Kompass, auf dem der Leitoffizier, der auch im Funk zu hören ist, dem Helden die Zielorte markiert. Deren Position er benötigt, um in der Wüste nicht unnötig umherzuirren oder in die falsche Richtung zu laufen. Zum anderen steht eine Karte zur Verfügung, auf der die Aufgaben und Ziele noch einmal erklärt werden und deren Erfüllungsorte in einem größeren Maßstab nochmals eingezeichnet sind. Neben dem Ortungssystem sieht der Spieler die FPS-typischen Daten auf dem Bildschirm: Zustand der Gesundheit, die Waffen- und die Munitionsanzeige.

Anders als zum Beispiel in "Chrome Specforce" ist Claude Boulet ein Meister des Waffentransportierens. Der Held des erstgenannten Games, Bolt Logan, musste seinen Rucksack mit Bedacht packen, denn er hatte immer nur für wenige Waffen Platz zur Verfügung. Claude Boulet braucht sich darüber keine Gedanken zu machen. Bereits zu Beginn der Missionen wird er mit einem ausreichenden Arsenal auf seine Feinde losgelassen und er kann jede Wumme, die ihm noch in die Quere kommt, aufsammeln und seinem Inventar hinzufügen. So kann er bis zu vier verschiedene Sturmgewehre mitschleppen, alles, was bei Söldnern beliebt und begehrt ist, stellt das Game zur Verfügung: Famas, Ak-47, MP5 und noch ein um einen Granatenwerfer aufgemotztes AK-47. Auch bei den Scharfschützengewehren hat er die Qual der Wahl: Er kann entweder die Standard-Sniperrifle der französischen Armee, das FR F2, benutzen oder er entreißt seinen Feinden das aus deutscher Fabrikation stammende PSG1, das auf verschlungenen Pfaden seinen Weg in die Hände der Rebellen gefunden hat. Abgerundet wird die Waffenpalette des Fremdlegionärs durch Granaten- und Raketenwerfer sowie die italienische Pumpgun SPAS-12, der in "Code of Honor" aber nicht die Bedeutung zukommt wie in anderen Egoshootern, da kaum Kämpfe auf engerem Raum stattfinden, sondern es fast nur auf mittlere und weite Distanz zu Schusswechseln kommt.

Überhaupt muss sich Boulet - außer um sein eigenes Leben - um sehr wenig anderes kümmern. Er benötigt keine Ausrüstungsgegenstände, die irgendwie betreut und beobachtet werden müssen; zum Beispiel muss er keine Powerups für seine Waffen finden und er benötigt keinerlei Energievorräte für andere Items wie etwa Batterien oder sonstige Energiequellen. In den Missionen benötigt er ab und zu Sprengstoff, diesen findet der Fremdenlegionär aber fast immer unweit des Orts, an dem er das Dynamit dann auch verwenden muss. Für seine Gesundheit sorgen überall im Spiel verteilte Medipacks, die reichlich zu finden sind.

"Im Kampf handelst du ohne Leidenschaft und Hass. Du achtest deine besiegten Feinde. Deine gefallenen oder verwundeten Kameraden sowie deine Waffen lässt du niemals zurück."

In einigen Missionen ist Boulet Teil eines Teams, das eine bestimmte Aufgabe erfüllen muss, so gilt es zum Beispiel, einen Flugplatz einzunehmen oder ein Dorf in der Wüste für die Ankunft nachfolgender Truppenteile vorzubereiten. Aber die anderen Mitglieder des Trupps sind fast immer nur Statisten, Boulet muss sich um alle Aufgaben selbst kümmern und sobald es brenzlig wird, ziehen sich seine Söldnerkumpels zurück und überlassen dem Einzelkämpfer das Feld. Schlimmer noch: Er muss auch noch dafür Sorge tragen, dass die Mitglieder des Teams nicht übermäßig dezimiert werden.

Die Intelligenz (KI) der Gegner ist in jedem Egoshooter ein wichtiger Qualitätsfaktor und so hängt die Bewertung eines FPS davon ab, wie intelligent sich die Bösewichte verhalten. Das ist in "Code of Honor" nicht anders. Unterscheiden kann man in diesem Game zwischen dem Nahkampfgeschehen und Verhalten bei Fernduellen. Leider ist "Code of Honor" ein Spiel, bei dem die Bösewichte lauthals schreiend auf den Super-Burschi zugelaufen kommen, als würden sie fordern: "Hier bin ich, leg’ mich um!" Das ist eigentlich schade, denn das Urspiel dieser Game-Engine, "Chrome", war eines der ersten Spiele, bei dem man wirklich von so etwas wie geschicktem Verhalten der KI-Schergen sprechen konnte. Leider findet man erfolgsversprechendes Verhalten in "Code of Honor" im Nahkampf, der im Wesentlichen in Wüstendörfern stattfindet, selten. Die Regel ist eher folgendes Szenario: Claude Boulet geht durch ein Dorf, links ist eine Hütte zu sehen, deren Eingang von einer Bastmatte verdeckt wird. Plötzlich wird die Matte weggestoßen und ein Bösewicht springt laut schreiend und mit einem Gewehr im Anschlag auf die Straße. Das könnte eine Furcht einflößende Psychotaktik sein, aber leider schaut der Schurke in eine komplett andere Richtung, gleiches gilt für die Zielrichtung seiner Wumme. Bevor sich dieser KI-Tiefflieger auf den friedenssichernden Soldaten ausgerichtet hat, kann der Spieler in aller Ruhe die richtige Waffe aussuchen, nachladen und den Schreihals verstummen lassen.

Das Spiel versucht, diese Schwächen zum einen dadurch auszugleichen, dass der Fremdenlegionär ziemlich hohen Schaden nimmt, wenn er getroffen wird und zum anderen können sich die Feinde sehr schnell bewegen. Es mutet schon fast anachronistisch an, wenn sich in heutigen Spielen die KI-Männeken mit hoher Geschwindigkeit wieselgleich rückwärts und leicht gebückt in Deckung begeben. Sollte noch erwähnt werden, dass sie wenige Augenblicke später an genau derselben Stelle wieder auftauchen? Ein kleiner Lichtblick zeigt sich im Kampfverhalten bei Fernduellen: Trifft der Held zum Beispiel auf die Verteidigern einer Siedlung, schießen sie sofort mit Snipergewehren auf ihn. Er sollte dann schnell Deckung suchen, ansonsten bekommen die Hinterbliebenen nur noch das berühmte weiße Käppi als Andenken ausgehändigt.

"Der erteile Befehl ist heilig, du führst ihn um jeden Preis bis zu seiner Erfüllung aus."

Wäre "Code of Honor" im Jahr 2004 auf den Markt gekommen, würde man damals wohl von einer "soliden Umsetzung" gesprochen haben. Eigentlich ist alles vorhanden, was von einem brauchbaren Egoshooter grafisch und soundtechnisch mindestens erwartet werden kann, aber eben auch nicht mehr. Alle Umwelttexturen geben die Stimmung im Setting des Games gut wieder, aber wenn man es mit den KI-Heinis zu tun bekommt, dann merkt man, dass die benutze Grafikengine eben doch nicht so neu sein kann. Es gibt drei verschiedene Feindtypen, die sich in bestimmte vorgegebene Positionen begeben können. Das führt dann zu etwas unnatürlichen Bewegungen, wie zum Beispiel das oben schon beschriebene Rückwärtslaufen. Die Soundeffekte sind ziemlich eintönig, manchmal spricht der Held mit sich selbst oder seinem "kleinen Mann im Ohr" und das klingt sehr unnatürlich und wirkt wie abgelesen. Und noch etwas fällt auf: Es gibt keine einzige Cut- oder Videoszene im ganzen Spiel.

"Code of Honor" ist ein Spiel, das Tester lieben. Nach 15 Minuten Spielen sind alle Facetten des Games aufgedeckt worden und man kann sich ziemlich sicher sein, dass man nichts, was den Testeindruck noch verändern würde, verpasst. Zwar steigt der Schwierigkeitsgrad in den zehn Missionen leicht an, es verändern sich aber nur die Anzahl der Feinde pro Quadratmeter. Alles in allem ist das Spiel damit auch nicht sehr lang, was darauf hindeutet, dass man das Game vor allem Zockern empfehlen sollte, die sich nicht hinsetzen wollen, um den Ausflug in die Welt der französischen Fremdenlegion so schnell wie möglich durchzuziehen, sondern die sich ab und zu mal eine Egoshooter-Mission zu Gemüte führen wollen. Es soll nicht unerwähnt bleiben, dass die Ballerei nur mit zehn Euro in Muttis Haushaltskasse zu Buche schlägt und dass man definitiv kein Hardware-Update durchführen muss, um das Spiel ans Laufen zu bringen.

(16.03.2007)

Kommentare:
Der Kommentar wurde gespeichert!
The Captcha element applies the Captcha validation, which uses reCaptcha's anti-bot service to reduce spam submissions.

Code of Honor - Die Fremdenlegion
Code of Honor - Die Fremdenlegion
Code of Honor - Die Fremdenlegion
Code of Honor - Die Fremdenlegion
Code of Honor - Die Fremdenlegion
Code of Honor - Die Fremdenlegion
Code of Honor - Die Fremdenlegion
Code of Honor - Die Fremdenlegion
Code of Honor - Die Fremdenlegion
Code of Honor - Die Fremdenlegion