RTL Winter Games 2007

RTL Winter Games 2007

(RTL Enterprises)

geschrieben von Jana Voth

 

 
Entwickler: 49games
Publisher: RTL Enterprises
Genre: Arcade-Sportspiel
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: RTL Winter Games 2007
Preis: 39,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Strahlend weiße, schneebedeckte Hänge, glitzernde Eisflächen in den Stadien und dahinzischende Schlitten in den Eiskanälen. Der Berg ruft und man lässt sich locken. Landen tut man bei den einzelnen Wintersportdisziplinen, die in "RTL Winter Games 2007" darauf warten, ausprobiert zu werden.

"Bitte haben Sie Geduld ..."

Die Installation ist komfortabel und schnell, aber lustig wird es dann, wenn das Spiel installiert ist und der Kopierschutz immer wieder gerne sagt, dass die Original-DVD nicht eingelegt sei. So muss man schon mal drei Versuche und einige Minuten Wartezeit zum Starten des Spiels einplanen. Dafür wird man mit einem ziemlich übersichtlich gestalteten Menü belohnt. Es ist jedoch besser zur Navigation mit der Tastatur als mit der Maus geeignet, da bestimmte Symbole sonst so lange nicht zu identifizieren sind, bis man sie durch die Tastatur heranholt. Im Hauptmenü sieht man schon die wichtigsten Bestandteile, die das Spiel hat, nämlich zuerst die Wettkämpfe, dann die Kampagne und zuletzt die Einzeldisziplinen. Zusätzlich findet man noch einen Menüpunkt, mit dem man sich die Rekorde für jede Disziplin anzeigen lassen kann, wobei die in der Kampagne erreichten Zeiten nicht berücksichtigt werden.

Gameplay

Als Standard gibt es zwei große Wettkämpfe, in denen man sich, wenn man möchte, auch mit realen Gegnern messen kann. Der erste besteht aus sämtlichen sieben Disziplinen, also Ski Alpin, Skispringen, Eisschnelllauf, Biathlon, Bob, Rodeln und Curling. Man muss sich aber in manchen Sparten mehrfach und auf unterschiedliche Weise schlagen, wodurch es zu einer Gesamtzahl von 13 Events kommt. Zu Ski Alpin gehören beispielweise auch Slalom und Super-G. Der zweite Wettkampf beinhaltet lediglich sieben Veranstaltungen. Neben diesen beiden Varianten kann man aus den vorgegebenen 13 Events auch noch eine eigene Kreation gestalten. Nach jeder Etappe gibt es eine Siegerehrung und am Schluss wird ausgewertet, welches Land gewonnen hat. Dabei kann man frei entscheiden, für welches man antreten möchte.

Die Kampagne besteht aus einigen Gruppen von Aufgaben, die sämtlichen Sportarten, die das Spiel zu bieten hat, entnommen sind. Es taucht aber nicht jede Disziplin in jeder Gruppe auf. Am Ende jeder Aufgabengruppe steht ein Bosskampf. Während man bei den normalen Aufgaben zum Beispiel Münzen auf der Strecke einsammeln, Bestzeiten oder Bestgeschwindigkeiten überbieten muss, hat man beim Bosskampf einen direkten Gegner. Die anschließenden Aufgaben kann man dann erst beginnen, wenn man den Boss geschlagen hat. Die Gruppen tragen alle Namen, die von "Tutorial" bis "Gott" reichen. Dabei ist der Begriff "Tutorial" etwas verwirrend, da die Grundlagen hier nicht erklärt, sondern vorausgesetzt werden. So mancher wird über den Bosskampf des "Tutorials" nie hinauskommen, weil schon dieser sehr viel abverlangt. Ohne einen fast perfekten Start (ca. 95 von möglichen 100 Punkten) und nahezu fehlerloses Lenken hat man hier keine Chance. Das ist etwas viel verlangt für einen Anfänger. Hat man es doch noch irgendwie geschafft, kann man sich im weiteren Verlauf der Kampagne bestimmte Belohnungen erkämpfen.

Weiter zu den Einzeldisziplinen. Hier geht es meist darum, die üblichen zwei Durchläufe in jeder Disziplin zu absolvieren und sich unmittelbar mit den NPCs oder realen Gegnern zu vergleichen. Zu den oben genannten 13 Events kommen hier noch weitere zwei hinzu, für die es aber keine Bestenlisten gibt. Allgemein lässt sich sagen, dass der Schwierigkeitsgrad bei den Events extrem variiert; beim Curling ist es durchaus möglich, schon mit dem ersten Versuch einen neuen Rekord aufzustellen, während bei der Abfahrt schon sehr viel Übung erforderlich ist, um überhaupt an die NPCs heranzukommen. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich zwar einstellen, dennoch bleibt beispielsweise Curling ungleich einfacher als andere Disziplinen, da das Hochkurbeln des Schwierigkeitsgrads lediglich die Intelligenz des Gegners steigert, das Lenken und Positionieren des Steins jedoch sehr simpel bleibt. Skispringen ist im einfachen Modus fast noch primitiver als Curling, aber sobald man den Schwierigkeitsgrad verändert, muss man nicht nur mit schwierigeren Windverhältnissen und besseren Gegnern rechnen, sondern auch die Skier nach dem Springen selbst öffnen und kurz vorm Aufkommen wieder schließen, was die ganze Prozedur ein ganzes Stückchen komplizierter macht.

Normalerweise ist die Steuerung in dem Spiel einfach gehalten. Beim Eisschnelllauf benötigt man beispielsweise nur die Pfeiltasten für Links und Rechts. Hat man also beim ersten Versuch gut aufgepasst und begriffen, wann man welche Taste drücken muss, dürfte man sie im zweiten Durchgang schon halbwegs verinnerlicht haben. Mehr macht übrigens auch das Tutorial nicht: Vor jeder Aufgabe werden die benötigten Tasten kurz erklärt, und das war es auch schon. Schwierig wird es also nicht dadurch, dass man Unmengen an Tastenkombos lernen muss, sondern dadurch, die Tasten nahezu perfekt einzusetzen. Zum Beispiel kann man bei der Abfahrt durch die Leertaste in die Hocke gehen und dadurch an Geschwindigkeit zunehmen. Aber nur, weil man sie die ganze Zeit gedrückt gehalten hat, nicht ein einziges Mal in den Zaun gerasselt ist und kein Tor verpasst hat, heißt das noch lange nicht, dass man über den letzten Platz hinauskommt. Solange man also die Angewohnheit hat, sich mit den NPCs zu vergleichen, sind Frustrationen schon vorprogrammiert. Lässt man aber die Wertung mal außen vor und genießt es einfach nur mit über 100 km/h die Piste herunter zu sausen, den Schnee dank guter Geräuschkulisse und recht realistischen Fahrverhaltens schon fast unter den Füßen zu spüren und ein wenig an Winterurlaub zu denken, kann man der Frustration vorbeugen. Wenn man regelmäßig am Spiel sitzt, beginnt die geringe Zahl von 13 (beziehungsweise 15) Events jedoch schon bald zu nerven, da man sie zumindest bei Disziplinen wie Bob und Ski-Alpin irgendwann in- und auswendig kennt.

Grafik

Die Gestaltung des Menüs ist im Vergleich zum Rest geradezu herausragend. Im Spiel selbst wirken die Menschen einfach nicht lebendig, die malerischen Berge im Hintergrund eben auch nur malerisch und kitschig, aber nicht gerade stimmungsfördernd, und auch sonst wirkt alles zu sehr, als wäre es aus Plastik, inklusive des Schnees. Sobald größere Menschenmassen auftreten, fällt zu schnell auf, dass es meistens "Klone" sind, wobei man sich dann schon fragt, ob man Szenen mit vielen Menschen nicht lieber hätte herauslassen sollen. Trotzdem hier das große Aber: In den meisten Wettkämpfen geht es um Geschwindigkeit, und da bemerkt man nur selten, ob der Himmel im Hintergrund gerade wieder einmal rosarot ist. Also, die Grafik ist gut genug, um der Rennstimmung keinen Abbruch zu tun, aber wirklich schön ist sie nicht. Die Statusanzeigen in allen möglichen Variationen (jeweils passend zur Disziplin) sind pragmatisch einfach und gut verständlich, aber es ist doch fraglich, ob man während des Rennens wirklich so oft draufguckt.

"Da werden die deutschen Fans ihm jetzt bestimmt ganz fest die Daumen drücken."

Spätestens dann, wenn man diesen Satz zum vierten Mal hintereinander gehört hat, wird man sich entschließen, die Audiokommentare auszuschalten, sonst läuft man Gefahr wirklich aggressiv zu werden und das ganz ohne Blut und Kopfschüsse. Spaß beiseite: Es gibt zwei Kommentatoren, die sich bei jedem Fehler, jeder guten Leistung oder auch nur einfach so zu Worte melden. Meist sind es recht nichtssagende Äußerungen über das Event, aber hin und wieder sind auch mehr oder minder interessante Informationen zum Wintersport allgemein dabei. Genauso "abwechslungsreich" wie die Kommentare ist auch die Hintergrundmusik. Wirklich lobenswert sind aber die Soundeffekte, die bei Berührung mit Schnee, Eis, Bande oder was auch immer ertönen. Schaltet man also die Musik und die Kommentare aus und dreht dafür die Soundeffekte voll auf, ergibt das eine ziemlich gute Stimmung, die es erlaubt, sich selbst bei schwierigeren Rennen gut zu konzentrieren.

"RTL Winter Games 2007" hat durchaus Partyspielqualitäten, wird aber ansonsten die Gemüter teilen. Auf der einen Seite steht das mittelmäßige bis schlechte Balancing - das manchen Anfänger zur Verzweiflung bringen könnte - und die ähnlich zu bewertende Grafik im Spiel. Auf der anderen Seite überzeugen die überwiegend leicht erlernbare Steuerung und das interessante Spielfeeling, wodurch man trotz übermäßig leichter oder schwerer Computergegner dazu gebracht werden könnte, selbst im Singleplayer einige Stunden mit diesem Spiel zu verbringen.

(22.12.2006)

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