Assassin's Creed - Altair's Chronicles (NDS) (Ubisoft) geschrieben von Felix Rau
| ||||||||||||||||||
"Assassin's Creed" wird als eines der revolutionärsten Konsolenspiele des letzten Jahres gehandelt und setzt angeblich völlig neue Maßstäbe für die nachfolgenden Vertreter des selben Genres. Nun darf man seit Neuestem auch auf dem Nintendo DS rennen, springen und klettern, sowie schweißtreibende Schwertkämpfe absolvieren und natürlich auch die höchste Disziplin eines Assassins absolvieren: das lautlose Töten. Ob die Adaption für den DS auch etwas taugt, oder ob es sich hierbei nur um den "kleinen Bruder" der Xbox 360-Version handelt, könnt ihr nun im Folgenden lesen. Der Geschichte des Assassinen Wir schreiben das Jahr 1191 nach Christus. Der Dritte Kreuzzug im Nahen Osten ist im vollen Gange, und es stehen sich zwei Geheimbünde im Kampf gegenüber: die Templer, die versuchen das Heilige Land zu erobern, und die Assassinen, die im Gegenzug die Templer vertreiben wollen. Ihr seid Altair, ein Mitglied der Assassinen und als solches beginnt ihr die Geschichte damit, dass ihr von einem Auftrag nach Aleppo zu Al-Mualim, dem Führer der Assassinen, zurückkehrt. Dort bekommt ihr den Befehl, nach dem "Kelch" zu suchen, einem magischen Gegenstand von großer Kraft, der einer Legende nach in der Lage sein soll die gespaltene Gemeinschaft zu vereinen und damit einer der beiden Parteien, seien es die Kreuzritter oder die Sarazenen, den Sieg in diesem Krieg zu bringen. Zwar besitzen die Templer diesen Kelch schon, doch haben sie ihn bisher für den richtigen Zeitpunkt versteckt. Dieser Zeitpunkt scheint nun gekommen zu sein und ihr erhaltet den Auftrag, den Kelch zu finden, bevor die Kreuzritter unter der Führung von Basilisk ihn bergen können. Also macht ihr euch auf, um die drei Schlüssel für den Wüstentempel zu finden, in dem der Kelch versteckt sein soll, und erst nach und nach wird euch klar, dass ihr damit in einen Strudel aus falschen Informationen, Intrigen und Verrat geraten seid. Nun liegt es ganz allein an euch, das Schicksal eurer Welt zu gestalten. "Erlebe die Macht der Assassinen." Zunächst beginnt man das Spiel ohne jegliche Fähigkeit und (sofern man das Handbuch nicht gelesen hat) auch ohne jegliche Ahnung. Dafür bieten die ersten Missionen jedoch ein sehr vorzügliches Tutorial, in dem man alles Nützliche lernt. Auch im späteren Spiel wird eine neue Fähigkeit sofort sehr ausführlich erklärt. Die Fähigkeiten bieten überhaupt einen der größten Reize im Spiel. Sie gliedern sich in zwei Gruppen: "die Klinge" und "die Hand" - was im Prinzip nur "Waffenskills" und "Waffenloseskills" bedeutet. Insgesamt lassen sich 17 unterschiedliche Fähigkeiten erlernen. Außerdem sammelt man innerhalb des Spiels blaue Kugeln ein - manche liegen einfach in der Gegend herum, andere bekommt man nur, wenn man einen gegnerischen Soldaten besiegt. Hat man eine bestimmte Anzahl an Kugeln gesammelt, kann man sich zwischen mehr Leben oder stärkerer Angriffskraft entscheiden und somit Altairs Potenzial verbessern. Alle guten Dinge sind drei Das Spiel lässt sich in drei Teilbereiche einteilen. Der erste Teil besteht selbstverständlich aus dem Springen von Haus zu Haus, dem Klettern an Wänden beziehungsweise Häusern und dem Ausweichen von Fallen. Und das macht mitunter auch wirklich Spaß. So rennt man mit vollem Lauf auf eine Wand zu, springt ab, hält sich (irgendwie) an ihr fest und erklimmt schließlich das Dach. Danach balanciert man auf einem Balken und springt an den pendelnden Felsbrocken vorbei zum nächsten. Die Fallen sind meistens jedoch leicht zu umgehen, da man lediglich mit dem richtigen Timing springen oder sich bewegen muss. Den zweiten Teil des Spiels bilden die Kämpfe mit den Kriegern der Templer. Unter ihnen gibt es einmal die "normalen" Wachen (schwarze Rüstung), die sehr einfach zu besiegen sind und sich kaum verteidigen oder angreifen. Daneben existieren als zweite Gruppe die eigentlichen Templer an sich (rot-weiße Rüstung), die beinahe jeden Schlag parieren und auch sehr gut austeilen können. Weiterhin gibt es als dritte Gruppe noch die Fernkämpfer (rotes Gewand), die mit einer Armbrust angreifen und mit 95 von 100 Schüssen treffen. Dafür besitzen sie jedoch keine Verteidigungsmöglichkeit und sind mit einem bis zwei Schlägen auch schon niedergestreckt. Die letzte Gruppe bilden die Zwischengegner, die man nur besiegen kann, indem man ihren Angriffen ausweicht und im richtigen Augenblick den "X"-Knopf beziehungsweise den "Y"-Knopf drückt. Der dritten Teil des Spiels besteht aus den Interaktionen. So muss man an einigen Stellen einen Zivilisten oder Soldaten bestehlen, um an einen Torschlüssel in seiner Brieftasche heranzukommen. Man muss sich allerdings sehr beeilen, den Schlüssel mit dem Touchpad an den anderen Gegenständen in der Brieftasche vorbei zum Ausgang zu ziehen, denn die dafür zur Verfügung stehende Zeit ist sehr begrenzt. Berührt der Schlüssel einen Gegenstand, verringert sich die zur Verfügung stehende Zeit etwas, und wenn sie abgelaufen ist, muss man wieder von vorne beginnen. Weiterhin erfordern es die Umstände manchmal, dass man sich Informationen beschaffen muss, indem man ein bisschen Gewalt anwendet und jemanden foltert. Dazu muss man zu einem bestimmten Zeitpunkt Punkte auf dem Touchscreen berühren. Auch dazu bleiben einem nur wenige Sekunden; zudem verliert man Zeit, wenn man den richtigen Punkt zu früh oder zu spät anklickt. Man kann natürlich auch lautlos einen Gegner töten, indem man sich von hinten an ihn heranschleicht und mit einem Sprung diesen dann heimtückisch ins Jenseits schickt. "Du bist tot." Diesen Spruch wird man leider sehr oft zu lesen bekommen. Denn sehr oft fällt man aus schwindelnden Höhen herunter, weil man eine Kante nicht mehr erwischt hat, in die falsche Richtung gesprungen ist, zu weit oder zu kurz hüpft oder einfach nur, weil die Umgebung so undeutlich dargestellt ist, dass man ein Stück zu weit rechts beziehungsweise links neben dem zu erreichenden Objekt aufklatscht. Und das passiert leider ständig. Man weiß nämlich erst nach dem dritten oder vierten Versuch, worauf es in der gegebenen Situation ankommt. Und oft genug hat man den Sprung nur dazu geschafft, um gleich darauf ins Wasser zu fallen, da man nicht ahnen konnte, dass sich die schwimmende Kiste plötzlich doch bewegt. Oder man stirbt, weil man einen Platz betritt, der nicht mehr zum eigentlichen Level gehört - schwups: tot. Natürlich kann man auch im Kampf das Zeitliche segnen. Nicht, dass die Kämpfe an sich schwierig wären - ganz im Gegenteil: Man kann es ohne Probleme mit vier bis fünf Templern im Schwertkampf aufnehmen, da sie nur nacheinander und niemals gleichzeitig angreifen. Wenn man jedoch gegen 2 Schwertkämpfer und 2 Fernkämpfer antreten muss, hat man ein großes Problem: Die Schwertkämpfer blocken vorn einfach alles ab und die Fernkämpfer treffen mit jedem Pfeil. Man muss also zuerst die Fernkämpfer ausschalten vorausgesetzt, man kommt überhaupt an sie heran. Das ist manchmal jedoch nicht so einfach. Ebenfalls sehr enttäuschend sind die Rätsel, die einfach nur darin bestehen, dass man Kisten auf angezeigte Plätze schieben muss, oder dass man Knöpfe in einer bestimmten Reihenfolge zu berühren hat. Darüber hinaus ist die Tatsache sehr störend, dass man als Altair auf der einen Seite meterhohe Wände ohne Schwierigkeiten erklimmen kann, auf der anderen Seite jedoch nicht über Kisten springen darf, die nur halb so groß wie Altair sind, da sie eine Abgrenzung im Level darstellen und man stattdessen einen alternativen Weg finden soll. Auch nicht besonders gelungen sind die Bosskämpfe gegen Basilisk, gegen den man mehr als eine Handvoll von Duellen bestreiten darf, da sie immer nach dem gleichen Schema ablaufen: Zuerst prahlt Basilisk damit rum, dass er der Stärkste sei und dass Altair keinerlei Chancen gegen ihn hätte. Anschließend greift er an, worauf man zum angezeigten Zeitpunkt "Y" drücken muss, dann zum angezeigten Zeitpunkt "X", dann wiederum "Y", wobei sich das gleiche Schauspiel zwei bis drei Mal wiederholt. Schließlich rennt Basilisk davon und murmelt etwas wie "Beim nächsten Mal wird alles anders!" Das erste Mal mag das noch spaßig sein, doch beim fünften Mal ist es nur noch nervend. "Freigegeben ab 12 Jahren" Das ist eine Frage, die sich zwangsläufig während des Spiels stellt: "Warum ist das Spiel ab zwölf Jahren freigegeben?" Denn abgesehen davon, dass Folter und Mord hier an der Tagesordnung sind, gibt es weitere, zumindest bedenkliche Szenen. So kann man zum Beispiel einen Gegner auf den Boden schleudern, auf dem er dann besinnungslos liegen bleibt. Dann stellt man sich über ihn und rammt ihm das Schwert mit aller Wucht in den Leib. Ähnlich spielen sich die Kämpfe mit Basilisk ab: Man springt auf seinen Rücken und stößt das Schwert in den Kopf des bösen Widersachers - und das nicht nur einmal. Zwar fließt kein einziger Tropfen Blut, doch ist allein die Darstellung der Kampfszenen fragwürdig - zumindest für Kinder in jungem Alter. Ebenfalls wirkt die Tatsache, dass man Personen, die man zunächst foltert und die sagen "Tu mir nichts, ich verrate dir alles", auch dann umbringt, wenn man alles erfahren hat, was man wissen wollte, oftmals verstörend. Natürlich sollten immer die Eltern Sorge dafür tragen, was genau ihr Kind gerade spielt, doch wäre ein "Freigegeben ab 16" sicherlich angemessener gewesen. Steuerung, Grafik und Sound Über die Steuerung an sich lässt sich eigentlich nicht meckern. Sie wirkt alles in allem gut durchdacht, die Belegung der einzelnen Knöpfe ist einleuchtend und birgt viel Potenzial, auch wenn es nicht ausgeschöpft wird. Der Touchscreen wird gut genutzt und man darf sogar ab und an in das Mikrofon pusten, um Sand wegzufegen, der eine Kiste bedeckt. Die Videografik ist atemberaubend schön. Wenn Altair im Sonnenuntergang auf Dächern steht oder vor brennenden Schiffen im Hafen aufs Meer hinausblickt, möchte man am liebsten nur noch zuschauen und gar nicht mehr spielen. Die Ingame-Grafik hingegen ist nur mittelmäßig. Alles wirkt etwas grobkörnig und hier und da haben sich auch einzelne Grafikbugs eingeschlichen. Es gibt jedoch auch schöne Passagen, die wirklich sehenswert sind. Am Sound gibt es ebenfalls keine großen Mängel festzustellen. Meistens ist alles ruhig und nur hier und da ist im Hintergrund mal ein murmelndes Geräusch vom Volk auf der Straße zu hören oder eine Bestätigung, dass man gerade wieder einen Speicherpunkt erreicht hat. Erst beim Kampf ertönt Musik, die alles etwas hektisch und bedrohlich wirken lässt und sehr gut passt. Das Fazit Es ist nicht zu übersehen, dass "Assassin's Creed - Altair's Chronicles" lediglich eine Umsetzung des für die Xbox 360 geschriebenen Programmes auf den Nintendo DS darstellt. Man hat sich zwar bemüht die Vorzüge des "großen Bruders" einzubauen und den Spielspaß herüberzuretten, doch ist das nur vereinzelt geglückt. Für den DS ist das Spiel nur ein mittelmäßiges Jump'n'Run Spiel mit vielen Defiziten und mitunter reichlich Frustpotenzial. Auch kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Publisher es allzu eilig hatten, das Spiel auf den Markt zu bringen und auf der "Assassins Creed"Welle zu schwimmen, da man mit etwas mehr Zeit viele Fehler hätte beheben können. Wer die Möglichkeit dazu hat, sollte also lieber auf die anderen Konsolenversionen oder die PC-Version zurückgreifen. Wer das nicht kann, sollte lieber zweimal nachdenken, bevor er sich "Assassin's Creed" für den DS anschafft, denn das Spiel hat das Potenzial der Xbox360-Version bei weitem nicht genutzt. (28.05.2008) |