MySims Sky Heroes

(Electronic Arts)

geschrieben von Daniela Salten

Die MySims, Electronic Arts' niedlicher Ableger der erfolgreichen "Sims"-Reihe, haben in ihrem bisherigen Dasein als Videospielfiguren schon einiges erlebt. Nachdem man sie schon als Agenten, Rennfahrer oder Partyspieler erlebt hat, ist jetzt mit "MySims Sky Heroes" eine Arcade-Flugsimulation erschienen. Wir haben uns einmal die Wii-Version genauer angeschaut.

Auf in die Lüfte

Die ganze Geschichte beginnt an einem Strand. Hier wacht der Charakter des Spielers auf, ohne sich erinnern zu können, wer er ist oder warum er dort liegt. Schnell schließt man sich jedoch einer Gruppe von wagemutigen Piloten an, die sich dem bösen Morcubus entgegengestellt haben, der mit Hilfe seines Unternehmens MorcuCorp den freien Flugverkehr seiner Kontrolle unterworfen hat. Im Grunde ist das schon die Story. Der Rest besteht aus den Missionen, die nicht direkt zusammenhängen und inhaltlich nur wenig Substantielles beitragen. Die Geschichte bleibt also sehr oberflächlich und wirkt ziemlich unmotiviert zusammengeschustert. Gleiches gilt auch für die Dialoge. Anstelle von Videosequenzen werden nur die sprechenden Figuren eingeblendet, die in ihrer typischen "Simlisch"-Sprache reden. Damit auch der Spieler das Kauderwelsch, das mit der Zeit aufgrund ständiger Wiederholungen derselben Sprachschnipsel einigermaßen die Nerven strapaziert, versteht, wurden netterweise Untertitel hinzugefügt. Leider ist es nicht möglich, diese Dialoge abzubrechen, wodurch der Story-Modus unnötigerweise in die Länge gezogen wird.

Zu Beginn muss jeder Spieler allerdings einen Charakter und ein Flugzeug erstellen. Die vielfältigen Möglichkeiten, die hier geboten werden, darf man mit Fug und Recht als eine der Stärken des Spiels bezeichnen. Bei der Auswahl des MySims kann man die bereits aus früheren Spielen bekannten Optionen auswählen, die die Haut- und Haarfarbe, Augen, Kleider, Stimme und Mund umfassen. Hinzu kommt, dass man seinem MySim auch eine passende Fliegerbrille verpassen kann. Richtig austoben kann sich der kreative Spieler bei der Ausstattung seines Flugzeugs. Man kann entweder eines der vorgefertigten Modelle auswählen oder sich sein fliegendes Vehikel selbst zusammenstellen. Insgesamt sieben Optionen stehen zur Verfügung, mit denen man sein Flugzeug ganz individuell gestalten kann. Vom Rumpf über die Flügel bis hin zur Farbe des Düsenstrahls kann man sich die Teile aussuchen, die einem zusagen. Auch Farbe und Emblem können aus einer Vielzahl von Möglichkeiten ausgewählt werden. Schließt man die Missionen erfolgreich ab, kann man zudem noch neue Teile für sein Flugzeug freischalten. Hinzu kommen dann noch Tuning-Teile, die die Leistungsfähigkeit der Maschine verbessern.

Die Missionen

Regelrecht enttäuscht muss man sein, wenn man sich die Missionen ansieht, die den Spielspaß bei "MySims Sky Heroes" eigentlich ausmachen sollen. Leider sind es im Prinzip immer die zwei gleichen Arten von Aufträgen, die zu absolvieren sind: der Luftkampf und das Rennen. Beim Luftkampf tritt man alleine oder im Team, wobei der Unterschied nur darin besteht, dass man seine Teammitglieder nicht abschießen kann, gegen die Gegner der MorcuCorp an. Zwei Waffenarten stehen dabei ständig zur Verfügung, ein Maschinengewehr und zwei Raketen. Ist das Gewehr überhitzt oder sind die Raketen verschossen, braucht man ein paar Sekunden, bis beides wieder einsatzbereit ist. Eine Zielvorrichtung ist vorhanden, mit der man recht präzise Schüsse abfeuern kann. An vielen Stellen der überschaubaren, aber auch recht vielseitigen Settings findet man zusätzliche Items, die offensive oder defensive Funktionen haben können. Mit offensiven Power-Ups stehen dem Spieler schlagkräftige Waffen zur Verfügung, die allerdings nur einmal oder für kurze Zeit eingesetzt werden können. Gleiches gilt für die defensiven Items, die die Verteidigung verbessern oder eine schnelle Flucht ermöglichen. Wird man einmal getroffen, kann man sich mithilfe von Erste-Hilfe-Päckchen regenerieren, die beim Abschuss eines Gegners oder bei der Zerstörung von bestimmten Objekten am Boden oder in der Luft erscheinen.

Beim Rennen ist es die Aufgabe des Spielers, im Wettbewerb mit anderen MySims eine bestimmte, durch Tore markierte Strecke möglichst schnell zu durchfliegen. Zwar stehen bei diesen Missionen keine Raketen zur Verfügung, indem man aber die vorhandenen Items einsammelt, ist es dennoch möglich, den Konkurrenten das Leben schwer zu machen. Schnell werden die Missionen jedoch langweilig. Zwar darf man im Luftkampf auch mal nicht nur Gegner, sondern beispielsweise auch Schutzschildgeneratoren abschießen, spannender und abwechslungsreicher wird das Ganze dadurch aber auch nicht.

Fliegen ohne Pilotenschein

Als gut gelungen darf ohne Umschweife die Steuerung des Flugzeugs bezeichnet werden. Das Nunchuk ist für Lenkung und Geschwindigkeit zuständig und mit der Fernbedienung werden vor allem die Waffensysteme kontrolliert. Auch unerfahrene und jüngere Spieler haben so schnell den Dreh heraus, zumal auch komplexere Manöver, wie Flugrollen durch ein einfaches Schütteln der Fernbedienung, kein Problem sind. Kritisch muss jedoch angemerkt werden, dass man manchmal das Gefühl hat, als ob die Gegner ihre Flugtechniken schneller und besser beherrschen als der Spieler. Können sich erfahrene Vielflieger sicherlich schnell darauf einstellen, dürfte das dem eigentlichen Zielpublikum dieses Spiels, also vor allem Jugendlichen und Gelegenheitsspieler, nicht so leicht fallen. Fruststationserlebnisse sind vorprogrammiert, wenn man zwar mehr Abschüsse als die Gegner hat, aber dennoch in der Platzierung hinter ihnen liegt, weil man sonst nicht so präzise getroffen hat. Dabei wäre es, auch angesichts der vielen zur Verfügung stehenden Flugzeugtypen, kein Problem gewesen, ein Klassensystem einzurichten, wie man es etwa aus "Mario Kart" kennt. So hätte man für Anfänger wie für Profis ein ausgewogenes Spielsystem geschaffen – schade, dass man sich dagegen entschieden hat.

Weitere Spielmöglichkeiten

Hier haben sich die Entwickler nicht lumpen lassen. Neben dem Storymodus gibt es auch eine "schnelle Partie", in der man mit den bislang freigespielten Flugzeug- und Tuning-Elementen gegen virtuelle Gegner auf einer beliebigen Karte antreten kann. Auch Mehrspieleroptionen sind vorhanden. Bis zu vier Spieler können per Split-Screen Rennen und Luftkämpfe gegeneinander oder im Team bestreiten. Im Online-Modus kann es sogar gegen bis zu fünf Gegner, ob Unbekannte oder Freunde, gehen. Hier haben aber PS3-Besitzer die Nase vorn, da insgesamt zehn Personen an einem Onlinespiel teilnehmen können.

Sound und Grafik

Die Titelmusik zu "MySims Sky Heroes" passt mit ihrem militärisch-heroischem Klang perfekt in ein Flieger-Spiel. Sie wirkt auch nach mehrmaligem Hören nicht nervig und bildet einen guten Hintergrund für die Menüs. Die Missionen selbst haben keine Hintergrundmusik. Hier sind es die Kampfgeräusche, Explosionen, Maschinengewehrfeuer und ab und zu Stimmen der MySims, die die Geräuschkulisse ausmachen. Alles wirkt insgesamt recht authentisch und passend zum Spiel. Einzig die schon genannten Dialoge mit dem sich ständig wiederholenden "Simlisch" gehen einem wirklich auf den Geist.

Grafisch gehört dieses Spiel sicherlich nicht in den hochklassigen Bereich, da die MySims aber ohnehin recht comichaft angelegt sind, stellt das kein Problem dar. Die Flugzeuge und Karten sind sehr fantasievoll und farbenfroh gestaltet und bieten dem Auge jede Menge Abwechslung. Das Design der MySims und ihrer Fortbewegungsmittel wurden gut aufeinander abgestimmt. Die Zwischensequenzen mit den sich unmotiviert bewegenden MySims hätten allerdings gerne etwas aufgepeppt werden dürfen, da sie doch recht langweilig wirken.

Fazit

"MySims Sky Heroes" ist ein Spiel, aus dem man durchaus etwas hätte machen können, da die Anlagen vorhanden sind. Die vielen Auswahl- und Design-Möglichkeiten für MySims und Flugzeuge, die einfache Steuerung und eine insgesamt ordentliche Sound- und Grafikdarstellung sind absolute Pluspunkte. Aber die Schwachpunkte sind am Ende doch zu groß. Dabei fallen die belanglose Story und das nervige "Simlisch" der Figuren in den endlosen Dialogklickstrecken noch am wenigsten ins Gewicht. Besonders hervorzuheben sind die Eintönigkeit der Missionen und die nicht vorhandene Schwierigkeitsgradauswahl, die vom Spieler einen recht hohen Frustrationsgrad abverlangen. Herausgekommen ist so leider nur ein recht mittelmäßiges Spiel.

(03.11.2010)