Balls of Fury (Wii) (ZOO Publishing) geschrieben von Nico Meißner
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"Balls of Fury?!" Ein komischer Titel und dann auch noch Christhoper Walken auf dem Cover ... Sollte es sich etwa um eines dieser meist sehr kontroversen Spiele zu einem Film handeln? Richtig! Doch wieso hat man noch nie etwas von diesem Film gehört? Das könnte daran liegen, dass er erst am 10. Juli dieses Jahres als "Dirty Ping Pong" in die deutschen Kinos kommt. Das Spiel von ZOO Publishing gibt es ab jetzt. Das klingt alles etwas eigenartig? Dann wartet mal ab, bis ihr die Hintergrundgeschichte gelesen habt ... Cochones und Kung Fu "Balls of Fury" parodiert Filme wie den Bruce Lee-Streifen "Der Mann mit der Todeskralle" (1974) und alle ähnlichen Nachfolger. Das heißt, der talentierte Held lernt zufällig einen alten, asiatischen Meister kennen, der ihn unter seine Fittiche nimmt. Dadurch erarbeitet er sich einen sehr guten Ruf, der ihm eine Einladung zum exklusiven Kampfsportturnier des Bösen einbringt. Im Turnier treten nur die Besten der Besten gegeneinander an und kämpfen auf der geheimen Insel des Schurken bis zum Tod. Der Schurke ist natürlich selbst ein Experte seines Fachs und dazu ein ehemaliger Schüler des Meisters des Helden. Er hat sich aber damals losgesagt und ist der "dunklen Seite der Macht" verfallen, außerdem trägt er für gewöhnlich die Schuld am Tode des Vaters/Bruders/Haustiers des Protagonisten. Diese Story wurde nach dem Bruce Lee-Film, vor dessen Veröffentlichung die Legende leider verstarb, unzählige Male kopiert zum Beispiel in "Bloodsport" (1988). Bei "Balls of Fury" ist alles genauso, nur, dass es statt um Kampfsport um Ping Pong geht - oder Tischtennis, wie man hierzulande sagt. Der Held der Geschichte heißt in diesem Fall Randy Daytona (gespielt von Dan Fogler) und war als Junge eine Tischtennis-Sensation. Doch bei einem Turnier-Match gegen Karl Wolfschtagg, einen martialischen und - freundlich formuliert - sehr exzentrischen ostdeutschen Profi, wettet Randys Vater, ein Marine der alten Schule, bei der Yakuza viel Geld auf seinen Sohn. Das macht Randy nervös und wenn er nervös ist, spielt er schlecht, zumal Wolfschtagg (nein, nicht "Wolfenstein"!) keine Möglichkeit auslässt, ihn zu verunsichern. So verliert er das Turnier und sein alter Herr wird von der Yakuza - wie das bei den Jungs so üblich ist - direkt umgebracht. Daraufhin zieht sich Randy, der natürlich am Boden zerstört ist, aus der Welt des Ping Pongs zurück. Doch 18 Jahre später wird er zum Schüler von Meister Wong, in dessen schöne Nichte er sich prompt verliebt. Nach anfänglicher Wiedereingewöhnung erreicht Randy wieder seine alte Stärke, sodass er gegen den Besten der gegnerischen Tischtennisschule antreten und gewinnen kann. So erhält er auch die begehrte Einladung zum Turnier von Feng, dem bösen, ehemaligen Schüler Wongs (gespielt von Christopher Walken). Dieser ominöse Widersacher, dessen Identität anfangs noch unbekannt ist, hat indirekt natürlich auch Randys Vater auf dem Gewissen und zusätzlich noch einen alten Bekannten eingeladen: Karl Wolfgenstein. Es soll hier nicht zu viel verraten werden, zumal sich das Spiel beziehungsweise der Storymodus eng an die Filmvorlage hält. Tischtennis auf Leben und Tod Entsprechend finden sich auch fast alle Charaktere und die wichtigsten Schauplätze aus dem Film im Spiel wieder, insgesamt sind es acht Figuren und sechs Orte. Allerdings stehen davon zu Beginn nicht alle zur Verfügung, da einige erst freigespielt werden müssen. Dafür bietet "Balls of Fury" von Anfang an drei unterschiedliche Modi: Es gibt den schon erwähnten Storymodus, "Arcade" und das Turnier. Hierbei orientiert sich das Spiel stark an Kampfsport-Titeln wie zum Beispiel "Tekken". Denn im Arcade-Modus gilt es, alle Charaktere hintereinander weg zu besiegen, um sich als Bester zu behaupten. Als erstes wählt der Spieler - wie bei allen Modi - seine Figur aus. Leider unterscheiden sich die Charaktere lediglich im Aussehen und durch verschiedene Special-Moves (wobei nicht mal jede Figur einen eigenen Trick hat). Über die umfangreichen Einstellungen bestimmt der Spieler noch, wie viele Punkte und Sätze man zum Sieg benötigt und Ähnliches, dann geht es los. Man schaut im Match aus der Ich-Perspektive von der eignen Tischseite über die Platte auf den Gegner, vom Spielercharakter ist lediglich der Schläger zu sehen. Oben rechts und links befinden sich die eigenen Punkte beziehungsweise die gegnerischen. Daneben ist noch die Spezialenergie-Leiste, die sich bei jedem erfolgreichen Ballwechsel oder erzielten Punkt ein Stück weiter auffüllt. Ist wenigstens eines der Viertel voll, kann der Spieler statt seines normalen Schlags auch einen speziellen, besonders mächtigen Trick anwenden. Dazu hält er während der normalen Schlagbewegung mit der Wiimote den "A"-Knopf gedrückt. Nun flitzt der Ball zum Beispiel mit einem Feuerschweif oder einem blauen Leuchten ("Was macht es?" - "Es leuchtet blau!") über das Feld oder teleportiert sich über dem Netz ein Stück nach rechts oder links. Untermalt wird das Ganze noch von einem entsprechenden Soundeffekt ("Wuusch!"). Ein normaler Schlag ist dahingegen weniger spektakulär und muss mit einem einfachen "Pock" auskommen. Immerhin erzeugt der Ball beim Auftreffen auf die Platte auch hier noch ein paar kleine, konzentrische Kreise - ähnlich, wie ein Stein, der ins Wasser geworfen wird. Der normale Schlag wird durch eine schnelle, ruckartige Bewegung der Wiimote ausgeführt. Dabei unterscheidet "Balls of Fury" noch zwischen sogenannten Lobs und Smashs. Der Lob ist eine hoher langsamerer Ball, während der Smash kräftiger und schneller als ein normaler Schlag ist. Weiterhin besteht die Möglichkeit, Bälle mittels der "B"-Taste anzuschneiden, sodass sie einen Bogen beschreiben. Leider braucht es anfangs doch einige Zeit, das korrekte Timing zum Schlagen zu finden. Denn es gibt nur einen exakten Zeitpunkt, entweder trifft man den Ball (und den Punkt) also oder eben nicht. Ist diese Prinzip erst einmal verstanden und der Zeitpunkt gefunden, beginnt das eigentliche Spiel und es ergeben sich teilweise sogar sehr lange Ballwechsel (50 Schläge sind keine Seltenheit). Allerdings fällt dann auch auf, dass man die Richtung des Balls beim Schlag ausschließlich durchs Anschneiden maßgeblich beeinflussen kann. Egal, wie der Spieler sonst schlägt, der Ball fliegt prinzipiell gerade und wird höchstens noch vom vorher angeschnittenen Schlag des Gegners abgelenkt. Dadurch büßt "Balls of Fury" gewissermaßen im zweiten Satz einiges an Spielspaß ein, zumal es, wie schon gesagt, nur wenige Special-Moves gibt. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Specials zum Teil gleichen und damit die ohnehin schon mangelnde Abwechslung nicht gerade verbessern. Same old Story Wie schon erwähnt, hält sich der Storymodus von "Balls of Fury" eng an die Filmhandlung. Die wird dem Spieler zwischen den Matches in Textform erzählt. Als Texthintergrund dienen entsprechende Standbilder aus dem Film. Danach geht es weiter zur nächsten Partie. Verliert der Spieler mal ein Match, kann er es natürlich immer abermals versuchen. Außer einer kleinen Statistik am Ende jeder Partie bietet der Storymodus leider auch schon nicht mehr - die Langzeitmotivation nähert sich Null ... von unten. Klar, das Spiel hat noch den Turniermodus und ein paar Pokale für gewisse Leistungen. Doch beides kann wenig begeistern, zumal die freispielbaren Charaktere und Schauplätze das Spiel kaum bis gar nicht bereichern. Einzig eine schönes Multiplayer-Turnier (mit vier oder acht Teilnehmern) schafft ein wenig Spielspaß. "Die Technik ist alles" Zum Glück stimmt diese Redensart nicht - zumindest bei Videospielen. Denn dann hätte man sich den ganzen obigen Text gleich schenken können. Wieso? Nun, "Balls of Fury" sieht nicht schlecht aus, die Charaktere sind halbwegs zu erkennen, die Animationen in Ordnung und die Schauplätze relativ detailliert. Doch der passable optische Eindruck wird getrübt, weil häufige Kollisionsfehler nerven, der Ball fliegt gerne direkt durch eine Figur hindurch. Außerdem scheint es gelegentlich so, als ob ein Schlag den Ball verfehlt, dieser dann aber trotzdem getroffen wurde. In Sachen Musik sieht es leider auch nicht viel besser aus: Zwar passt die rockigen Tracks zu den schnellen Ballwechseln, doch genau während diesen gibt es keine Hintergrundmusik. Dadurch bemerkt man immerhin erst etwas später, dass die Anzahl der Stück sehr begrenzt ist und es so laufend zu Wiederholungen kommt. Auch die Idee, die (englischen) Originalstimmen der Schauspieler zu verwenden, verliert rapide an Faszination, da jeder Charakter nur einen magere Satz hat ... Tischtennis- oder Schallplatte? - Fazit Oft sind Parodien von bekannten Vorbildern nur mittelmäßig, man erwartet nicht viel. Das Gleiche gilt für Spiele, die sich an einem Film orientieren. Und mal ehrlich, was sollte man von einem Spiel zu einem Film wie "Balls of Fury" erwarten? Bestenfalls mittelmäßige Technik? Check! Ein paar Figuren und Orte des Films, dazu ein Modus mit der gleichen Handlung? Check! Eine gewöhnungsbedürftige, aber trotzdem zu simple Steuerung? Check! Tja, da der Film ja noch nicht in deutschen Kino läuft, kann ich jetzt auch schlecht eine Empfehlung an Fans aussprechen. Insofern rate ich jedem, das Geld lieber in eine gute Schallplatte zu investieren, da wiederholt sich zwar auch alles, aber die Technik ist ausgefeilter ... (01.04.2008) |