Ninja Blade (Bitcomposer) geschrieben von René Gurlin
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Ein knappes Jahr nach dem Erscheinen auf Microsofts Xbox 360 beglückt "Ninja Blade" jetzt auch PC-Spieler mit rasanten Kämpfen, grandiosen Zwischensequenzen und jeder Menge Action. Aber ist der Plattformwechsel auch gelungen und hat sich die Wartezeit überhaupt gelohnt? Story Im Jahr 2011 brach in einem kleinen nordafrikanischen Dorf eine bis dato unbekannte Krankheit aus, die Infizierte veränderte und in gewalttätige Monster verwandelte. Auslöser der Mutationen waren Hakenwürmer, genannt "Alpha Würmer, die Genmutationen in ihren Wirten auslösen. Als sich die Infektion weiter ausbreitete und eine Eindämmung unmöglich wurde, bombardierte die UN das gesamte Areal und hinterließ nur noch einen riesigen Krater, heute bekannt als "Ground Alpha. Um zukünftig besser gewappnet zu sein, rief man die Task Force G.U.I.D.E ("Global United Infestation Detection and Elimation", zu Deutsch etwa "Globale vereinte Infektions-Entdeckung und -Ausrottung") ins Leben, die sich fortan weltweit um immer wieder auftretende Ausbrüche kümmerte. Jetzt, im August 2015, ist die japanische Hauptstadt Tokyo Zentrum eines Ausbruches gigantischen Ausmaßes. Wenn es nicht gelingt, die Infektion erfolgreich zu bekämpfen, wird der Metropole das gleiche Schicksal zuteil wie "Ground Alpha und sämtliches Leben im Stadtgebiet wird von einem Killersatelliten aus dem All vernichtet. Alle Hoffnungen ruhen auf Ken Ogawa, Mitglied der lokalen G.U.I.D.E-Truppe. Er wurde von seinem Vater in den Künsten der Ninja geschult und ist, aufgrund besonderer Erbanlagen, als einziger Mensch immun gegen die "Alpha Würmer". Doch als wäre das Schicksal der Millionen unschuldiger Bewohner Tokyos allein nicht schon eine schwere Bürde, wird er von seinem Vater, zugleich Anführer der japanischen G.U.I.D.E-Einheit, verraten und muss fortan auf sich gestellt der Gefahr entgegentreten. Gameplay "Ninja Blade" erfindet das Rad nicht neu, aber kombiniert viele bekannte Elemente zu einem rasanten und mit Adrenalin vollgepumpten Action-Spektakel. Das Spiel ist überdreht und Kens Fähigkeiten sind trotz seines Ninja-Status völlig unrealistisch, aber ebenso unterhaltsam und geben dem Spieler kaum Zeit zum Durchatmen. "Prince of Persia", "Devil May Cry" und "God of War" standen sicherlich Pate bei der Schaffung des Spiels, denn für Dynamik und Tempo sorgt ein geschickter Mix aus freien Kämpfen gegen niedere Feinde, Akrobatik und Quicktime Events (QTE). So kämpft man sich durch einen Raum voller mutierter Schläger, läuft an Wänden über Abgründen entlang und im nächsten Moment gibt der Boden nach und muss man vor einer hausgroßen mutierten Hornisse flüchten, in dem man die eingeblendeten Tasten rechtzeitig betätigt. Das ist wirklich pure Action , die präsentieren Aktionen Kens sind spektakulär und lassen Spielerherzen höher schlagen. Auf Fehler während der QTE reagiert "Ninja Blade" dabei sehr kulant und spult einfach die letzten paar Sekunden zurück und gibt dem Spieler eine neue Chance. In anderen Bereichen ist der Titel weniger großzügig, der Schwierigkeitsgrad ist zeitweise ganz schön knackig. Zwar helfen Power-Ups wie "Erste Hilfe-Spray" und "Adrenalinschub" beim Meistern der Levels, aber sie sind spärlich gesät und zumeist gut in Fässern und Kisten versteckt. Weiterhin sind die neun Missionen mit einer Spielzeit von je 45 bis 60 Minuten nicht gerade klein, aber ein freies Speichern ist nicht möglich. Die Kontrollpunkte, an denen der Fortschritt zwischengespeichert wird, und bei denen man im Falle eines verfrühten Ablebens wieder einsteigt, sind fair verteilt, aber beendet man "Ninja Blade" vor Absolvieren des Levelendes, muss man wieder von vorn anfangen. Dieses Speichersystem ist absolut nicht mehr zeitgemäß und nervt, da man sich des Öfteren nach anstrengenden Stellen nach einer Pause sehnt. Und ein spontanes, schnelles Spiel mal zwischendurch ist damit unmöglich. Ein weiteres Merkmal sind die zahlreichen Bosskämpfe, jedes Level wartet mit wenigstens drei Kämpfen gegen überdimensionale und kuriose Monster auf, die sich häufig in verschiedene Etappen aufteilen. Ob Riesenspinne, Spei-Egel, Schleimhelikopter oder gigantischer Wurm, das Repertoire an ausgefallenen Widersachern ist sehr breit gefächert. Zuerst gilt es immer, den Boss im freien Kampf durch verschiedene Taktiken zu schwächen und ihm dann mittels rasantem QTE den Rest zu geben. Durch die vielen eingestreuten QTE wirkt "Ninja Blade" manchmal eine Spur zu geradlinig und sie schwächen stellenweise auch das Glücksgefühl beim Erlegen eines Bosses ab, da man die Moves nicht selbst absolviert, sondern nur im richtigen Moment den passenden Knopf betätigt hat. Am Ende jedes Levels wird eine Statistik eingeblendet, die unter anderem Aufschluss gibt über erlegte Feinde, wiederholte Reaktionssequenzen und das Timing. Sehr befriedigend ist das aber nicht. Katana, Shuriken und Co. Wie es sich für einen Ninja gehört, ist Kens Waffenarsenal reichlich bestückt und kann zudem im Laufe des Spiels verbessert werden. Neben diversen Schwertern (z. B. ist das schwere Schwert gut gegen Panzerungen, die Doppelschwerter verfügen über weniger Schaden, aber mehr Tempo) gehört ein Wurfstern mit mystischen Fähigkeiten (Feuer, Wind etc.) dazu. Getötete Feinde hinterlassen Lebens- und Blutkugeln und letztere dienen dazu, neue Fähigkeiten und Eigenschaften freizuschalten, etwa höherer Schaden, mehr Tempo oder neue Schadensarten, begleitet von passenden Spezialeffekten. Außerdem sind in jeder Mission Mojo- und Chi-Kugeln versteckt, die bei ausreichender gesammelter Anzahl Ken mehr Lebensenergie oder Chi-Kraft verleihen. Chi wird benötigt, wenn Ken den Wurfstern einsetzen oder die "Ninja Sicht" aktiviert werden soll, mittels derer versteckte Items oder Wege sichtbar gemacht und unsichtbare Gegnerattacken entlarvt werden; außerdem erleiden Feinde in diesem Sichtmodus mehr Schaden. Allerdings wird es sehr schnell aufgebraucht und benötigt einige Sekunden, um wieder zu regenerieren. Der Ninja verfügt zudem über ein beachtliches Bewegungsspektrum, das nach und nach immer weiter ausgebaut wird und vielfältige Angriffe ermöglicht. Alle Specialmoves und Aufwertungen können jederzeit nachgeschlagen und durchgeführt werden, so dass man sofort davon profitieren und das Gedächtnis auf Vordermann bringen kann. Bedienung Man spürt ganz deutlich, dass "Ninja Blade" primär ein Konsolentitel ist. Die Steuerung ist eindeutig auf Controller ausgelegt und nicht für Maus und Tastatur gedacht. Wer sich also selbst einen großen Gefallen tun und frustrierende Momente von vornherein ausschließen möchte, tut gut daran, ein Gamepad anzuschließen, am besten noch eines aus dem Hause Microsoft. Das Spiel blendet nämlich bei Quicktime Events und anderen kritischen Stellen die Anweisungen primär in Form der Xbox-Knöpfe und erst an zweiter Stelle die tatsächliche Kommandobelegung ein. Auf Letzteres wird manchmal sogar komplett verzichtet und gerade bei zeitkritischen Spielstellen ist das ständige Umdenken mehr als irritierend. Wenn man nach einer Einarbeitungszeit mit Kens Bewegungen einigermaßen zurechtkommt, entdeckt man gleich das nächste Problem: die Kamera. Mit der Maus steuert man die Blickrichtung des Ninja und die Kamera folgt dieser auch, aber leider nicht immer perfekt. Die Perspektive selbst kann nämlich nochmals extra (in der Standardbelegung) mit den Pfeiltasten kontrolliert werden. Im Kampf wünscht man sich da manchmal eine dritte Hand, um Bewegungstasten, Maus und Pfeiltasten zu koordinieren. Unerklärlich bleibt allerdings, warum in unserem Test die Kamera gelegentlich totale Aussetzer hatte. So kam es vor allem in Abschnitten, in denen man ein MG gegen herannahende Monster einsetzt, oder beim gezielten Werfen des Shuriken, vor, dass die Kamera unvermittelt zur Seite raste und nur schwer wieder in die gewünschte Richtung zu lenken war. Aber auch über dieses Manko kann man mit etwas Übung hinwegsehen und dann geht das Gemetzel auch gut von der Hand und Ken wirbelt wie ein Derwisch durch die Monsterhorden hindurch. Grafik "Ninja Blade" setzt optisch keine neuen Maßstäbe, wirkt aber dennoch auf der Höhe der Zeit. Kens Bewegungen sind flüssig animiert und detailliert und machen schon beim Zusehen Freude. Das gilt auch für die zahlreichen Zwischen- und Endbosse, die prachtvoll und, im wahrsten Sinne des Wortes, bildschirmfüllend in Szene gesetzt werden. Nur die Gesichter der menschlichen Protagonisten wirken da im Vergleich sehr maskenhaft und lassen viel an emotionalem Ausdruck vermissen. Weniger beeindruckend ist da schon die Umgebungsgrafik. Die einzelnen Abschnitte sind zwar in der Präsentation überzeugend und auch mit einem Auge fürs Detail geschaffen worden, allerdings fehlen echte Alleinstellungsmerkmale, zu ähnlich sehen sich die einzelnen Abschnitte auf Dauer. Da wünscht man sich manchmal die bombastische Szenerie, die man in den etlichen QTEs und Zwischensequenzen zu sehen bekommt, auch wirklich durchstreifen zu können. Sound Auch akustisch zeigt sich das Spiel ambivalent. Die Soundeffekte sind in Ordnung und passen in die Szenerie. Schmatzende Geräusche, wenn harte Stahlklingen durch Gegner schneiden, Explosionen aller Orten, ständig wird den Spielerohren etwas geboten. Die Hintergrundmusik ist aber eher durchschnittlich. Sie ist da, fällt aber weder negativ noch positiv weiter auf. Rock- und Orchestermusik wechseln sich passend zur Spielsituation ab und treiben den Spieler weiter voran. Hier hätte es gern mehr sein dürfen. Deutsche Spieler müssen mit englischer Sprachausgabe und deutschen Untertiteln vorliebnehmen, aber in Anbetracht der wenig tiefsinnigen Story und der nur vereinzelten Dialoge muss man nicht viel lesen. Die Qualität der Übersetzung ist leider nicht Erste Klasse, es haben sich einige vermeidbare Fehler eingeschlichen. Beispielswiese wird Ken von seinem Vater ständig gesiezt, aber auch der Text auf der DVD-Hülle gibt die Hintergrundgeschichte falsch wieder. Das ist zwar verzeihbar, aber störend. Wer Reaktionsspiele nicht mag, sollte um "Ninja Blade" einen großen Bogen machen. Wer aber ein Gamepad besitzt und auf abgedrehte Action steht, sollte "Ninja Blade" eine Chance geben, zumal man für den sehr moderaten Preis Einiges geboten bekommt. (08.04.2010)
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