Petz - Katzenfreunde

Petz - Katzenfreunde (Wii)

(Ubisoft)

geschrieben von Witali Blum

 

 
Entwickler: Powerhead Games
Publisher: Ubisoft
Genre: Abenteuer/Minispiele-Sammlung
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Catz 2
Preis: 49,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Haustiere wie Hunde, Katzen oder Hamster leben immer häufiger hinter einem Bildschirm. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Bei Lärmbelästigung kann man die Lautstärke herunterdrehen, die virtuellen Häufchen stinken nicht und falls man keine Lust hat, sich um die kleinen Racker zu kümmern, steht es jedem Spieler frei, das simulierte Leben nach dem Abspeichern zu beenden. Viele Spiele nutzen gezielt den Niedlichkeitsfaktor, um kleine Mädchen an Spielkonsolen oder Computer zu locken. Es geht aber auch anders, denn "Petz - Katzenfreunde" lässt Kinder mit ihrem Haustier ein Abenteuer erleben, in dem man viele Rätsel lösen und Geschicklichkeitsspiele bestreiten muss.

Neugier ist der Katze Tod

"Petz - Katzenfreunde" spielt in einem unbekannten Land, in dem nur Katzen leben, die sich wie Menschen benehmen. Sie gehen ihrem Tagwerk nach und tragen sogar Kleidung wie Hüte, Jacken oder Kimonos. Das Leben in der Katzengemeinschaft ist idyllisch, denn ein Zaubermeister mit einem magischen Hut wacht über das Wohl des Landes. Dank des magischen Artefakts muss die Bevölkerung weder Naturkatastrophen noch böswillige Feinde fürchten, die danach trachten, den Frieden zu zerstören.

Unglücklicherweise erfährt ein gerissener Wolf namens Ivlet von der Existenz einer solchen grenzenlosen Magie, die er gleich für seine boshaften Zwecke nutzen will. Da der magische Hut verhindert, dass er selbst auf die Katzeninsel kommen kann, lässt der Bösewicht sich mit Absicht vom Katzensheriff fangen und ins Gefängnis sperren. Sobald der erste Teil seines finsteren Plans, nämlich in die Nähe des magischen Artefakts zu gelangen, erfolgt ist, legt sich der Wolf in seiner Zelle auf die Lauer und wartet auf eine günstige Gelegenheit, sich den Hut anzueignen.

Ausgerechnet der Sohn des Zaubermeisters und sein bester Freund sind diejenigen, die die Katzeninsel ins Unglück stürzen. Als sie von Neugier ergriffen das Gefängnis aufsuchen, um den Fremdling zu bestaunen, werden sie vom Bösewicht mit List dazu gebracht, ihm den magischen Hut zu zeigen. Ehe man sich versieht, entwendet Ivlet das Artefakt und setzt es sich selbst auf das Haupt. Anschließend sprengt er spielend leicht seine Fesseln und lässt mit der Magie des Hutes sprichwörtlich Feuer vom Himmel auf die Behausungen des Katzenvolks regnen.

Zerstörung allein scheint dem bösen Wolf nicht zu genügen, da er zusätzlich alle Wildtiere verzaubert, so dass sie sich gegenüber den Katzen aggressiv verhalten. Weiterhin macht er die freundlichen Bewohner des Zoos zu seinen willenlosen Sklaven. Nach verrichteter Untat zieht sich Ivlet an einen unbekannten Ort zurück, um neue Bosheiten auszuhecken. Nun muss der Sohn des Zaubermeisters, der den magischen Hut dem Bösewicht überlassen hat, Wiedergutmachung leisten, indem er den Bewohnern der Katzeninsel bei den Reparaturarbeiten hilft und die willenlosen Zootiere befreit. Letzteres ist nur möglich, wenn er die verzauberten Kreaturen bei verschiedenen Herausforderungen besiegt.

Die Katzeninsel

Der Spieler übernimmt in "Petz - Katzenfreunde" die Rolle des reumütigen Sohnes, den er zu Beginn aus bis zu 40 Katzenrassen auswählen kann, wobei die Fellfarbe leider nicht verändert werden kann. Den Namen sowie das Geschlecht bestimmt man ebenfalls frei, um dem Helden eine persönliche Note zu verleihen. Man begleitet das Katzenkind auf seinen Abenteuern und erfüllt wie in einem Rollenspiel Aufgaben, die nacheinander von verschiedenen Inselbewohnern erteilt werden. Dabei ist der Handlungsverlauf ziemlich linear gestaltet, was vor allem jüngeren Kindern das Spielen stark erleichtert.

Generell ist "Petz - Katzenfreunde" sehr einsteigerfreundlich, da ungefähr 50 Prozent der Spielzeit dazu dienen, die Feinheiten der Steuerung zu erläutern. Dies geschieht glücklicherweise nicht nur in Textform, sondern auch mit praktischen Aufträgen, für die man anschließend sogar mit Gold entlohnt wird. Für das wohlverdiente Geld kann man Kleidungsstücke im Modehaus oder Arzneimittel in der Drogerie erwerben. Die Medizin ist vor allem dann nötig, wenn man in der Wildnis von einem aufgebrachten Tier verletzt wurde und das heimische Bett für die Erholung zu weit weg ist.

Obwohl das Katzenkind einen Lebensbalken aus Herzen besitzt, der nach Verletzungen abnimmt, braucht man nicht zu fürchten, dass das Abenteuer viel zu schnell vorbei ist. Die aggressiven Angreifer kann man leicht umgehen, indem man entweder an ihnen vorbei schleicht oder sie mit Fauchen und Steinwürfen betäubt. Im schlimmsten Fall kann man Feinden immer noch davonrennen, da sie nicht einmal die Verfolgung aufnehmen. Das vorzeitige Ende des Abenteuers ist wohl eher theoretisch als praktisch möglich.

Mit voranschreitender Handlung erlangt der Held des Spiels nicht nur mehr Lebensenergie, sondern auch verschiedene Fähigkeiten, ohne die ein Fortschritt unmöglich ist. So kann man zu Beginn nur angeln, graben, Insekten fangen, Gegenstände erschnüffeln, schwimmen und normal laufen. Später kommen dann wichtige Kenntnisse wie Steine werfen, Schleichen, Transporttiere rufen, Teleportstein benutzen, Präriehund fangen und Felsbrocken verrücken hinzu.

"Petz - Katzenfreunde" enthält bis zu 1500 Gegenstände, die man finden, angeln, fangen oder kaufen kann. Unbenötigte Sachen können im Leihhaus gegen Bares getauscht werden, so dass nach einer längeren Angeltour alle Geldprobleme der Vergangenheit angehören. Das Sammeln wird im Spiel auch dadurch belohnt, dass man nach einer bestimmten Anzahl neu gefundener Gegenstände besondere Kleidungsstücke freischaltet oder manche Materialien zur Fertigung neuer Outfits benutzt. Letztere können übrigens auch an die Inselbewohner verschenkt werden, um ihr Aussehen zu ändern.

Schließlich wird das Sammelfieber noch durch die Möglichkeit angeheizt, besonders seltene Fische in einem Aquarium auszustellen, schöne Blumen in Beete zu pflanzen und darin exotische Insekten freizusetzen. So nimmt der Spieler in einem geringen Maße Einfluss auf das Aussehen des Dorfes, in dem sein kleiner Held wohnt. Einen Höhepunkt des Spiels stellen die Herausforderungen der entlaufenen Zootiere dar. Flaggenrennen, Wagenziehen, Völkerball, Früchtesammeln, Curling und Hockey sind nur eine kleine Auswahl der Minispiele, die "Petz - Katzenfreunde" zu bieten hat, ehe man sich im letzten Kampf dem Bösewicht stellen muss, um die Welt zu retten.

Fang die Maus

Die Spielsteuerung mit der Wiimote erfolgt ähnlich wie mit einer Computermaus. Dabei sieht man einen Zeiger auf dem Bildschirm, nach dem sich die Spielfigur immer ausrichtet, wenn man den "B"-Knopf zum Laufen drückt. Der "A"-Knopf aktiviert verschiedene Interaktionen und der "-"-Knopf entlockt dem Haustier ein Fauchen, mit dem es Feinde betäuben kann, wenn es sich von hinten angeschlichen hat. Die gesammelten Gegenstände, der Charakterstatus, die Karte, das Tagebuch, die Hinweise und die Spieleinstellungen sind jederzeit über das "Menü" zugänglich, das man mittels der "+"-Taste aufruft. Ein Knopfdruck auf die "2" verändert die Detailtiefe der angezeigten Minikarte.

Leider erfolgt die Kamerasteuerung in "Petz - Katzenfreunde" nicht automatisch, sondern mit dem Steuerkreuz sowie der "1"-Taste, die die Ansicht wieder hinter der Spielfigur zentriert. Das ist vor allem bei den Minispielen mit einem dreidimensionalen Spielfeld wie zum Beispiel Völkerball ein Problem, da man nicht nur die Spielfigur durch den Raum manövrieren muss, um den feindlichen Würfen auszuweichen, sondern dazu noch den Blickwinkel der Kamera erneut justieren muss, um selbst einige Treffer beim Gegner landen zu können. Diese Tatsache mindert die Einsteigerfreundlichkeit erheblich und kann erst nach längerem Üben nicht mehr als ein Ärgernis empfunden werden.

Die interaktiven Möglichkeiten der Wiimote werden im Spiel nur bedingt umgesetzt, da neben der Ausrichtung des Zeigers die Bewegungssensoren nur beim Graben, Angeln und bei einigen Minispielen benötigt werden. Dafür kann man jedoch auf jedem Steuerungsgerät Spieldaten abspeichern und zu einem Freund weiterbefördern. Damit wird ein Tauschen gefundener oder erworbener Gegenstände untereinander sowie ein Wettstreit in den Mini-Herausforderungen mit den eigenen Haustieren ermöglicht.

Das Bild

Die Grafik in "Petz - Katzenfreunde" ist sehr einfach gehalten und hat ungefähr die Qualität einer Umsetzung auf dem Gamecube auf. Detaillierte Schatten- und Lichteffekte sucht man vergebens und die meisten Bauwerke und Pflanzen weisen Kanten an Stellen auf, wo keine hingehören. Die Texturen sind in der Umgebung sehr bescheiden umgesetzt, lediglich die Tiere und ihre Kleidungsstücke enthalten mehr Einzelheiten. Allerdings muss man dem Spiel zugute halten, dass es einen Tag-Nacht-Wechsel enthält, auch wenn er spielerisch ohne Bedeutung ist.

Einer der größten Fehler des Spiels ist allerdings die mangelhaft umgesetzte Lokalisierung. So tauchen immer wieder in den Sprechblasen oder Erläuterungen unübersetzte englische Begriffe auf, die bei jüngeren Spielern für Verwirrung sorgen können. So passiert es oft, dass ein Inselbewohner den Spieler bittet, einen Gegenstand beim "Schlabbersee" zu suchen, liefert aber eine Wegbeschreibung zum "Lappysee". Wäre nicht der Hinweispfeil auf der Minikarte, so müsste man länger suchen als nötig. Solche Fehler kennt man eigentlich nur aus Fanübersetzungen, die mittels eines Updates auf dem aktuellsten Stand gehalten werden.

Der Ton

Die musikalische Untermalung des Abenteuers geschieht durch angenehme Hintergrundmusik, die man aber bei Bedarf auch ausstellen kann. Sehr arm ist dagegen die Geräuschkulisse ausgefallen. Trotz einiger Umgebungsgeräusche wie Wasserplätschern, Grillenzirpen oder Vogelgezwitscher hat man die meiste Zeit das Gefühl, durch eine sterile Landschaft zu wandern. Außerdem wäre eine Sprachausgabe wünschenswert, damit Kinder, die das Lesen noch nicht beherrschen, trotzdem "Petz - Katzenfreunde" spielen können. Ein grober Fehler ist allerdings die Tatsache, dass die Katzen im Spiel sich beim Laufen wie Stepptänzer anhören. Selbst die Bewegung auf einer Landstraße hört sich an wie ein Gang auf dem Parkettboden. Vermutlich haben die Entwickler vergessen, dass Katzenpfoten bekanntermaßen lautlos sind. Sehr bescheiden ist auch die Verständigung der Katzen ausgefallen, die oft aus zwei unterschiedlichen Maunzern und vielleicht noch einem Fauchen besteht. Echte Katzen haben wesentlich mehr Tonlagen auf Lager.

Fazit

"Petz - Katzenfreunde" hat es geschafft, aus dem genretypischen Schema einer Haustiersimulation auszubrechen, indem es erfolgreich Minispiele sowie Rollenspielelemente eingebunden hat. Leider wurden aber andere wichtige Aspekte stark vernachlässigt, die bei einem Spiel für knapp 50 € unabdingbar sind. Selbst wenn die Grafik sowie der Sound nach einem persönlichen Geschmack beurteilt worden sind, so hätte man sich doch wenigstens bei der Übersetzung in die deutsche Sprache Mühe geben können, da diese ja sogar nur in Textform vorliegt.

(5.01.2008)

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