Motorstorm

(Sony)

geschrieben von Uwe Schöler

Offroad-Gaudi

Wer gern mit dem Quad oder mit dem Buggy unterwegs ist beziehungsweise auf diese Art der Fortbewegung steht, weiß, wie viel Spaß es macht, durch den Matsch oder Dreck zu fahren, wobei man vielleicht nicht einmal allein ist. Mit "Motorstorm" präsentiert der Entwickler "Evolution Studios" ein Offroad-Spektakel, das mit halsbrecherischen Stunts und spektakulären Zeitlupeneinstellungen ein actionreiches Rennen bieten will. Jenseits geteerter Straßen lernen Sie ein brutal intensives Fahrerlebnis kennen, bei dem Sie Fahrzeuge und Geländeteile gleichermaßen zerstören können. Viele Wege führen bekanntlich nach Rom, doch es muss nicht immer der erstbeste sein, der unter die ersten drei Plätze führt.

Mit sieben unterschiedlichen Fahrzeugklassen, die die Wüste Arizonas unsicher machen, werden Sie sicher das eine oder andere Vehikel finden, das Sie als Erster über die Ziellinie bringt. Wählen Sie zwischen wendigen Motorrädern, Geländewagen, Rallyewagen, Trucks oder Buggys aus, um sich im regellosen Zeitrennen mit den anderen zu messen. Ihre Gegner verfügen über verschiedene Verhaltensmuster, die sie situativ entsprechend einsetzen. Lassen Sie sich nicht von der Strecke, beziehungsweise vor ein Hindernis, drängen. In "Motorstorm" geht es aber um mehr als nur um pures Racing. Es ist das Highlight der Welt, denn zu dieser Zeit herrscht Anarchie und heulende Motoren sowie laute Musik locken sehr viele Spaßsüchtige in die Wüste.

Ein glitschiges Unterfangen

Das Quad steht auf dem Anhänger, der Tank ist gefüllt und die Reifen wurden ein letztes Mal geprüft, bevor es in die Wüste Arizonas geht, in der sich alljährlich die Wohnwagen ansiedeln und die Offroad-Jünger mit ihren schrottreifen Kisten warten. Der Parcours ist großflächig abgesteckt und die Fahrer versammeln sich mit vielen unterschiedlichen Vehikeln, um sich mit rasanten Fahrmanövern zwischen Autowracks, Blechhütten, Müll und Reifenstapeln einen der ersten Plätze zu sichern.

Die Fahrer könnte man einen Haufen Irrer nennen, die sich mitunter ein Kopf-an-Kopf-Rennen liefern und dabei nicht gerade freundlich oder zimperlich miteinander umgehen. So stehen Ihre Gegner von Anfang an auf dem Gas und versuchen, ihr Recht durchzusetzen - koste es, was es wolle. Auf der Piste herrscht von nun an das Recht des Stärkeren. Wer sich mit einem Truck durch den Matsch traut, kann schon mal ein Bike unter sich begraben, denn die KI verspürt keinerlei Skrupel dabei, Sie in eine Schlucht zu schieben oder an eine der zahlreichen Felswände zu drücken.

Der Spaß, mit einem der sieben unterschiedlichen Fahrzeuge durch die Wüste zu heizen, wird durch die unerbittliche KI geradezu angestachelt. Dennoch ist die Fahrerei kein Spaziergang, denn man muss sich auch als Profi in dem Genre ordentlich ins Zeug legen, um eine der begehrten Medaillen abzufassen. Der Schwierigkeitsgrad der Strecken ist sehr hoch, und Sie werden sicher einige Versuche brauchen, bis Sie den für sich einfachsten Weg durch die Canyons gefunden haben und unter die ersten Drei fahren.

Wer gern Freunden oder Bekannten zeigen will, wo es langgeht, kann den Online-Modus ausprobieren. Hier fährt man dann gegen andere Verrückte, die auch nichts weiter im Sinn haben, als den Wunsch, Erster zu werden. Sie können ein Spiel erstellen oder einem beitreten. Dazu finden Sie im Handbuch eine ausführliche Abhandlung.

Das Spiel mit dem Gaspedal

Die Steuerung ist einfach, aber dennoch gewöhnungsbedürftig. Wer glaubt, mit Vollgas komme man als Erster über die Ziellinie, liegt hier definitiv falsch, denn Ihre Gegner lassen nichts unversucht, Sie auf den letzten Platz zu verweisen. Die einzelnen Parcours bestehen meist aus mehreren Routen, die je nach der gewählten Fahrzeugart gut oder weniger gut befahrbar sind. Wenn Sie mit einem Quad oder Buggy unterwegs sind, kommen Sie zwar gut durch den Dreck oder Sand, aber Matsch lässt Sie schnell ins Hintertreffen geraten und Sie benötigen dann Ihren Boost. Mit einem LKW bringen Sie zwar sehr viel Gewicht auf die Piste, können aber andere Fahrzeuge zügig zur Seite schieben, um den nötigen Platz zu gewinnen. Sollten Sie das Motorrad bevorzugen, stellen Sie sich am besten gleich darauf ein, viel einzustecken, denn Ihre Kontrahenten werden Sie nicht in Ruhe lassen.

Trotz der sieben unterschiedlichen Fahrzeugtypen sind die Vor- und Nachteile jeweils gut ausgewogen. Hier kommt es dann doch auf die entsprechende Route an, die Sie mit Ihrem ausgewählten Fahrzeug nehmen. Zu Beginn ist es am besten, wenn Sie einfach auf Ihre Kontrahenten achten und dem meist großen Pulk folgen. Sie wissen mit Sicherheit, wo sie mit den Vehikeln durchfahren können und wo nicht.

Canyons, Matsch und Staub

Während die Strecke sehr detailliert ist, gibt es abseits von ihr nicht viel zu sehen. "Motorstorm" führt Sie in über 20 Events mit bis zu vier Rennen durch Matsch und Dreck, und wenn Sie zu lange in ihm fahren, spritzt auch einiges an ihr Visier und der Blick auf die Strecke wird sehr getrübt. Bei den einzelnen Szenarios können Sie sich entweder ein Gefährt aussuchen oder müssen ein vorgegebenes nutzen. Viel Auswahl haben Sie dabei nicht, denn meist können Sie nur die Lackierung austauschen, die im Endeffekt eher nebensächlich ist. Nach einiger Zeit werden Sie sicher alle Fahrzeuge ausprobiert haben und jede Strecke kennen, und mit der Motivation ist es meist vorbei. Das Spiel wartet anschließend nur noch mit steigenden Schwierigkeitsstufen auf und kann sonst nicht weiter begeistern.

Der Bildschirm wirkt aufgeräumt und bietet viel Sicht auf die kommenden Geschehnisse, denn sollten Sie irgendwo zerschellen, wird das Missgeschick in einer prickelnden Zeitlupenstudie präsentiert. So werden Sie sicher einige spektakuläre Szenen verfolgen können. Die Grafik wirkt authentisch und ist sehr detailliert, vor allem, wenn man die gegnerischen Fahrzeuge beobachtet, wie sie zum Beispiel nach einem Sprung einfedern oder sich die Kontrahenten nach Ihnen umdrehen. Wenn Sie die Kurve um den Müllberg mal wieder nicht bekommen, kann es passieren, dass sich die Motorhaube Ihres Geländewagens verabschiedet, oder sich möglicherweise der ganze Wagen in seine Einzelteile zerlegt.

Zur musikalischen Untermalung ist nicht viel zu sagen, denn den rockigen Sound findet man nur in den einzelnen Menüs. Das ist aber nicht von Nachteil, denn während der Raserei überdröhnen die Geräusche der Motoren jeglichen Sound und lassen Sie gerade dadurch in das Geschehen eintauchen. Der Motorlärm zwischen den einzelnen Fahrzeugen ist zwar unterschiedlich, jedoch hat das keinen spürbaren Einfluss auf die Atmosphäre.

Fazit: Netter Arcade-Racer

Die sehr detaillierte Grafik, die wunderschönen Zeitlupenszenen und der Spaß am Fahren machen die geringe Streckenauswahl und den fehlenden Abwechslungsreichtum wieder wett. Die hervorragende Physik der einzelnen Fahrzeuge und der Kick, Ihre Gegner mit allen möglichen Tricks auszuschalten, werden Sie sicher an die Konsole fesseln. Freunde dieses Genres sollten ruhig mal einen Blick auf diesen Titel riskieren.

(31.05.2007)