Cold War (DreamCatcher Interactive) geschrieben von Jason Carves
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Verflixt! Gerade noch ohne schlimme Gedanken aus dem Flugzeug gestiegen, schon geht der Rummel los. Und das alles für eine dämliche Story über eine Verschwörungstheorie in der UdSSR. Mit "Cold War" schickt der Entwickler "Mindware Studios" den Spieler in den Kalten Krieg zurück. Diesmal nicht als Soldat, sondern als Journalist. Das lässt bereits erahnen, dass dieses Game alles andere als ein Ballerspiel ist. Hatte ich doch bereits vor einigen Wochen schon das Vergnügen, eine Preview des Spiels anzutesten, so darf ich endlich zum finalen Test kommen und "Cold War" ein weiteres Mal unter die Lupe nehmen. Story: "Verschwörungen und andere Theorien" Zurück in die Vergangenheit, 1986 im Kalten Krieg. Matt Carter, seines Zeichens freiberuflicher Journalist aus den USA, reist zwecks Story-Recherche nach Moskau. Hätte er vorher gewusst, was ihn erwartet, wäre er sicherlich im Bett geblieben. Der scheinbar harmlose Trip in die kalte UdSSR kippt schnell zum Überlebenskampf: Zwölf Stunden nach seiner Landung wacht Carter, all seiner Habseligkeiten beraubt, im KGB-Gefängnis auf. Um seiner scheinbar ausweglosen Situation zu entfliehen und die Hintergründe für seine Entführung aufzudecken, bleiben Carter nur Improvisationsgeschick und Erfindungsreichtum. Schon bald stößt der gewiefte Journalist auf eine groß angelegte Verschwörung gegen den sowjetischen Präsidenten durch den KGB, bei der er mehr oder weniger unfreiwillig eine wichtige Rolle spielt. Gameplay zum Ersten: "Mach mir den Fisher" Statt eines Ballerspiels erwartet den Spieler hier ein Klon des erfolgreichen "Splinter Cell". Allerdings muss man sich in "Cold War" mit einem Journalisten begnügen, der keinerlei großartige Kampfausbildung genossen hat. Das merkt man dann auch recht schnell. Bewegt sich Herr Fisher in "Splinter Cell" wie eine Katze von Dach zu Dach, wirkt unser Freund Matt etwas unbeholfen, wenn es darum geht, unsichtbar zu bleiben. Doch solange der Spieler schleicht und sich im Dunkeln befindet, sollte das kein Problem darstellen. Apropos Schleichen: Wie schon im Preview erwähnt, bewegt man sich in gebückter Haltung wirklich langsam, teilweise zu langsam. Hat man vor, einen weit entfernten Gegner von hinten auszuknocken, kann solch eine Schleichpartie schnell zum nervenaufreibenden Drahtseilakt werden. Insgesamt stehen dem Spieler fünf verschiedene Gangarten zur Verfügung, die Palette reicht vom normalen Gehen über schnelles Laufen bis hin zur geduckten Haltung. Probiert man alle Bewegungsarten aus, merkt man recht schnell, dass unser Freund Matt nicht gerade der Schnellste ist. Selbst das sog. schnelle Rennen ist noch etwas langsam geraten. Kommt es zu einem Feuergefecht, muss der Spieler rasch reagieren, da Matt nur über begrenzte Gesundheit verfügt und die KI des Gegners fast schon übermenschlich wirkt. Zieht der Spieler die Waffe, wechselt die Kamera zum Zielmodus, d.h. man blickt unserem amerikanischen Freund über die Schulter. Das bringt natürlich den Nachteil, dass das Sichtfeld drastisch eingeschränkt wird. Mit etwas Übung stellt aber auch das kein großes Problem dar. Am besten ist es immer noch, wenn der Spieler versucht, Konfrontationen mit dem Gegner zu vermeiden und sich von hinten an ihn ranzuschleichen, um ihn unschädlich zu machen. Zu Beginn des Spiels kommt an dieser Stelle ein etwas unbeholfen geratener Faustschlag gegen den Kopf des Gegners zum Zuge, im späteren Verlauf darf Matt dann auf ein mit Äther getränktes Tuch zurückgreifen. Um zu verhindern, dass die Gegner nach einem kurzen Schlaf wieder erwachen und Alarm schlagen, spritzt man ihnen noch zusätzlich eine Art Schlafmittel. Natürlich sollten bewusstlose Gegner nicht einfach in der Pampa liegen gelassen werden. Ergibt sich die Möglichkeit, sollten die Widersacher in eine dunkle Ecke getragen und dort abgelegt werden, damit deren Kameraden sie nicht entdecken, wecken und danach Alarm schlagen. Gameplay zum Zweiten: "Grüße von MacGyver" Halten wir fest: Matt Carter, freiberuflicher Journalist, mit einer Waffe in der Hand. Moment! Er ist Journalist, schon vergessen? Ok, noch mal: Da der Protagonist Matt ein kleines Problem damit hat, andere umzubringen - und ihm im KGB-Gefängnis ohnehin alles an Habseligkeiten genommen wurde - muss sich der clevere Amerikaner anderer Mittel bedienen, um seinen Widersachern den Garaus zu machen. Da kommt es ihm immer mal gelegen, wenn er beispielsweise Plastikflaschen, Geräteteile, Tücher und andere Kleinigkeiten findet. Dank seiner Genialität lassen sich aus all den Einzelteilen nette kleine Gimmicks basteln, mit denen er seinen Gegnern ordentlich einheizen kann, ohne sie ins Jenseits zu befördern. Da entstehen dann schon mal Dinge wie Gummigeschosse, Schleudern, mit Betäubungsmittel gefüllte Tretminen und andere Konstruktionen. Der Spieler sollte immer die Augen nach Plänen und Mappen offen halten, um weitere Technikpunkte zu sammeln und dadurch neue Gegenstände freischalten zu können. Die meisten "Spielereien" lassen sich beliebig oft bauen, sofern genug Teile dafür vorhanden sind. Andere Erfindungen, wie beispielsweise die Schleuder, kann man nur einmal herstellen. Dafür hat Matt diese dann auch in seinem Inventar und kann sie jederzeit benutzen. Passend zu der Schleuder darf man sich dann auch verschiedener, nicht tödlicher Pfeilmunition bedienen, die aber ebenfalls erst gebaut werden will. Doch nicht nur Waffen lassen sich erfinden, auch Geräte, um den Gegner abzulenken und von seiner Position wegzulocken, finden sich im Arsenal von Matt "MacGyver" Carter wieder. Sollte man dringend einen Gegner von seiner Position weglocken müssen, weil beispielsweise gegenüber ein weiterer Gegner steht oder man unbedingt in diese Richtung muss - und Matt besitzt gerade kein Ablenkungsgerät - kann der Spieler auf Knopfdruck auch mit den Fingern schnipsen. Hört der russische Herr das, kommt er vorsichtig angelaufen und kann dann mit List übertölpelt werden. Gameplay zum Dritten: "Hey, was ist mit meiner Kamera passiert?" Wir erinnern uns: Journalisten haben oft eine Kamera dabei, um ihre Stories auch mit Bildern dokumentieren zu können. Auch Matt besitzt so ein Gerät. Und die kann man sogar benutzen. Für das Urlaubsalbum reicht die allerdings nicht mehr. Denn seltsamerweise kann der Spieler damit nur Überwachungskameras und Gegner (aus-)knipsen. Erinnert man sich an das Intro zurück, wird die Frage, woher die neue Kamera kommt und was mit der Alten passiert ist, schnell aufgelöst. Diese wurde nämlich durch den KGB am Flughafen ausgetauscht, um Matt als CIA-Attentäter darzustellen. Wie schon erwähnt, lassen sich damit Sicherheitskameras abschalten und auch so mancher Gegner wird von diesem netten kleinen Gerät für einige Zeit in den Schlaf geschickt. Dazu wird durch Druck auf den Auslöser ein Stromimpuls gesendet. Um seinen Gegner damit ins Schlafland zu schicken, muss die Kamera auf den Kopf gerichtet werden, damit der Stromimpuls direkt ins Nervenzentrum eindringt. Doch das reicht noch nicht. Zusätzlich ist der Spieler nun auch in der Lage, mit dieser Kamera kurze Zeit durch Wände und Türen zu blicken, um eventuelle Gefahren bereits ausmachen zu können und sich entsprechend darauf vorzubereiten. Bedienung: "Hoppla! - WASD?" Ja genau, WASD ist das Zauberwort. Wie die meisten uns bekannten Shooter wird unser Alter Ego auch in "Cold War" über die Tasten W, A, S und D bewegt. Die Maus dient bei der ganzen Schleicherei dazu, um unseren Freund Matt von allen Seiten bestaunen zu können und gleichzeitig einen kleinen Überblick über die Umgebung zu erhaschen. Doch eine Maus hat ja auch ein paar Tasten. Die wollen nicht ungenutzt bleiben. Mithilfe der rechten Maustaste kann man mit seiner Umgebung interagieren, sofern dazu die Möglichkeit besteht. Und die linke Taste dient natürlich zum Schießen. Insgesamt ist die Steuerung einfach ausgefallen, wodurch jeder in der Lage ist, sie schnell zu erlernen und blind zu nutzen. Grafik: "Kleber an der Hand" Da hat sich jemand nach dem Basteln wohl nicht die Hände gewaschen. Wird einem Gegner kurzzeitig das Licht ausgeknipst, müssten rein theoretisch nach physikalischen Gesetzen Mütze und Waffe zu Boden fallen. Umso mehr staunt man, dass eben diese in der Hand, bzw. auf dem Kopf bleiben. Doch davon lässt man sich nicht stören und bestaunt lieber die verschiedenen Umgebungen und Gebäude. Das wohl Bestaussehendste im ganzen Spiel ist Matt selbst. Auch seine netten Gesellen, die ihm mit Waffen zu Leibe rücken, sind gut gestaltet worden. Das reicht aber leider nicht, um an die Konkurrenz ranzukommen. Man merkt schnell, dass "Cold War" gleichzeitig für die Xbox entwickelt wurde. Die meisten Objekte haben häufig nur gering auflösende Texturen und Innenlevels sind kaum ausgestattet. Die Charaktere wirken trotz ihres liebevoll modellierten Aussehens kantig. Auch einige Spezialeffekte sehen etwas unbeholfen aus, dazu zählt auch Feuer, das auf Standbildern wesentlich besser aussieht. Intro, Outro und Zwischensequenzen sind in comic-ähnlichen Cutscenes gestaltet, teilweise sogar animiert. Sound: "Ohne russische Billig-Akzente" Der Sound kann im Gegensatz zur Grafik mehr überzeugen. Die Geräuschkulisse und Waffeneffekte wirken einigermaßen realistisch und dynamische Musikstücke untermalen die momentane Situation. Die Sprachausgabe kann dank guter Sprecher halbwegs überzeugen, jedoch stört auch hier, dass beispielsweise Russen ohne die aus dem Fernsehen typische Aussprache sprechen.
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