The Book of Unwritten Tales (HMH Interactive) geschrieben von Manuela Loritz
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Mit Spielen wie "Jack Keane", "Ceville" oder "Geheimakte 2" und "Edna bricht aus" haben deutsche Entwicklerstudios die Messlatte im Genre der Point & Click-Adventures hoch angesetzt. In diese Reihe könnte sich nun "The Book of Unwritten Tales" gesellen. Ob King Art Games aus Bremen das geschafft hat, lest ihr in diesem Review. Ein Gnom, der so gerne Magier wäre "The Book of Unwritten Tales" ist die Geschichte von Gut und Böse, der Allianz und der Schattenarmee, die sich seit vielen Jahren im Krieg befinden. Der Archäologe Mortimer MacGuffin findet einen Hinweis auf ein mächtiges Artefakt, dessen Besitzer das Schicksal der Welt in seinen Händen hält. Während die Schattenarmee ihre besten Agenten auf die Suche nach dem Artefakt schickt, stolpert der Gnom Wilbur Wetterquarz durch einen Zufall in sein erstes Abenteuer. Wilbur lebt in den Bergen und weiß nur wenig von diesem Krieg, bis ihm MacGuffin begegnet. Er übergibt dem Gnom einen geheimnisvollen Ring, den er zum Erzmagier der Allianz bringen muss. Für Wilbur, der schon seit langer Zeit davon träumt. ein Magier zu werden, ist das die Chance, endlich Abenteuer zu bestehen und ein Held zu werden. Dabei lernt er die Waldelfe Ivo und den Piraten Nate kennen, die ihn im Kampf gegen die Schattenarmee und auf der Suche nach dem Artefakt unterstützen. "Wir liebten den Geruch von Zwergenstarkbier am Morgen" Moment mal, ein geheimnisvoller Ring? Dann noch ein Gremlin, der eine Bundeslade aufbewahrt und ein Zauberstab, der sich seinen Besitzer selbst aussucht? Das ist nur eine ganz kleine Auswahl an Zitaten und Anspielungen, die "The Book of Unwritten Tales" für den Spieler bereithält. Genau das macht den Charme des Spiels aus, denn es nimmt sich selbst und andere nicht ganz so ernst und sorgt damit für Lacher und viel Schmunzeln. Vor allem, weil immer wieder unvorhersehbare Wendungen passieren: So ist der Ring nicht der, für den man ihn hält, sondern bietet eine gelungene Überraschung. Nach Angaben von Entwickler und Publisher löst der Spieler insgesamt über 150 verschiedene Rätsel und die sind allesamt logisch aufgebaut. Als Folge daraus ergibt sich zwar ein niedriger Schwierigkeitsgrad, doch wie Wilbur einmal treffend sagt: "Es muss nicht immer alles kompliziert sein". Man möchte immer wissen, wie die Geschichte weitergeht und welche Rätsel auf den Spieler warten. Zudem strahlt Wilbur eine herrliche Naivität aus, so dass man ihm einfach weiter helfen möchte. Das Spiel punktet mit Aufgaben, die nicht nur aus dem Kombinieren von Gegenständen bestehen, sondern mit dem Einbau von Hebelrätseln und Mini-Spielen, wie das Brauen eines Tranks, die abwechslungsreich gestaltet sind und sich sinnvoll in das Szenario einfügen. Das Inventar wird ausschließlich mit nützlichen Dingen gefüllt und bleibt immer übersichtlich. Mit der Leertaste lassen sich alle verwendbaren Gegenstände auf dem Bildschirm anzeigen und auch die Helden geben reichlich nützliche Hinweise zur Verwendung der Objekte. Die Laufwege zwischen den über 60 Handlungsorten sind angenehm kurz. Im Laufe des Spiels erhält man zudem eine Post- und Landkarte, die schnelles Reisen ermöglichen. Der Spieler selbst wird Teil des Geschehens: Die Helden beziehen ihn in ihre Überlegungen ein, indem sie ihn direkt ansprechen. Das sorgt auch bei den anderen Figuren für Verwirrung, die erstaunt fragen, mit wem der kleine Gnom sich eigentlich gerade unterhält. Pausiert der Spieler, schauen ihn die Helden erwartungsvoll an und warten auf weitere Befehle. Die Charaktere in "The Book of Unwritten Tales" zeichnen sich allesamt durch individuelle Eigenschaften und Skurrilität aus. Insgesamt begegnet man über 35 Figuren und jede davon ist originell umgesetzt: So trifft man auf den Großvater von Wilbur, der ein paranoider Waffennarr ist und auf zwei "World of Beaurocracy"-Spieler, die der öden magischen Welt entfliehen, indem sie lieber Steuerbescheide ausfüllen. Der frustrierte Tod, der Adventures nicht mag, weil darin niemand sterben kann und das "Komitee für den menschenwürdigen Umgang mit Untoten" sind nur eine kleine Auswahl der großartigen Figuren. Bei jedem Dialog lohnt es sich, zuzuhören. Abhängig von der Situation ergeben sich immer wieder neue Dialogoptionen, deshalb sollte man mit jeder Figur mehrmals sprechen. Die Helden Wilbur, Ivo, Nate und Vieh der lilafarbene Begleiter von Nate - lassen sich je nach Konstellation und Aufgabe abwechselnd oder gleichzeitig steuern. Der Wechsel erfolgt einfach über das Anklicken der Symbole am Bildschirmrand. Das Spiel gibt Situationen vor, in denen sich der Spieler für einen der Helden entscheiden muss. Je nach Auswahl verändert sich damit der Lösungsweg. Vor allem Vieh ist sehr sehenswert: Es spricht eine unbekannte Sprache und gibt dem Spieler auf originelle Weise Hinweise zur Lösung. Schade, dass es viel zu selten zum Einsatz kommt. Kunterbunt und hochkarätig Die sehr gute Grafik zeichnet sich durch viel Liebe zum Detail aus: Jeder Ort der Handlung ist individuell und abwechslungsreich gestaltet. Die 2D-Hintergründe und 3D-Gegenstände gehen fließend ineinander über, so dass der Unterschied kaum sichtbar ist. Besonders die Animationen der Charaktere sind allesamt hervorragend gelungen. Jede Emotion, ob Freude, Schrecken oder Wut, kann man von ihren Gesichtern ablesen. Die Synchronisation der Figuren wird von hochkarätigen Sprechern, wie zum Beispiel den deutschen Stimmen von Ben Stiller, Daniel Craig und Angelina Jolie, übernommen. Die Sprecher sind professionell und die Vertonung erstklassig. Musik und Soundkulisse sind abwechslungsreich, je nach Situation und Ort, und passen perfekt zu dem Design des Spiels. "The Book of Unwritten Tales" hat einen Charme, den nur wenige Spiele vorweisen können: Mit den skurrilen Charakteren und der Vielzahl von unterschiedlichen Anspielungen sorgt es für ein 15 bis 20 Stunden andauerndes Dauerschmunzeln. Immer möchte man wissen, was wohl als Nächstes passiert und der Spielspaß wird durch die relativ leichten Rätsel nicht getrübt. Ein Muss für alle Fans von Adventures mit gutem Humor. (22.04.2009) Minimale Windows XP + SP 2, Windows Vista 1,4 GHz-Prozessor 512 GB RAM DirectX 9c-kompatible Grafikkarte mit 128 MB RAM, PixelShader 2.0 5 GB freier Festplattenspeicher
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