Naruto: Uzumaki Chronicles (PS2) (Namco Bandai) geschrieben von René Hintz
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Ein blonder Ninjaknabe erobert Europa Wem die Begriffe Chakra, Jutsu oder Nudelsuppe nicht allzu geläufig sind, der hat vermutlich den, durch Deutschland laufenden, Siegeszug der beliebten japanischen Manga- und Anime-Reihe Naruto noch nicht registriert. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Kultserie aus Fernost, die die Geschichte des jungen Dämonenfuchses erzählt, auch hier in unseren Landen hohen Anklang findet. Seit geraumer Zeit nun wird die Lizenz in allen nur erdenklichen Formen immer weiter kräftig ausgeschlachtet, sei es durch die Comic-Reihe, die Zeichentrickserie, Spielzeug und natürlich auch mit der Umsetzung von dementsprechenden Videospielen. Das actionlastige Prügelspiel "Naruto: Uzumaki Chronicles" gibt es in Japan schon seit Jahren, war es doch eines der ersten Naruto-Spiele überhaupt auf der Playstation 2. Doch wurde hier ein interessanter Titel erschaffen, mit Berücksichtigung auf die vielen eingefleischten Fans, oder handelt es sich bei diesem virtuellen Abenteuer lediglich um eine lieblose Ausnutzung der Marke und einem Spiel ohne Seele? Die Geschichte des Dämonenfuchsjungen Nichtkenner der Story werden mit den Geschehnissen nicht sonderlich viel anfangen können und keinen großen Bezug zu den Charakteren finden können, da nämlich auf eine ausführliche Einleitung innerhalb des Spieles verzichtet wird. Die ganze Geschichte noch einmal kurz von vorn: Wir schreiben das Zeitalter der Ninjas. In aller Herren Länder befinden sich wohlbehütete Shinobi-Dörfer, in denen vielen unterschiedlichen Clans und Familien das Ninja-Dasein von klein auf beigebracht wird. Der sogenannte Kage, der als weisester und mächtigster Ninja in seinem Dorfe gilt, stellt die oberste Instanz dar. Als solcher verwaltet er alle Aufträge, die dem Land gestellt werden, und sorgt für die Sicherheit aller heimatlichen Ninjas und den Bewohnern. In dem Land des Blattes, dem Ninjadorf Konoha-Gakure, wo inzwischen der nun fünfte Hokage seines Amtes waltet, lebt der wagemutige und vorlaute Naruto Uzumaki. Narutos größter Wunsch und Lebenstraum ist es, eines Tages selbst der Hokage zu werden, da ihn dann alle im Dorf akzeptieren und seine Stärke respektieren würden. Sein unglaubliches Verlangen nach Aufmerksamkeit rührt daher, dass er eine einsame und schwierige Kindheit hatte, da er von den Dorfbewohnern stets gemieden wurde. Denn vor Jahren wurde das Dorf Konoha-Gakure von einem gigantischen neunschwänzigen Fuchsdämonen angegriffen. Dieser sogenannte Kyuubi wurde damals von dem vierten Hokage in den Leib des neugeborenen Naruto verbannt. So wurde der Blondschopf im Laufe seines Heranwachsens von den älteren Generationen mit Abscheu und Furcht behandelt. Doch durch seine unnachgiebige Frohnatur hat er sich inzwischen Freunde machen können, und durch seinen niemals endenden Kampfeswillen und die mystischen Kräfte, die ihm der Kyuubi verleiht, hat er sich von einer Ninja-Null zum Überraschungstalent Nummer Eins im hiesigen Dorf hochgearbeitet. Das Dorf Konoha-Gakure befindet sich inzwischen in einer starken Krise. Nach dem schrecklichen Attentat auf den dritten Hokage, sind die Shinobi-Streitkräfte angeschlagen und die Verteidigungslinien wurden stark lädiert. Doch die Ninjas von Konoha dürfen keine Schwäche zeigen und müssen auch weiterhin ihre Dienste für unterschiedliche Missionen diverser Auftraggeber anbieten. Wissend, dass der machthungrige Sannin Orochimaru schon sehr bald einen neuen Anschlag auf das Dorf planen könnte, entschließt der fünfte Hokage nun, nicht nur die Elite-Ninjas, die sogenannten Juunins und Chuunins mit gefährlichen Sondermissionen zu beauftragen, sondern auch die jüngsten Ninjas, namens Genin. Naruto gehört zu den Genin-Frischlingen und kann es kaum abwarten, sich in waghalsige Abenteuer zu stürzen und sein Können unter Beweis zu stellen. Experten der Serie wissen also Bescheid: Letztendlich spielt die Geschichte von "Naruto: Uzumaki Chronicles" klar vor den Ereignissen von der aktuellen Anime-Staffel "Naruto Shippuuden" und stellt eine Sidestory dar, die ungefähr kurz nach dem Hokage-Amtsantritt von Tsunade abläuft bzw. kurz vor dem Gesinnungswandel von Sasuke, bei dem er dem Sound-Dorf beitritt. Go Ninja, Go Ninja, Go! Nach dem Intro kann man im Hauptmenü neben dem Aufrufen der üblichen Credits und Optionen mit dem eigentlichen Spiel beginnen oder ein Training starten. Letzteres kann man sich aber sparen, da man im eigentlichen Storymodus bereits am Anfang von seinem Mentor Kakashi Hatake eine Einführung in die Steuerung erhält. Diese entpuppt sich als schnell erlernbar und auch als abwechslungsreich. Neben üblichen Combo-Schlagkombinationen kann Naruto über die "L"- und "R"-Tasten auf sein Ninja-typisches Chakra - in der deutschen Version einfach nur Kondition genannt - zurückgreifen und Jutsus vollführen. Unter seinem Kampftechnik-Repertoire befindet sich unter anderem sein berühmtes Kage Bunshin no Jutsu. Hierbei beschwört er wahlweise zwei oder vier Schattendoppelgänger seinerseits, die ihm für ein paar Sekunden tatkräftig zur Seite stehen und mitprügeln. Des Weiteren gibt es noch schöne Spielereien, wie das Sexy no Jutsu, bei dem der Bengel sich in eine hübsche Blondine verwandelt und Gegner kurzzeitig paralysiert, oder aber er nutzt die inneren Kräfte des Kyuubis. Zweiteres ist allerdings immer nur in gewissen Zeitabständen möglich, da man zunächst viele Bösewichte vermöbelt haben muss, um seine Kyuubi-Leiste aufzufüllen. Ist es dann aber soweit, profitiert man kurzfristig von einer schnellen Konditionsregeneration und wirklich heftigem Schadensoutput. Diese große Vielfalt an Techniken ist zuweilen auch nötig, denn die Kämpfe gestalten sich manchmal, trotz der Möglichkeit einen Gegner zu fokussieren, als unübersichtlich und chaotisch. Schuld daran tragen heftige und unkontrollierte Kameraschwenks, durch die man schnell den Überblick verlieren kann. Auch ist es im Übrigen möglich, ein Team aufzustellen und somit auf die Fähigkeiten von Narutos Ninjakollegen Sasuke, Chouji, Neji oder Shikamaru zurückzugreifen. Diese besitzen jeweils nochmals einzigartige Kampftechniken, die den Schlüssel zum Erfolg bei gewissen Missionen oder Endbossen darstellen. Doch hat man nur kurzweilig Freude an den Jungs, denn sie lassen sich nur wenige Sekunden kontrollieren und selbst steuern, da ihre Konditionsleiste schnell leerläuft und sie danach eine Pause brauchen. Aufträge von A bis D Nach dem kurzen Tutorial kann es auch direkt losgehen, und der freche Fuchs darf anfangen, sein Können unter Beweis zu stellen. In einem äußerst schlichten Menü wählt man beim Hokage aus, welche der Missionen als Erstes in Angriff genommen werden soll. Diese ordnen sich in den vier Schwierigkeitsgraden A bis D, wobei A als richtiger Elite-Auftrag gilt und D meist nur ein einfach zu bewältigender Auftrag für Grünschnäbel ist. Da jeder einmal klein anfängt, begnügt man sich am Anfang seiner Ninja-Karriere mit kleineren Angelegenheiten, wie dem Begleiten eines Handelskarren in das nächste Nachbardorf, oder dem Verteilen von Werbeflyern für einen heruntergekommenen Laden, in dem man dann später aus Dank unter anderem Items tauschen kann. Wenn der kleine Rotzlöffel seinen Pflichten nachgeht, verlässt er das Dorf über eine 2D-Karte, die an SNES-Zeiten erinnert. Dort spaziert er von einem Wegpunkt zum anderen und gerät stilecht, wie in einem klassischen "Final Fantasy", in Zufallskämpfe. Unglücklicherweise werden diese mit einer längeren Animation eingeleitet und es dauert immer mehrere Sekunden, bis die eigentlichen Prügeleien beginnen. Geduld ist eine Tugend In den Kämpfen lassen die meist namenlosen feindlich gesinnten Ninjas nützliche Items wie Wurfwaffen oder Rationen fallen, aber auch eine ordentliche Menge an Tugendbällchen. Diese stellen in "Naruto: Uzumaki Chronicles" quasi die Erfahrungspunkte dar, denn mit diesen kleinen gelben Bällchen kann man sein Tugendkonto erhöhen und somit ab einer gewissen Menge seine maximale Gesundheit oder Kondition erhöhen. Des Weiteren gibt es bei einer größeren Summe Tugend auch die Möglichkeit, sogenannte Skill-Chips zu kaufen. Diese legt man auf seinem hauseigenen Skill-Feld an. Am Anfang besitzt der Held nur ein kleines Skill-Feld, sodass man nur eine minimale Auswahl an gleichzeitig nutzbaren Skill-Chips hat. Durch das erfolgreiche Erfüllen von Missionen allerdings besitzt Naruto schon bald größere Skill-Felder und kann auf jede Menge nützliche Boni, wie erhöhtem Nahkampfschaden, höherer Konditionsregeneration oder stärkerer Widerstandskraft zurückgreifen. Trotz dieser netten RPG-gerechten Art, seinen Protagonisten langsam aber stetig stärker werden zu lassen, stellt sich schon sehr bald eine langweilende Monotonie beim Spielen ein. Die anfänglichen Missionen gestalten sich als sehr langatmig und auch nicht sonderlich anspruchsvoll, sodass man Narutos Ungeduld im vollsten Maße nachvollziehen kann. Später werden die Aufträge durch - manchmal leider zu unfair angesetzte - Zeitlimits knackiger und auch die Story wird mit dem Erscheinen des bösen Orochimaru und seinem verschlagenen Assistenten Kabuto ordentlich spannend. Doch bis dahin muss man wahrlich geduldig mit dem Spiel sein, da es bei dem Scheitern einer Mission nicht möglich ist, diese erneut anzufangen. Perfektionisten sind also auf regelmäßiges Speichern und dem Resetten der Konsole angewiesen. Des Weiteren ist es auch ärgerlich, dass man beim Wiederholen der Missionen sich immer wieder die Zwischensequenzen in vollem Maße anschauen muss. Fluchende Ninjas und unschöne Übersetzungen Was die Übertragung der Spieletexte ins Deutsche anbelangt, so hat der Publisher an vielen Stellen leider keine saubere Arbeit geleistet. Sind doch bestimmte Attackennamen wie beispielsweise das berühmte Rasengan von Naruto einfach nur mit Powerschlag tituliert worden. Ein anderes Beispiel liefert die Übersetzung der allseits beliebten Schattenklontechnik, die bei uns nun Tausch-Jutsu heißt, was zu Verwirrungen führen kann, da es solch eine Technik bereits gibt, in der man als Ninja einer Attacke ausweicht und seinen Körper mit einem Baumstumpf vertauscht. Zudem wurde oftmals Gebrauch von hässlichen Abkürzungen gemacht, wie man es in einem sehr starken Maße bei der deutschen Version von "The Elder Scrolls IV: Oblivion" kennenlernen durfte. So gilt eine Mission beispielsweise als "Best." und am Ende des Auftrages liest man die "Ergeb.". Ebenfalls unverzeihlich ist so manche Übersetzung der Dialoge. Dass die deutschen Untertitel zum Teil stark von der englischen Sprachausgabe abweichen, ist verwirrend, aber zu verschmerzen. Doch die Tatsache, dass der Held und auch andere Personen oftmals vom bösen Sch-Schimpfwort Gebrauch machen, ist für ein Spiel, das bereits für Kinder ab einem Alter von sechs Jahren erhältlich sein soll, nicht gerade vorbildlich. Genin-Grafik Grafisch befindet sich "Naruto: Uzumaki Chronicles" auf eher durchschnittlichem Niveau und reizt nicht unbedingt alle Ressourcen der Playstation 2 aus. Zwar hat man sich viel Mühe bei der Darstellung der einzelnen Charaktere gegeben, jedoch wirken die Figuren und insbesondere die Umgebungen sehr verpixelt. Die Landschaften und Lokalitäten bringen zwar ein gewisses Maß an Naruto-Atmosphäre, jedoch wirken beispielsweise Städte wie ausgestorben und die meisten Waldlandschaften ähneln einander zu sehr, als dass optische Vielfalt auftauchen könnte. Ebenfalls etwas misslungen sind die Bewegungsanimationen der Protagonisten. Wenn Naruto beispielsweise seitwärts läuft, sieht das ganze unfreiwillig komisch aus oder auch Chouji wirkt in seinen Bewegungen, auch wenn er ein Dickerchen sein mag, zu tollpatschig und unbeholfen. Ein wahrer Hingucker hingegen sind die CGI-Sequenzen, da diese hochdetailliert und eindrucksvoll gerendert wurden. Schade bloß, dass diese nur im Intro und sporadisch im eigentlichen Spiel auftauchen. Shinobi-Sound Bei der europäischen Version muss man sich als Spieler mit der englischen Sprachausgabe anfreunden. Im amerikanischen Ableger der Zeichentrickserie von Naruto leisten die Sprecher für gewöhnlich solide Arbeit und man kann sagen, dass die Stimmen aus den USA international die zweitbeste Umsetzung darstellen. Bei "Naruto: Uzumaki Chronicles" allerdings vermisst man eine größere Portion Engagement bei den Sprechern, da die Dialoge allesamt ziemlich übertrieben und klischeebeladen vertont wurden. Zwar ist das bei den generell sehr flach gehaltenen Unterhaltungen innerhalb des Spieles nachzuvollziehen, und deutsche Fans werden froh sein, dass auf eine deutsche Sprachausgabe verzichtet wurde - die hierzulande ausgestrahlte Animeversion ist bei den Fans als akustisches Kapitalverbrechen verschrien dennoch hätte man sich von den englischen Stimmen mehr Einsatz gewünscht oder im Idealfall die japanische Sprachausgabe mit integriert. Über die Musik gibt es eigentlich nicht viele Worte zu verlieren. Im Hintergrund dudeln durchgehend japanische Klänge vor sich hin. Diese passen zwar zum Ninja-Flair und bieten angemessene Naruto-Stimmung, jedoch wurden hier keine Quantensprünge bei der Komposition geleistet oder bekannte Melodien aus dem Originalsoundtrack verwendet.
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