World of Warcraft: The Burning Crusade

World of Warcraft: The Burning Crusade

(Vivendi)

geschrieben von Sebastian E.R. Hör

 

 
Entwickler: Blizzard Entertainment
Publisher: Vivendi Universal Games
Genre: Massively Multiplayer Online Roleplay Game (MMORPG)
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: The Burning Crusade
Preis: 33,89 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

Seit knapp zwei Jahren fasziniert "World of Warcraft" weltweit über zehn Millionen Spieler. Vor dem Hintergrund des Warcraft-Universums kämpfen Tag für Tag etliche begeisterte Zocker aufseiten der Allianz oder der Horde um bessere Gegenstände, mehr Gold, mehr Ansehen bei einzelnen Fraktionen des Spiels oder um die Ehre der eigenen Partei. Sechzig Levels, massenweise Gegner, die es zu plätten, zahlreiche Instanzen, die es zu meistern und etliche Items, die es zu erhaschen gilt - ein nie enden wollender Kreislauf besonders für die stark ambitionierten Spieler. Hat man seinen Charakter auf Level 60, das T3-Set ergattert und bei allen Fraktionen die höchste Rufstufe erreicht, erstellt man kurzerhand ein neues Alter Ego und das Spiel beginnt von neuem oder man widmet sich den packenden PvP-Kämpfen auf den Schlachtfeldern.

Doch selbst für die unersättlichsten Spieler stößt der Inhalt von "World of Warcraft" irgendwann an seine Grenzen. Deshalb hat sich Blizzard daran gemacht, ein Addon für das beliebteste MMORPG aller Zeiten zu entwickeln: "The Burning Crusade". Nach mehreren Releaseverschiebungen steht es seit Mitte Januar in den Regalen der Händler und lockt mit zehn weiteren Erfahrungsstufen, einer völlig neuen Welt, fliegenden Reittieren, zwei neuen Rassen, und, und, und. Schafft es "The Burning Crusade", die Faszination des Hauptspiels aufrechtzuerhalten, oder entpuppt sich das mit Spannung erwartete Addon als Schuss in den Ofen? Wir haben es für Sie herausgefunden.

"Unheilvolle Verheißungen ziehen wie dunkle Wolken übers Land ..."

Azeroth befindet sich noch immer im Kriegszustand. Während Horde und Allianz die tiefen Wunden lecken, die ihnen die Invasion der Geißel zugefügt hat, und sich gegenseitig mit Misstrauen beäugen, das jederzeit in einem Krieg gipfeln kann, gelingt es Lord Kazzak, das Dunkle Portal zu öffnen und den Zugang zur Scherbenwelt freizulegen. Die ehemalige Heimat der Orcs und Draenei wurde durch Ner’zhuls Portale in Stücke gerissen, was die meisten ihrer Bewohner zur Suche nach neuen Lebensräumen zwang. Heute wird die Scherbenwelt von Illidan Sturmgrimm beherrscht, doch die Öffnung des Dunklen Portals hat auch anderswo Begehrlichkeiten geweckt: Die Brennende Legion giert danach, mithilfe der überall in der Scherbenwelt verteilten Portale Zugang zu neuen, unberührten Welten zu erlangen und auch Kil’Jaeden brennt darauf, Illidan für dessen Versagen im Kampf gegen den Lichkönig zu bestrafen.

Zudem streifen auch noch einige Draenei und durch eine neue Quelle der Verderbnis korrumpierte Orcs durch die zerschmetterte Welt. Allianz und Horde haben die strategische Bedeutung der Scherbenwelt und die von ihr ausgehende Bedrohung erkannt und greifen nun ihrerseits in den Konflikt ein, unterstützt von zwei neuen Völkern, die sich den beiden Fraktionen angeschlossen haben: Aufseiten der Allianz ziehen die Draenei in den Krieg, um die Brennende Legion endgültig zurückzuschlagen und sich für die Verbrechen der Orcs zu rächen; die magiesüchtigen Blutelfen haben sich der Horde angeschlossen, um ihr zerstörtes Königreich wieder aufzubauen.

Eine "sexy" Rasse für die Horde

Bislang - so lautet zumindest eine relativ häufig geäußerte Vermutung der WoW-Community - hielt die Optik der Rassen gerade jüngere Spieler und Spielerinnen davon ab, sich auf die Seite der Horde zu schlagen und Allianzblut zu vergießen. Auf den meisten Realms gibt es (natürlich nicht nur deswegen) ein erhebliches Missverhältnis zwischen Horde und Allianz - ein Umstand, den die Entwickler mit der Einführung der Blutelfen als neue Hordenrasse abzumildern versuchen. Die magiesüchtigen Hochelfen, vor langer Zeit von ihrem eigenen Volk verbannt, gründeten die Stadt Quel’Thalas und errichten dort den Sonnenbrunnen, eine Quelle magischer Energie, von der sie nach und nach immer abhängiger wurden. Als die Geißel in Quel'Thalas einfiel und Quel’Thalas vernichtete, zerstörten sie auch den Sonnenbrunnen und schlachteten den Großteil der Hochelfen ab; die wenigen Überlebenden nennen sich seitdem ihren gefallenen Kameraden zu Ehren Blutelfen und versuchen nun, aus den Ruinen ihrer Zivilisation eine neue Heimat zu errichten.

Rein optisch lehnen sich die Blutelfen logischerweise stark an ihre alliierten Vettern an und wirken wie eine buntere, fröhlichere Version der Nachtelfen. Den Blutelfen stehen sechs verschiedene Klassen zur Auswahl: Jäger, Schurke, Priester, Magier, Hexenmeister und Paladin. Paladin? Jawohl, Paladin! Innerhalb der Community seit der Ankündigung, dass die neuen Völker die jeweils einzigartige Klasse der anderen Seite werden wählen können, heiß und kontrovers diskutiert, ist es seit "The Burning Crusade" nun Realität. Doch alles hat seinen Preis: Als einzige Klasse im ganzen Spiel können Blutelfen keine Krieger werden.

Die Volksfähigkeiten der Nachtelfen-Verwandten tragen ihrem sprichwörtlichen Durst nach Magie Rechnung: "Manadurst" ist bis zu drei Mal stapelbar, entzieht dem Ziel Mana und lädt den Charakter zehn Minuten lang mit arkaner Energie auf. Besonders in Verbindung mit "Arkaner Strom" ist diese Fähigkeit höchst effektiv, denn ersterer bringt alle Gegner im Umkreis von acht Metern für zwei Sekunden zum Schweigen und füllt gleichzeitig je nach Anzahl der Stapelungen von "Manadurst" das Mana Ihres Alter Egos auf.

Eine "blaue" Klasse für die Allianz

Blau. Blaublaublaublaublau. Blau. Das dürfte der erste Gedanke beim Erstellen eines Draenei-Charakters sein. Die ursprünglich von der Welt Argus stammenden Draenei, die schon seit geraumer Zeit auf der Flucht vor der Brennenden Legion waren, ließen sich auf einer abgelegenen Welt nieder, die sie sich mit den schamanistischen Orcs teilten und Draenor nannten. Doch die Legion korrumpierte die Orcs und gemeinsam mit ihnen schlachtete sie den Großteil der friedliebenden Draenei ab. Die wenigen, die dem Gemetzel entkommen konnten, flüchteten nach Azeroth und schlossen sich dort der Allianz an, um ihre verlorene Heimat zurückzuerobern und sich an der Brennenden Legion und den Orcs zu rächen.

Die Draenei, zumindest die männlichen, haben eine gewisse Ähnlichkeit mit den aus dem Star Wars-Universum bekannten Quarren. Die zahlreichen kleinen Rüssel am Kinn werfen die Frage auf, ob dies möglicherweise beabsichtigt war. Ansonsten ist das hervorstechende optische Merkmal der Draenei das schon oben erwähnte äußerst blaue Blau. Als Klassen stehen Krieger, Paladin, Jäger, Priester, Magier und Schamane zur Auswahl. Wie bereits im Abschnitt über die Blutelfen angemerkt, stellt die Möglichkeit, Schamane zu werden, das ursprüngliche Klassenkonzept aus "World of Warcraft" auf den Kopf.

Auch die Draenei haben natürlich vier Volksfähigkeiten: "Anspornende Präsenz" bzw. "Heldenhafte Präsenz" erhöht bei allen Gruppenmitgliedern und dem Charakter selbst die Zaubertreffer-, bzw. Trefferchance um ein Prozent; "Edelsteine schleifen" steigert die Fertigkeit "Juwelenschleifen" um fünf, "Gabe der Naaru" heilt das Ziel fünfzehn Sekunden lang um eine gewisse Anzahl Schadenspunkte (je nach Level) und "Schattenwiderstand" erhöht, wie der Name schon sagt, den Schattenwiderstand um zehn.

Gänsemarsch und Siebenmeilenstiefel

"The Burning Crusade" enthält zahlreiche neue Features, von denen der neue Kontinent, die Scherbenwelt, natürlich das größte und bedeutendste ist. Unmittelbar damit zusammen hängen natürlich weitere, ebenfalls wichtige Neuerungen. Eine davon ist die Anhebung der Maximalstufe von 60 auf 70 sowie damit einhergehend natürlich die Einführung zahlreicher neuer Gegenstände, die dem neuen Höchstlevel angemessen sind. Doch hier liegt ein großes Manko von "The Burning Crusade", das von vielen Spielern bemängelt wird: Die Unterschiede zwischen den Levelgrenzen von Level Eins bis 60 sind wesentlich geringer als zwischen Level 60 und 70. Das ist zwar insofern logisch, als dass man in der Scherbenwelt selbst für die einfachsten "Töte X Gegner"-Quests schon bis zu 10.000 Erfahrungspunkte einsacken kann und das Töten von Monstern 500 und mehr bringt, aber dennoch sind die Abstände zwischen den Stufen immens: Für den Anstieg von Level 60 auf 61 braucht man bereits über 500.000 Erfahrungspunkte; von Level 59 auf 60 waren es knapp über die Hälfte.

Außerdem bemängelt wird, dass die ganze Arbeit, die man in das liebevolle Aufpäppeln seines Charakters gesteckt hat, all die stunden-, wochen- und monatelange Beackerung der großen Raidinstanzen Geschmolzener Kern, Onyxias Hort, Pechschwingenhort und Naxxramas, praktisch umsonst war. Bereits in der ersten der neuen Instanzen, dem Bollwerk in der Höllenfeuerzitadelle, findet man seltene ("grüne") Gegenstände, die den Tier-Sets aus dem ursprünglichen "World of Warcraft" überlegen sind; selbst ein vollständiges Tier-1- oder Tier-2-Set ist in "The Burning Crusade" praktisch wertlos, was für WoW-Spieler der ersten Stunde unglaublich frustrierend ist.

Auch die maximale Spieleranzahl in den großen Raidinstanzen wurde heruntergesetzt: Waren im Geschmolzenen Kern, dem Pechschwingenhort und Naxxramas noch bis zu 40 Spieler unterwegs, sind es in den Endgame-Instanzen von "Burning Crusade" gerade noch 25, was besonders die großen Raidzusammenschlüsse vor Probleme stellt, da es mehr Spieler gibt, als Plätze frei sind. Andererseits erleichtert dies den kleineren Gilden den Zugang zu Raidinstanzen, ohne dass sie sich dafür größeren Bündnissen anschließen müssen.

Im PvP-Bereich wurde auch vieles verändert: So gibt es schon im ersten Gebiet der Scherbenwelt, der Höllenfeuerhalbinsel, Open-PvP-Bereiche, in denen sich Allianz und Horde um drei Kontrollpunkte streiten und für das Einnehmen aller drei einen besonderen Stärkungszauber erhalten; das wertet den PvP-Aspekt deutlich auf und erspart Ungeduldigen die Warteschleife beim Zugang zu den Schlachtfeldern.

In Sachen Quests hat sich generell nicht viel getan: Der Großteil der Missionen läuft nach wie vor nach dem "Gehe nach X und töte Y"-Schema ab; auch "Sammle X Pflanzen"-Aufgaben gibt es nach wie vor zuhauf. Doch es gibt auch einige andere Quests, die den Spaßfaktor deutlich erhöhen: So darf man in einer Mission von einem Flügeldrachen aus Versorgungsfahrzeuge der Brennenden Legion bombardieren.

Mit der Anhebung der Maximalstufe hat sich natürlich auch in den Berufen die Notwendigkeit nach einer Erhöhung der Maximalfertigkeit ergeben, sie wurde von 300 auf 375 angehoben und natürlich gibt es damit auch neue Rezepte zu erlernen und zu finden; ebenso neue Pflanzen, Lederarten und, und, und. Der neue Beruf des Juwelenschleifers ist für erfahrene Spieler, die bereits jeden Beruf mindestens einmal ausgeübt haben, besonders interessant. Durch die Einführung gesockelter Gegenstände, ein Konzept, das Blizzard bereits im Addon zu "Diablo II", "Lord of Destruction", angewandt hat, kommt Edelsteinen, die man entweder beim Händler kaufen oder finden kann, eine tragende Rolle zu: Edelsteine, die die gleiche Farbe haben wie der Sockel, in den sie eingesetzt werden, bringen zusätzlich zu den ihnen eigenen Boni noch weitere Vorzüge, wobei natürlich auch andersfarbige Steine eingesetzt werden können.

Nicht unerwähnt bleiben sollen natürlich auch die groß angekündigten fliegenden Reittiere, mit denen man allerdings nur in der Scherbenwelt umherfliegen kann. Die Kosten für die Tiere sind nicht zu unterschätzen: Sage und schreibe 800 Gold kostet das Erlernen der Reitfähigkeit für ein normales Flugmount mit 60 Prozent Geschwindigkeitserhöhung, plus nochmals 100 Gold für das Tier selbst. Die Fähigkeit, epische Flugtiere zu reiten kostet sogar 5.000 Gold plus zusätzliche 200 Gold für das Reittier. Doch in "The Burning Crusade" verdient man sehr schnell sehr viel Gold, sodass der hohe Preis kein unüberwindbares Problem darstellt.

Impressionen aus der Scherbenwelt

Neue Rassen brauchen natürlich auch ein entsprechendes Outfit und neue Gebiete ein angemessenes Ambiente. In dieser Hinsicht haben die Entwickler teilweise gute, teilweise aber auch schlechte Arbeit abgeliefert: Das Startgebiet der Blutelfen, die Insel der Sonnenwanderer, erstrahlt in fröhlichen, lebendigen Farben und verleiht dem Volk, das eine so düstere Vergangenheit hat, ein ziemlich unpassendes und zu knuffiges Ambiente, sodass man meinen könnte, man befinde sich in einer Folge der Glücksbärchis.

Im Gegensatz dazu ist die Anfangsregion der Draenei in düsteren Tönen gehalten, die stark an Darnassus und die Region darum erinnern. Man fühlt förmlich die niedergedrückte Stimmung, die bei den Draenei nach ihrer Flucht vor der Brennenden Legion herrscht. Die Animationen bei den Emotes, im Kampf und in der Bewegung sind gewohnt detailverliebt und abwechslungsreich und passen gut zu den beiden neuen Rassen.

Das Urteil über die Scherbenwelt fällt ähnlich ambivalent aus: Zwar haben sich die Entwickler größte Mühe gegeben, beispielsweise die Höllenfeuerhalbinsel durch Trümmer vergangener Schlachten, große Bauwerke und einzelne Flecken anders gearteter Vegetation oder Terrains aufzulockern, doch sie erinnert trotzdem stark an Durotar. Fast genauso ist es in Terokar: Die Bäume und der Pflanzenwuchs sind zwar anders texturiert und die Grüntöne sind anders als in Feralas, aber die Atmosphäre ist annähernd dieselbe. Dafür ist der Nethersturm ein optisches Erlebnis und mit nichts zu vergleichen - die zuckenden Blitze und kleinen Inseln vermitteln glaubwürdig die beinahe überquellende Energie des Sturms. In Sachen Sound hat sich dafür wenig getan. Die Einführungssequenzen für Draenei und Blutelfen sowie deren Stimmen wurden logischerweise hinzugefügt und auch deren Sprüche bei Emotes ergänzt, aber alles in allem gibt es in Sachen Sound keine Neuerungen.

 


Fazit

   "The Burning Crusade" ist ein gelungenes Addon. Die Vielzahl an Features, von der Anhebung der Maximalstufe über fliegende Reittiere bis hin zur neuen Welt und zahlreiche kleinere Verbesserungen überzeugen auf der ganzen Linie und machen BC zu einem absoluten Pflichtkauf für alle "World of Warcraft"-Recken, wenn auch die Errungenschaften im Hauptspiel größtenteils wertlos werden. Die Atmosphäre der Scherbenwelt kommt glaubwürdig herüber und die beiden neuen Rassen laden zu neuerlichem Hochleveln ein. Aber auch diejenigen, die sich bisher nicht für ein MMORPG begeistern konnten oder irgendwann mit "World of Warcraft" aufgehört haben, sollten einen Blick riskieren. (27.02.2007)


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