Das Elixier der Unsterblichkeit (Astragon) geschrieben von Inga Spieß
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In diesem Wimmelbild-Krimi begibt sich der Spieler in der Rolle eines verdeckt ermittelnden Detektivs auf eine englische Insel, um einen Mord sowie das Verschwinden mehrerer Personen aufzuklären. Der Publisher verspricht eine packende Detektivgeschichte mit unerwartetem Ende, die sich zwischen Wimmelbildern und knackigen Minigames abspielen soll; wenngleich es dem Begriff knackig etwas an Aussagekraft mangelt, klingen die Beschreibungen doch alles in allem nach jeder Menge Spielspaß für Freunde des Casual-Genres. Magie und Wissenschaft Als eine Art Handwerker hat der namenlose Burgherr den Detektiv eingestellt; zu Beginn des Spiels geht es per Boot auf die Reise zur Burginsel, wo vor Kurzem der junge Diener des Burgherrn ermordet worden ist und während der vergangenen sechs Monate mehrere Angestellte spurlos verschwunden sind. In den Docks der Insel sieht es so aus, als ob sich schon länger niemand dort aufgehalten hätte; hier hinkt die Story etwas, zumal es sich bei den vermissten Personen um in den letzten Monaten neu angeheuerte Bedienstete handeln soll. Vielleicht wurden diese aber auch vom Magier, welcher den Detektiv kurz nach seiner Ankunft begrüßt, und auch sogleich als solchen erkennt, auf die Insel teleportiert. Viel bekannt ist über den Magier nicht, außer, dass er mehrmals wegen Betruges und Unterschlagung angeklagt, jedoch nie verurteilt wurde. Ein Schlitzohr also, das dem Neuankömmling gegenüber aber nicht feindselig gesinnt zu sein scheint. Über diesen wortkargen Zeitgenossen gilt es ebenso mehr herzufinden, wie über die nicht viel auskunftsfreudigere Botanikerin, die den neuen Angestellten ihres Herrn zunächst einmal aus dem Park verscheucht, sofern er versucht, sich dort näher umzusehen. Weiterhin beschäftigt der Burgherr noch einen etwas nervös wirkenden Alchemisten und einen, an seinem Experiment offenbar verzweifelnden, Physiker; mit beiden macht der Detektiv im Laufe des Spiels ebenfalls Bekanntschaft, besonders gesprächig sind sie allerdings auch nicht. Alle vier Bewohner wirken eingangs ebenso verdächtig wie der unbekannte Burgherr, welcher mit seinen Angestellten ausschließlich per Rohrpost kommuniziert. Der Grund für diese Art der Kontaktaufnahme wird klar, sobald man dem Absender begegnet; dazu sei an dieser Stelle nur so viel verraten, dass es sich nicht um Schüchternheit handelt. Alsbald stellt sich heraus, dass der Mörder des Dieners auch vor den höherrangigen Angestellten nicht Halt macht; er schränkt den Kreis der Verdächtigen mehr und mehr ein, solange, bis es eigentlich nur noch einer sein kann. Die anfangs kurz erwähnten verschwundenen Angestellten bleiben dies übrigens während des gesamten Spielverlaufs; sie werden nie wieder erwähnt. Augen auf und an die Puzzles Zwei verschiedene Schwierigkeitsstufen, die sich durch die Ladezeit der Tipps und die Hervorhebung der interaktiven Bereiche in der Umgebung unterscheiden, stehen in Das Elixier der Unsterblichkeit zur Verfügung. Zeitdruck besteht, auch wenn die Aufforderung Beeilen Sie sich! im Werbetext des Publishers anderes vermuten lässt, in beiden Spielmodi nicht. Jede Menge Wimmelbilder, deren Schwierigkeitsgrad sich im Verlauf des Spiels von absolut anfängertauglich hin zu etwas anspruchsvoller, aber immer noch lösbar, steigert, erwarten den Spieler überall auf der Burginsel. Leider zeigen sich in den Listen der gesuchten Gegenstände die ersten Schwachstellen der deutschen Übersetzung; stehen beispielsweise zwei Wäscheklammern auf der Liste der zu suchenden Gegenstände, so verbirgt sich hinter dem vergeblich gesuchten zweiten Exemplar auch gern mal eine Sicherheitsnadel. Weiterhin drängt sich die Frage auf, ob der Rhombus nicht besser als Raute betitelt sein sollte; der Begriff ist zwar auch in der deutschen Sprache vorhanden, jedoch wenig gebräuchlich und wirkt dadurch deplatziert. Bei den Minigames handelt es sich fast durchgehend um Puzzleaufgaben einfacher Natur, die aber dennoch nicht langweilig werden, da hier Wert auf Abwechslung gelegt wurde. Stets ist eine kurze Info zum jeweiligen Spielprinzip verfügbar und es besteht nach einer, mit 60 beziehungsweise im fortgeschrittenen Spielmodus 120 Sekunden, durchaus vertretbar bemessenen Wartezeit die Möglichkeit, diese Aufgaben zu überspringen. Das Tagebuch enthält neben Aufzeichnungen zu den Geschehnissen auch Informationen zu den Bewohnern der Burg sowie eine Liste der Aufgaben, die gerade zu erledigen sind. Besonders von Nutzen sind die Aufzeichnungen immer dann, wenn unklar ist, an welchem der zahlreichen Schauplätze es zu diesem Zeitpunkt sinnvoll ist, die Ermittlungen fortzusetzen. Nützliche Gegenstände für das Inventar sind entweder innerhalb der Wimmelbilder einzusammeln oder werden von den Charakteren als Dank für erwiesene Dienste überreicht. Alles, was im Inventar landet, ist später an anderer Stelle, zum Teil auch in Kombination mit anderen Fundstücken, von Nutzen. Grafik Die Einleitungssequenz kann sich, trotz der zum Teil etwas abgehackten Bewegungen der Figuren, sehen lassen; sowohl die Figuren als auch die Umgebung sind liebevoll gezeichnet und hinter den dichten Wolken ist am Himmel das Aufleuchten eines entfernten Gewitters zu erkennen. Im ersten Wimmelbild fallen drei bewegte Objekte ins Auge; ein nettes Detail, das aber leider in den folgenden Wimmelbildern vernachlässigt wurde. Bei passenden Gelegenheiten sind in die gestalterisch rundum gelungene Umgebung Effekte eingebettet, die zwar meist sehr dezent ausfallen, aber dennoch schön anzusehen sind; mal flackert leicht das Licht, mal strömt Dampf aus einem Rohr und auch die Spiegelungen der Umgebung im Wasser sind animiert. Die Burg hat ganz eindeutig ihre besten Zeiten schon länger hinter sich; in den Außenwänden klaffen ebenso Löcher wie im Brunnen des Parks und selbst in den besser erhaltenen Innenräumen zeigen sich Risse in den Wänden. Beim Wechsel von einem Ort zum anderen gibt es einen Zoomeffekt zu sehen, der auf angenehme Weise räumliche Tiefe innerhalb der Szenen suggeriert. Sound Es plätschert Wasser, Ratten quieken, Vögel zwitschern; bei den Umgebungsgeräuschen kann Das Elixier der Unsterblichkeit ebenso punkten wie bei der abwechslungsreichen, jeweils die Situation passend untermalenden, Hintergrundmusik. Eine deutsche Sprachausgabe gibt es nicht; bis auf wenige Ausnahmen geben die Charaktere, abgesehen von leisem Grummeln, aber ohnehin kaum Laut, stattdessen sind ihre Aussagen am oberen Bildschirmrand zu lesen. In der Übersetzung gibt es hier und da kleine Fehler, die meisten davon sind zwar insofern verzeihbar, dass sie den Spielablauf nicht gravierend beeinflussen, es ist aber dennoch ärgerlich, dass offenbar nicht ausreichend geprüft wurde. Der bei der Übersetzung zu kurz gekommene Topf in der Küche hätte vermieden werden können, Gleiches gilt für die Botanikerin, die gelegentlich durch fehlende Buchstaben ihres Geschlechts beraubt wird. Anfängerfreundliches Gameplay macht Das Elixier der Unsterblichkeit zu einem geeigneten Kandidaten für Neueinsteiger. Eine ansprechende Grafik sowie liebevoll zusammengestellter Sound runden das Spielerlebnis ab. Bei der Story handelt es sich unterm Strich lediglich um eine typische Fang den Mörder-Geschichte, bei der leider letztendlich vieles im Dunkeln bleibt, dennoch wird durchgehend die Spannung erhalten und es gibt, wie sich das für einen Krimi gehört, besonders im späteren Verlauf der Geschichte Überraschungsmomente. Punktabzug gibt es von mir für die allzu offensichtlichen Übersetzungsfehler; man kann über sie mit etwas gutem Willen gerade noch so hinwegsehen, nichtsdestotrotz vermitteln sie jedoch den Anschein, dass jemand die Verpflichtung gegenüber den Spielern nicht ernst nimmt. (20.10.2011)
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