Spyro Shadow Legacy

Spyro Shadow Legacy (NDS)

(Vivendi Universal Interactive)

geschrieben von Stephan Aigner

 

Einer gegen alle

Spyros Urlaub nimmt ein jähes Ende, als plötzlich ein magischer Sturm aufzieht und alle Lebewesen hinüber ins Schattenreich transportiert. Dort geraten alle in die Gefangenschaft von düsteren Kreaturen. Auch Spyro wird in die dunkle Schattenwelt befördert, kann jedoch vor seinen Häschern fliehen. Natürlich versucht er, seine Freunde zu befreien, doch ohne fremde Hilfe hat er keine Chance. Als sich dann der Drachenälteste Tomas per Telepathie bei Spyro meldet, schöpft dieser neue Hoffnung. Er muss alle Ältesten befreien und dann von ihnen die mächtige Kunst der Drachen-Kata erlernen. Mit ihrer Kraft kann Spyro seine Freunde retten und sich auf die Suche nach dem Quell allen Übels begeben.

Ins Schattenreich und zurück

Als erster Teil der Spyro-Reihe bekommt "Spyro Shadow Legacy" ein paar Rollenspiel-Elemente spendiert. Man sammelt mit fast jeder Aktion Erfahrungspunkte, die im Drachen-Dojo in neue Fähigkeiten investiert können werden. Die Aufgabenpalette ist leider meist sehr eintönig: Sobald man ein neues Gebiet das erste Mal betreten hat, muss man mithilfe eines Dimensionstors in das Schattenreich flippen und dort alle gefangenen Lebewesen befreien. Zurück in der normalen Welt bekommt man von den Einwohnern dann mehr oder weniger zeitaufwendige Aufgaben vorgesetzt. Man muss zum Beispiel bestimmte Gegenstände finden, Objekte von A nach B bringen oder einfach einige Schalter aktivieren. Durch den geschickten Wechsel ins Schattenreich kann Spyro Orte erreichen, die vorher unzugänglich waren. Einige Hindernisse werden dort nämlich durchsichtig und er kann einfach hindurchlaufen.

Hat man durch das Erfüllen von Aufgaben und das Vernichten von Gegnern genug Erfahrungspunkte gesammelt, steigt man eine Stufe auf. Sobald das geschehen ist, muss man in den Drachen-Dojo zurückkehren, wo die Ältesten Spyro pro Stufe zwei neue Fähigkeiten beibringen. Es gibt insgesamt zwölf verschiedene Bereiche, die in jeweils drei Stufen verbessert werden können. Dazu zählen unter anderem verschiedene Angriffsarten, wie zum Beispiel Feuer- und Eisatem, Schwanz- und Hornangriff oder die Rammattacke. Aber auch die Angriffs- und Verteidigungsmagie und das Drachen-Chi können aufgelevelt werden.

Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, Spyros Charakterwerte zu verbessern. An den verschiedensten Stellen im Spiel findet man Kristalle, von denen jeder eine andere Fähigkeit besitzt. Einige verbessern Spyros Angriffswerte oder verlängern seine Lebensleiste, mit anderen findet man Edelsteine leichter oder nimmt weniger Schaden. Spyro kann insgesamt fünf von ihnen gleichzeitig tragen, weshalb man sich genau überlegen sollte, welche Kristalle man mit sich führt. Allen Vorteilen zum Trotz besitzen die Kristalle auch einen gewaltigen Nachteil: Werden sie verwendet, nutzen sie sich ab. Sie verblassen, splittern und verschwinden schließlich ganz.

Neben den Kristallen gibt es noch allerlei andere Gegenstände in der Welt zu finden. Mit Schmetterlingen und Pilzen füllt man seine Lebens- und Magieleiste wieder auf, mit Schlüsseln kann man verschlossene Truhen und Türen öffnen und mit Edelsteinen kann man in den Läden der Bärenfamilie Geldsack auf Einkaufsbummel gehen. Zu Beginn kann Spyro nur eine begrenze Anzahl Gegenstände und Edelsteine tragen. In den Läden stehen aber Flaschen und Taschen zum Verkauf, die die Kapazität dauerhaft erhöhen. Gefundene Schmetterlinge und Pilze wandern direkt ins Inventar, selbst dann, wenn die Lebens- oder Magieleiste fast komplett leer ist. Das entspricht zwar dem allgemeinen Rollenspiel-Standard, doch leider wird die Lebensanzeige nach einiger Zeit automatisch ausgeblendet und man weiß nicht, ob Spyro kurz vor dem Bildschirmtod steht und es nicht ratsamer wäre, einen Schmetterling zu verspeisen.

Falls Spyro aber doch einmal sterben sollte, ist das meist nicht ganz so schlimm. Der kleine Drache wird an den Punkt zurückgesetzt, an dem er den aktuellen Abschnitt betreten hat. Das kann die letzte Tür oder der letzte Höhleneingang sein, durch den er gegangen ist, oder der Teleporter, durch den er den Bereich betreten hat. Dort startet er übrigens auch, wenn man das Spiel speichert und später wieder einsteigt. Speichern kann man zu jeder Zeit und an jedem Ort im Spiel. Im Allgemeinen ist der Schwierigkeitsgrad recht moderat gehalten, nur die Schattenwesen machen Spyro zu schaffen. Sobald man aber den Trick, mit dem man sie besiegen kann, herausgefunden hat, so sind selbst sie nur noch in großen Mengen eine wirkliche Gefahr.

Hektische Handarbeit

Das Spiel setzt auf die bewährte Steuerung mit dem Digikreuz. Gesprungen, geschlagen und getreten wird über das Tastenfeld auf der rechten Seite, geblockt und gerannt wird mit den Schulterknöpfen. Der Touchscreen wird vor allem für das Inventar, die Karte und zum Charaktermanagement benutzt. Die Verwaltung der Kristalle geht dabei leicht von der Hand und im Charakterbildschirm hat man einen guten Einblick in seine aktuellen Erfahrungswerte. Außerdem findet man dort einen Kurzüberblick über alle bisher erlernten Moves samt kurzer Anleitung, wie man diese ausführt.

Das einzig mehr oder weniger Innovative an der Steuerung ist das Ausführen von Zaubersprüchen. Diese werden mit dem Finger bzw. dem Stylus auf den Touchscreen gezeichnet. Dies funktioniert im Prinzip ganz gut, falls man aber unter Zeitdruck mitten im Kampf einen Angriffszauber ausführen will, muss man ihn erst einmal aufzeichnen, um ihn zu aktivieren. Die Zeit friert währenddessen zwar ein, doch ist die Anwendung trotzdem etwas hektisch und es kommt nicht selten vor, dass ein Zauber misslingt. Es wäre praktikabler gewesen, für jeden der sechs verschiedenen Zauber jeweils einen Button auf dem Touchscreen abzubilden, anstatt zwanghaft zu versuchen, die besondere Eingabemöglichkeit des Nintendo DS auszunutzen. Problematisch ist auch der Umstand, dass auf einem separaten Menübildschirm gezaubert wird. Befindet man sich gerade beim Zaubern und will seine Lebensenergie auffüllen, muss man erst umständlich in ein anderes Menü wechseln. Oft hat man gar nicht die Zeit dafür und stirbt.

Ein weiteres sehr großes Manko betrifft die Steuerung der Spielfigur im Allgemeinen. Durch die schräge Draufsicht hat man nicht immer vollen Überblick über die Landschaft. Vor allem die Höhenunterschiede machen Spyro zu schaffen und er fällt nicht selten ins Wasser oder in eine Schlucht. Außerdem ist nicht immer auf den ersten Blick ersichtlich, worauf Spyro eigentlich springen kann und worauf nicht. Auch in die Kollisionsabfrage hätten die Entwickler noch die eine oder andere Arbeitsstunde stecken müssen. Dann und wann bleibt Spyro an Gegenständen und Absprüngen hängen und Sprungeinlagen werden zur Glückssache, da sein Schatten manchmal über sicherem Boden angezeigt wird, obwohl er noch ein kleines Stück weit davon entfernt ist. Nach einem Sturz in die Tiefe muss dann die komplette Sprungpassage erneut begonnen werden.

Bilderbuchgeschichten

Trotz aller Steuerungsprobleme ist das Spiel wirklich sehr nett anzusehen. Die größtenteils flüssig animierten 3D-Figuren fügen sich fast immer hervorragend in die handgezeichneten 2D-Hintergründe ein. Einige Objekte wirken zwar manchmal etwas fehl am Platze und führen zu leichten Clipping-Fehlern, im Großen und Ganzen wird aber eine stimmungsvolle Welt auf den Bildschirm gezaubert. Das Schattenreich wird im Kontrast zur realen Welt in düsterem Schwarz-Weiß dargestellt. Der lila Drache ist darin einer der wenigen Farbkleckse auf dem Bildschirm.

Die Zwischensequenzen werden dem Rest der Grafik leider nicht ganz gerecht. Sie bestehen nur aus ein paar Standbildern, die auf dem oberen Bildschirm angezeigt werden und kleiner weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund auf dem Touchscreen. Dieselbe Schriftgröße wird auch im Rest des Spiels eingesetzt und ist einen Tick zu klein geraten, aber immerhin noch lesbar.

Hier spielt die Musik

Mit dem Sound sieht es ähnlich aus wie mit der Grafik. Die unaufdringlichen, aber dennoch unterhaltsamen Musikstücke passen wunderbar zur Umgebung. In der burgähnlichen Drachenstadt ist die Melodie zum Beispiel mittelalterlich angehaucht und wird von einer Trompetenfanfare eingeleitet, bei den Gemüsefeldern der Hasen spielt ein Banjo ein paar sanfte Töne und im Schattenreich erklingen düstere Klänge, die sehr gut mit der schwarz-weißen Welt harmonieren. Die Soundeffekte sind leider nicht alle so gut gelungen. Negativ fällt unter anderem der Ziegenbock auf, der so sanft klingt wie ein Lämmchen und der Berglöwe, der quiekt wie ein Affe.

Darf es auch ein bisschen mehr sein?

So gut sich die Punkte auf der "Haben"-Seite vielleicht auch anhören, die "Soll"-Seite wiegt leider doppelt so schwer. Die hübsche Grafik täuscht nicht darüber hinweg, dass die Steuerung von Spyro alles andere als leicht von der Hand geht und es dem Spiel an Substanz fehlt. Nach weniger als neun Stunden hatte ich schon den Abspann gesehen und mich beschlich irgendwie das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Verstärkt wurde das Gefühl noch durch das etwas abrupte und unspektakuläre Ende. Spyro-Fans könnten mit diesem Spiel zwar ihren Spaß haben, mir hat es aber aufgrund des uninspirierten Spieldesigns an Motivation gefehlt, das Spiel bis in den letzten Winkel zu erforschen.

(29.11.2005)

Entwickler: Amaze Entertainment/Fizz Factor
Publisher: Vivendi Universal Interactive
Genre: Action-Rollenspiel
Releasedate: 11.11.2005
Homepage: Spyro Shadow Legacy
Preis: ca. 40 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

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