The Lost Crown - A Ghost Hunting Adventure

The Lost Crown - A Ghost Hunting Adventure

(Mamba Games)

geschrieben von Jana Voth

 

     
 

Die Geister der Toten weilen unter uns, davon sind die Autoren einiger mittelmäßiger, mieserer, aber auch einiger interessanterer Bücher überzeugt. "Jenseits des Vorstellbaren" von Viktor Farkas ist eines davon. Zu welcher Kategorie er gehört, sollte jeder für sich entscheiden. In dem Band werden zahlreiche übernatürliche Begebenheiten beschrieben, Geister gehören dazu. Wer sich ein solches Buch zu Gemüte führt, wird vielleicht an der einen oder anderen Stelle tatsächlich Parallelen zu eigenen Erfahrungen finden - die natürlich auch ganz logisch erklärt werden könnten. "The Lost Crown" treibt das Spielchen weiter. Als Geisterjäger darf man das Thema auf faszinierende Weise hautnah erfahren.

Den Tag nicht vor dem Abend verfluchen...

Durch einen dummen Zufall ist Nigel Danvers über pikantes Material der Firma gestolpert, für die er arbeitet. Es handelt sich um Aufnahmen von Geistern oder zumindest etwas, das so aussieht. Seinem Chef passte das wenig, aber ehe er ihn schlicht hätte schnappen können, floh Danvers. Zumindest wollte er das. Der Chef hatte alles im Überblick und war vielleicht nicht ganz unschuldig daran, dass Danvers' Zug mitten in der Walachei endete, ohne eine Möglichkeit des Rückwegs. Danvers bleibt nur der Marsch durch ein Moor hindurch zur kleinen Stadt Saxton. Jedoch hat sein Chef seine Augen und Ohren anscheinend überall, er kennt Danvers' Aufenthaltsort und will ihn in dem alten Hafenstädtchen an der englischen Küste zur Geisterjagd abkommandieren. Dazu gibt es Utensilien und eine bereitwillige Helferin, Lucy Reubans, ist schon vor Ort. Kein weiteres Wort mehr über den versehentlichen Einbruch und Datenraub – scheinbar hat den Danvers‘ Chef großmütig vergessen.

Das Spiel fasziniert eindeutig durch seine Geschichte und den Gruseleffekt, den sie automatisch mit sich bringt. Alles lebt von der Stimmung, die den Spieler bald über die recht zahlreichen technischen Unzulänglichkeiten hinwegschauen lassen werden. Es beginnt noch recht harmlos an einem winzigen Bahnhof mitten im Niemandsland, aber schon bald sieht man eigenartige Gestalten, hört unheimliche Gerüchte, sieht sich mysteriös bewegende Gegenstände und vieles mehr. Dabei wird es aber nicht plump oder gleitet ins Lachhafte ab. Die Akzente sind gut gesetzt und können schon sehr früh im Spiel eine Gänsehaut verursachen.

Gameplay

Die Steuerung funktioniert ganz klassisch per Point & Click mit einer festen Position der Kamera. Man kann sogar nicht einmal den Hauptcharakter irgendwo hin gehen lassen, wenn dort nicht etwas ist, das er sich angucken oder das er aktivieren kann. Etwas umständlich wird es also mitunter, aber das lässt sich dank der Geschichte schnell verkraften. Sehr nervenaufreibend ist es aber definitiv, dass man eine erst einmal gestartete Aktion nicht mehr abbrechen kann. Hat man ein Mal etwas angeklickt, trabt der Hauptcharakter gemächlich quer über die aktuelle Szene und hält seinen Minimonolog - leider auch noch immer denselben. Abbrechen per Leertaste, Enter oder Escape-Taste ist nicht möglich.

Wie für ein Adventure üblich, gibt es einige Rätsel zu lösen. Deren Komplexität hält sich in Grenzen, aber es wird penibel darauf geachtet, dass jedes noch so unwichtige Detail entdeckt wurde, ehe man die eigentlich interessanten Fakten weiter recherchieren darf. So versperrt schon ganz zu Anfang ein kleiner Junge, der seinen Teddy aus dem Wasser fischen will, einfach nur den Weg, ohne dass man ihn ansprechen könnte. Sobald man sich aber erbarmt und alle Teile eines Warnschilds zusammengebaut hat, verschwindet der Junge auch. Es sollte nicht zu viel verraten sein, dass das Warnschild ziemlich unwichtig ist. Später wird das Prinzip mit der stummen menschlichen Wegblockade auch erneut verwendet, aber nicht sehr häufig.

Sound

All zu oft stellt man bei einem Spiel den Sound aus, weil die Hintergrundmusik nervig wird. Bei "The Lost Crown" könnte man dies auch tun, da wichtige Dialoge als Untertitel dargestellt werden können, aber zu empfehlen ist es nicht, denn Soundkulisse und Musik sind sehr wichtig für die Atmosphäre der einzelnen Szenen. Auch die Dialoge steuern da in gewissem Maße etwas bei, wenn auch eher eigenartig. Die Leute reden oft komplett aneinander vorbei; so meint einer der Charaktere in der Stadt an einer Stelle: "Sie haben sicher schon von mir gehört."; der Hauptcharakter antwortet daraufhin: "Ich habe keine Rückfahrkarte." Es ist zu bezweifeln, dass das so Absicht ist, aber solche völlig irrsinnigen Dialoge steigern die gruselige Stimmung noch einmal. Alles wirkt weltfremd, selbst in seiner eigenen, kleinen Welt. Sehr interessant, wenn auch - manchmal - nervig.

Grafik

Das Spiel hat einen angenehmen Schwarz-Weiß-Stil mit wenigen, farbigen Akzenten. Im Moor sind es vereinzelte Blumen, die violett glühen in der faden Landschaft, in der Stadt die knallgelbe Telefonzelle oder rote Rettungsringe am Hafen. Es ist angenehm anzusehen und unterstützt die unheimliche Stimmung sehr. Dazu kommt, dass dem Spieler die Umgebungen und Personen durch die Farblosigkeit realistischer vorkommen können, weil alles aussieht, wie von einem Schwarz-Weiß-Foto. Unpassende Hauttöne können so nicht vorkommen. Tatsächlich wirken dadurch manche Charaktere wie real aufgenommene Menschen, die in die Landschaft hineingeschnitten wurden.

Hier sei an ganz großes Lob für das Menü ausgesprochen. Dieses wird komplett mit Hilfe von Tarot-Karten dargestellt, deren Beschriftungen sich beim Drehen ändern und dergleichen. Die Handhabung ist absolut stimmig, stimmungsvoll und glücklicherweise sogar intuitiv. So schön nun aber die Karten animiert sind, so schade ist es, dass einiges Getier im Spiel selbst nur als umherschwebendes Standbild unterwegs ist. Krähen und Käfer z.B. haben in den Zwischensequenzen trotz wichtiger Rolle, keine richtigen 3D-Modelle bekommen, sondern nur zweidimensionale statische Bilder, die verschoben werden.

 

- Windows XP (SP2) / Vista

- 1,5 GHz Intel Pentium oder gleichwertiger AMD Athlon Prozessor mit 512 MB RAM

- 128 MB DirectX 9.0c-kompatible Grafikkarte

- DirectX 9.0c-kompatible Soundkarte

- 1,2 GB freier verfügbarer Festplattenspeicher

- DirectX 9.0c

 


Fazit

   "The Lost Crown" ist ein durchaus empfehlenswertes Spiel auch für jene, die mit komischen Geräuschen in alten Häusern keine Geister, sondern Zugwind verbinden. Nur sollte man für den Anfang ein wenig Geduld mitbringen, damit die Geschichte wirklich anlaufen kann. Eine kleine Warnung sei an dieser Stelle aber noch ausgesprochen: Sowohl die ganze Atmosphäre im Spiel, als auch einige Geschichtselemente (und seien sie nur niedergeschrieben) sind eigentlich etwas zu blutig für eine Altersfreigabe ab zwölf Jahren. (10.08.2009)


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