Peter Jackson`s King Kong (Ubisoft) geschrieben von Axel Kleps
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Geschichte Auf der gesamten Erdkugel dürfte es wohl kaum jemanden geben, dem der Name King Kong nicht geläufig wäre. Als Cineast kommen sofort die Gedanken an den Riesenaffen, der in New York auf dem Empire State Building sitzt und eine blonde Frau vor den herannahenden Flugzeugen beschützen will, aber unweigerlich gegen Ende des Films abstürzt. Peter Jacksons langjähriger Traum ist nun in Erfüllung gegangen, endlich einmal den legendären Riesengorilla auch nach seinem Ermessen zu verfilmen und die Story in ein etwas anderes Licht zu bringen. Zum im Dezember anlaufenden Film erschien das dazugehörige Spiel für alle Plattformen und eines sei vorweggenommen: Die Umsetzung ist eine der rühmlichen Ausnahmen, die man wirklich als gelungen bezeichnen kann. Selten haben Filmumsetzungen soviel Spaß gemacht und selten wird eine dramatische Stimmung so gut spielbar adaptiert wie bei Ubisofts Neuling, dem Spiel, bei dem sogar der gigantische Primat als Spielfigur zur Verfügung steht, um garstigen Urzeitwesen beizukommen. Die ganze Geschichte startet mit der misslungenen Landung auf der geheimnisvollen Insel Skull Island und nimmt von da an ihren teils sehr spannenden Lauf. Das Spiel Peter Jacksons King Kong ist es vom ersten Moment anzusehen: eine puristische Umsetzung des gleichnamigen Films als Egoshooter mit einem gehörigen Schuss Action-Adventure. Von einer Revolution im Spielegenre kann man nicht sprechen, aber diese Mischung macht inklusive der gut in Szene gesetzten Filmstimmung ein durchaus gelungenes Produkt. Die Installation geht noch etwas dröge vor sich, aber der Startbildschirm hat es schon in sich: ein Boot liegt vor Anker in schwerer See, der Himmel ist dunkel und wolkenverhangen und Skull Island im Hintergrund lässt auf die folgende Dramatik schließen. Die misslungene Landung auf der Insel bricht die ganze Truppe auseinander und die Charaktere sind über die ganze Insel verteilt und versuchen nun einen zentralen Punkt zu finden, um das rettende Wasserflugzeug zu erreichen. Dass sich dieses Vorhaben schwieriger als geplant erweisen sollte, ist wohl jedem Spieler klar. Anfangs ist die Gruppe um Jack Driscoll noch zu dritt und jeder Charakter hilft dem anderen bei seinen Taten und Vorhaben, aber schon nach kurzer Zeit wird die blonde Frau namens Ann Darrow vom Riesenaffen entführt und auf der Jagd nach eben diesem Gorilla wird der einzig verbleibende Freund von einer riesigen Urzeitfledermaus ebenfalls gekidnappt. So steht man nun allein da und versucht, die Teamkameraden wieder nach und nach um sich zu scharen, da das Spielgeschehen als Team doch einfacher zu bewältigen ist. Der größte Teil des Spiels wird in der Egoperspektive in persona Jack Driscoll absolviert und man rennt, schleicht oder kriecht durch dichten Dschungel, Höhlen, Flüsse und geheimnisvolle Dörfer, die von Eingeborenen errichtet wurden. Immer auf der Hut vor den teils sehr überraschend auftauchenden Gegnern, die dem grade ablaufenden Level angepasst sind. Anfangs wird das Team von mehr oder minder großen Einsiedlerkrebsen angegriffen, in den Höhlen tummeln sich große Tausendfüßler und Spinnen und im späteren Spielverlauf gesellen sich drachenartige Wesen und Dinosaurier hinzu, die das Gameplay nicht grade erleichtern. Irgendwann wechselt der Protagonist und die Spielfigur ist dann der legendäre King Kong, der aus der Verfolgersperspektive zu steuern ist. Mit dem Affen als Held hat der Spieler es nun viel leichter, mit Dinos und anderem Gewürm fertig zu werden. Als Kong ist es fast unmöglich, das virtuelle Leben auszuhauchen, als Jack Driscoll ist der Spieler deutlich schlechter dran. So kämpft man sich als Jack oder als Kong durch die Level und geht den Missionszielen bis zum offenen Ende nach, das der Spieler durch Erreichen von verschieden hohen Punktzahlen anders aussehen lassen kann. Gameplay In puncto Anwenderfreundlichkeit hat Ubisoft sich einmal mehr Gedanken gemacht und es sind einige gute Lösungsansätze dabei herausgekommen. Wer in Besitz eines gut ausgestatteten Rechners ist, kann sich über gute Frameraten und flüssiges Gameplay freuen. Die Steuerung der Charaktere ist recht einfach gehalten, so kommen Konsoleros und Mausspieler gleichermaßen schnell zu Erfolgserlebnissen. Von Anfang an wird zwar eine komplett geskriptete Handlung abgespult, deren Erledigung ist aber dem Spieler weitestgehend überlassen - ob er mit der knapp vorkommenden Munition und mit Speeren den Gegnern den Garaus macht, sich des Feuers bemächtigt und das vorkommende Getier per Flammenwand verscheucht oder es grillen lässt. Echte Egoshooter-Spezialisten, die mal eben im Vorbeigehen die Saurier per Headshot nebenbei erledigen, werden im weiteren Spielverlauf das Problem haben, gegen eine größere Anzahl von Gegnern und gegen aggressivere Monster antreten zu müssen. Das Spiel merkt sich das Verhältnis der abgegebenen Schüsse und Speere im Verhältnis zu getöteten Gegnern und passt den Schwierigkeitsgrad entsprechend an. Auch das Handling des King Kong ist als gelungen zu bezeichnen. Zudem sind noch Gimmicks wie das Greifen und die Wut eingebaut, mithilfe derer man die Dinos auf noch etwas brutalere Art erledigen, Hindernisse beiseite räumen oder mittels des Wutfaktors noch heftigere Schläge austeilen kann. Besonders hervorheben sollte man aber die Möglichkeit, die Nahrungskette der Gegner zu studieren. Spinnen und Tausendfüßler fressen Würmer, die Riesenfledermäuse fressen Spinnen und Würmer und Tausendfüßler und das setzt sich bis zu den Dinosauriern fort, die man mit Hilfe von aufgespießtem oder erschossenem Futter von sich selbst ablenken kann, um die Flucht zu ergreifen oder einen sonst kaum erreichbaren Punkt auf der Map zugänglich zu machen. Zu der kinoreifen Präsentation machen diese Features in Kombination der verschiedenen Genres Action und Adventure ein gutes Spiel aus. Allerdings sind zu den Neuerungen auch nachteilige Spielbausteine genutzt oder für das Gameplay nützliche Teile einfach weggelassen worden. Suboptimal wurde die Schuss-Steuerung gelöst. Der Spieler muss zuerst die Waffe ziehen, die entsprechende Taste gedrückt halten und erst dann sind Schüsse möglich. Sobald der Halteknopf losgelassen wird, verschwindet die Waffe. Auch ist keine Anzeige für Lebensenergie vorhanden, was bei brenzligen Situationen das Spiel nicht grade einfacher gestaltet. Bei Verletzungen wird das Sichtfeld immer kleiner, was man mit dem bekannten Tunnelblick vergleichen kann. Beim Aushauchen des Lebens verschwimmt das Bild vollends, färbt sich rot und der Spieler erlebt den Protagonistentod bis zum bitteren Ende mit. Schön gemacht, aber nicht wirklich nützlich. Eine Statusanzeige hätte den Spielverlauf etwas kontrollierbarer gemacht, so ist es nur durch Erfahrung auszumachen, wann der Charakter das Zeitliche segnet. Der eine wird sagen, dass diese Art Spiel viel realistischer ist, ein anderer hingegen würde eine Anzeige vorziehen. Nun, das sei dem Spieler selbst überlassen, ob er es mag oder nicht, aber eine Option, eine Statusanzeige zuschaltbar zu machen, wäre nett gewesen. Aber diese Spitzfindigkeiten machen aus Peter Jackson`s King Kong beileibe kein schlecht steuerbares Spiel, ganz im Gegenteil; wird man mit diesen Widrigkeiten schnell fertig und die Kinoatmosphäre zieht den Spieler von Anfang an in den Bann, lässt sie ihn auch nicht so schnell los. Auch die Savepoints sind immer fair gesetzt, wobei aber eine Speicherung jederzeit möglich ist. Besser geht es nicht und selbst das Speichern ist spannend gemacht, da man mitten aus dem Spiel gerissen wird, ein hinreißender Hintergrundsound die Speicherung begleitet und das Spiel nach dem erfolgreichen Save sofort wieder in die Handlung zurückspringt. Also selbst dort ist keine Atempause gestattet. Grafik Sollte die Grafik des Spiels mit einem Wort beschrieben werden, würde es "gelungen" lauten. Der Bezug zu den Konsolenversionen ist zwar nicht zu übersehen, aber trotzdem ist das Game sehr nett anzuschauen, technisch fast auf Höhe der Zeit, farblich passend zum doch etwas finsteren Genre und weiß durch einzelne Details zu überzeugen. Der Urwald ist der Rechnerpower und dem Gutdünken des Spielers unterworfen, das heißt, die Vegetationsdichte ist einstellbar und sieht bei voller Einstellung prächtig aus. Die Farne schwanken im Wind hin und her, überall raschelt es im Gras, Gegner sind durch sich bewegende Halme teilweise früher erkennbar und die Dörfer sind sehr detailliert und sehr liebevoll gestylt worden. Aus dem Augenwinkel kann ab und zu ein schwarzer Schatten erkannt werden, der dann irgendwo ins Dunkel flüchtet. Da nachts bekanntlich alle Katzen grau sind, kann man sich vorstellen, wie in den späten Stunden eine Höhle von innen aussieht. Nur durch spärliches Fackellicht erhellt präsentieren sich die hohlen Felsbauten als blaugraue Geschichte, wie es unspektakulärer nicht sein kann. Tagsüber hat der Spieler dann aber volle Sicht auf alle Details, die ein Urwaldabenteuer so bieten kann. Neben den Leveldesigns ist auch die Animation sehr gut gelungen. Die Dinos bewegen sich flink und glaubwürdig, springen über Felsvorsprünge, nehmen Drohgebärden ein und wenn ein Ungetüm in nächster Nähe steht und aus vollem Hals anbrüllt, so verwischt sich sanft die Umgebung in einer Art Schallwelle, was wiederum sehr nett anzuschauen ist und dem Spieler das Gefühl gibt, mitten im Urwald vor dem Monster zu stehen. Auch das andere Getier ist nett und zugleich eklig anzuschauen. Die Würmer, Tausendfüßler, Skorpione und Spinnen bewegen sich wirklich so, wie man es von ihnen kennt, ringeln sich durch Ritzen oder springen den Charakter an, wickeln ihn ein oder treiben sonst noch garstige Dinge mit ihm. Man merkt deutlich, dass Peter Jackson bei der Erstellung des Titels beratend zur Seite stand, denn alles ist vom visuellen Standpunkt aus immer dramatisch und dramaturgisch gut gemacht worden. Allerdings sollte man als Besitzer eines Rechners mit der Minimalkonfiguration keine Wunder erwarten. Auch bei King Kong gilt wieder der Leitsatz, dass der Spieler mit der höchsten Power auch die besten grafischen Resultate erzielt. Ansonsten sieht die Grafik nur zweckmäßig aus und die lauschige Urwaldatmosphäre kann in voller Pracht erst ab 3 GHz erreicht werden, entsprechende Grafikkarte natürlich vorausgesetzt. Sollte man einer der Glücklichen sein, steht einem spannenden und grafisch sehr ansprechenden Spielevergnügen nichts im Wege. Sound Der Name Peter Jackson ist Programm. Das gilt nicht nur für den optischen Teil, sondern auch für die Musik und die Soundeffekte. Bei einer monumentalen Spielfigur erwartet man auch monumentalen Sound und der Spieler wird beileibe nicht enttäuscht. Kommt der Protagonist an eine Stelle, wo sich Gegner zuhauf tummeln, so steigt die musikalische Intensität von dschungeltypischer Trommelmusik zu wahrlich epischen Ausmaßen an, ständig dringt dem Spieler der Sound von Krabbeltieren, die durch das Unterholz huschen, ans Ohr, aus allen Richtungen ertönt das Kreischen von Vögeln, Fledermäusen und Flugsauriern, das Gebrüll eines V-Rex aus einer Entfernung von fünf Metern ist einfach nur ohrenbetäubend, Flammen knistern und bei einem Flächenbrand steigert sich das Knistern zu einem Rauschen. Dem Spieler wird wirklich alles geboten, was dem Kinogänger am meisten Spaß macht, nämlich gute Musik und spektakuläre Soundeffekte aus allen Richtungen, denn King Kong unterstützt natürlich EAX und Dolby 5.1, was der spannenden Handlung die Krone aufsetzt. Wenn Sie noch niemals eine Filmumsetzung gespielt haben, weil Sie der Meinung sind, dass alle bisherigen Adaptionen schlecht waren, dann haben sie bei Peter Jackson`s King Kong die Möglichkeit, sich des Gegenteils überzeugen zu können. Es gibt nur wenige Titel, die Egoshooter, Action und Adventure in Kombination und dann noch als Filmumsetzung für Furore sorgen. Der vorgegebene Handlungsstrang ist natürlich manchen Spielern ein Dorn im Auge, aber die Möglichkeit, diesen Strang auf seine eigene Art und Weise zu bestehen, macht neben den etwas sehr leichten Rätseln und dem filmreifen Drumherum einfach nur Spaß. Gewaltige Prügeleien zwischen Kong und dem V-Rex sind einfach nur spektakulär anzuschauen, die Filmhandlung ist treffend und gut umgesetzt, die einzelnen Bestandteile wie Spannung, Musik, Soundeffekte und Grafik sind wie füreinander gemacht und die kleinen Mängel wie die etwas suboptimale Steuerung und fehlende Statusinformationen sind für den Spielverlauf nicht besonders schädlich. Stattdessen kann sich der Spieler auf ein gelungenes Actionepos freuen, wobei der Begriff Filmumsetzung dieses Mal auch getrost ausgesprochen werden darf. Wenn alle Umsetzungen so gewesen wären, dann gäbe es auch nicht dieses Vorurteil, dass alle Adaptionen nichts taugen. Also, liebe Spielproduzenten, Ubisoft legt die Messlatte sehr hoch und wird in Zukunft auch dran gemessen werden, aber das sollte ein Ansporn für euch sein, künftige Projekte auch so hochwertig zu produzieren. (06.12.2005) - Windows 98/ME/2000/XP - Intel Pentium 3 oder Athlon mit 1,0 GHz - 256 MB RAM - DirectX 8.1 kompatible Grafikkarte mit 64 MB - Soundkarte - 2 GB unkomprimierter Festplattenspeicher
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