Vitalsign (Frogster Interactive) geschrieben von Bernd Wolffgramm und Jason Carves
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Multiplayer-Egoshooter sind groß in Mode, aber wem sage ich das? Jeder, der sich für First Person Shooter (FPS) interessiert und über einen Internetanschluss verfügt, wird sich in letzter Zeit einmal mit Games wie Battlefield 2 oder Call of Duty 2 befasst haben. Deswegen versuchen immer mehr Publisher, solche Spiele am Markt zu etablieren. Frogster Interactive bringt nun Vitalsign nach Deutschland, ein Spiel, das komplett auf einen Singleplayer-Modus verzichtet und sich nun in der offenen Betaphase befindet. Der Client für das Spiel (ca. 200 MB) kann auf der Homepage des Spiels heruntergeladen werden und in der Testphase sind alle Anmeldungen und Spiele kostenlos. Nach Auskunft von Frogster Interactive haben sich seit Eröffnung des Tests über 45.000 Spieler am System angemeldet, dessen Schwerpunkt auf Clan-Freundlichkeit gelegt wurde. Auch wenn sich das Spiel noch nicht in der Endversion präsentiert, sind jetzt schon die Stärken und Schwächen des Spiels gut sichtbar und sollen hier beleuchtet werden. Keine Story Dies ist vermutlich der erste Egoshooter-Test, den der Tester nicht mit folgenden Worten anfängt: Der Fremdenlegionär / Geheimagent / Soldat / Vater der Entführten geht ausgerüstet mit einem riesigen Arsenal an Wummen los und rettet die Welt / das Universum / seine Tochter. Alles das kommt in Vitalsign nicht vor. Es gibt überhaupt keine Story oder Missionen. Man nimmt einfach eine Waffe auf und ballert los, mehr Inhalt gibt es nicht. Wozu auch? Dafür präsentiert Vitalsign dem Spieler eine breite Palette an Charakteren, die er sich zu Eigen machen kann. Diese 13 Personen sind aber nur Skins, das heißt, sie verfügen zwar über einen ziemlich genauen Steckbrief, aber sie haben keinerlei Fähigkeiten, die sie von den anderen unterscheiden. Dafür liest sich ihr Lebenslauf aber sehr nett; wegen der Herkunft des Spiels haben die meisten Charaktere einen asiatisch anmutenden Namen. So erfährt man zum Beispiel über Hoshino Koei, dass sie Studentin ist, gern Leute beobachtet und Graffiti mag. Ihre weiteren Interessen sind Musik und Rollerblades und sie hat am 24. Dezember Geburtstag. Sie ist 19 Jahre alt und vom Gemüt her eher eine Optimistin. Niedlich, die Kleine. Da wäre außerdem Kwang Gae To, ein Koreaner, der die Blutgruppe 0 hat, in seiner Freizeit seltene afrikanische Veilchen züchtet und Autorennen mag. Da passt er gut zu Gitano Shiori, die gern Mikrocomputer konstruiert, sonst aber keine Hobbys hat. Die ganze Palette der Charaktere reicht von lieb und klein bis groß und gemein. Selbst bei einem noch so gestörten Selbstbild sollte für jeden Gamer etwas dabei sein. Beim Kampf haben aber alle diese Daten keinen Einfluss, alle sind gleich verwundbar und schnell. Das Spiel Über das System eines Egoshooters braucht man nicht viele Worte zu verlieren. Man nimmt eine Waffe und ballert auf alles, was sich bewegt, so es denn nicht im eigenen Team ist. Auf der Homepage des Spiels meldet man sich an, wartet dann auf die Bestätigungsmail und kann theoretisch nach etwa zehn Minuten anfangen. Diese Zeit wurde beim Testaccount etwa um das Zwanzigfache übertroffen. Ist der Client installiert, meldet man sich an einem Zentralsystem an, stellt zunächst den Charakter zusammen und sucht sich einen Server aus. Je nach Erfahrung und Rang hat man Zugang zu verschiedenen "Spielwiesen". Es gibt Trainingsgelände, freie Spiele und Server, die für Spezial-Matches gedacht sind. Bevor man ein Spiel betritt, sucht man sich aus den möglichen 19 Waffen seine Bewaffnung zusammen. Dann lässt man sich alle offenen Matches anzeigen, denen man beitreten kann oder man eröffnet seinen eigenen Raum und wartet, ob sich jemand zum Duell stellt. Der Weg durch die ganzen Menüs, bis man endlich im Spiel ist, ist nicht besonders intuitiv und hier hilft (zumindest bei der Betaversion) das Lesen der Hinweistexte auf der Vitalsign-Homepage. In die Menüs integriert ist auch das Friend- und Chatsystem. Wie bereits seit Unreal Tournament sind alle diese Funktionen in das Spiel eingefügt worden und können jederzeit aus dem Spiel heraus benutzt werden. Karten und Modi Das Spiel stellt bis jetzt 16 verschiedene Maps zur Verfügung, die in unterschiedlichen Teilen der Vitalsign-Welt angesiedelt sind. Auch sie werden auf der Website genau beschrieben und wie schon bei den Charakteren hat das kaum einen Aussagewert. So steht dort zum Beispiel über die Karte Midix geschrieben: "Die Slums befinden sich nördlich der ehemaligen Wohnviertel. Als die Hafenanlage erbaut wurde, wohnten hier die Bauarbeiter und Ingenieure des Projektes. Heute findet man vor allem Kriminelle und andere sozial Ausgegrenzte in diesem Teil der Stadt ..." Sehr interessant, aber nur wenig aussagekräftig. Die Levels spielen an den Orten der Städte, die bereits von anderen FPS verwurstet wurden: Ruinen und Kirchen kommen genauso vor wie Fabriken und Tunnel. Die Kämpfe finden entweder unter freiem Himmel oder aber in den üblichen dunklen Gebäuden statt. Anders als zum Beispiel bei Unreal Tournament können bestimmte Maps nur betreten werden, wenn man bereits eine bestimmte Rangstufe erreicht hat. Die Karte Catholic beispielsweise darf man nur besuchen, wenn man sich bereits in den Rang eines Sergeanten hochgearbeitet hat. Dass Vitalsign ein clanorientierter Egoshooter ist, wurde bereits oben erwähnt. Demnach gibt es auch fast nur Spiele-Modi, die für Teams gedacht sind; für "Jeden gegen Jeden" gibt es nur den Modus "Free for all", so eine Art Deathmatch. Die restlichen Klassen "Team Deathmatch", "Capture the Flag" und RBM ("Round Based Modus") sind für Teams gedacht, allerdings können sich Einzelspieler einem der Teams anschließen, so das von diesen zugelassen wird. Bei diesen Modi ändert sich das Spielprinzip zu "Schieße auf alles, was sich bewegt, es sei denn, es hat ein gleichfarbiges Leibchen an". Für Clankämpfe sind eigene Server vorgesehen, zu denen der Nicht-Eingeladene keinen Zutritt hat. Anders als bei bereits bekannten Systemen wie Unreal Tournament oder Counterstrike können oder müssen aber keine teuren eigenen Server aufgesetzt werden, denn alle Räume werden vom Zentralsystem gesteuert. Leben, Shoppen und Wetten Lebenspunkte sind das Salz in der Suppe von Vitalsign. Lebenspunkte benötigt man, um an Kämpfen teilzunehmen, um sich bessere Gegenstände, Skins und Waffen kaufen zu können und letztendlich kann man sie auch noch als Wetteinsatz einbringen. Lifepoints erhält man, wenn man seine Karriere beginnt und kann sie sich durch gewonnene Matches erkämpfen oder später hinzukaufen. Beim niedrigsten Verbrauch, dem "normalen" Spielen, wird dem Spieler zu Beginn einer jeden Runde ein Lifepoint abgezogen. Verliert der Spieler die Spielrunde oder verlässt er das Match vorzeitig, zählt dieser Punkt als verloren und der Punkt wird dem Spieler dauerhaft abgezogen. Gewinnt der Spieler eine Runde, erhält er den Punkt zurück und ist wieder auf dem Kontostand wie zu Beginn der Partie. Um in Vitalsign Spiele mit Wetteinsätzen absolvieren zu können, werden ebenfalls Lifepoints benötigt. Im Gegensatz zu den "normalen" Spielen kann ein Spieler hier Lifepoints hinzugewinnen und so seinen Kontostand erhöhen. Um das Ganze noch etwas zu verkomplizieren, unterscheidet das Spiel zwischen Real-Lifepoints und Free-Lifepoints, eine genauere Differenzierung führt hier allerdings zu weit. Gewonnene Punkte können dann im Shop verjubelt werden. Das Angebot gliedert sich hier in drei Kategorien: Kleidung, Ausrüstung und Waffen. Durch einen Klick auf den entsprechenden Button werden die Artikel der Kategorie mit ihren Haltbarkeitsdaten angezeigt, das heißt, für viele Gegenstände, zum Beispiel für das Hologramm, gibt es ein Verfallsdatum, sie nutzen sich ab. Jedes Item gibt es jeweils mit einer Laufzeit von sieben bzw. 15 Echtzeit-Tagen. Die Laufzeit beeinflusst auch den Preis des Items, je länger haltbar ein Gegenstand ist, desto teurer ist er. Den Shop gibt es übrigens in der Betaversion noch nicht. Wirklich etwas zu verdienen gibt es nur durch Wetten. Jeder Spieler eines Kampfes kann einen vorher festgelegten Betrag auf sich oder sein Team wetten. Gewinnt der Spieler, bekommt er vom System entsprechend der festgelegten Quote seinen Gewinn in Free-Lifepoints ausgezahlt. Die Höhe des Wetteinsatzes ist für alle Spieler bindend, allerdings kann kein Gamer gezwungen werden, mitzuwetten, er kann auch ohne Einsatz mitspielen, bekommt aber natürlich dann im Falle seines Sieges keine Punkteausschüttung. In der Reviewer-Schule bekommt man immer gesagt: Seid ausführlich, belegt jede Behauptung und lasst vor allem bei negativer Kritik keine Beweise weg! Nun ja, bis jetzt ist die Beschreibung des Spiels recht positiv ausgefallen, aber über eine Sache kann man natürlich nicht hinwegsehen: die Grafik. Die maximale Auflösung der Grafik beträgt sage und schreibe 800x600 Pixel. Und das ist natürlich ein ganz fetter Minuspunkt...es sei denn, man schaut sich einmal an, was erfahrene Onlinespieler mit ihren Spielen so tun. Das Geheimnis des erfolgreichen Internet-Games ist ein guter Ping, gleichbedeutend mit dem schnellen Zugriff auf das Spielgeschehen. Und damit dieser Ping so klein wie möglich wird, wird auf dem eigenen Client alles abgeschaltet, was das Spiel langsamer machen könnte, so zum Beispiel auch unnötig große Bildschirmauflösungen, deswegen ist für das Onlinespielen eine 800x600-Auflösung eventuell gar nicht so falsch. Aber bitte, liebe Leute von Vitalsign, etwas mehr könnte es wohl standardmäßig doch sein. Wir schreiben das Jahr 2006 und nicht 1998. Jedenfalls ist die Grafik eckig, ausgefranst und sieht irgendwie matschig aus. Das mag zweckmäßig sein, aber schön ist etwas anderes. Leben im Clan Kernstück von "Vitalsign" ist das Ladder-System und das damit verbundene Gestrüpp des Clan-Managements. Die hauseigene Ladder (Übersetzung: Leiter; sinngemäß: Rangliste) bietet sowohl Einsteigern als auch den mittlerweile alteingesessenen Spielern einen Platz zum Herumtollen. Die Ladder funktioniert dabei wie jedes andere bekannte Karrieresystem auch: Mit jedem Sieg in einem Match steigt die Erfahrung der Spieler und die gewonnene Punktzahl. Letztere bestimmt, auf welchen Platz man in der Rangliste rutscht, während die Erfahrung dazu dient, seinen Rangtitel zu verbessern. Angefangen vom Trainee über den Sergeanten bis hin zum höchsten Rang: dem General. Diese Rankings bestimmen, welche Privilegien man hat, wie zum Beispiel das Erstellen eines Clans. Das Clanranking setzt sich, wie bei der 1on1-Ladder ebenfalls, aus den Punkten der Spieler zusammen. So bestimmen die gewonnenen Punkte jedes einzelnen Spielers im Clan, auf welchem Platz sein Team steht. Der Hauptmodus in den so genannten Clanwars ist der RBM. Hier gewinnt das Team, das als erstes zehn Punkte erreicht. Gespielt wird meist im Modus 2on2 (Zwei gegen Zwei), 3on3 (Drei gegen Drei), 4on4 (Vier gegen Vier) und 5on5 (Fünf gegen Fünf). Bevorzugt werden dabei 2on2 und 4on4, während 5on5 - völlig unüblich gegenüber anderen Spielen, wie Counterstrike - eher unbeliebt ist. Die Verwaltung des Clans und des spielereigenen Accounts erfolgt über die offizielle Homepage. Dort lassen sich beispielsweise neue Mitglieder in den Clan einladen, Bewerbungen an andere Clans schicken usw. Die Verteilung der Rechte ist in der aktuellen Version noch nicht möglich und so lassen sich beispielsweise die Zugriffsrechte des Teamleiters nicht auf andere Spieler übertragen. Dies soll aber nach Informationen in den kommenden Versionen eingebaut werden. Ebenfalls über die Homepage einsehbar sind die Ranglisten der Vitalsign-Ladder. Hier lassen sich sowohl die 1on1-Stats wie auch die Clan-Stats einsehen. Die hauseigene Ladder scheint jedoch nach Aussage einiger bekannter Vitalsign-Spieler nicht sonderlich beliebt bei den besseren Teams zu sein. Beispielsweise lässt sich nicht erkennen, gegen wen die Clans gespielt haben und das System scheint im Allgemeinen etwas unübersichtlich und weniger funktionell zu sein, als es eingefleischte Ladder-Spieler gewohnt sind. Auch im Test fehlten einige aus anderen Liga-Systemen bekannte Funktionen. Aus diesem Grund gibt es bereits jetzt schon externe Ligen, wie bei Leaguez. In der Electronic Sports League, der größten Liga Deutschlands, ist eine Vitalsign-Ladder ebenfalls geplant. Preise Nach der Betaphase wird Vitalsign nicht mehr komplett kostenfrei sein, jedenfalls nicht für Leute, denen die Lifepoints ausgehen. Real-Lebenspunkte können nachgekauft werden und 10 Lifepoints kosten dann je nach Kaufmenge zwischen 80 Cent und 1 Euro, zusätzlich werden noch unterschiedliche Mengen an Free-Lifepoints gutgeschrieben. Für gute Gamer rechnet sich eventuell das Monatsabo für 5 Euro, hier werden zwar keine Lifepoints erworben, aber dafür werden in "normalen" Spielrunden bei Niederlagen auch keine Punkte abgezogen. Kompliziert? Ja! Der geneigte Spieler kann außerdem in das Game einsteigen, indem er sich die Boxversion aus dem normalen Handel zulegt. Diese enthält außer dem Client ein Drei-Monate-Abo, 300 Real-Lifepoints sowie ein Hologramm (15 Tage-Version) und einen exklusiven Skin. Die Lifepoints aus der Testphase werden natürlich getilgt, die Betaspieler erhalten als Abfindung und um sie zum Bleiben zu animieren, 70 Free-Lifepoints, die sie dann verzocken können. Ein Spieler kann aber auch warten bis sein Konto sich wieder füllt: Besitzt er weniger als 10 Life oder Free-Lifepoints werden einmal täglich entsprechende Free-Lifepoints gutgeschrieben. Vitalsign ist ein Multiplayerspiel für Leute, denen es vor allem auf den Kampf- und Balleraspekt bei einem Egoshooter ankommt. Durch das Lifepoints-System wird zusätzliche Motivation in das Spiel eingebaut, das Wetten und Shoppen macht das Game noch spannender. Sollte man allerdings zu der (sicherlich nicht kleinen) Gruppe von Leuten gehören, die der Meinung ist, dass Egoshooter im Jahr 2006 ruhig die Möglichkeiten einer Grafikkarte auch ausnutzen können, dann sollte man die Finger von Vitalsign lassen. Für Fun-Teams, die das Spiel wirklich nur aus Spaß und Zeitvertreib spielen, ist es ein nett ausgeklügeltes System. Für Teams, die in dem Bereich mehr erreichen wollen, ist es eher zu unübersichtlich und zu wenig funktionell ausgestattet. Daher gibt es auch schon externe Ligen, die die Schwächen der hauseigenen Ladder ausgleichen. Was das Clansystem angeht, ist es gut gelungen, doch die Verwaltung über die Page ist ebenfalls nicht funktionell genug. (15.02.2006) Minimale - 500 MHz CPU oder höher - Windows 2000/ XP - 128 MB RAM - Riva TNT 2 - 4-fach CD-ROM-Laufwerk (für Boxversion) - 270 MB freier Festplattenplatz - DirectSound-Kompatible Soundkarte - Internet: ISDN
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