Trivial Pursuit (PS3) (Electronic Arts) geschrieben von Bernd Wolffgramm
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Es gibt wohl kaum ein besseres Gefühl, als zu beweisen, dass man Mitstreitern bei Quiz-Spielen überlegen ist. Es ist sehr befriedigend, ihnen die richtigen Antworten auf knifflige oder ungewöhnliche Fragen "um die Ohren zu hauen", gerade dann, wenn sie dem Beantworter nicht zugetraut werden. Ob nun Intelligenz, gute Allgemeinbildung oder häufiges Schauen von Quiz-Sendungen im Fernsehen zum Erfolg in Rätselspielen führt, kann nun auch im Computerableger eines der wohl erfolgreichsten Brettspiele der Welt ermittelt werden. EA hat sich die Lizenz von "Trivial Pursuit" von Hasbro gesichert und dieses Game erscheint nun für alle möglichen Plattformen. Meistens haben es die Pixelumsetzungen schwer, sich gegen ihre Brettspielvorlagen durchzusetzen, ob das bei diesem berühmten Knobelspiel auch so ist, soll hier ergründet werden. Wissensecken Kaum einem Brettspiel der letzten Jahrzehnte ist es gelungen, den Bekanntheitsgrad der Spieleklassiker der Menschheitsgeschichte wie Schach und Mahjong zu erreichen. Immerhin kann sich aber ein Spiel rühmen, fast 100 Mio. Mal in 19 verschiedenen Sprachen verkauft worden zu sein: "Trivial Pursuit". Dieses Wissensspiel wurde 1981 in Kanada auf den Markt gebracht und begann seinen Siegeszug über die Couch- und Küchentische der Welt. Übersetzt heißt "Trivial Pursuit" in etwa "Belanglose Jagd", gemeint ist aber eher die Jagd ums Allgemeinwissen. Geprüft werden die Kenntnisse der Mitspieler in den sechs Wissensbereichen Erdkunde, Geschichte, Wissenschaft und Technik, Kunst und Literatur, Unterhaltung sowie Sport und Vergnügen. Jedes der Gebiete bekommt eine Farbe zugeordnet, die so gekennzeichneten Fragekategorien werden gleichmäßig über das Brett verteilt. Das Spielfeld von "Trivial Pursuit" sieht aus wie ein Rad mit sechs Speichen, die Endpunkte der Speichen werden als Eckfelder bezeichnet. Jeder Teilnehmer bekommt einen Spielstein, der wie eine kleine unvollständige Torte aussieht, mit ihm wird würfelnd über das Rad gezogen. Der Spieler kann dabei frei entscheiden, in welche Richtung er seine Torte bewegen möchte; er macht das davon abhängig, welche Fragenkategorie er mit seiner gewürfelten Augenzahl erreichen kann und seiner Selbsteinschätzung, in welchem Gebiet er wohl am besten Bescheid weiß. Sobald er auf einem Feld angekommen ist, bekommt er die dazugehörige Frage gestellt, beim Brettspiel kommt diese aus einem verdeckt gehaltenen Fragenkartenstapel, beim Computerspiel wird diese zufällig ausgewählt. Kann der Spieler die Frage beantworten, darf er noch einmal würfeln und seine Reise fortsetzen. Ziel ist es, die Torte auf eines der eben beschriebenen Eckfelder zu manövrieren und die Frage aus diesem Wissensgebiet ebenfalls aufzulösen. Dann erhält der Spieler eine, in der Farbe der erfolgreich bewältigten Kategorie, sogenannte markierte Wissensecke - auch Purting genannt - und er kann diese in seinen Spielstein einsetzen. Das Ziel von "Trivial Pursuit" ist es, die Purtings aller Kategorien als erster einzusammeln, um so die leeren Tortenstellen auszufüllen. Wissenslücken Das im letzten Abschnitt beschriebene Grundprinzip gilt sowohl für das Original auf dem Tisch als auch für die animierte Version auf der PS3. Während man aber beim Brettspiel direkt loslegen kann, müssen natürlich vorher auf der Playstation einige Dinge festgelegt werden. Es müssen Profile für jeden Spieler angelegt werden, es muss geklärt werden, ob jeder Zocker sein eigenes Gamepad benutzt oder ob man sich den Controller teilt. Für den Multiplayermodus sieht das Spiel das Klassik-Game oder den Party-Modus vor, für einsame Spieler ist der Tempomodus gegen die Uhr vorgesehen. Im Tempomodus muss der Wissensbegabte seine Torte in möglichst kurzer Zeit füllen. Auch hier bekommt er die Purtings auf den Eckfeldern. Auf dem Weg zu diesen Sonderstellen passiert er andere Wissensgebiete, je nachdem, wie viele und welche Fragen beantwortet werden können, ist es nicht nur möglich, die Playstation-üblichen Awards zu gewinnen, sondern auch bestimmte Multiplikatoren für die Wissensgebiete zu erhöhen. In der Temporunde ist es nämlich nicht nur interessant, möglichst schnell zum Erfolg zu kommen, sondern auch noch viele Punkte zu machen, die dann letztendlich in eine Highscore einfließen. Gute Spieler versuchen also nicht nur, durch die gewürfelten Augen möglichst schnell auf die Eckfelder zu gelangen, sondern sie nehmen auch noch eine Anzahl von normalen Fragefeldern in Kauf, die sich auf den Multiplikator auswirken. Der Klassikmodus ist für mindestens zwei Teilnehmer gedacht und legt die gleichen Regeln zugrunde wie das Original-Brettspiel. Jeder Spieler würfelt und zieht um das Rad herum, solange er die gestellten Fragen beantworten kann. Ereilt ihn eine Wissenslücke und kann eine Frage nicht beantworten, wird das Gamepad an den nächsten Mitspieler weitergegeben und dieser versucht dann sein Glück. Anders als im Tempomodus gibt es in der Klassikvariante keine Boni zu entdecken und einzustreichen, Playstation-Awards werden aber auch hier vergeben. Der Party-Modus soll nun alle Nachteile, die eine Umsetzung auf dem PC oder einer Konsole hervorruft, beseitigen. Im Grunde genommen ist das Spiel nämlich langweilig. Ein Spieler würfelt, zieht dann und bekommt die Frage gestellt. Die anderen Teilnehmer machen in dieser Zeit ... nichts. Treffen sie auf einen halbwegs cleveren Zeitgenossen oder jemanden, der die Fragen und Antworten bereits auswendig kennt, sitzen sie herum und warten, bis er oder sie sich doch einmal vertut. Im Party-Modus werden alle Spieler eingebunden. Sie können zum Beispiel darauf wetten, ob der Befragte richtig antwortet und ob man selbst die Frage richtig hätte beantworten können. So dauert es zwar länger, bis eine Fragerunde beendet wird, aber durch das Hin und Her kommt mehr Spaß auf. Zusätzlich werden auch ab und zu die Grundfragetypen geändert, es gibt Bonusrunden, Herausforderungen, Risikofragen und weitere Features, die teilweise in kleine Gemeinheiten wie Zeitbomben ausarten. Der Party-Modus ist so deutlich spannender und unterhaltsamer als der Klassikteil. Nun zum Online-Modus: Viele Spiele werden heutzutage daran gemessen, in wieweit neben den Spielmodi für daheim noch Varianten angeboten werden, die sich über das Internet, Xbox Live oder das Playstation Network spielen lassen. Dieser Tatsache war sich sicher auch EA bewusst ... hat sie aber konsequent ignoriert. "Trivial Pursuit" beinhaltet keinen Online-Modus. Zwar ist es möglich, die Highscores über das Internet abzugleichen, aber das ist dann auch schon alles. Einen Online-Modus hätte man definitiv erwarten können. Noch mehr Lücken In einem Quiz kommt es darauf an, für jedes Wissensniveau die richtigen Fragen parat zu haben, damit Gruppen unterschiedlichstem Bildungsgrades sich an dem Rätselspiel erfreuen können. Gerade bei Computerspielen aller Systeme gibt es dafür eine Einstellung in den Optionen, sie regelt die sogenannten "Skills" - jedem Tierchen sein Pläsierchen. Warum wird das hier überflüssigerweise breit getreten? Richtig, in "Trivial Pursuit" gibt es keine unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade. Nun mögen die Fragen jedem anders erscheinen, vor allem wohl je nach Vorliebe für die einzelnen Wissensgebiete; dem einen werden die Fragen aus der Literatur sehr am Herzen liegen, dem anderen wird es beim Erreichen eines lilafarbenen Wissensfeldes bereits vor der Fragestellung gruseln. Der eine kennt jedes Sportereignis der letzten 100 Jahre auswendig, der andere weiß die Frage "Wie oft wurde Deutschland Fußballweltmeister?" mit "Zehn Mal oder so" treffsicher zu umschiffen. Diese Aussage gilt aber nur für das Brettspiel, denn die Computerausgabe arbeitet nach dem Multiple-Choice-Verfahren, um die Antworten eindeutig zu machen. Und hier liegt der große Nachteil der Pixelvariante: Sie ist viel zu einfach. Jeder, der im Bereich "Wissenschaft und Technik" die Frage gestellt bekommt: "Welches der folgenden vier Bilder zeigt einen Elefanten?" fühlt sich zu Recht nicht ernst genommen. Das Niveau der Fragen in EAs "Trivial Pursuit" ist viel zu niedrig und so zu langweilig. Des Weiteren gibt es einen Optionspunkt "Zusatzkarten herunterladen". Das Computerspiel ist seit dem 12. März 2009 im Handel erhältlich und bis heute - einen Monat später - kommt bei der Auswahl dieses Punkts nur die lapidare Meldung: "Keine Zusatzkarten erhältlich." Es wäre schön, wenn bei eventuellen Fragen-Updates in der Zukunft auch eine Niveauregulierung vorgenommen werden könnte. Höre ich ein "Buzz"? Die grafische Umsetzung von "Trivial Pursuit" ist irgendwie ok. Und die Aussage ist natürlich für ein Videospiel vernichtend. Auf der PS3 ist nämlich für das Spiel eine tolle 1080p-Auflösung vorgesehen; was hilft das aber, wenn in die Animationen und die Darstellung des Spielbretts nicht viel Fantasie investiert wurde? Natürlich gibt das Original den äußeren Rahmen vor und der Wiedererkennungseffekt ist sehr hoch: Der Spieler kann sofort in das Geschehen einsteigen, indem er sich hervorruft, wie die Spielmechanik und das Design der Küchentischvarianten waren. Aber der Computer kann mehr. Und dieses Mehr ist einfach verschenkt, wenn sich die Animationen auf den Würfelvorgang und das Bewegen des Spielsteins beschränken. Dieser schwebt mal auf seine neue Position oder breitet die Flügel aus und fliegt zur Frage oder er taucht unter den anderen Feldern hindurch zum Ziel. Das ist genau einmal spaßig, danach nerven die Animationen nur, weil durch sie eine gewisse Spanne vergeht, in der man schon längst die nächste Frage hätte gestellt bekommen können. Man verbringt also ziemlich viel Zeit mit Warten; all das kommt dem geneigten PS3-Quiz-Fan bekannt vor: von "Buzz". Beim Platzhirsch aller Playstation-Quiz-Spiele treten nämlich genau die gleichen Probleme auf: zunächst kurzweilige Animationen, die schnell langweilig werden, weil sie sich hundertfach wiederholen. Im Gegensatz zu "Trivial Pursuit" kann "Buzz" aber mit Dutzenden Charakteren mit ebenso vielen Outfits glänzen, die auch dreidimensional agieren. Im hier besprochenen Game gibt es pro Mitspieler einen zweidimensionalen Avatar, der je nach Erfolg beim Beantworten lacht oder greint. Es kann zugegebenermaßen der Avatar aus dem Playstation-Network übernommen werden, aber eben nur einer, der desjenigen, der am Netzwerk angemeldet ist. Und noch eines kennt der "Buzz-geschädigte Rätselfreund: die unsäglichen Sprüche des Quiz-Masters. Vor diesen Beifall spendenden oder schadenfrohen Kommentaren aus dem Off ist man auch in "Trivial Pursuit" nicht gefeit. Wenn man dutzende Male den Spruch "Ich hätte nie gedacht, dass Sie das wissen" gehört hat, sucht man händeringend nach dem AUS-Schalter. Es wäre zum Beispiel viel sinnvoller gewesen, die Lösungen für falsch gegebene Antworten gesagt zu bekommen, auch wenn das natürlich für die nächste Runde, in der diese Frage aufgepoppt wäre, nicht mehr so spannend wäre.
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