Velvet Assassin

Velvet Assassin

(Southpeak)

geschrieben von Manuela Loritz

 

 
Entwickler: Replay Studios
Publisher: Southpeak Games
Genre: Stealth-Action
Releasedate: 10.Juli 09
Homepage: Velvet Assassin
Preis: 39,95 € (UK), 29,99 € (dt. Version)
Altersfreigabe: Keine Jugendfreigabe gemäß §14 JuSchG

Der 2. Weltkrieg, schon wieder. Das könnte man denken, wenn man von "Velvet Assassin" hört. Doch das Spiel beleuchtet den Krieg von einer anderen Seite: aus Sicht einer Saboteurin und Widerstandskämpferin. Der Stealth-Action-Titel versetzt den Spieler hinter die feindlichen Linien, wo er nun ganz auf sich allein gestellt Aufträge des britischen Nachrichtendiensts erfüllen muss. Die Entwickler von Replay Studios ließen sich dabei vom realen Vorbild Violette Szabo inspirieren, die im Jahr 1944 – während ihres zweiten Auftrages – gefangen genommen und 1945 im KZ Ravensbrück erschossen wurde.

Im Auftrag ihrer Majestät

Violett Summer liegt schwer verletzt in einem französischen Krankenhaus, etwas ist bei ihrer letzten Mission schief gegangen. Von Fieberträumen geplagt erzählt sie in Rückblenden von ihren Aufträgen, die sie als Agentin für den britischen Geheimdienst in Feindesgebieten (unter anderem Paris, Hamburg oder das Warschauer Ghetto) durchführte. Bewacht von zwei französischen Männern, denen sie ausgeliefert ist, erzählt sie ernst und nicht ohne Skrupel ihre Geschichte. Der Spieler tritt nun in ihre Fußstapfen. In fünf Missionen, die in zwölf Abschnitte unterteilt sind, geht er, wo sie ging und tötet, wen sie bereits getötet hat.

Lautloser Schatten in Feindesgebiet

"Velvet Assassin" ist ein typisches Stealth-Action-Abenteuer: Schatten und Dunkelheit sind die besten Freunde des Spielers, der so wenig Aufmerksamkeit wie nur möglich erregen darf. Das ist dabei gar nicht so einfach: Schon bei der Einstellung des Schwierigkeitsgrads kann der Spieler nur zwischen "Normal" oder "Agent" wählen, einen einsteigerfreundlichen Einfach-Modus gibt es nicht. Violett ist zu Beginn des Abenteuers nur mit einem Messer ausgestattet und erhält erst später die nötige Munition und Waffen. Beide sind im Spiel rar gesät und Waffen sind nur in Schränken versteckt zu finden, die der besiegten Gegner können nicht aufgenommen werden. Das ist genauso wenig nachvollziehbar wie die Tatsache, dass Lichter nicht ausgeschossen werden können, obwohl das dem Spieler mehr Variation in der Vorgehensweise erlauben würde.

Damit die Gegner nicht Alarm schlagen und in einer Gruppe auf Violett zustürmen, ist viel Geduld nötig. Getötete Feinde müssen immer in Schatten versteckt werden. Vor dem Betreten eines Raumes ist es gut, wenn vorher ein Blick durch das Schlüsselloch geworfen wird, um keine Überraschungen zu erleben. Die NPCs bleiben nicht lange an einem Ort stehen, sondern wandern stetig umher. Für den Spieler ist es deswegen wichtig, die Situation genau zu analysieren und im richtigen Zeitpunkt zuzuschlagen. Natürlich kann man ganz auf Schleichen setzen und alle Gegner am Leben lassen. Das führt allerdings auch dazu, dass teilweise wichtige Informationen verloren gehen, die dringend für die Geschichte gebraucht werden. Damit ist das Schicksal der meisten Feinde bereits im Voraus besiegelt.

Wie gut Violett versteckt ist, zeigt eine lilafarbene Umrandung der Protagonistin an. Violett ist am effektivsten bei einem Angriff aus dem Hinterhalt, wenn der Gegner ihr den Rücken zudreht, ein Frontalangriff ist für sie beinahe unmöglich. Sie reagiert dann viel zu langsam und ihr Messer gegen Schnellfeuerwaffen, man ahnt es, das macht keinen Sinn. In solch ausweglosen Situationen kommt nun der Morphium-Modus zum Einsatz: Durch das Setzen einer Morphiumspritze verwandelt sich Violett in die Frau, die in der Gegenwart eigentlich verwundet im Krankenhaus liegt (gut zu erkennen am Negligé, das sie nun trägt). Die Zeit bleibt stehen und der Gegner kann gefahrlos beseitigt werden. Für das Morphium gilt dasselbe, wie für Munition: Es ist selten und erfordert einen sparsamen Umgang mit dem Mittel. Da Violett die Taschen scheinbar mit anderen, für sie wichtigen Dingen, voll hat, kann sie weder die Spritzen, noch die Medi-Packs auf Vorrat mitnehmen.

Ab und zu gibt es Schutzwesten, die angelegt werden können; sie bieten bei einem Angriff auf Violett aber nur kurze Zeit Schutz. Dafür steht der Protagonistin in einigen der Missionen eine SS-Uniform zur Verfügung, mit deren Hilfe sie sich auch am Tage unter die Feinde mischen kann. Die Uniform macht sie allerdings nicht unsichtbar und schützt nur begrenzt: Schleichen ist aufgrund der hohen Absätze nicht lautlos möglich. Trifft Violett auf einen Gegner, muss sie dennoch einen notwendigen Abstand einhalten, um nicht sofort als Eindringling enttarnt zu werden. Der Spieler muss also genau darauf achten, in welchem Abstand er vorbei geht und welchen Weg er wählt. Diese Idee bringt Abwechslung in das Spiel und fügt sich gut in die Geschichte ein.

In "Velvet Assassin" gibt es die Möglichkeit, Violetts Fähigkeiten zu verbessern. Durch das Auffinden von Gegenständen, den sogenannten Sammlerstücken, erhält Violett Erfahrungspunkte, die sich am jeweiligen Wert des Objekts bemessen. Wurden 1000 dieser Punkte gesammelt, erhält Violett einen Skill-Stern, den der Spieler nun für die Fähigkeit Morphium (erlaubt das Tragen von bis zu drei Spritzen und erhöht die Dauer der Wirkung), Schleich- oder Widerstandsfähigkeit einsetzen kann. Dieses Rollenspielelement ist eine nette Dreingabe und belohnt den Spieler für seine Ausdauer und Geduld.

Für "Velvet Assassin" gilt der Spruch "Übung macht den Meister", denn gespeichert wird automatisch an Checkpoints. Die sind nicht immer fair gesetzt: Wer zum Beispiel sechs Gegner mühsam erledigt hat und dann vom siebten selbst getötet wird, ist schnell frustriert, weil die komplette Szene wiederholt werden muss.

Die Geschichte wird sehr gut erzählt und zeigt den Zwiespalt, in dem sich die Protagonistin während ihrer Missionen zum Teil befindet. Die Aufträge selbst sind abwechslungsreich gestaltet und fügen sich realistisch in die Handlung ein: Mal muss mit Hilfe von gefundenem Sprengstoff ein Tanklager gesprengt werden, mal wichtige Dokumente gesucht oder Auftragsmorde begangen werden.

Das Menü ist sehr ansprechend gestaltet, man sieht Violett im Krankenhaus. Das Menü und die dramatischen Zwischensequenzen lassen viel Interpretation und Spekulationen über das Ende zu. Durch Drücken der Esc-Taste erhält man Zugriff auf die Missionskarte, die bei der Wegfindung hilft. Das ist meist aber nicht notwendig, da die Levels sehr linear aufgebaut sind. Das Spiel lässt viel Freiheit bei der Vorgehensweise in Bezug auf die Gegner zu, freie Wahl des Weges jedoch nicht. So ist es zum Beispiel nicht möglich, sich unter einem LKW zu verstecken und stehen Kisten im Raum, kann Violett nur über ein paar wenige auch klettern oder sie verschieben. Das ist inkonsequent.

Grafik und Sound

Die Grafik ist zeitgemäß, das Spiel von Licht und Schatten ist hervorragend dargestellt. Die Morde sind gut inszeniert und animiert. Laut Publisher und Entwickler gibt es dafür 50 verschiedene Animationen. Die KI-Gegner sind allerdings mit wenig Liebe zum Detail geschaffen, sie alle besitzen die gleichen Gesichtszüge.

Die Synchronisation ist recht gut gelungen, allerdings werden alle deutschen Feinde von ein und demselben Sprecher gesprochen. Dieser versucht das Beste daraus zu machen und gibt sich Mühe, jeden Feind anders klingen zu lassen, gleiche Stimme bleibt nun aber leider die gleiche Stimme. Die Gespräche, die die NPCs zwischendurch miteinander führen, geben Aufschluss auf das Leben der Soldaten und der schwierigen Situation. Ansonsten haben sie meistens einfach nur "die Schnauze voll" von ihrem Leben an der Front. Die Musik passt zum Spiel und untermalt die Situation passend, auch wenn sie nicht allzu abwechslungsreich ist.

Die Geschichte um Violett ist sehr gut erzählt, man möchte einfach wissen, wie es mit der Agentin weitergeht und wieso sie im Krankenhaus liegt. Die Erzählweise der Protagonistin ist ernst und glaubwürdig, wenn man das echte Vorbild einmal außer Acht lässt, denn mit diesem hat Violett nur den Vornamen und das ähnliche Aussehen gemein. Das Spiel ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits ärgern der Schwierigkeitsgrad und die knappen Mengen von Munition und Medi-Packs. Auf der anderen Seite sorgt gerade das dafür, dass das Spiel zu einer richtigen Herausforderung wird. Einsteiger sollten sich also bei "Velvet Assassin" auf viel Frustration gefasst machen, Profis werden Spaß am Anspruch haben.

(07.07.2009)

Minimale

- Windows XP

- 3,0 GHz-Singlecore Prozessor

- 512 GB RAM

- Pixel Shader 3 Grafikkarte mit 256 MB VRAM (GeForce 6800 oder ATI X1600)

- 5 GB freier Festplattenspeicher

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