Space Rangers 2: Dominators

Space Rangers 2: Dominators

(Frogster Interactive)

geschrieben von Hans Thiel

Grundlage für diese Preview: Engl. Preview-Version 1.3

 

Unendliche Weiten. In "Space Rangers 2: Dominators" wartet eine ganze Galaxie auf Erkundung und (was wäre ein vernünftiges Weltraumspiel ohne fremdartige Bedrohung aus den dunklen Tiefen des Alls?) auf Rettung vor den eindringenden Dominators. Doch die Schlacht tobt nicht nur im Vakuum, sondern auch auf der Oberfläche einiger Planeten. Und so tritt ein einsamer Held an, seine Pflicht zu erfüllen und sich einen Namen im Universum zu machen.

"Space Rangers 2: Dominators" ist hauptsächlich ein rundenbasiertes Spiel, bei dem es völlig dem Spieler überlassen bleibt, ob er lieber Händler, Kämpfer, Pirat oder irgendetwas dazwischen sein will. Das eigene Raumschiff wird während einer Runde mit Anweisungen versorgt, und nach Rundenende können die Resultate in Echtzeit betrachtet werden. Flüge über lange Strecken oder auch Weltraumkämpfe können so weit automatisiert werden, dass gleich mehrere Runden hintereinander vergehen, ohne dass sie jeweils eigens bestätigt werden müssen. Verschiedenste Planeten und Raumstationen warten auf einen Besuch und bieten Möglichkeiten, Handel zu treiben oder das eigene Vehikel zu reparieren.

Zu Beginn des Spiels können die Startbedingungen sehr detailliert festgelegt werden. Je nachdem, welche der fünf verfügbaren Rassen gewählt wurde, sind die Beziehungen zu den anderen mehr oder weniger beeinträchtigt. Die Wahl eines Charaktertyps, wie zum Beispiel Händler oder Pirat, hat darauf ebenfalls Einfluss und bestimmt zudem Schiffstyp, Startausrüstung und Füllstand des eigenen Kontos. Zudem können bestimmte zufällige Ereignisse, wie etwa Anzahl und Stärke der Gegner oder Häufigkeit von Asteroiden beeinflusst werden, um den Schwierigkeitsgrad den eigenen Bedürfnissen anzupassen.

Geldmangel

Das Problem sollte den meisten Spielern wohl bekannt sein: Zu Beginn des Spiels herrscht, je nach gewähltem Spielprofil, mehr oder minder Ebbe in der Kasse; im ungünstigsten Fall ist auch die Ausrüstung noch beschädigt, so dass dem dringend abgeholfen werden muss. "Space Rangers 2: Dominators" lässt dem Spieler hier völlige Handlungsfreiheit. Entweder können Aufträge ausgeführt, Mineralien von herumfliegenden Kometen gesammelt oder Handelsrouten befahren werden. Für Freunde einer etwas härteren Gangart bietet sich noch die klassische Erpressung umherfliegender Transportschiffe oder gleich deren Zerstörung und anschließendem Verkauf der Überreste an. Jede dieser Handlungen beeinflusst aber das Verhältnis der unterschiedlichen Rassen und Parteien zum Spieler; unvorsichtige Haudegen müssen möglicherweise einige diplomatische Zerwürfnisse mit Bargeld wieder richten.

Das sauer Verdiente lässt sich bei diversen Gelegenheiten wieder dem galaktischen Wirtschaftskreislauf zuführen: Mit fortschreitender Spieldauer werden verbesserte Ausrüstungsgegenstände und Waffen verfügbar, die das eigene Schiff schneller und widerstandsfähiger machen, dafür aber auch einen ordentlichen Preis haben. Reparaturen nach schweren Raumkämpfen sind natürlich ebenfalls nicht umsonst zu haben. Weiterhin können die Gegenstände in speziellen Wissenschaftsstationen aufgerüstet werden. Medizinische Stationen versorgen den Weltraumranger mit Stimulanzien, die seine Grundeigenschaften für eine gewisse Zeit verbessern und schauen ganz allgemein nach dem Gesundheitszustand. Behandlungen sind, wer hätte das gedacht, ebenfalls kostenpflichtig. Doch für jede Unbill gibt es ein Gegenmittel - in diesem Fall in Form einer Krankenversicherung. Lebensversicherungen werden ebenfalls angeboten; da diese aber erst im Todesfall zahlen, freuen sich darüber höchstens die Erben des tapferen Rangers. Sollte es mit dem Geld allzu knapp werden, besteht immer noch die Möglichkeit, einen Kredit zu gewohnt unfairen Bedingungen aufzunehmen.

Bodenschlachten

Von Zeit zu Zeit erhält der Spieler in "Space Rangers 2: Dominators" die Möglichkeit, den Dominators auch auf dem Boden entgegen zu treten. Dies geschieht in Form eines sehr vereinfachten Echtzeitstrategiespiels. Die Fabriken, die die Kampfroboter herstellen, sorgen auch gleichzeitig für die Produktion der nötigen Rohstoffe. Der Spieler hat lediglich die Aufgabe, mächtige Kampfmaschinen zu entwerfen und diese dem Gegner entgegen zu schicken. Um die Grundverteidigung der Produktionsanlage kümmern sich derweil einige Geschütztürme. Es stehen mehrere Roboterelemente zur Verfügung, die beliebig miteinander kombiniert werden können, um so den perfekten Kampfroboter für das jeweilige Gebiet zu schaffen. So können sich die Maschinen auf Beinen, Rädern, Ketten oder Raketen fortbewegen; der Aufbau des Torsos bestimmt Panzerung und Tragfähigkeit. Verschiedenste Waffensysteme, vom Laser über den Raketenwerfer bis zum Gatling-Geschütz, können den Gegner in kürzester Zeit pulverisieren; Reparatureinheiten helfen, die gröbsten Schäden zu beheben. Je mächtiger der gewählte Ausrüstungsgegenstand, desto teurer die Produktion; so gilt es, einen guten Mittelweg zwischen Schlagkraft und Produktionskosten zu finden, um die Schlacht zu gewinnen. Gesteuert werden die Kampfroboter wie in jedem Strategiespiel durch die Maus; der Befehlsumfang wurde hierbei aber auf das Nötigste reduziert. Angreifen, Verteidigen, Erobern, manuelle oder automatische Steuerung - das war es dann schon. Allerdings kann ein einzelner Roboter auch in Egoshooter-Manier über das Gelände gesteuert werden. Was anfangs wie ein lustiges, aber nutzloses Gimmick wirkt, entpuppt sich vor allem am Ende der Schlacht als hilfreiches Instrument, um feindliche Geschütztürme aus der Ferne auszuschalten und die eigenen Verluste zu minimieren. Ungeduldige Naturen können das aber natürlich auch gänzlich der maschinellen Intelligenz überlassen.

Spielereien

Auch wenn der Großteil der Aufgaben eines Rangers aus Transport-, Schutz- oder Kopfgeldjägertätigkeiten besteht, sind immer wieder auch kleinere Knobelspiele zu lösen. Dabei gilt aber (wie für alle Mini-Spiele): Wer nicht will, der hat schon. Es entgeht vielleicht ein Batzen Geld, aber wem nicht nach Knobelei ist, der kann sich auch anderen Tätigkeiten widmen. Vielleicht der Erforschung schwarzer Löcher? Diese tauchen von Zeit zu Zeit in den Sternensystemen auf und transportieren das hineinfliegende Schiff in ein anderes System. Das kann gleich um die Ecke sein oder auch am anderen Ende des bekannten Raumes liegen - gerade mit einem schwächeren Schiff ein klein wenig Russisches Roulette. Schon die Reise ist beschwerlich: Nach dem Eintritt in das schwarze Loch findet sich der Spieler in einem weiteren Mini-Spiel wieder. Die Ansicht ähnelt der im restlichen All, nur läuft diesmal alles in Echtzeit ab. In kunterbunten Labyrinthen gilt es, alle gegnerischen Raumschiffe zu finden und zu zerstören. Die Ansicht bewegt sich dabei so, als ob alles auf einer Kugel stattfände; die Waffen- und Soundeffekte sind ebenfalls verändert und lassen wieder dieses gewisse Retro-Feeling aufkommen. Ist der Spieler erfolgreich, verlässt er das schwarze Loch am anderen Ende und sammelt unterwegs meist ein oder zwei spezielle Gegenstände auf, mit denen das eigene Schiff verbessert werden kann.

Grafik

So leer wie sich das All aus der Perspektive unseres blauen Planeten darstellt, ist es in "Space Rangers 2: Dominators" bei weitem nicht. Den Hintergrund eines jeden Planetensystems bildet meist ein farbenfroher galaktischer Nebel, vor dem sich die Sonne des Systems befindet. Die Planeten umrunden sie auf Kreisbahnen, jeder mit seiner eigenen Geschwindigkeit. Dazu kommen noch größere und kleinere Kometen, die in stark elliptischen Bahnen mit hoher Geschwindigkeit um die Sonne schießen und wieder in den Weiten des Alls verschwinden. Eine Vielzahl kleinerer Sterne und anscheinend ziellos umherirrender Lichtpunkte und kleinerer Gesteinsbrocken rundet das Bild ab. Alles nicht sehr realitätsnah, aber sehr schön anzusehen. Im Echtzeitstrategiekampf ist die Grafik ebenfalls sehr simpel gehalten, allerdings ist hier auch die dritte Dimension vorhanden. Alles in allem ist die grafische Darstellung schnörkellos und ohne Effekthascherei, wenn auch nicht völlig auf der Höhe der Zeit. Sie erfüllt aber ihren Zweck und erzeugt gerade durch die Reduzierung auf wesentliche Elemente einen ganz eigenen Charme, der auch auf älteren Systemen voll zur Wirkung kommt.

Sound

Sowohl Musik als auch Geräuschkulisse passen sehr gut zum Charakter des Spiels; sie unterstreichen die Gesamtstimmung, ohne aufdringlich zu werden. Auch in "Space Rangers 2: Dominators" fehlt das Vakuum des Alls, was soviel heißen soll, als dass es bei den Raumkämpfen auch akustisch ordentlich zur Sache geht, auch wenn das dem einen oder anderen Physiker sicher sauer aufstoßen wird. Was in der Previewversion völlig fehlt, ist eine Sprachausgabe. Jeglicher Dialog, sämtliche Anweisungen, Hinweise und Hintergrundinformationen - alles ist nur in Schriftform zu finden. Gleich zu Beginn des Spiels wird auch deutlich, warum dieser Weg gewählt wurde:- eine Umsetzung aller Texte in Sprache wäre schlichtweg zu aufwendig geworden. Nicht selten erstreckt sich die Beschreibung der Missionen über mehr als zehn Zeilen; dazu kommen noch veränderliche Anteile im Text, wie etwa Anweisungen was Flugziel, Zeitplan oder Belohnung anbelangt. Auch wenn das ein klein wenig an der Atmosphäre nagt, so hat doch jeder Spieler die Möglichkeit, Missionsbeschreibungen so gründlich zu lesen, wie er möchte, ohne von einem Sprecher eine Lesegeschwindigkeit aufgedrängt zu bekommen. Der Publisher Frogster Interactive verspricht jedenfalls für die deutsche Version eine "aufwendige deutsche Lokalisierung mit professionellen Synchronsprechern"[sic!]; es bleibt abzuwarten, wie sich das auf den Spielcharakter auswirkt.

Neu ist an "Space Rangers 2: Dominators" nichts. Im Gegenteil. Jedes Pixel des Spiels fühlt sich seltsam vertraut an; in den Augenwinkeln scheinen ständig schelmisch Kleinode der Computerspielgeschichte aufzublitzen. Der Abwechslungsreichtum und der Charme dieses Spiels sind seine Stärke. Es müssen nicht immer Revolutionen sein; beliebte Konzepte intelligent und gekonnt zu kombinieren kann, wie an "Space Rangers 2: Dominators" zu sehen ist, durchaus ein hervorragendes Spiel ergeben. All jenen, die auch nur im Entferntesten etwas mit dem Thema Weltraum-Strategie anfangen können, sei "Space Rangers 2: Dominators" wärmstens empfohlen. Die vielen Mini-Spielchen, Nebenaufgaben und zufällig generierten Ereignisse lassen so schnell keine Langeweile aufkommen und garantieren hohen Wiederspielwert.

Ach ja, und noch etwas Persönliches zum Schluss: Lieber Publisher, einem Reviewer ein Spiel zu schicken, das ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit süchtig macht und dann die Preview-Version mit einer Zeitbeschränkung zu versehen, ist nicht sehr nett. Das steht ungefähr auf derselben Stufe mit kleinen Kindern den Lolli klauen.

(02.06.2006)

Entwickler: Elemental Games
Publisher: Frogster Interactive
Genre: Strategie / RPG
Releasedate: Juni 2006
Homepage: Space Rangers 2: Dominators
Preis: 39,99 EUR
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG (beantragt)

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