Anno 1404: Venedig (Ubisoft) geschrieben von Manuela Loritz
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Im Juni 2009 erschien mit "Anno 1404" die Fortsetzung der erfolgreichen Strategie-Serie. Trotz guter Kritiken und Verkäufe bemängelten viele Spieler den fehlenden Multiplayer-Modus. Mit dem Add-on "Anno 1404: Venedig" liefert Ubisoft diesen nun nach und mit ihm noch zahlreiche neue Features, unter anderem zwei Schiffe, 300 neue Aufgaben in 15 Szenarien, weitere Erfolge und Items. Ausreichend Gründe, um sich das Gesamtpaket einmal genauer anzusehen. Benvenuti a Venezia Venedig, die Stadt der Verliebten, Gondeln, Kanäle und Mittelpunkt des Add-on. Zwischen Abendland und Orient siedelt sich mit dem Dogen Giacomo Garibaldi ein neuer wichtiger Handelspartner im Spiel an. Da keine Kampagne enthalten ist, ergibt sich auch keine zusammenhängende Geschichte. Das ist allerdings nicht schlimm, denn jedes der fünfzehn Szenarien bietet einen eigenen, abwechslungsreichen Hintergrund. "Anno" bleibt "Anno" bleibt ... Das Add-on bleibt dem Gameplay des Hauptspiels, das zum Spielen benötigt wird, treu. Aufbau ist weiterhin der Kern der Serie. Dennoch gibt es für Einzel- und Mehrspieler einige Neuerungen, die hier vorgestellt werden. Mit der Stadt Venedig kommt das Geheimkabinett in das Spiel. Der Bau des Gebäudes ermöglicht Sabotageakte in den Städten der Gegner und Verbündeten. Eine gute Idee: Es kann als herkömmliches Wohnhaus getarnt werden und bleibt damit für den Feind erst einmal unsichtbar, entdeckt werden kann es allerdings. Gleichzeitig wird der Spieler vor feindlichen Aktionen im Radius des Hauses gewarnt und kann als Gegenmaßnahme den Agenten suchen und enttarnen. Die Spione infiltrieren Wohnhäuser und je nach Status der Bewohner lassen sich unterschiedliche Handlungen durchführen: Ob Brände legen, Brunnen vergiften, Aufstände anzetteln, mit Hilfe von Bauchtänzerinnen der Bevölkerung des Orients das Geld aus den Taschen ziehen, es stehen zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung, um die Moral der Einwohner zu senken und sie gegen ihren Herrscher zu hetzen. Es macht Spaß, dem Häscher zuzusehen, wie er den Akt vorbereitet und ungesehen durchführt. Städte können aber auch mit Hilfe der Ratsversammlung und viel Geld übernommen werden, ohne dabei Agenten oder das Militär einzusetzen. Mit Ansiedlung des ersten Patriziers auf der Insel schaltet sich im Kontor bzw. Marktplatz ein neuer Menüpunkt frei, die Ratssitze. Jede Siedlung besitzt insgesamt fünf Sitze, einen davon erhält der Spieler automatisch auf jeder seiner eigenen Inseln. Ziel ist es, die Mehrheit zu erlangen und das vor dem Gegner. Wer diese hat, kann im Anschluss den Stadtschlüssel käuflich erwerben und damit die gesamte Insel. Das hört sich alles einfacher an, als es in Wirklichkeit ist, denn der Kauf erfordert Mengen von Gold und taktischen Überlegungen: Kaufe ich erst einmal alle meine Ratssitze selbst auf oder übernehme ich die des Gegners? Zumal jeder bereits erworbene Sitz wieder vom Gegner zurückgekauft werden kann und der Preis der Sitze im Spiel laufend ansteigt. Egal, wie viel Geld man bereits angesammelt hat, stehen zudem noch über sieben Minuten Wartezeit bis zur nächsten Kaufmöglichkeit als zusätzliches Hindernis vor dem Erwerb, in denen der Gegner tätig werden kann. Die Kosten erhöhen sich noch einmal, wenn in der betreffenden Stadt der herrschaftliche Palast steht. Damit nicht genug, im Add-on neu hinzugekommen ist außerdem die Vogtei. Hier bekommt der Spieler einen genauen Überblick über Typ und Anzahl aller Gebäude auf der Insel, auf der das Gebäude erstellt wurde. Im Menü der Vogtei kann man nun Notizen aufschreiben und zusätzlich reduziert das Gebäude die laufenden Kosten aller auf der Insel vorhandenen Produktionsstätten. Ein neuer Insel-Typ hat es ebenfalls in "Anno 1404: Venedig" geschafft: die Vulkaninsel. Besonderheit hier ist nicht nur der drohende Ausbruch und die Lava, die alle Gebäude zerstört, sondern auch, dass die Rohstoffvorkommen nach den eigenen Wünschen veränderbar sind. Risikoliebende Spieler kommen hier ganz auf ihre Kosten. Die Szenarien Wer lieber allein, anstelle mit anderen Spielern, die "Anno"-Welt besiedeln möchte, ist mit dem Add-on ebenfalls gut beraten, denn mit fünfzehn neuen Szenarien bietet das Spiel weit über 40 zusätzliche Spielstunden. Egal, ob Diplomatie, Logistik, Abenteuer, Handel oder Militär, für jeden Spieler dürfte etwas dabei sein. Es ist einerlei, ob man Einfluss in der gegnerischen Ratsversammlung erwerben muss, als Korsar die Meere unsicher macht oder ein Reich errichtet, ohne dabei Steuern zur Verfügung zu haben oder Rohstoffe, unter Zeitdruck ein Ziel erreichen muss, jedes Szenario bietet eine Besonderheit. Die zugrunde liegende Handlung passt immer zu den Aufgaben und Abwechslung ist garantiert. Die aus dem Hauptspiel bekannten Nebenaufgaben, wie zum Beispiel flüchtende Schiffe zu versenken, Waren abzuliefern oder Personen in Städten zu suchen, sorgen da schon weniger für Neues, es ist einfach alles schon hunderte Male erledigt worden. Allerdings ist ja niemand gezwungen, diese Aufträge überhaupt anzunehmen, außer, er benötigt dringend Ruhmpunkte. In den Szenarien ist Venedig dann doch nicht so dominierend, wie es der Titel sagt. Schade auch, dass man nicht, wie im Orient, sich selbst ein kleines Venedig schaffen kann. Die Gebäude und das Setting sind hübsch anzusehen und wie gern hätte man doch selbst eine Stadt mit Kanälen. Der Bau des herrschaftlichen Palasts vermittelt zumindest einen Eindruck der italienischen Metropole und auch neue Ziergegenstände bringen etwas Flair auf die eigene Insel. Die Ratsversammlung und Sabotage sind zwar immer vorhanden, jedoch nicht unbedingt brauchbar, wenn es in den Szenarien nicht vorgegeben wird, aber dafür gut für den Multiplayer. Mehrspieler - mehr Spaß? Zur Auswahl stehen zwei Mehrspieler-Modi: Internet (bis zu acht Spieler) und Lokales Netzwerk (bis zu vier Spieler). Das Spiel im Internet erfordert vor Start die Registrierung für ein ubi.com-Konto, dafür wird ebenso die Seriennummer des Add-on gefordert und gilt natürlich nur für eine Anmeldung. Wer möchte, kann eine Partie selbst erstellen, dafür stehen ausreichende Einstellungsmöglichkeiten zur Verfügung, oder einer Partie beitreten. Das Besondere ist zudem, dass die Partien abgespeichert und wieder geladen werden können. Gut ist weiter, dass bei allen Spielern gleichzeitig gespeichert wird, Ladebalken der Mitspieler sind für alle sichtbar. Im Koop-Modus können bis zu drei Spieler ein Team bilden, insgesamt sind es acht Spieler. Dabei entscheidet der Gastgeber der Partie, wie viele Mitglieder ein Team haben darf, weswegen auch KI-Kollegen in der Mannschaft aufgenommen werden können. Wichtig ist hierbei natürlich eine gute Arbeitsteilung und Absprache, da die Ressourcen und Inseln geteilt werden. Die KI macht ihre Sache gut, kann aber natürlich nicht mit einem menschlichen Mitspieler mithalten. Durch die neuen Möglichkeiten und Gebäude wird der Multiplayer spannend und abwechslungsreich. Vor allem die Sabotageaktionen sind gelungene Maßnahmen, um den Gegner zu überraschen. Die Ratsversammlung eignet sich weniger für schnelle Partien, dafür dauert das Ansammeln von ausreichend Gold zu lange, bringt aber zusätzliche Taktik in das Spiel. Da der Gastgeber einer Partie die Einstellungen nach seinen Wünschen ändern kann, wird jedes Spiel neu gestaltet und ein Spieler wird selten auf die gleichen Spielvoraussetzungen treffen. Keine Überraschungen Was das Thema Grafik und Sound angeht, entspricht das Add-on genau dem Hauptspiel. Die Grafik ist und bleibt hervorragend und die Liebe zum Detail erhalten. Die Bewohner gehen ihren Tagesgeschäften nach und das Spiel läuft flüssig, auch auf älteren Rechnern. Die Musik bietet ebenfalls keine Änderungen und stammt aus dem Hauptspiel. Durchweg gut vertonte Charaktere und Geräuschkulissen lassen die Welt zusätzlich lebendig wirken. Nach über 100 Stunden Spielzeit in "Anno 1404", legt Ubisoft nun mit dem Add-on noch einmal mehr als 40 weitere Stunden darauf. Der Multiplayer ist durch die neuen Gebäude und die mögliche Individualisierung der Partien abwechslungsreich. Allerdings spricht das Add-on vor allem erfahrene Spieler an, die sich bereits ausführlich mit dem Hauptspiel beschäftigt haben, Anfänger werden vor allem im Online-Spiel die Unterschiede bemerken. Sowohl Einzel-, wie auch Mehrspieler-Fans kommen auf ihre Kosten und werden mit lang anhaltendem Spielspaß belohnt. Wer die DVD einlegt, kann sich sicher sein, dass die "Anno"-Sucht ihn wieder gefangen nimmt. (31.03.2010)
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