Pikmin (Wii) (Nintendo) geschrieben von Witali Blum
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Wenn man einen ahnungslosen Passanten fragt, was ein "Pikmin" sei, würde er vermutlich sagen: "Sind es nicht diese komischen Biester, die nur ihren Namen sagen können, in kleinen Bällen leben und von ihren Besitzern gegeneinander in den Kampf gehetzt werden?", und damit offenbaren, dass der "Pokémon"-Hype an niemandem spurlos vorübergegangen ist. Tatsächlich kommt das Spiel "Pikmin" auch aus der gleichen Schmiede, nämlich Nintendo, doch das Spielprinzip sowie die Charaktere unterscheiden sich stark. Eventuell könnten die Besitzer eines GameCubes die gestellte Frage richtig beantworten, denn auf dieser Konsole sind die kleinen Kerlchen heimisch und gaben bereits im Jahr 2003 ihr Debüt. Nachdem bereits zwei "Pikmin"-Titel für den Vorgänger der Nintendo Wii erschienen sind, war es nur eine Frage der Zeit, bis dieser Klassiker auch seinen Weg auf das aktuelle Spielzeug für Jung und Alt aus dem Hause Nintendo gefunden hat. Im alten Glanz aber mit einer neuen Steuerung beginnt "Pikmin" erneut, die Herzen der Spieler zu erobern. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Dolphin ... Captain Olimar, ein außerirdischer Raumfahrer und Forscher, erkundet die Weiten des Weltalls mit seinem Raumschiff Dolphin, ständig auf der Suche nach interessanten Objekten, die er nach Hause auf seinen Heimatplaneten Hocotate schaffen kann. Eines Tages geschieht jedoch ein Unglück, denn ein Meteor kollidiert mit dem interplanetaren Fahrzeug des Astronauten. Der heftige Zusammenprall bleibt nicht folgenlos: Die Dolphin stürzt auf einen unbekannten Planeten und zerfällt dabei in ihre Einzelteile. Glücklicherweise überlebt Olimar die Bruchlandung, doch sein Schiff ist nicht mehr funktionstüchtig. Damit nicht genug die Atmosphäre der fremden Welt enthält "Oxygen", das für den Raumfahrer giftig ist. Die Lebenserhaltungssysteme seines Schutzanzugs reichen nur noch für dreißig Tage, so dass die Lage komplett aussichtslos erscheint. Der Forscher gibt jedoch nicht auf und geht auf die Suche nach den verlorenen Bauteilen seines Schiffs. Dabei entdeckt er eine neuartige Lebensform, die ihn aus unbekannten Gründen bei seiner Aufgabe unterstützt. Die "Pikmin" so tauft sie Olimar nach seinem Lieblingsgemüse sind eine Kreuzung aus tierischem sowie pflanzlichem Leben und besitzen die Gestalt von kleinen Gnomen mit einem Blatt, einer Knospe oder einer Blume auf ihrem Kopf. Sie haben je nach ihrer Hautfarbe unterschiedliche Fähigkeiten und wohnen in einer Zwiebel, die gleichzeitig auch ihre Geburtsstätte ist. Die Wichtel befolgen die Befehle des Außerirdischen und geben ihm so neue Hoffnung auf Rettung. Neues Leben und neue Zivilisationen Der Spieler übernimmt in "Pikmin" die Kontrolle über Captain Olimar und erforscht in seiner Gestalt die fremde Umgebung des unbekannten Planeten, auf dem die Einzelteile seines Raumschiffs verloren gegangen sind. Dabei interagiert man selbst recht wenig mit der Umwelt und lässt die gesamte anfallende Drecksarbeit von den kleinen Pflanzengnomen erledigen. Die Helfer des Außerirdischen kommen in drei Farben vor und besitzen verschiedene Eigenschaften, die sie besonders auszeichnen: Die roten Wichtel sind gute, hitzeresistente Kämpfer, die blauen bewegen sich mühelos im Wasser, die gelben können Bomben aufheben und legen. Zusätzlich darf Olimar seine Diener auf ein Ziel werfen und ihnen sozusagen den Weg weisen, wobei die gelben Exemplare der Spezies höher fliegen als ihre andersfarbigen Genossen. Zusätzlich wird jede Pikmin-Art noch nach Stärke klassifiziert, die durch die Pflanze auf ihrem Kopf symbolisiert wird. Die schwächsten Pflanzengnome haben ein Blatt, die kräftigeren eine Knospe und die stärksten eine Blume, wobei selbst die zartesten Exemplare mit Hilfe von Nektar, den man im hohen Gras des Planeten findet, sich zur mächtigsten Form entwickeln. Alternativ kann Captain Olimar die Pikmin-Keime neben den Zwiebeln heranreifen lassen, um schließlich vollwertig entwickelte Kämpfer aus der Erde zu ziehen. Es gibt viel zu erledigen, denn man muss innerhalb des knappen dreißigtägigen Zeitlimits Nahrung für neue Pikmin sammeln, riesige Monster bekämpfen, zahlreiche Hindernisse überwinden und dazu noch die vielen Raumschiffteile suchen. Vor allem die Gefechte gestalten sich äußerst abwechslungsreich, da man für jeden Boss eine bestimmte Taktik braucht, um ihn zu besiegen. Oft hilft es nicht, eine riesige Armee mit bis zu 100 Wichteln aufzustellen, denn sie können leicht von übergroßen Gegnern niedergetrampelt, zerquetscht oder einfach gefressen werden. Kluge Strategen suchen eher nach einem Schwachpunkt, den sie ausnutzen können. Am Anfang kann es leicht passieren, dass man vor lauter Entdeckerfreude und Kampfeswut die Zeit vergisst und die Warnglocken, die den jeweiligen Sonnenstand verkünden, ignoriert, so dass schließlich in "Pikmin" die Nacht hereinbricht. Für Olimar hat dies zunächst keine Folgen, da er mit seinem notdürftig reparierten Raumschiffswrack in den Orbit des Planeten fliegt, während die Pikmin-Zwiebeln ihn begleiten. Jedoch bleiben alle sich noch außerhalb der Heimstätte befindenden Helfer auf der Oberfläche der Welt zurück und werden von den dort hausenden Monstern gefressen. Wenn mit einem Schlag auf einmal 100 tapfere Kämpfer verloren gehen, lädt man gleich freiwillig den alten Spielstand. Bedienung oder "Phaser ausrichten" Die Steuerung von "Pikmin" ist das Einzige, was von den Entwicklern für die Wii aufpoliert worden ist. Im Grunde ersetzt die Wiimote den rechten Analogstick des GameCube, mit der man das Fadenkreuz bewegt, während das Nunchuk den Protagonisten lenkt. Mit "A" wirft Olimar seine Helfer durch die Gegend oder wird auch mal selbst handgreiflich, falls er alleine unterwegs ist. "B" ruft die Pikmin, die sich beim Zielkreuz befinden, von ihren Aufgaben zurück, während ein Knopfdruck auf "C" die gesamte Gruppe der Wichtel, die dem Raumfahrer folgen, arbeitslos macht. Mit dem Steuerkreuz und "Z" wählt man den gewünschten Kamerawinkel, wobei die Fernsicht oft die zweckmäßigste Ansicht darstellt. Schließlich erlauben es einige Knopfkombinationen, einzelne Gruppen aus einem großen Verband auszuwählen und gezielt in den Kampf zu entsenden. Allgemein spielt sich "Pikmin" nun einfacher, da das Fadenkreuz als wichtigstes Werkzeug leichter auf ein Ziel ausgerichtet werden kann. Grafik oder "Auf der Wii nichts Neues zu sehen" Obwohl die Wii dem GameCube technisch gesehen weit voraus ist, haben die Entwickler es nicht für nötig gehalten, den Klassiker "Pikmin" entsprechend der besseren Hardware grafisch aufzupolieren. Captain Olimar und seine Pflanzengnome laufen noch immer durch eine gemütliche, kunterbunte Welt im grobkantigen 3D-Trickfilmlook, der bereits auf der älteren Konsole die Spieler erfreut hat. Vielleicht ist es auch besser so, denn auf diese Weise behalten alle Figuren und Level ihr niedliches, unschuldiges Aussehen, das dem Titel seinerzeit zum Kultstatus verholfen hat. Allerdings hätte man sich gewünscht, dass die Protagonisten die sonst eingeblendeten Texte durch Mimik und Gestik untermalen. Die einzige optische Neuerung scheint darin zu bestehen, dass die Tutorialtexte sowie das Einstellungsmenü um Erklärungen über die Steuerungsmöglichkeiten der Wiimote samt Nunchuk erweitert worden sind. Soundcheck Die Musik, die während Captain Olimars dreißigtägiger Odyssee ertönt, passt sehr gut zu den Levels und besitzt Ohrwurmcharakter. Sie erzeugt je nach Bedarf entweder eine lustig heitere, eine düster bedrohliche oder wie beim Ableben des Protagonisten eine traurige Stimmung. Die Soundeffekte bilden das Pendant der trickfilmartigen Grafik und fügen sich ins Gesamtbild ein. Leider gibt es jedoch keine Sprachausgabe, so dass der Spieler bei jeder Information gezwungen ist, lange Bildschirmtexte über sich ergehen zu lassen. Fazit "Pikmin" ist und bleibt ein Spiel, das trotz seiner alten Grafik für viel Spaß vor dem Fernseher sorgt. Die Aufgaben sowie Kämpfe finden alle in einer kunterbunten, fast unschuldigen Umgebung statt und die kleinen Pflanzenwichtel, die den Protagonisten auf seiner Suche nach den Raumschiffteilen unterstützen, sehen so niedlich aus, dass sie dem Spieler einfach ans Herz wachsen müssen. Allerdings stellt man sich zu Recht die Frage, ob es überhaupt notwendig ist eine Wii-Version des Spiels zu kaufen, zumal diese Konsole auch mit den günstigeren GameCube-Discs klarkommt. Die verbesserte Steuerung alleine reicht meiner Meinung nach nicht aus, um gleich rund zwanzig Euro mehr für ein und dasselbe Produkt zu verlangen. Wer also noch einen GameCube-Controller besitzt, sollte vielleicht doch die entsprechend günstigere Version erwerben. Alle anderen, die auch von der einfacheren Steuerung der Wiimote profitieren wollen, müssen etwas Geld investieren, um einen gut gelungenen Klassiker aufleben zu lassen. (28.02.2009) |