RTL Racing Team Manager

RTL Racing Team Manager

(RTL Games)

geschrieben von Tim-Oliver Siegwart

 

 
Entwickler: Comport Interactive
Publisher: RTL Games
Genre: Motorsport-Wirtschaftssimulation
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: RTL Racing Team Manager
Preis: ca. 30 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

RTL Games präsentiert pünktlich zum Auftakt der Formel 1 in Melbourne den "RTL Racing Team Manager". Pate für die im Motorsport angesiedelte Wirtschaftssimulation ist kein geringerer als F1-Experte und Kommentator Christian Danner. Der nach RTL Games’ Angaben leistungsstarke Management-Titel, eine "Motorsport-Wirtschaftsimulation der Extraklasse", wurde von Comport Interactive entwickelt und stellt damit einen der wenigen Titel des fast schon in Vergessenheit geratenen Genres, der Manager-Simulationen, die im Bereich Motorsport angesiedelt sind, dar. Die Rennkommissare von DLH.Net nahmen den Boliden im Parc Fermé genauer unter die Lupe und kamen zu folgendem Ergebnis ...

Lizenzentzug

Zwar hat RTL mit Christian Danner einen fachkundigen Experten an Bord, der von 1985 bis 1989 in der höchsten Motorsportklasse, der Formel 1, aktiv war. Zudem besitzt RTL die Übertragungsrechte aller Formel 1-Läufe des Jahres 2008 und zeigt diese im Fernsehen - aber die teure FIA-Lizenz besitzt man nicht. Das bedeutet für den Manager, dass er ohne Originalnamen auskommen muss. Vodafone McLaren Mercedes, Ferrari oder Sebastian Vettel und seine Kollegen wird man also vergeblich im Spiel suchen; sie wurden durch fiktive Namen, die maximal an ihre Vorbilder erinnern, ersetzt. Auch die Austragungsorte sind nicht originalgetreu, sondern den wirklichen Strecken nur täuschend ähnlich. Erfreulicherweise ist das Spiel mit einem Editor ausgestattet; dieser erlaubt es, zumindest Fahrer- und Angestelltennamen zu editieren. Als Spieler kann man ein eigenes Rennteam gründen oder ein bestehendes übernehmen.

Büroalltag

Als Teamchef verbringt man seine Zeit nicht auf der Strecke im Cockpit des Rennwagens, sondern sorgt neben dem Asphalt dafür, dass alles reibungslos abläuft und sich der Erfolg einstellt. Die Aufgaben als Chef eines Rennteams bestehen beim "RTL Racing Team Manager" aus folgenden Tätigkeiten: Die Fahrer müssen eingestellt oder ihre Verträge verlängert werden. Wer hier harte Verhandlungen erwartet, wie es sie zum Beispiel in den Klassikern "Formel 1 Manager Professional" und "Pole Position" gab, wird enttäuscht sein. Es wird lediglich angegeben, ob man das derzeit höchstbietende Team ist. Bei den übrigen Bereichen wie Chefdesigner, Rennleiter - und was noch so alles zu einem erfolgreichen Rennteam gehört - verhält es sich genauso.

Dazu gibt es das wichtige Personal, das sich in Designer, Boxencrew, Mechaniker und Marketing-Mitarbeiter aufteilt. Natürlich stehen auch Sponsorenverhandlungen auf dem Tagesprogramm, doch auch diese verlaufen sehr unspektakulär. Zusätzlich findet man allerdings nur Sponsoren aus der RTL-Welt, was frappierend an In-Game-Product-Placement erinnert. Je erfolgreicher das Team ist, desto besser fallen die Verträge aus und mehr Mitarbeiter möchten im Rennteam arbeiten. Merchandising darf in keinem Manager-Spiel fehlen, sodass auch hier diverse Fanartikel verkauft werden können.

"Stillstand ist Rückstand" ...

... ist eine goldene Regel im Motorsport und nirgends wird sie so hart ausgelegt wie in der Königsklasse des Rennsports. Daher ist eine der wichtigsten Aufgaben im "RTL Racing Team Manager" die Weiterentwicklung der insgesamt 16 verschiedenen Komponenten der Rennboliden. Zunächst muss natürlich das eigene Chassis entwickelt werden, bevor es an die übrigen Aerodynamikteile geht. Man kann allerdings nicht das Design beeinflussen oder technische Vorgaben einfließen lassen. Damit die Entwicklung schneller voranschreitet, lässt sich ein Windkanal bauen. Je mehr Designer einem Projekt zugeteilt werden, desto schneller werden die neuen Teile entwickelt.

Die mechanischen Teile eines Rennstalls dürfen auch von Lieferanten bezogen werden. Die Motorlieferantenverträge sollten frühzeitig abgeschlossen werden, da die Eigenproduktionen auf dem Motorsektor anfangs sehr schwach auf dem PS-Bereich sind. Leider funktioniert diese Forschung nicht richtig und es kann zu Abstürzen kommen, weshalb man daher die Finger von der Motorforschung lassen sollte. Nachdem die verschiedenen Bauteile entwickelt wurden, können sie von den Mechanikern produziert werden; für die mechanischen Teile wird dafür noch ein Produktionsgebäude benötigt. Alle Teile haben unterschiedliche Bauzeiten und je mehr Personal eingeteilt wurde, desto schneller läuft die Produktion.

Jetzt muss der Rennwagen nur noch mit den Teilen bestückt werden. Jedes Teil besitzt eine bestimmte Lebensdauer und muss von Zeit zu Zeit ausgewechselt werden. Allerdings ist in unserem Test bei über 100 Rennen nicht ein Teil ausgefallen, obwohl die Haltbarkeit deutlich überschritten wurde. Aber auch die Konkurrenz besticht durch die gleiche Standfestigkeit, da muss in jedem Team ein Michael Schumacher in der Qualitätskontrolle sitzen und jedes Teil unter die Lupe nehmen. Neben den bereits angesprochenen Gebäuden gibt es noch eine Teststrecke, welche die Forschung der Mechanikteile beschleunigt, eine Freizeitanlage zur Erholung der Angestellten, ein Finanzgebäude, um bessere Verträge zu bekommen, und ein Fitnesscenter für das Training der Fahrer und Mitarbeiter.

Leider gibt es jeweils nur eine Ausbaustufe. Testfahrten, auf denen man die Setups optimieren könnte, gibt es leider nicht; hinter dem entsprechenden Punkt versteckt sich lediglich eine simple - mehr oder weniger sinnvolle - Höchstgeschwindigkeitsmessung. Die neuen Teile können nicht näher bestimmt oder gar im Windkanal optimiert werden. Das Spiel vergibt lediglich einen bis fünf Sterne für die Komponenten. Je weiter man forscht, desto mehr der bis zu fünf Sterne bekommt ein solches Bauteil dann. Zu Beginn jeder Saison gibt es ein neues technisches Reglement und die Forschung beginnt von vorne.

An der Strecke

Auch die Rennwochenenden im "RTL Racing Team Manager" verlaufen leider enttäuschend. Der Spieler erhält so gut wie keine Einflussmöglichkeiten. Das Setup der Rennboliden kann nur rudimentär bestimmt werden, in Form von Front- und Heckflügeleinstellungen sowie der Reifenwahl und Tankfüllung. Ein Feedback von den Fahrern bekommt man nicht. Erschwerend kommt ein weiter Bug hinzu; laut Regeln sollte man beide Reifenmischungen verwenden müssen, allerdings ist dies dem Spiel gleichgültig. Ausfälle im Rennen gibt es auch keine, egal, wie schlecht die verbauten Teile auch sein mögen: Unfälle gleich Fehlanzeige. Die Zeiten der Fahrer fallen bereits nach einer Runde vollkommen übertrieben in den Keller, die Konkurrenz kann sich da besser das Gummi einteilen.

Aufgrund der relativen Passivität stellt man am besten den Zeitraffer auf maximal und wartet das Ergebnis ab. Nach dem Rennen erfolgt die Punktevergabe. Hier ist den Entwicklern ein weiterer dicker Fehler unterlaufen. Die Punkte werden am Saisonende nicht gelöscht und die neue Saison wird mit den erzielten Punkten fortgesetzt. Leider sind die anderen Rennställe nicht sonderlich erfolgreich im Testen, sodass unser buchstäbliches Test-Team nach drei Saisons bereits über zwei Sekunden pro Runde schneller war. Der Schwierigkeitsgrad ist hier auch für Gelegenheitsspieler zu niedrig angesetzt. In allen Bereichen vermisst man die entsprechende Spieltiefe und bekommt stattdessen mehr oder weniger lästige Bugs präsentiert.

Maus statt Stoppuhr

Gesteuert wird im "RTL Racing Team Manager" alles mit der Maus. Durch eine wirklich gelungene Menüführung kommt der Spieler mit wenigen Klicks immer ans Ziel. Beim Austauschen der verschiedenen Komponenten am Rennwagen kann man zusätzlich zwischen Doppelklick und Drag-and-Drop wählen. So muss die Tastatur wirklich nur dann verwendet werden, wenn Beträge oder Namen eingegeben werden müssen.

"Konkurrenz ...

... belebt bekanntlich das Geschäft." Der Manager kann daher auch im Multiplayer-Modus gespielt werden. Sowohl im LAN als auch über das Internet. Lediglich die IP-Adresse des Mitspielers muss bekannt sein. Allerdings gibt es noch einige Bugs beim Zusammenspiel, die das Vergnügen trüben.

Reifenqualm

Die Grafik im "RTL Racing Team Manager" ist natürlich zweitrangig. Bei einem Manager zählen die inneren Werte. Nun, wie bereits angedeutet, sind diese nicht so wirklich gelungen. Die Streckengrafiken sind leider auf dem veralteten Stand der legendären alten Formel 1-Manager und die Rennszenen können nicht überzeugen. Zum einen sind sie langweiliger als das Rennen im Jahr 2005 in Indianapolis, als alle Michelin-Teams nicht teilgenommen haben und Ferrari einen ungefährdeten Start-/Zielsieg einfuhr, zum anderen sind es dummerweise auch immer die gleichen Szenen. Böse gesagt, hätte man sie auch streichen können. Das Herzstück des Managers, die Menüs und verschiedenen Bereiche der Teamführung, sind allerdings sehr übersichtlich und durchdacht.

Motorenlärm

Christian Danner kommentiert nicht nur die unschönen Rennszenen, erfreulicherweise hält er auch zu allen Bereichen des Rennwagens fachkundige Tipps bereit. Zudem führt er im Intro, was man auch als schnelles Tutorial ansehen kann, in die Simulation ein und erklärt das Nötigste. Leider fehlt die Möglichkeit, eigene Hintergrundmusik einzustellen, denn das Spiel verfügt nicht über eine breite Palette an Stücken, sondern wiederholt die vorhandenen laufend. Motorenlärm oder hier und da ein Schraubergeräusch beim Einstellen der Rennwagen sind leider auch nicht vorhanden.

Add-on statt Patch

An dieser Stelle ist noch erwähnenswert, dass Comport Interactive derzeit an einem Patch arbeitet. Zu viele Fehler, die den Spielspaß deutlich mindern, sind im Spiel vorhanden. Daher hat man bei RTL Games und den Entwicklern umgehend reagiert. Zusätzlich hat man den Kontakt zu den Spielern gesucht und zusammen weiter Verbesserungen eingebaut. Nun sollen nicht nur die Bugs beseitigt werden, sondern auch viele neue Funktionen hinzukommen, die das Spiel verbessern und komplexer machen, sodass von einem reinen Patch nicht mehr die Rede ist, sondern nun ein kostenloses Add-on bereitgestellt wird.

DLH.Net wird nach dem Erscheinen des Add-ons selbstverständlich umgehend einen Bericht über die vielen Änderungen nachreichen. Auf dem Papier und den ersten Screenshots, sozusagen im Windkanal, konnten sie durchaus bereits überzeugen, jetzt müssen sie noch auf der Strecke ihr Potenzial bestätigen. Das Add-on soll bereits nächste Woche kostenlos zum Download bereitstehen.

Pünktlich zum Saisonstart erscheint also der Manager von RTL. Man wird den Eindruck nicht los, dass hier ein völlig unfertiges Spiel auf den Markt geworfen wurde. Dabei sagte schon Mika Häkkinen: "to finish first, you have to finish first!". Die Funktionen sind sehr mager ausgefallen und es fehlt ganz deutlich an Spieltiefe und Einstellmöglichkeiten. Enttäuschend sind die Rennwochenenden, in die nicht wirklich eingegriffen werden und nur Rudimentäres erledigt werden kann. Auch der Schwierigkeitsgrad lässt zu wünschen übrig. Der "RTL Racing Team Manager" fährt derzeit noch weit dem Feld hinterher, denn auch wenn nur 30 € für das Spiel verlangt werden, so sind die Bugs und Fehler doch zu zahlreich. Mit dem angekündigten Add-on könnte der Manager die Lücke zum Feld schließen und durchaus für einige spannende Stunden sorgen. Potenzial und ein engagiertes Entwicklerteam, das den Kontakt zu den Spielern sucht, sind hier auf alle Fälle vorhanden. Daher unbedingt den Test des Add-ons mitverfolgen.

(19.03.2008)

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