Abenteuer auf dem Reiterhof - Wiedersehen im Tal

Abenteuer auf dem Reiterhof - Wiedersehen im Tal (NDS)

(Ubisoft)

geschrieben von Anke Morbitzer

 

 
Entwickler: Lexis Numérique
Publisher: Ubisoft
Genre: Abenteuer / Sport-Simulation
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Abenteuer auf dem Reiterhof DS
Preis: 39,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Reiterhof für die Hosentasche

"Wiedersehen im Tal" ist die Fortsetzung der erfolgreichen Serie "Abenteuer auf dem Reiterhof" für Nintendo DS. Diesmal hat Ubisoft mehrere Varianten des Spiels herausgebracht, die jeweils speziell auf die Plattform und ihre Möglichkeiten abgestimmt sind. Auf der tragbaren Konsole von Nintendo lassen sich Abenteuer und Herausforderungen mit Pen und Touchscreen meistern und man hat seine "Schützlinge", nämlich bis zu drei Fohlen und Sportpferde, immer dabei.

Wiedersehen im Tal

Die hübsche Ginger ist eine erfolgreiche junge Reiterin, und sie ist zu einigem Wohlstand und Ansehen gekommen. In einem idyllischen Tal hat sie einen Hof gekauft, um sich dort der Zucht und der Ausbildung junger Pferde zu widmen. Der abgeschiedene Ort scheint ideal zu sein, denn ihr Großvater und Lukas, ein alter Freund der Familie, leben dort und unterstützen sie nach Kräften. Nebenbei wohnen dort auch noch der charmante Kevin, der ebenfalls ein erfolgreicher Turnierreiter ist und der nette Herr Martin, der in seinem Laden alles anbietet, was man als Pferdebesitzer so braucht. Die Idylle scheint perfekt, doch die hinterlistige Charlotte will das Land ihrer Vorfahren wieder in ihren Besitz bringen und schreckt vor nichts zurück. Ginger und Kevin müssen sich zusammenraufen, um Charlotte keine Chance zu geben.

Die Zügel fest in der Hand

Das Spiel ist sehr deutlich auf die Anforderungen und Möglichkeiten der DS-Konsole zugeschnitten. Wer will, kann fast das komplette Spiel mit dem Touchpen bestreiten. Die Richtungssteuerung und die Hilfen für das Pferd sind durch unterschiedliche Strichführung mit dem Stift zu bewerkstelligen. Unabdingbar ist der Stylus aber beim Dressurreiten: Die komplexen Aufgaben werden hier, wie schon bei vorherigen Spielen, durch kleine Geschicklichkeitsspiele ersetzt. So muss man beispielsweise mit dem Stift einem wandernden Punkt folgen, bestimmte geometrische Figuren auswählen oder im richtigen Moment auf einen blinkenden Kreis tippen. Hier ist also der Touchscreen unverzichtbar; im Vielseitigkeitsreiten oder bei einem Springen kommt man allerdings mit dem Steuerkreuz und den L- und R-Knöpfen besser zurecht, denn man kann auf diese Weise präziser steuern und schneller reagieren.

Mit Reitstiefeln und Mistgabel

Alles beginnt mit Gingers Ankunft im Tal. Sie hat ihr eigenes Sportpferd mitgebracht und dazu ein junges Fohlen, das sehr viel Aufmerksamkeit von ihr verlangt. Erst nach und nach kommt sie dazu, sich mit den Nachbarn bekannt zu machen, ihren Großvater zu besuchen und dem Laden einen schnellen Besuch abzustatten, denn sie benötigt dringend frisches Futter für ihr Fohlen. Auch später spielt sich ein Großteil des Spiels im Stall ab, denn regelmäßig müssen die Pferde gestriegelt, abgespritzt oder ausgemistet werden, und das regelmäßige Auskratzen der Hufe darf auch nicht vergessen werden. So hat man als Spieler in Gingers Rolle alle Hände voll zu tun und darf keine Aufgabe aus den Augen verlieren. Neben all der Arbeit will das Pferd auch trainiert und das Fohlen ausgebildet werden, von der ständigen Sorge um Futtermittel ganz abgesehen. Nur sehr selten kommt man dazu, im Wohnhaus in der Bibliothek zu schmökern. Schnell geht das Geld zur Neige, also muss man an Wettkämpfen teilnehmen, um das Konto aufzubessern - außerdem möchte man Kevin helfen, der den Kaufofferten von Charlotte kaum standhalten kann, denn auch er ist knapp bei Kasse.

Es wird schon deutlich, dass so ein Reiterhof mit viel Arbeit verbunden ist, und das wird auch im Spiel vermittelt. Bei allen anfallenden Arbeiten muss man sehr sorgfältig vorgehen und darf nichts vergessen. Mistet man nicht rechtzeitig aus, fühlt sich das Pferd nicht wohl und es verliert viele der mühsam erworbenen Punkte für Vertrauen, Glück, Training und Gesundheit. Wird das Futter nicht rechtzeitig aufgefüllt oder ist es nicht abwechslungsreich genug, wird das Fohlen krank und muss gesund gepflegt werden. Dabei kommt eine besondere Funktion der DS ins Spiel: Besitzt ein Freund das Spiel "Sophies Freunde: Unsere Tierarztpraxis", so kann man beide Konsolen miteinander verbinden und das kranke Fohlen in Sophies Praxis "behandeln". Andernfalls muss man bei Martin im Laden die nötigen Arzneimittel kaufen. Doch nicht nur Gesundheit ist wichtig - das junge Fohlen muss zuallererst Vertrauen fassen und sich an Ginger gewöhnen. Dabei helfen Streicheleinheiten, Spielzeug und jede Menge Möhren, denn Liebe geht bekanntlich durch den Magen.

Hat man sich an die Pflicht gewöhnt und alle Tätigkeiten gut im Griff, geht es zur Kür: Die ersten Wettkämpfe stehen an. Neben Springturnieren kann man auch an Dressur- oder Vielseitigkeitsprüfungen teilnehmen; dabei ist wirklich Talent gefragt. Für den Anfang eignen sich die Military-Strecken gut, denn die Kurse sind übersichtlich abgesteckt und in mäßigem Tempo geht es über recht niedrige Hindernisse. Hier bleibt also genug Zeit, das Hindernis gerade anzureiten und den Absprung gut zu erwischen; dabei wechselt die Farbe der Absprungzone, sodass man die Hilfen zum richtigen Zeitpunkt einsetzen kann. Verpasst man den Absprung komplett, fallen nicht nur Stangen, sondern auch der Reiter findet sich am Boden wieder. Schnell sitzt man aber wieder im Sattel und kann den Wettkampf fortsetzen. Hat man den richtigen Rhythmus gefunden und klappt die Steuerung gut, kann man sich an das erste Springturnier wagen. Die Parcours sind in dieser Disziplin deutlich enger, die Sprünge höher, allerdings hilft eine Markierung am Boden, den Weg zum nächsten Hindernis zu finden. Wer viel Übersicht hat, kann aber engere Wendungen reiten und wertvolle Sekunden sparen. In der Dressur ist dann viel Geschick im Umgang mit dem Touchscreen und viel Aufmerksamkeit gefragt, denn jede Lektion ist mit einem Geschicklichkeitsspiel verknüpft. Jeder Fehler bringt einen Minuspunkt ein, und je nach Anspruch des Wettkampfes ist nur eine bestimmte Punktzahl erlaubt oder man muss sogar ganz fehlerfrei bleiben, um das Turnier zu gewinnen. Leider gibt es keine Rangliste und von Gegnern bekommt man gar nichts mit - man reitet als Einzelkämpfer jeden Wettkampf und gewinnt oder verliert ganz allein.

Ist man sportlich erfolgreich und das eigene Pferd in guter Verfassung, erlaubt Kevin, seines auf wichtigen Turnieren zu reiten oder Lukas stimmt zu, seine Stute von seinem Hengst decken zu lassen - das nächste Fohlen hat er Ginger schon lange versprochen. So kann man nach und nach den Bestand an Pferden aufstocken. Gewinnt man viele Preisgelder, kann man bei der Auktionshalle auch Pferde oder Fohlen dazukaufen - doch Vorsicht ist geboten: Nur allzu schnell verliert man bei der Stallarbeit die Übersicht. Wer meint, dass er zu viel Geld oder zu viele Pferde besitzt, kann seinen Galopper an der Rennbahn laufen lassen, doch darf man hier nicht zu sorglos sein: Verliert man nämlich das Rennen, ist das Pferd automatisch ebenfalls verloren. Will man etwas weniger riskieren, kann man mit dem verdienten Geld sich oder sein Pferd mit etlichen schicken Klamotten und Zubehörteilen ausstatten.

Wehende Mähne

Die Grafik im Spiel ist gut gelungen und unterstreicht die idyllische Atmosphäre im Tal. Eine malerische Ansammlung kleiner Bauernhöfe, Wohnhäuser oder Ställe, umgeben von Koppeln mit grasenden Pferden, pickenden Hühnern, schnatternden Enten oder Schafen - das ist das kleine Tal, in dem sich Gingers Abenteuer abspielen. Die Landschaften, aber auch die Gebäude und Wohnungen, sind mit viel Liebe zum Detail ausgestattet. Leider tauchen außer den Figuren, die unmittelbar an der Handlung beteiligt sind, keine weiteren Personen auf, nur vorbeifahrende Autos oder ein einsames Boot auf dem Fluss sorgen für etwas mehr Abwechslung. Vielfältiger und weitläufiger sind die Wettkampfstätten gestaltet. Auf Reitplätzen und in Parks auf der ganzen Welt wird Jagd auf den Sieg gemacht und die Landschaften hier sind mit vielen typischen Gebäuden oder Sehenswürdigkeiten ausstaffiert. So reitet Ginger an den Pyramiden von Gizeh vorbei, durch englische Parks oder kanadische Wälder. In Japan führt die Strecke vorbei an Tempeln und schneebedeckten Bäumen. Nur gelegentlich wirken die Szenerien überladen, wenn etliche Hasen vorbeihoppeln, Flugzeuge aus dem Nichts auftauchen oder Heißluftballons über dem Parcours schweben, denn so etwas lenkt ab und trägt nur wenig zur ansonsten gelungenen Spielatmosphäre bei.

Freudiges Wiehern

Der Sound im Spiel hat seine Stärken bei der guten und passenden Hintergrundmusik. Die Szenen im Tal werden von ruhiger, melodiöser Gitarrenmusik untermalt und der Soundtrack bei den Wettkämpfen erinnert an einen spannenden Film. Bei den Geräuscheffekten hat man sich etwas weniger angestrengt: Der Hufschlag des Pferdes ist monoton und nur wenig an die verschiedenen Untergründe angepasst; Zuschauer gibt es selten, allerdings brandet Jubel bei besonders gelungenen Sprüngen auf. Besser sind die Effekte bei allen Tätigkeiten im Stall oder auf dem Hof. Hier hört man Pferde schnauben und wiehern, Hunde bellen und Vogelgezwitscher unterstreicht die Idylle. Wichtig ist, dass das Pferd auch auf die Handlungen des Spielers reagiert und beispielsweise aufgeregt und angstvoll wiehert, wenn man beim Auskratzen der Hufe nicht vorsichtig zu Werke geht.

Siegerschleifchen

Die Abenteuerkomponente des Spiels ist im Vergleich zum Vorgänger am PC deutlich weniger ausgeprägt, dafür liegt der Schwerpunkt bei der Stallarbeit und bei den Turnieren. Übersicht, gute Planung und sehr viel Durchhaltevermögen sind gefragt, um alles zufriedenstellend zu erledigen. Der Schwierigkeitsgrad ist sonst recht niedrig, sodass niemand überfordert wird. Die liebevolle Gestaltung dürfte bei der Zielgruppe gut ankommen; darüber hinaus ist "Abenteuer auf dem Reiterhof DS" abwechslungsreich und verspricht lang anhaltenden Spielspaß. Wer noch dazu einen direkten Draht zu "Sophies Tierarztpraxis" hat, dem steht einer erfolgreichen Karriere im Sattel und einem Happy End im Tal nichts mehr im Weg.

(13.11.2007)

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