Dungeon Siege: Throne of Agony

Dungeon Siege: Throne of Agony (PSP)

(2K Games)

geschrieben von Roland Kindermann

 

 
Entwickler: SuperVillain Studios
Publisher: 2K Games
Genre: Action-Rollenspiel
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Dungeon Siege: Throne of Agony
Preis: 39,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab zwölf Jahren gemäß §14 JuSchG

Dass eine erfolgreiche Playstation-Spielereihe ihren Weg auf die PSP findet, ist eher die Regel als die Ausnahme. Ein Ableger einer zuvor ausschließlich für den PC erschienenen Serie, wie "Dungeon Siege: Throne of Agony", ist hingegen eher selten. Das Spiel erzählt gelegentlich in gezeichneten Zwischensequenzen und häufig in langen Dialogen, was nach dem Ende von "Dungeon Siege II" geschah: Drei Helden zogen aus unterschiedlichen Motiven nach Norden, um das Schicksal des seit Tausenden von Jahren verschwundenen agallanischen Volkes zu erkunden. Einer davon sind Sie.

"Dungeon Siege: Throne of Agony" ist ein klassisches Action-Rollenspiel. Sie steuern Ihren Recken mit dem Analogstick aus der Vogelperspektive und malträtieren per "Kreuz"-Taste Ihre Gegner mit allem, was das Fantasy-Waffenarsenal so hergibt. Im Fernkampf unterstützt Sie dabei eine komfortable Zielautomatik. Falls konventionelle Mittel nicht ausreichen, können Sie per "Kreis"- und "Dreieck"-Taste sowie den Kombinationen aus "R" und den Daumentasten auf Magie zurückgreifen. Sollte es dennoch einmal brenzlig werden, können Sie mit "L" schnell einen Gesundheitstrank schlucken. Weitere Aktionen können Sie mit dem Steuerkreuz auslösen.

Drei Helden

Bevor es richtig losgeht, müssen Sie sich für einen von den drei zu Beginn zur Verfügung stehenden Helden entscheiden. Der Halbriese Mogrim ist ein klassischer Krieger und vertraut dementsprechend vor allem auf starke Schwerter, Äxte oder Streitkolben sowie solide Rüstungen. Ein wenig subtiler geht die elbische Schattenläuferin Serin vor. Sie kämpft am liebsten mit zwei leichten Waffen, wie beispielsweise Dolchen oder greift im Fernkampf auf Bögen zurück. Außerdem ist sie besonders schnell, so dass sie im Zweifelsfall rechtzeitig das Weite suchen kann. Der Kampfmagier Allister kann mit Schwertern nicht viel anfangen, sondern verlässt sich lieber auf seine Zaubersprüche. Deren Effekte kann er jederzeit variieren, indem er in einen anderen Magiemodus wechselt. So bringt beispielsweise der Spruch "Zauberrüstung" im Feuermodus einen Schadensbonus und erhöht im Blitzmodus Allisters Geschwindigkeit. Außerdem nutzt er Stäbe, von denen es zwei Varianten gibt: eine für den Nah- und ein für den Fernkampf.

Vom Krieger zum Titanen

Rollenspielfans sind möglicherweise zunächst etwas enttäuscht vom zu Beginn geringen Umfang der Charakterauswahl. Allerdings stehen jeweils bei Level 30 und Level 60 zwei weitere Klassen zu Verfügung. Mogrim wird so beispielsweise zunächst Runenmeister und dann zum Titanen. Dieses System ist ausgesprochen sinnvoll, da der Spieler so zu Beginn nicht mit einer übermäßigen Auswahl überfordert und im Laufe des Spiels durch die Vorfreude auf den nächsten Klassenwechsel motiviert wird. Leider sieht man die exakten Auswirkungen seiner Auswahl erst, wenn es zu spät ist. Wer sich also nicht anhand einer eher vagen Beschreibung entscheiden will, muss umständlich Speichern und Laden.

Magier mit Rüstung?

Wie bei Action-Rollenspielen üblich, ist das Charaktersystem in "Dungeon Siege: Throne of Agony" eher simpel ausgelegt. Zunächst einmal gibt es Punkte, mit denen Sie automatisch freigeschaltete Fertigkeiten verbessern können. Diese lassen sich grob in drei Kategorien unterteilen: Passive Fertigkeiten wirken permanent und geben beispielsweise Schadens- oder Rüstungsboni. Stärkungszauber (so genannte Buffs) verbessern ebenfalls Ihre Attribute, wirken allerdings nur eine gewisse Zeit und müssen dann erneut gewirkt werden. Zu guter Letzt gibt es noch offensive Fertigkeiten, mit denen Sie einen Gegner direkt angreifen, wie beispielsweise den obligatorischen Feuerball. Die Balance zwischen den drei Kategorien ist gelungen, wenngleich Allister für einen Kampfmagier über erstaunlich wenige und schwache Angriffszauber verfügt. Wer in Buffs und passive Fertigkeiten investiert, verursacht mit seiner Standardwaffe wesentlich mehr Schaden, als das mit Magie möglich wäre.

Neben den Fertigkeitspunkten gibt es Attributpunkte, die Sie in Stärke, Beweglichkeit, Ausdauer, Willensstärke oder Glück investieren dürfen. Dabei sind auch unkonventionelle Kombinationen möglich. So kann auch ein Magier auf Stärke setzen und dann das komplette Krieger-Equipment nutzen, da in "Dungeon Siege: Throne of Agony" kein Gegenstand eine Klassenbeschränkung hat. Allerdings bekommt der Zauberer dank spezieller Fertigkeiten große Schadensboni auf Stabangriffe und hat so durchaus einen Anreiz, auf seine angestammte Bewaffnung zu setzen.

Motivationswunder

In "Dungeon Siege: Throne of Agony" gibt es massenhaft Haupt- und Nebenquests, wenngleich diese nicht immer auf Anhieb voneinander unterschieden werden können. Dank einer komfortablen Übersicht und meist präzisen Ortsangaben in den Beschreibungen ist fast immer klar, wo es weiter geht. Leider gibt es zwischendurch einige Situationen, in denen Sie selbstständig den nächsten Questgeber finden müssen, was nicht immer leicht ist. Zwar variiert die Aufgabenstellung deutlich, meist kämpfen Sie sich dennoch nur zu Ihrem Ziel und besiegen dort beispielsweise einen Endgegner oder sammeln einen Gegenstand ein. Dass Sie vermutlich dennoch stets motiviert weiter kämpfen werden, bis Sie endlich den Abspann sehen, liegt vor allem an den häufigen Belohnungen. Selbst im Vergleich zu anderen Action-Rollenspielen dauert ein Stufenaufstieg in "Dungeon Siege: Throne of Agony" nicht besonders lange. Da Sie außerdem bis zu 15 Gegenstände, vom Schmuck bis zur Waffe, auf einmal nutzen dürfen, finden Sie auch ständig bessere Ausrüstung.

In "Dungeon Siege: Throne of Agony" werden Sie auf Wunsch jederzeit von einem Verbündeten begleitet. Gleich zu Beginn des Spiels dürfen Sie einen von zwei möglichen Gefährten aussuchen. Im Laufe des Spiels stoßen weitere zu Ihnen, die Sie dann jederzeit zu Hilfe rufen dürfen. Stirbt einer Ihrer Kompagnons, können Sie ihn sofort mit einem speziellen Gegenstand, dem Ankh, wiederbeleben. Sollten Sie mal keins davon dabei haben, müssen Sie in der nächsten Stadt auf die Dienste eines Heilers zurückgreifen.

Genau wie Ihr Held erhalten Ihre Verbündeten Erfahrung und steigen im Level auf. Dann verteilen sie selbstständig ihre Attributspunkte. Sie dürfen im Gegenzug - ausreichend Bares vorausgesetzt - bei einem Trainer bestimmen, welche Fertigkeiten verbessert werden. Ihre Kameraden - allen voran eine Naturmagierin mit Heilkräften, die relativ früh zu Ihrer Gruppe stößt - sind durchaus eine sinnvolle Unterstützung. Leider bleiben sie regelmäßig an Ecken hängen. Zumindest werden sie vom Spiel aus ihrer aussichtslosen Lage gebeamt, wenn Sie sich weit genug entfernen. Leider greifen die Kameraden viel zu selten in das Kampfgeschehen ein, da sie Ihnen in zu großem Abstand folgen und meist erst eintreffen, wenn Sie Ihre Feinde bereits erledigt haben. Gelegentlich greifen sie jedoch selbstständig einen viel zu starken Gegner an und sterben dann, bevor Sie zu Hilfe kommen können.

Doppelt hält besser

Auch wenn Sie nach etwa fünfzehn Stunden die Kampagne durchgespielt haben, gibt es noch reichlich für Sie zu tun. So lässt sich die Kampagne im besonders schweren Elitemodus oder mit einer anderen Klasse erneut durchspielen. Dann kennen Sie zwar die Story bereits, ob dies aufgrund mangelnder Spannung und übermäßiger Lesebelastung ein Vor- oder Nachteil ist, müssen Sie jedoch selbst entscheiden. Auch mit dem kooperativen Mehrspielermodus für zwei Spieler, in dem Sie wahlweise die Kampagne durchspielen oder kurze Gefechte austragen, können Sie weitere Stunden Spaß haben.

Dauerzustand Ladebildschirm

Die Welt in "Dungeon Siege: Throne of Agony" ist nicht zusammenhängend. Stattdessen müssen Sie, um von einem Ort zum anderen zu gelangen, meist über eine stilvoll gestaltet 3D-Weltkarte laufen, auf der es zwar NPCs und Schatztruhen gibt, jedoch keine Gegner. Im Laufe des Spiels können Sie sogar auf ein Schiff zurückgreifen und damit verstreute Inseln besuchen. Dieses eigentlich sinnvolle Feature krankt an den viel zu langen Ladezeiten. So dauert es - den Fußweg nicht mitgerechnet - mehr als zwei Minuten, aus einem Gebiet in ein anderes zu kommen. Da helfen auch die über die Welt verteilten Teleporter nicht viel. Immerhin können Sie die Übersichtskarte mit einem per Einweg-Spruchrolle zu öffnenden Stadtportalportal umgehen, wenn Sie nur kurz einkaufen wollen. Auf dem Rückweg werden Sie dann allerdings nicht genau dorthin gebeamt, wo Sie das Portal geöffnet haben, sondern landen, ebenso wie wenn Sie ein Spiel laden, wieder am Eingang des zuletzt besuchten Gebiets.

Optisch spektakulär

Grafisch schöpft "Dungeon Siege: Throne of Agony" aus dem Vollen. Die Animationen sind ausnahmslos flüssig und glaubhaft und teils eindrucksvoll, beispielsweise wenn eine Steinwand einstürzt und einen Geheimgang freilegt. Manchen Gebieten fehlt es an Abwechslung, dafür sind alle 3D-Modelle ausgesprochen detailliert und lassen so manch anderes PSP-Spiel alt aussehen. Damit sie alle Einzelheiten bestaunen dürfen, haben die Entwickler die Kamera leider ein wenig zu nah am Geschehen platziert, so dass Sie im Fernkampf den Gegner attackieren müssen, ohne ihn zu sehen. Dass Sie sich dennoch orientieren können, liegt an der schlichten kleinen Karte in der rechten unteren Ecke, auf der Wände, Gegner und Schatzkisten verzeichnet sind. In den Freiluftgebieten gibt es einen dynamischen Tag- und Nachtwechsel, der allerdings nur die Helligkeit des Bildes beeinflusst.

Schweigsame NPCs

Die Soundeffekte stechen weniger hervor als die Grafik, können aber dennoch überzeugen. Untermalt wird das Geschehen von einem, für das Fantasy-Szenario typischen, epischen Soundtrack. Es wurde nur ein geringer Teil der Dialoge synchronisiert. Immerhin können die (ausnahmslos englischen) Sprecher qualitativ durchaus überzeugen.

Fazit

Das Rollenspielgenre hat auf der PSP mit "Dungeon Siege: Throne of Agony" eine neue Referenz. Das liegt vor allem an der makellosen Präsentation und dem durch ständige Belohnungen aufrechterhaltenen Spielfluss, der bloß von den viel zu langen Ladepausen unterbrochen wird. Rollenspielprofis werden sich zwar das eine oder andere Mal von dem simplen Charaktersystem und dem geringen Schwierigkeitsgrad unterfordert fühlen, dürfen - auch mangels Konkurrenz - allerdings dennoch zugreifen.

(05.03.2007)

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