Sacred 2 (Deepsilver) geschrieben von Jana Voth
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Und wieder einmal heißt es, die Welt zu retten oder noch das letzte Stückchen über den Abgrund zu schubsen. Und bei "Sacred 2" lautet die Devise tatsächlich: "Das Cover ist Programm", dieser Kampf mit Armeen von Gegnern erwartet den Spieler wirklich. "Na Prostmahlzeit!", wird sich mancher denken, aber es ist lange nicht so schlimm, wie es klingt. Das Beiwerk zum Gemetzel Seit Ewigkeiten hatten die engelsähnlichen Kriegerinnen der Seraphin über die mächtige T-Energie gewacht, bis sie sie in die Hände der Hochelfen gaben. Diese nutzen sie dazu, ihre Kultur zu neuen Höhen zu führen. Soweit, dass sie die vorherrschende Rasse in der ganzen Welt Ancaria wurden. Doch so mächtig diese Energie ist, so gefährlich ist sie, schließlich kommt sie von den Göttern. So waren nicht alle (seien es Menschen, Orks, Drachen oder Tempelwächter) für ihre Nutzung und selbst unter den Hochelfen stellten sich Gruppierungen dagegen. Das Ganze eskalierte in einem großen Krieg. Dabei geriet die T-Energie außer Kontrolle und durch ihre Macht entstanden eigenartige Kreaturen, grausame Monster. Nun liegt es - wie immer - an dem einen Helden, zu entscheiden, welche Seite gewinnt. Freunde des Vorgängers finden sich hier in einer Zeit weit vor der Geschichte des ersten Teils wieder. So gibt es beispielsweise im zweiten Teil Rassen, die im Ancaria vom ersten Teil schon nicht mehr existieren (wie die Hochelfen). Andersherum sind über die Jahre Rassen entstanden, die es in der Welt vom zweiten Teil noch nicht herumspazieren. Nun aber ... Von der Geschichte bekommt man beim Spielen wenig mit; nur die Zwischensequenzen bringen wirklich neue Informationen. Die meiste Zeit ist man dann doch am Metzeln. Aber auf welcher Seite? Das entscheidet man selbst am Anfang bei der Charaktererschaffung. Es stehen sechs Charaktere zur Wahl: Seraphim, Hochelfe, Dryade, Tempelwächter, Schattenkrieger und Inquisitor; dazu sechs Gottheiten, die die Orientierungen der Charaktere widerspiegeln. Trotzdem ist beides getrennt wählbar, sodass man auch eine Dryade mit der bitterbösen Göttin des Inquisitors spielen kann. Nur die Seraphim kann nicht mit dieser spielen, genauso wie der Inquisitor nicht mit dem Gott des Lichts kombiniert werden kann. Weiterhin wählt man bei der Erstellung die Kampagne Licht oder Schatten. Auch hier kann die Seraphim nicht zum Bösen streben und der Inquisitor nicht zum Guten. Dann noch einen Schwierigkeitsgrad gewählt und einen Namen eingegeben und die Schlacht kann beginnen. Für jeden, der halbwegs mit der Handhabung eines Computers per Maus und Tastatur vertraut ist, empfiehlt es sich ernsthaft, "Silber" zu wählen und nicht "Bronze", auch wenn man vorher noch kein Spiel dieses Genres im Laufwerk hatte. "Bronze" ist viel zu einfach. Wenn man beim Steigern der Fertigkeiten nicht total daneben liegt, müssen schon Dutzende Monster minutenlang auf den Helden einprügeln, damit er stirbt. Und er darf dabei keinen einzigen Heiltrank schlucken. Anders sieht es natürlich bei Bosskämpfen aus, aber alles, was normalerweise in Ancaria umherzieht, ist im einfachsten Modus zu schwach. Jeder der Charaktere startet an einem anderen Ort, so beispielsweise die Hochelfe an ihrer Akademie, bei der sie noch eben ihre Abschlussprüfung ablegen muss und dann in die große weite Welt ziehen darf. Ein richtiges Tutorial gibt es nicht, auch wenn ab und zu Erklärungen zur Steuerung eingeblendet werden. Im Folgenden soll sie vereinzelt erklärt werden, aber es ist stark zu empfehlen, sich vor dem Spielen das Handbuch zu Gemüte zu führen. Die Steuerung ist nicht immer intuitiv, weshalb mancher ganz froh sein wird, dass man mit seinen magischen Angriffen, den "Kampfkünsten", keinen Verbündeten schaden kann, auch wenn man sie theoretisch direkt getroffen hätte. Außerdem sollte man unbedingt das Handbuch mit der Seite zur Tastenbelegung bereithalten. Kein Mensch wird sich die vielen Belegungen nach den ersten paar Minuten gemerkt haben. Im Hauptmenü kann man sie zwar auch einsehen, nicht aber während des Spiels. Der Großteil von dem, was nun folgt, erledigt sich per Linksklick (Laufen und normales Angreifen), Rechtsklick (Zaubern) und "Q" (Einsammeln aller Gegenstände in der näheren Umgebung). Dazu kommt vielleicht noch die "Leertaste" (Heiltrank einnehmen), wenn es etwas anstrengender wird. Der Rest ist Fein-Tuning und oft nicht nötig. So läuft man durch die Gegend und sucht nach Leuten mit einem Fragezeichen überm Kopf, die dann eine kurze Geschichte erzählen, die eine Aufgabe enthält. Für das Erledigen dieser Aufgabe (wie auch für das Besiegen jeglicher Gegner) bekommt man Erfahrungspunkte, die zum Steigern von Fertigkeiten benötigt werden. Dabei kann es um Magie gehen, aber auch um verbesserten Schwertkampf und Ähnliches. Nebenbei sammelt man Unmengen an Gegenständen ein, darunter Rüstungen, Runen, Artefakte und was dem Helden sonst noch so hilft. Hilft es ihm nicht, kann er es beim nächsten Händler wieder loswerden. Wie genau Runen, Artefakte und Ähnliches funktionieren, liest man am besten im Handbuch nach. Der Sinn der Sache ist aber, im Endeffekt mit Hilfe von beispielsweise Feuermagie eine Waffe zu verstärken und sich mit verschiedenen Verstärkungen den jeweiligen Gegnern anzupassen. Tatsächlich reicht es aber, eine Ausrüstung mit ordentlichen Grundwerten dabeizuhaben. Eine Spezialisierung gegen Gegner, die Feuermagie oder Gift anwenden, ist eigentlich nicht nötig. Quer durch das große Ancaria verteilt, gibt es Seelensteine und Teleporttore. Sollte tatsächlich mal ein Gegner zu stark sein, und der Charakter sterben, landet man beim letzten aktivierten Seelenstein. Bei einem Bosskampf kann das sehr unangenehm sein, denn die Steine sind relativ selten und so darf man sich erneut durch die Heerscharen von Gegnern kämpfen, da sie zwischendurch frisch auferstanden sind. Auch Teleporttore gibt es eher zu wenig als zu viel. Multiplayer Es gibt, wie üblich, die Möglichkeit, normal im lokalen Netzwerk zu spielen oder mit einem Account übers Internet. Dabei besonders interessant ist nicht die Möglichkeit, sich gegenseitig zu verprügeln, sondern die Kampagne gemeinsam anzugehen oder einem weniger fortgeschrittenen Spieler in seiner Singleplayer-Kampagne zu unterstützen. Allerdings müssen dabei verschiedene Regeln beachtet werden. Der Fortschritt des Spielers wird quasi im Charakter gespeichert. Es bringt einem Spieler, der sich in Kapitel fünf befindet, nichts, sich einer Gruppe in Kapitel drei anzuschließen, weil in seinem Profil erst wieder was gespeichert wird, wenn diese bei Kapitel fünf ankommt. Umgekehrt bringt es einem Spieler aus Kapitel drei nichts, sich einer Party aus Kapitel fünf anzuschließen, weil dann schon aus Prinzip kein Spielfortschritt gespeichert wird. Weiterhin können die Parteien "Licht" und "Schatten" sowieso nicht miteinander, höchstens gegeneinander spielen. Grafik Durch die großen Gegnermassen wird man die meiste Zeit in der Vogelperspektive bleiben, um möglichst viel Überblick zu haben. Eigentlich schade, denn das Spiel ist wirklich so ausgelegt, dass es auch im größten Zoom noch sehr gut aussieht. Da hat man wirklich viel Arbeit in die Details von Charakteren und Umgebung gesteckt. So manche Rüstung ist so filigran, dass man noch näher heranzoomen möchte, um die Details wirklich sehen zu können. Wo viel Licht, da normalerweise auch viel Schatten - hier aber nicht wirklich. Zumindest nicht bei der Grafik, höchstens bei den Systemanforderungen. Trotzdem sehen die Gewässer noch ziemlich künstlich aus, auch dafür, dass es eine Fantasy-Welt ist. Gleiches gilt für Springbrunnen. Außerdem führt die Flut an Details, Gegnern und effektreichen Zaubern mitunter zu einem Pixelsalat, bei dem man schon anfangen muss, die eigene Spielfigur zu suchen. "Ich hätte auf meine Alte hören sollen ..." Hintergrundmusik und Soundeffekte sind gut, aber nicht herausragend. "Blind Guardian" als Soundtrack ist witzig, aber dank E-Gitarre in der Fantasy-Welt eigentlich unpassend. Was sich aber noch mal aus dem grauen Einheitsbrei der Otto-Normal-Spiele-Sounds hervorhebt, sind die gehässigen Spracheinlagen. Wagt man es, auch nur für wenige Minuten in den Pausebildschirm zu wechseln, kommen schon bissige Kommentare vom Charakter: "Wenn dir das Spiel zu spannend ist, schick doch deine Mutter her! Hauptsache, es geht bald weiter!", "Und da sagt man, PC-Spiele wären so gewalttätig. Hier passiert doch gar nichts!" Dazu noch solche Kommentare wie "Ich wusste es, ich bin nur ein Statist." von den sterbenden NPCs und sehr schöne Animationen - auch im Leerlauf, also wenn der Charakter eigentlich nichts zu tun hat. So entsteht eine sehr schöne, lebendige und na ja, halbwegs - glaubwürdige Welt. Der Wermutstropfen In den verschiedensten Testberichten und Kundenrezensionen liest man immer wieder, dass "Sacred 2" vor Bugs nur so überquillt und oftmals ohne Patches gar nicht zum Laufen zu bringen sei. In dieser Hinsicht verhält es sich ganz wie sein Vorgänger, zu dem unzählige Patches veröffentlich wurden, bis es heute heißt, es laufe "flüssig". Auf dem Testrechner, der die empfohlenen Systemanforderungen für den Nachfolger auch eher schlecht als recht erfüllt, ist das Spiel nach zwölf Stunden ein Mal abgestürzt. Weiterhin kennt man es auch von anderen Spielen, dass kleinere Fehler in der Physik-Engine dazu führen können, dass Leichen ab und zu noch mit einzelnen Gliedmaßen zucken, aber bei "Sacred 2" gibt es das Phänomen, dass der gesamte Körper noch Animationen ausführt, obwohl er halb im Boden steckt und als "tot" gilt. Das wurde beim Test aber auch nur ein Mal beobachtet. Häufiger waren Fehler bei der Minikarte und dem Balken, der den Erfahrungspunktestand anzeigt. Beides verschwand manchmal für kurze Zeit komplett. Und schließlich neigen die NPC-Teammitglieder dazu, einzelne Sätze andauernd zu wiederholen. Dieser Fehler sollte mit dem Patch beseitigt werden, tritt aber weiterhin auf. Insgesamt kann man aber eben nach diesem Test nicht sagen, dass das Spiel übermäßig viele Bugs hätte. Man kann scheinbar Glück haben und es funktioniert alles nahezu reibungslos, man kann aber auch Pech haben und es funktioniert nichts.
- Windows XP, XP 64, Vista, Vista 64 - Prozessor mit 2,4 GHz - 1 GB RAM - 20 GB Festplattenspeicher - Grafikkarte mit 256 MB RAM (ab GeForce 6800, ATI Radeon X800) - DirectX-fähige Soundkarte
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