Pacific Storm: Allies

Pacific Storm: Allies

(FIP)

geschrieben von Carlos Carvalho

 

     

eit "Pacific General", das im Jahr 1997 erschienen ist, gab es kein besonders gutes Strategiespiel über die Kämpfe des Zweiten Weltkrieges in dieser Region. Erst fast zehn Jahre später wird die Marktlücke wieder gefüllt, interessanterweise mit einem Spiel des russischen Entwicklerstudios Lesta: "Pacific Storm". Ein Jahr und mehrere Patches später erscheint endlich das Add-on zu diesem Titel, das ohne das Original als Standalone spielbar ist. Wir werfen einen Blick auf die Erweiterung und auf das, was seit August des letzten Jahres dazugekommen ist.

 

Spielprinzip: Taktikmodus

Wie schon das Hauptspiel ist auch "Pacific Storm: Allies" in drei Modi unterteilt: Einen Strategieteil, einen Taktikteil und einen Flug- und Kampfsimulator. Im Taktikmodus sieht der Spieler aus der Vogelperspektive die Schiffe unter sich und Flugzeuge in der Luft und hat volle Befehlskontrolle über sie. Jede Einheit kann man zu einer selbst gewählten Position auf der Karte verschicken, für Flugzeuge kann man zusätzlich noch die Höhe angeben. Für jede Einheit ist ein Angriffsmodus wählbar; zur Auswahl stehen passives, defensives und aggressives Verhalten. Ebenso kann man eine Kampfdistanz angeben. Drei Optionen stehen dabei zur Auswahl, nämlich minimale, normale und maximale Kampfdistanz. Es ist klar, dass man bei minimaler Kampfdistanz bessere Chancen hat, den Gegner zu treffen, aber zugleich auch selbst leichter zu treffen ist. Schiffe richten sich automatisch so aus, dass sie mit möglichst vielen Kanonen dem Gegner Schaden zufügen können (im Normalfall also seitlich zum Feind), während U-Boote unmittelbar auf den Gegner zielen und die vorderen Rohre zu ihrer Versenkung verwenden. Flugzeuge verhalten sich entsprechend ihrer Bewaffnung, wie Raketen, Bomben oder Torpedos, um dem Feind Schaden zuzufügen.

Flugzeugträger und Flughäfen besitzen zusätzlich die Option, eine bestimmte Anzahl von Flugzeugen eines Typs starten zu lassen, natürlich nur, solange sie verfügbar sind. In der Luft kann man Flugzeuge zum Landen zwingen oder sogar vom automatischen Landen abhalten, wenn man einen triftigen Grund dafür hat. Spielt man auf der Seite der japanischen Armee, kann man sogar den Kamikaze-Knopf betätigen; die Piloten werden dann gegen das am nächsten gelegene Schiff fliegen und sowohl einen enormen Schaden anrichten, als auch den Feind demoralisieren.

Um als Spieler die Möglichkeit zu haben, überall zur gleichen Zeit zu sein, kann man die Geschwindigkeit von "Pacific Storm: Allies" zu jeder Zeit umstellen. Vom Pausenmodus bis hin zu 16-facher Geschwindigkeit kann man seinen Einheiten Befehle erteilen und dann zuschauen, wie sie ausgeführt werden. Eine Minikarte in der rechten oberen Hälfte hilft dabei, die Übersicht über alle Bereiche des Kampfes zu behalten und schnell hin und her zu wechseln.

Neu in diesem Bereich der Erweiterung ist die Unterteilung der Geschützstellungen auf den Schiffen. Man kann nun für jedes Kaliber ein eigenes Ziel definieren, sowie die Torpedoziele einzeln angeben, um dadurch vernünftiger angreifen zu können. Auch ohne dass man alles per Hand eingibt, ist die künstliche Intelligenz des Spiels so weit verbessert worden, dass sie vernünftig entscheiden kann, mit welchen Waffen welche Ziele angegriffen werden sollen. Man feuert in "Pacific Storm: Allies" also nicht mehr mit ineffektiven Waffen auf besondere Ziele, sondern mit genau denjenigen, die den größten Schaden anrichten, auf die jeweils lohnendsten Objekte.

Ebenfalls neu sind die weitaus verbesserten Einheitenmenüs, die nicht nur genauere Angaben über Schiffstärke, Panzerung und Bewaffnung geben, sondern auch Schadenpositionen anzeigen. Die Schiffe in "Pacific Storm: Allies" sind weiterhin unterteilt in unterschiedliche Quartiere, die im Fall eines Treffers das Schiff kampf- oder fahrunfähig machen können. Man sieht ebenfalls, wie die Matrosen der jeweiligen Schiffe sich beeilen, diese Quartiere zu reparieren. Dennoch kann man, wie schon im Vorgänger, mit etwas Glück die Munitionslager treffen und somit mit einem einzigen Schuss einen ganzen Flugzeugträger in die Tiefen des Pazifischen Ozeans schicken. Eine weitere neue Option im Spiel ist der Rückzugsbefehl für einzelne Einheiten. Der Spieler kann damit stark beschädigte Einheiten mit einem Klick vom Kampfschauplatz verschwinden lassen, während die restlichen Truppen weiterhin auf den Feind feuern.

Die letzte neue Option ist die Speichermöglichkeit während einer Schlacht. Ist man sich nicht ganz sicher, welche Taktik die beste ist, um gegen den Gegner zu bestehen, kann man den Spielstand an dieser Stelle sichern und im schlimmsten Fall von dort wieder neu beginnen.

 

Spielprinzip: Kampfmodus

 

Hat man alle Befehle erteilt und dann nichts mehr zu tun, als auf das Ende des Kampfes zu warten, kann man auch selbst am Spielgeschehen teilnehmen. Wählt man eine Flugeinheit aus und drückt dann auf "U", wechselt man in eine Third-Person-Shooter-Perspektive und kann (am besten per Joystick) die Flugmaschine kontrollieren. Wählt man dagegen ein Schiff aus, bedient man lediglich die Flakgeschütze. Verfügt ein Schiff über mehrere Geschützstellungen, kann man mit den Numpad-Tasten zwischen ihnen wechseln, um so das Schiff vor sich nähernden Feinden schützen. Da alle Einheiten im Laufe der Missionen Erfahrungspunkte sammeln und damit bessere Trefferchancen bekommen, ist es wichtig, besonders den eigenen Schiffen einen guten Schutz mitzugeben. Flugzeuge sind im Vergleich zu ihnen sehr günstig zu produzieren und sind deshalb fast als Kanonenfutter verwendbar. Möchte man mit einer anderen Armee als der japanischen mit Flugzeugen gegen Schiffe operieren, kann man das nur über diesen Kampfmodus realisieren.

Neu in der Erweiterung ist, dass man die Flugzeuge auch per Maus steuern kann statt lediglich mit Tastatur oder Joystick. Die Flugmaschinen lassen sich mit der Maus leicht lenken. Obgleich die Joysticksteuerung am leichtesten fällt, ist die Maussteuerung immer noch weitaus besser als die mit der Tastatur. Neu ist ebenfalls, dass man nunmehr die Schiffsbewegungen vollständig kontrollieren kann. Der Spieler kann mittels "WASD"-Tasten einzelne Schiffe per Hand steuern und noch genauer positionieren, um den Feind wirkungsvoller angreifen zu können.

 

Spielprinzip: Strategiemodus

 

Die Strategiekarte von "Pacific Storm: Allies" ist ähnlich aufgebaut wie in Risiko und besteht aus abgetrennten Gebieten. Um ein Gebiet zu erobern, muss man die Basis des Gebietes in Besitz nehmen. Jede Basis kann man wie in den "Total War"-Spielen mit unterschiedlichen Erweiterungen ausbauen, die einen Einfluss auf die maximal produzierte Einheitenzahl oder die Gesamtbesatzung der Basis haben. Darüber hinaus ist es möglich, die Besatzung der Basis auf die Schiffe zu verteilen und so die Erfahrung der einzelnen Schiffe zu beeinflussen. Die Basen erlauben weiterhin, Forschung zu betreiben, um dadurch stärkere und fortschrittlichere Einheiten wie etwa Düsenflugzeuge später im Spiel bauen zu können.

Neu in der Erweiterung sind zehn zusätzliche Gebiete, die Veteranen des Hauptspiels "Pacific Storm" zum Überwerfen ihrer Taktiken verpflichten werden. Man kann auch endlich die Briten als Einheit spielen, die einen deutlich wichtigeren Einfluss auf den Krieg ausgeübt haben, als im Hauptspiel dargestellt wurde. Ebenfalls neu sind diplomatische Handlungen, beispielsweise Bündnisse mit Fraktionen wie der UdSSR, die dem Spiel eine weitere Ebene an Komplexität verleihen. Trotz aller Möglichkeiten, die "Pacific Storm: Allies" dem Spieler eröffnet, ist es nicht zu kompliziert aufgebaut und die unterschiedlichen Modi passen sich gut aneinander an, ohne Brüche im Spielfluss zu verursachen.

 

Grafik und Sound

 

Die Grafik des Spiels von 2006 wurde aufpoliert und eine ganze Reihe von Effekten in die Erweiterung eingebaut. Die Modelle der Schiffe sehen sehr gut aus; sie sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet. Treffer am Schiff oder ins Wasser wirken sehr realistisch; schwer beschädigte Schiffe brennen langsam vor sich hin und zerstörte Geschützstellungen sind an den qualmenden Bruchstücken erkennbar. Die Flugzeuge erscheinen ebenfalls sehr detailliert, sie sind jedoch auf keinen Fall mit denen in aktuellen Flugsimulatoren vergleichbar. Schüsse von Flakstellungen streuen Patronen über den Himmel und vermitteln einen faszinierenden und tödlichen Eindruck. Die enormen Kugeln der Deckgeschütze dagegen wurden mit Absicht unrealistisch wiedergegeben; denn ihre Flugbahnen sind sichtbar, damit der Spieler auch hier etwas zu staunen hat, statt lediglich einen kleinen Punkt zu verfolgen, der von einem Schiff zum anderen fliegt.

Die musikalische Untermalung des Spiels passt zur Folklore der einzelnen am Kampf beteiligten Nationen. Die Musik wirkt entweder melancholisch, als würde sie gefallene Soldaten trauern, oder schnell und fordernd, um die Moral des Spielers aufzubauen und sie angriffslustig in den Kampf zu schicken. Der Lärm im Schlachtgetümmel hört sich sehr realistisch an und trägt viel zur Atmosphäre des Spiels bei.

 

 


Fazit

"Pacific Storm" war in der Originalversion ein bereits gelungenes Spiel, doch die Erweiterung steigert noch den Erfolg, indem es gelungen darauf aufbaut und so ein noch spannenderes und motivierenderes Spiel erschafft. Im Multiplayerbereich wird man gegeneinander oder kooperativ neuen Spaß finden. Wer den ersten Teil gemocht hat, wird die Erweiterung lieben. Alle, die "Pacific Storm" im Sommer des letzten Jahres verpasst haben, sollten in diesem Jahr auf jeden Fall zugreifen. Der einzige Nachteil des Spiels besteht darin, dass es auf Windows Vista noch nicht läuft; doch dieses Manko wird hoffentlich in den kommenden Monaten mit einem entsprechenden Patch korrigiert. (12.12.2007)


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