TNA iMPACT!

(Midway)

geschrieben von Alexander Eschner

Fans des Wrestling-Sports haben Grund zur Freude. Mit "TNA iMPACT!" von "Midway" steht ein neuer Herausforderer um die Krone des besten Wrestling-Spiels im Ring. Doch dieser Titel ist kein gewöhnliches Wrestling-Spiel, denn im Gegensatz zum viereckigen Standardring darf man sich hier in einem fünfeckigen Ring austoben. Ob in diesem Spiel viel spektakuläre Akrobatik steckt oder doch nur alles Show ist, erfahrt ihr im Folgenden.

Ready to Rumble

Im Mittelpunkt des Spieles steht der spannende Karriere-Modus. Schon allein die Vorgeschichte spornt den Spieler dazu an, diesen Modus konsequent zu durchschreiten. Als junger und erfolgreicher Wrestler steigt man die Karriereleiter hinauf, bis man so gut ist, dass man einen Titelkampf einfordern kann. Kaum hat man diesen Punkt erreicht, wird man von zwei, sagen wir, eher zwielichtigen Gestalten dazu aufgefordert, den Kampf zu verlieren. In Anbetracht der Tatsache, dass es sich um zwei riesige gewaltbereite Fleischberge handelt, lässt man sich um seiner Gesundheit willen auf die Forderung ein. Doch Wrestling wäre kein Publikumsmagnet, wenn man solche Warnungen nicht einfach ausschlagen und den Titelkampf als Sieger verlassen würde. So geschehen, versucht unser Held sich schleunigst aus dem Staub zu machen. Doch leider stehen zwei alte Bekannte am Hinterausgang und warten sehnsüchtig darauf, dass man diesen durchschreitet. Dort angekommen kriegt man, milde ausgedrückt, eine Abreibung, die sich gewaschen hat. Anschließend wird man irgendwo in einer Wüste ausgesetzt. Glücklicherweise wird der schwer angeschlagene Protagonist entdeckt und in ein Krankenhaus gebracht. Nach einigen Tagen erlangt man sein Bewusstsein wieder und stellt fest, dass man in Mexiko gelandet ist; ansonsten erinnert man sich an nichts mehr. Doch wie es manchmal so ist, bekommt man die Möglichkeit, sich bei einem Wrestling-Turnier zu profilieren. Erreicht man den ersten Platz, bekommt man die Chance, Mexiko zu verlassen und an einem Turnier auf amerikanischem Boden teilzunehmen.

Das mexikanische Turnier ist die erste Möglichkeit, aktiv in die Geschehnisse einzugreifen. Hier muss man in einem Kampf drei Widersacher hintereinander besiegen. Die Gegner sind alle "Nobodies" und verfügen über wenig Kampferfahrung. Im Grunde stellen sie keine große Herausforderung dar, wenn da nicht das Problem wäre, dass man zu diesem Zeitpunkt auch selbst nicht über mehr Fertigkeiten verfügt. Scheitert man, muss man alle drei Kämpfe wiederholen. Meistert man diese Hürde erfolgreich, darf man zu besagtem Turnier in den Vereinigten Staaten von Amerika. Wer jetzt eine prall gefüllte Arena erwartet hat, wird schnell auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt: Das zweite Turnier findet in einer amerikanischen Armeekaserne statt. Um das perfekte Ambiente zu schaffen, wird der fünfeckige Ring in einem riesigen Hangar aufgebaut. In diesem Turnier muss man erneut gegen drei "Nobodies" kämpfen. Nachdem man die Anfänger bezwungen hat, bekommt man zum ersten Mal die Möglichkeit, gegen einen "Superstar" anzutreten. Dieser Kampf gestaltet sich schon deutlich schwieriger. Der Gegner ist dem eigenen Charakter in allen Belangen deutlich überlegen und besitzt das Talent, einen vernichtenden "Finisher" auszuführen. Wird dieser angewendet, gibt es in seltensten Fällen noch Hoffnung auf einen Sieg. Besiegt man diesen Brocken, werden neue Schläge und Griffe freigeschaltet, die man anschließend sofort anwenden kann. Ziel ist es, wieder zurück an die Spitze zu gelangen und sich bei den Verantwortlichen für dieses Dilemma zu rächen.

Neben den Standardkämpfen gibt es noch eine Vielzahl an anderen Kämpfen. Zum einen gibt es das "Handicap"-Match. In diesem Kampf stellt man sich entweder zwei befreundeten Gegnern gleichzeitig oder man hat das Glück und kann mit einem befreundeten Mitstreiter auf einen Gegner losgehen. Der Sieg wird durch einen Pinfall entschieden. Das heißt, dass der Spieler den Gegner drei Sekunden lang mit den Schulterblättern auf den Boden drücken muss. Eine andere Alternative im Ring auf seine Kosten zu kommen ist der "Free for All"-Kampf. Hier stehen mindestens drei bis maximal vier Wettstreiter im Ring. In diesem Falle kämpft jeder gegen jeden und der Sieg wird durch einen Pinfall entschieden. Die Besonderheit liegt darin, dass der erste Pinfall entscheidet. Man tut gut daran, sich nicht nur auf einen Gegner zu versteifen, denn so kann es passieren, dass man einen Superstar bewusstlos schlägt, aber ein anderer ihn pint. Hier gilt die Devise, lieber alle ein wenig zu bearbeiten und auf den richtigen Moment zu warten um, den alles entscheidenden Pinfall durchzuführen.

Eine große Besonderheit sind die so genannten "X"-Kämpfe: Hierbei werden zwei Seile diagonal über den Ring gespannt und am Schnittpunkt der Seile wird ein "X" aufgehängt. Ziel ist es, dieses "X" von den Seilen zu pflücken. Das hört sich einfach an, kann aber ganz schnell zu einem halbstündigen Kampf ausarten. Es empfiehlt sich, zuerst den Gegner massiv zu bearbeiten, im Idealfall, solange bis der Widersacher besinnungslos am Boden liegt. Dann gilt es, schnell auf einen der fünf Pfosten zu steigen und das Seil zu packen. Wenn dies geglückt ist, muss man sich flink zur Mitte hangeln und darauf hoffen, dass der Gegner den Spieler nicht von den Seilen herunterreißt. Hat man die Mitte erreicht, wird es auch nicht einfacher: Ein Balken, der innen mittig grün und außen rot markiert ist, wird eingeblendet. Auf diesem Balken wandert ein Punkt hin und her; diesen muss man auf der grünen Fläche mit einem Tastendruck zum Stehen bringen. Das Verfahren muss drei Mal hintereinander gelingen, um das "X" aus seiner Halterung zu lösen und den Kampf zu gewinnen. Gelingt es dem Spieler nicht, die grüne Fläche drei Mal zu treffen, gilt der Versuch komplett als gescheitert und muss wiederholt werden. Das kostet Zeit und erhöht das Risiko vom Gegner von den Seilen gerissen zu werden.

Kreative Freiheit

Damit der Spieler auch gestalterisch aktiv werden kann, wurde dem Spiel ein Charaktereditor beigefügt. Dieser ist großzügig ausgestattet und bietet somit viel Abwechslung. Angefangen vom Körperbau bis hin zur Feineinstellung des Gesichtes kann der Spieler alles verändern. Sobald man mit den körperlichen Merkmalen zufrieden ist, darf man seinem eigenen Wrestler natürlich auch die passenden Klamotten anziehen. Auch hier wird eine breite Palette geboten, die von Masken bis hin zu Schuhen reicht. Wenn alle optischen Merkmale stimmen, kann der Spieler wortwörtlich in die Trickkiste greifen. Hier kann man effektivere Tricks wie den "Chokeslam" oder den "Piledriver" auswählen, um den Charakter so effektiv wie möglich zu machen. Neue Griffe, Schläge und Kleidung werden im Karrieremodus freigeschaltet und erweitern den Editor nochmals beachtlich um Vielseitigkeit. Diese "Unlockables" können sowohl bei neu erstellten Charakteren als auch bei vorhanden Superstars angewendet werden.

Interaktives Fernsehen

Diesen Eindruck erhält man wirklich, sobald man diesen Titel in die Xbox 360 einlegt. Dank fotorealistischer Grafik wirkt alles sehr authentisch und die gelungene Kameraführung vertieft dieses Empfinden nochmals. Alle Animationen wirken sehr lebhaft und dank der "Havok"-Engine auch sehr individuell. Bis auf selten auftretende Clipping-Fehler gibt es keinerlei Beanstandungen. Auch die integrierten Superstars wie zum Beispiel "Booker T" haben einen hohen Wiedererkennungswert. Die Bildwiederholungsrate bleibt bei diesem Spiel konstant und es kommt so gut wie nie zu Rucklern und Leistungseinbrüchen. Die Zwischensequenzen, die alle in Spielgrafik dargestellt werden, sind ebenfalls gelungen und schaffen es, die jeweilige Situation gut einzufangen.

Klangvoll

Die musikalische Untermalung des Spiels ist wirklich gelungen. Alle Stars verfügen über ihre tatsächliche Einlaufmusik und die Melodien in den Menüs machen Lust darauf, sofort in den Ring zu steigen. Die Geräusche, die diesem Titel spendiert wurden, sind erster Klasse und machen den Eindruck, als würde man direkt am oder im Ring stehen. Das Knirschen der Seile, sobald jemand davon zurückgeworfen wird, oder das dumpfe Knallen beim Aufprall auf den Ringboden wirken besonders gelungen. Schade ist, dass dieses Spiel nicht synchronisiert wurde und somit nur ein deutscher Untertitel zur Verfügung steht. Die Untertitel sind sprachlich aber einwandfrei und werden lange genug eingeblendet. Die englischen Stimmen der Superstars sind aber dafür die originalen.

Timing

Die Steuerung ist erstaunlicherweise sehr einfach gehalten. Das liegt daran, dass sie eher arcade-orientiert ist. So kann man mit wenigen Tastenkombinationen wirklich spektakuläre Tricks und Kombination ausführen. Die Genauigkeit der Steuerung ist überraschend hoch und lässt keine Wünsche offen. Etwas komplizierter gestaltet sich das Timing der Konter. Kontern kann man jeden Angriff des Gegners, allerdings muss man sehr zeitnah die benötigte Taste drücken, um das erwünschte Resultat zu erhalten.

Weltberühmt

Bei "TNA iMPACT!" dürfen insgesamt vier Spieler an einer Konsole gleichzeitig in den Ring steigen. Dies bietet natürlich einen riesigen Mehrspielerspaß und eignet sich somit sogar auch für Partyspiele zwischendurch. Online sind nur "Mann gegen Mann"-Kämpfe möglich. Dafür kann man auch solch spektakuläre Auseinandersetzungen wie die "X"-Kämpfe online austragen. Die Widersacher aus dem Internet sind alle sehr fair und steigen beispielsweise nicht vorzeitig aus den Kämpfen aus. Die Verbindung zu den Servern ist einwandfrei und es kommt so gut wie nie zu Verbindungsstörungen. Alles in allem kann man behaupten, dass die Online-Kämpfe viel Spaß machen, aber den Kämpfen mit mehreren Spielern an einer Konsole nicht das Wasser reichen können.

Fazit

"TNA iMPACT!" ist ein sehr gelungenes Wrestling-Spiel geworden. Es braucht sich definitiv nicht hinter dem Konkurrenten "Smackdown" zu verstecken. Gerade durch die einfachere Steuerung kann es Boden gut machen. Fans des Wrestlings sollten sich diesen Titel auf jeden Fall einmal genauer anschauen. Für alle anderen Spieler könnte es als Alternative für ein Beat'em-Up herhalten.

(20.10.2008)