Die Siedler Traditionsedition - Aufbruch der Kulturen (Ubisoft) geschrieben von Anna Okel
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Ein neuer Teil der bekannten Reihe "Die Siedler" kommt auf den Markt. Basierend auf dem klassischen Spielprinzip von "Die Siedler II" versuchen drei neue Völker, den häuslichen Computer zu erobern. Neuerungen in den Bereichen Wirtschaft und Militär sowie im Mehrspielermodus bergen einige Überraschungen. Ob es diesem Titel gelingt, an "Die Siedler II" heranzukommen oder sogar alle Vorgänger in den Schatten zu stellen, erfahrt ihr im Folgenden. Traditionen Der Gott Olympus ist wütend. Für die Olympischen Spiele ist er der Namensgeber, jedoch geht bei den Spielen nichts mehr mit rechten Dingen zu. Die Menschen betrügen und setzten Doping-Mittel ein, um ihre Mitstreiter zu besiegen. Von Sportsgeist, Spaß und Freude kann nicht mehr die Rede sein. Der zornige Gott hat sich das Dilemma lange genug angesehen und hat es satt. Erbost erklärt er den Engeln, dass die Menschen seinen Namen nicht mehr weiter missbrauchen dürfen und will die Menschheit vernichten lassen. Gerne ist die Rachegöttin Sachmet dazu bereit, da sie schon lange danach giert, die Bevölkerung der Erde endgültig loszuwerden. Mit viel Mühe schaffen es die Engel, Olympus zu besänftigen und ihn zu überreden, ein Volk auszuwählen, das beweisen soll, dass die Menschheit würdig ist, zu leben. Die Bajuwaren werden mit der göttlichen Mission beauftragt und sollen das Olympische Feuer an einer fernen Opferstätte entzünden. Das Oberhaupt des Volkes Garibald nimmt die Herausforderung an und will die Menschheit retten. Oberst Wütterich, ein weiteres Mitglied der Gemeinde, will Krieg und bittet die Götter um Hilfe. Sachmet nimmt sofort Kontakt zu ihm auf und hetzt die Schotten gegen die Bajuwaren auf. Auch die Ägypter erfahren von der göttlichen Mission und wollen als Erste das Feuer entzünden. So beginnt ein Wettlauf zwischen den Völkern, die alle beweisen wollen, dass sie der Göttergnade würdig sind. Die Engel befürchten, dass der Wettlauf nicht friedlich ablaufen wird, da die Menschen dafür bekannt sind, kaum etwas ohne Gewalt lösen zu können. In der ersten Mission der Kampagne leitet der Spieler die Bajuwaren auf ihrem Weg zum Olympischen Feuer und muss versuchen, die Götter gnädig zu stimmen. Zunächst stehen nur das Haupthaus des Volkes und einige Ressourcen zur Verfügung. Man muss versuchen, einen funktionierenden Wirtschaftskreislauf zu schaffen, um so schnell wie möglich zu expandieren und gegen die Mitstreiter zu bestehen. Die Siedlung besteht hauptsächlich aus Gebäuden und Wegen. Um möglichst effiziente Produktionsstätten zu schaffen, sollte man Gebäude, die Waren erzeugen, in der Nähe der benötigten Rohstoffe errichten. Man baut beispielsweise eine Holzfällerhütte neben eine Baumgruppe und ein Sägewerk, da der Rohstoff Holz auf diesem Wege am schnellsten abgebaut und weiterverarbeitet werden kann. Zwischen zusammenhängenden Gebäuden kann so der optimale Kreislauf entstehen. Dazu müssen außerdem die Wege effizient platziert werden, um eine lange Transportdauer zu vermeiden. Träger befördern die Waren je nach dem in das passende Gebäude. Fahnen markieren dabei die Strecke, die sie jeweils überbrücken müssen. Um mehr Träger auf einem Weg zu beschäftigen, kann man weitere Fahnen auf der Straße einfügen. Wird ein Weg besonders häufig benutzt, wird er zu einer gepflasterten Straße ausgebaut, sodass die Waren noch schneller transportiert werden. Einige Rohstoffe halten sich im Verborgenen. Bodenschätze kann man mit dem bloßen Auge nicht erkennen. Um trotzdem Eisen, Gold oder Kohle abbauen zu können, kann man einen Geologen zurate ziehen. Er untersucht die Berge in der Umgebung seines Zeltes. Hat er Bodenschätze entdeckt, stellt er ein Schild auf und macht so darauf aufmerksam. Außerdem überprüft er die verbliebene Menge der Rohstoffe und passt das Schild entsprechend an. Der Geologe ist für die Arbeit nicht zwingend erforderlich, jedoch hilft er dabei, herauszufinden, an welche Stelle das jeweilige Gebäude gebaut werden sollte. Eine Innovation sind die Opferungen. Sie können den Spielverlauf beeinflussen, indem sie temporäre Vorteile verschaffen. Man kann dann beispielsweise tiefe Gewässer problemlos überqueren oder einen See mit Fischen füllen, um diese Nahrungsquelle weiter nutzen zu können. Einige Opferungen stehen bereits zu Beginn zur Verfügung, während mächtigere zunächst zu erforschen sind, ehe man sie ausführen kann. Diese Option ist nutzbar, sobald man eine Opferstätte errichtet und an das Straßennetz angeschlossen hat. Für die Ausführung sind immer bestimmte Ressourcen wie Wasser oder Holz von Nöten, die automatisch angefordert werden, sobald man eine Opferung ausgewählt hat. Sind alle benötigten Waren eingetroffen, ist die Opferung vorbereitet und muss vom Spieler nur noch gestartet werden. Sie gilt anschließend für eine bestimmte Zeit. Ist sie abgelaufen, braucht sie eine Weile, um sich zu regenerieren, ehe man sie erneut nutzen kann. Grenzgebiet Die Welt der Siedler wirkt zwar nett und freundlich, aber auch diese Geschöpfe leben nicht in ewigem Frieden. Deshalb sollte man das Militär seines Volkes nicht vernachlässigen. Im Haupthaus sowie in verschiedenen Militärgebäuden kann man Kämpfer ausbilden. Es gibt Nah- und Fernkämpfer, die je nach Volk unterschiedliche Waffen besitzen. In einem Gebäude kann immer nur ein Typ von Kämpfern untergebracht werden. Besser ausgebildete werden automatisch in das Gebäude gesandt, das sich näher an der feindlichen Grenze befindet. Einen höheren Rang können die Soldaten lediglich über die Verwendung von Goldmünzen in einer Kaserne erhalten. Dazu müssen sie zunächst aus Gold hergestellt werden. Die Angriffskraft, Rüstung, Verteidigung sowie die Lebenspunkte sind nach einer Beförderung verbessert. Einen Gegner kann man nur dann angreifen, wenn man sich in unmittelbarer Grenznähe befindet. Der Kampf wird automatisch ausgetragen. Der Sieger hat die Möglichkeit, das gegnerische Militärgebäude einzunehmen, jedoch kann man dieses zur Verteidigung vorher abreißen, um die Übernahme zu verhindern. Der Abriss wird jedoch mit etwas Verzögerung gestartet, sobald man diesen ausgewählt hat. So wird gewährleistet, dass man durchaus die Möglichkeit hat, ein Gebäude einzunehmen, es aber auch davor zu schützen. Die Anzahl der Angreifer beziehungsweise der Verteidiger kann man verändern. Die Gesundheit eines Soldaten wird mit einem Balken über seinem Kopf dargestellt. Kehrt er in das Militärgebäude zurück, regeneriert sich seine Lebensenergie. Zusätzlich kann man in einem Kampf Katapulte einsetzen. Sind sie mit Steinen beladen, schießen sie automatisch auf feindliche Militärgebäude, sobald sie in Reichweite sind. Die Gebäude werden in Brand gesetzt, erleiden Schaden und verlieren an Kapazität, bis sie einstürzen. Der Angriff kann jedoch unterbrochen werden, wenn beispielsweise keine Steine mehr vorhanden sind. In diesem Fall wird das angegriffene Gebäude automatisch repariert, ohne Baumaterialien zu benötigen. Feinde, die sich auf einer Insel befinden, können ebenfalls angegriffen werden. Hat man einen Befehl zum Angriff erteilt, begeben sich die Soldaten zum Hafen und werden von einem Schiff auf das feindliche Gebiet transportiert. Zu Beginn steht dem Spieler nur eine begrenzte Baufläche zur Verfügung. Diese kann erweitert werden, indem Militärgebäude in die Nähe der Grenze gebaut werden. Befindet sich ein Wachturm an der eigenen Grenze, gewinnt man Land hinzu und kann seine Siedlung weiter ausbauen. Manchmal muss man zusätzlich Opferungen ausführen, um weiteres Gebiet zu gewinnen, da man zum Beispiel eine Eisfläche sonst nicht überwinden kann. Die neuen Siedler Für diesen Teil der Reihe wurden drei neue Völker erstellt. Sie besitzen alle unterschiedliche Eigenschaften und Herausforderungen. Es gibt völkerspezifische Opferungen und Kämpfertypen, sodass die Stärken unterschiedlich verteilt sind. Für die Ausbildung der Soldaten benötigt man immer das jeweilige Getränk des Volkes und eine Waffe. Das Spielgeschehen gestaltet sich dadurch abwechslungsreicher und der Spieler kann sich an den verschiedenen Fertigkeiten erproben und das passende Volk wählen. Die Ägypter können schnell und günstig eine funktionierende Wirtschaft aufbauen, sind somit stark in diesem Bereich. Sie errichten Gebäude aus Stein und Lehm und verfügen als einzige über Gerbereien und Käsereien. Sie trinken Milch und stellen aus dieser Käse her, weshalb sie als einziges Volk vier Lebensmittelsorten haben. Mit Holz muss man sparsam umgehen, da es keinen Förster gibt. Aufgrund des ägyptischen Klimas müssen die Felder der Bauernhöfe bewässert werden, da sonst kein Getreide wächst. Auf den Wegen werden automatisch zwei Träger eingesetzt. Im Nachteil sind die Ägypter, wenn es um das Militär geht. Die Gebäude verfügen zwar über die höchste Kapazität, jedoch sind die Soldaten eher schlecht ausgebildet. Nahkämpfer können gar nicht befördert werden und sind somit den anderen Völkern gegenüber stark benachteiligt. Im Gegensatz dazu sind die Schotten sehr starke Kämpfer. Fernkampfwaffen werden direkt in der Kaserne hergestellt. Die Soldaten benötigen drei Waren: Whisky, Waffen und natürlich die Kilts, das Markenzeichen der Schotten. In wirtschaftlichen Belangen sind sie eher schwach. Daher haben die Militärgebäude niedrige Kapazitäten. Fernkämpfer können nur auf Stufe zwei befördert werden. Die Wege werden nicht angepasst und bleiben immer auf der einfachsten Ausbaustufe. Auch in Sachen Viehzucht sind sie eher unbedarft. Freilaufende Wildschafe müssen von Schäfern eingefangen werden, um der Weberei Wolle liefern zu können. Die Weberei und die Schäfer sind nur den Schotten verfügbar. Zu Beginn fällt es den Schotten schwer, sich gegen Mitstreiter zu behaupten. Haben sie jedoch dieses Stadium überwunden, sind sie kaum noch zu schlagen. Die Bajuwaren, auf Deutsch: die Bayern, stehen in beiden Bereichen genau in der Mitte. Sie sind sowohl in der Wirtschaft als auch im Militär stark, können es jedoch nie zur Perfektion bringen. In der Schweinerey werden Schweine gezüchtet und vorbereitet, da die Bajuwaren die Herstellung von Schinken optimiert haben. Zudem erfreuen sie sich an Bier; es wird für Soldaten aber auch für Bierschinken benötigt. Statt Brot genießen sie Laugenbrezeln. Sind die Transportwege zu Straßen ausgebaut, können Ochsen als Lasttiere dienen. Die Kapazität der Militärgebäude befindet sich im mittleren Bereich. Idyllisch Die Grafik von "Die Siedler Traditionsedition - Aufbruch der Kulturen" zieht den Spieler schnell in ihren Bann. Die ganze Umgebung ist sehr detailliert dargestellt und wirkt ziemlich verspielt. Auf der Wiese kann man die einzelnen Grashalme praktisch zählen und die Furchen im Gebirge wirken authentisch. Jeden Stein und jedes Holzbrett erkennt man auch an den Gebäuden. Die Bäume wiegen sich im Wind, das Wasser spiegelt seine Umgebung und die Menschen und Tiere sind einfach niedlich. Alles ist in einem fiktiven Comic-Stil gehalten. Der Spieler kann nach Belieben in die Karte zoomen und sieht seine Siedlung je nach dem aus der Vogelperspektive oder befindet sich mitten im Geschehen. Die Zwischensequenzen dienen dazu, die Geschichte zu erzählen und werden zu Beginn sehr oft eingespielt, was sich mit der Zeit jedoch reduziert. Alle Animationen laufen flüssig ab und bereiten keine Schwierigkeiten. Hört, Hört! Die musikalische Untermalung ist sehr passend zur Umgebung und zum Geschehen gewählt. Die Musik hält sich eher im Hintergrund und man empfindet sie zu keiner Zeit als störend. Die Geräuschkulisse wirkt authentisch; man hört, wie die Bewohner ihre Arbeit verrichten und wie die Natur ihren Launen folgt. In den Zwischensequenzen bemerkt man die gute Synchronisation, die komplett deutschsprachig ist. Durch die Untertitel entgeht dem Spieler nichts, da man während der Gespräche auch mitlesen kann. Jeder Charakter hat eine eigene Stimme, sodass ein Wiedererkennungswert garantiert ist. Massenbesiedelung Durch das Hauptmenü des Spiels kann man in die Online-Lobby gelangen und so den Mehrspielermodus nutzen. Man muss zunächst einen Avatar erstellen und kann dabei zwischen weiblichen und männlichen Charakteren aller Völker auswählen. Mit der Zeit verändert sich das Aussehen entsprechend der Erfahrung, die man gesammelt hat, und der Avatar altert. Hat man einen passenden Avatar erstellt, kann man das Siedler-Dorf betreten. Man kann nun entweder einer bestehenden Partie beitreten oder ein Spiel erstellen, indem man die Karte sowie die Spielbedingungen selbst definiert. Nach einer Partie erhält man Erfahrungspunkte und Gold. Außerdem wird der Gewinner in die Rangliste eingetragen. Wenn man ein Spiel vorzeitig verlässt, erhält man keine Belohnungen. In der Lobby kann man mit anderen Spielern chatten, entweder allgemein über den Chat-Kanal oder mit einer einzelnen Person. Außerdem kann man Nachrichten verschicken, die in Form von Briefen übersandt werden. In der Freundesliste kann man sympathische Mitspieler als Freunde markieren oder aber unfreundliche Mitstreiter ignorieren. Das Gold ist die Währung des Siedler-Dorfes und kann in den Mehrspieler-Partien erbeutet werden. Damit kann man das Aussehen des Avatars verändern, aber auch den Besitz im Inventar erweitern, indem man Ausrüstung oder Haustiere kauft. In einem Wirtshaus kann man Minispiele bestreiten. Zur Auswahl stehen die drei Spiele Würfeln, Texas Hold'em Poker und das Siedler-Bauernschach. Auch hierbei kann man einem bestehenden Spiel beitreten oder ein eigenes erstellen. Die Regeln können jederzeit angesehen werden. Wenn man das Risiko, sein Gold zu verlieren, nicht eingehen möchte, kann man auch mit Spielgeldmünzen, den "Funnies", spielen. "Die Siedler Traditionsedition - Aufbruch der Kulturen" bereitet viel Spielspaß, erfordert jedoch auch viel strategisches Geschick. Ein Tutorial in Textform geleitet den Spieler während der gesamten Zeit, sodass sich auch Anfänger zurechtfinden können. Die Geschichte ist liebevoll ausgearbeitet und verursacht ab und zu ein Schmunzeln, wenn nicht sogar Lachen. Die Grafik und der Sound können ebenfalls auf ganzer Linie punkten. Insgesamt macht der Titel einen sehr guten Eindruck und ist zu empfehlen. (18.10.2008)
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