The Fall Trilogy - Die komplette Serie (Peter Games) geschrieben von Inga Spieß
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Peter Games hat vor Kurzem das aus drei inhaltlich aneinander anknüpfenden Spielen beziehungsweise "Kapiteln" bestehende Wimmelbild-Adventure "The Fall Trilogy" als komplette Box veröffentlicht. Es ist nicht die erste Zusammenarbeit zwischen dem Münchener Publisher und dem französischen Entwicklerstudio Kheops, die zwei Marken kooperierten bereits bei den, einigen Lesern vielleicht bekannten, Titeln "Rückkehr zur geheimnisvollen Insel" und "Nostradamus: Die letzte Prophezeiung". Kann das geübte Duo mit "The Fall Trilogy" an seine vorherigen Erfolge anknüpfen oder macht dieses Spiel seinem Namen zweifelhafte Ehre? DLH.Net hat sich auf die geheimnisvolle Reise durch die Epochen begeben, um dem Schicksal des zunächst namen- und erinnerungslosen Charakters auf den Grund zu gehen. Falling Down Nein, das mit "Die Trennung" betitelte erste Kapitel der Reihe hat nichts mit dem Film, in dem Michael Douglas 1993 die Hauptrolle übernahm, zu tun und als einen "ganz normalen Tag" wird die Ereignisse in "The Fall Trilogy" wohl auch kaum jemand beschreiben, es sei denn, das Leben desjenigen gestaltet sich generell ereignisreicher, als das eines durchschnittlichen Menschen. Ein Schrei, ein Sturz in tiefe Dunkelheit, dann verwirrtes Blinzeln, so beginnt das Abenteuer des vom Spieler gesteuerten Probanden. Er kann sich an nichts, ja nicht einmal seinen eigenen Namen, erinnern, als er auf dem Boden eines Nebenganges in einer Art Tempel, welcher sich seiner Meinung nach vielleicht in Asien befinden könnte, langsam seine Sinne zurückerlangt. Kopfschmerzen plagen den Charakter, während er sich langsam aber stetig seinen Weg durch die mit einer Unzahl von Schutzmechanismen geschützten Räume des Tempels bahnt. Immer noch im Unklaren darüber, wie es zu seinem Sturz kam und aus welchem Grund er sich überhaupt an diesem mysteriösen Ort, an dem er im Verlauf seiner unfreiwilligen Besichtigungstour die verschiedensten architektonischen Elemente bemerkt, befindet, hat der Mann, dessen Name während des gesamten ersten Kapitels ungenannt bleibt, zwei Ohnmachtsanfälle, welche mit Visionen einhergehen, durch die er die Erinnerung an seine Familie zurückgewinnt. Die Tatsache, dass Frau und Sohn irgendwo auf ihn warten, treibt den Probanden an, sich jeder noch so unüberwindbar scheinenden Blockade zu stellen. Im freien Fall Auch das zweite Kapitel, namens "Der Neuanfang", beginnt, ganz im Sinne des Titels der Trilogie, wieder mit einem Sturz in die Tiefe. Diesmal verschlägt es den, aus dem ersten Teil bekannten, Charakter ins Kellergeschoss eines Bürogebäudes. Wieder hat er keinerlei Erklärung dafür, wie er an diesem Ort gelandet ist. Trotz Schulterschmerzen beschließt er, sich erneut aufzurappeln, um weiter nach seiner Familie zu suchen. An der Wand neben ihm befindet sich ein Telefon, das kurze Zeit später zu klingeln beginnt. Am anderen Ende der Leitung meldet sich eine männliche Stimme, die ihn sogleich dazu auffordert, sich in den dreizehnten Stock zu begeben. Das Treppenhaus solle er jedoch meiden, da sich dort einige Wachleute befänden. Der Proband fragt sich an dieser Stelle berechtigterweise, ob er als Geheimagenten oder Dieb agiert. Eine Fehlfunktion des Fahrstuhls verzögert die Mission und zwingt zu einem Umweg über das Dachgeschoss, doch dank seines technischen Geschicks gelangt der Charakter schließlich die dreizehnte Etage und nimmt, nachdem er sich Zugang zur Rezeption verschafft hat, einen zweiten Anruf entgegen. Schon wieder spricht ihn der Mann mit "John" an. Langsam dämmert der Figur, dass es sich dabei wohl um seinen Namen handeln muss, es sei denn, der Unbekannte verwechselt ihn. Der Auftrag für John lautet, einen Datenträger mit nicht näher benanntem Inhalt zu finden und anschließend "das Produkt" an seinen Auftraggeber zu liefern. Das "Produkt"? Ja, richtig gelesen, sobald John es endlich geschafft hat, die Kameraüberwachung umzuleiten und sich den Weg ins "Allerheiligste" der "SPOEHK Corporation", bei welcher es sich laut den Internetrecherchen der DLH.Net-Redaktion um ein international vertretenes Hochtechnologieunternehmen handelt, zu bahnen, muss er obendrein auch noch eine ganze Reihe Chemikalien, darunter auch eine namens "X88", zu einem Gebräu mit unbekanntem Nutzen zusammenzumischen. Immerhin seine Schulterschmerzen wird der gebeutelte Hauptcharakter im Laufe des Kapitels los. Geteiltes Leid ist halbes Leid Und schon wieder ein Sturz! Langsam drängt sich der Eindruck auf, als stünde der Proband mit der Gravitation auf Kriegsfuß. In "Die Enthüllung" muss zunächst einmal eine Krücke her, denn diesmal hat sich John den Knöchel verstaucht und kann sich ohne Gehhilfe unmöglich vom Fleck bewegen, geschweige denn die Treppen des viktorianischen Wohnhauses, in dem er sich nun befindet, hinaufsteigen, nachdem er auf dem Beistelltisch zu seiner Rechten den Brief der Dame des Hauses gelesen hat, in welchem er als Doktor angesprochen und um Hilfe gebeten wird. Im ersten Stock des Hauses liegt der verunfallte Hausherr bewusstlos im Bett. Da er auch als Arzt eine gute Figur abliefern möchte, macht sich John sogleich ans Werk. Zuerst einmal muss eine Diagnose gestellt werden, leider reichen die in dem, im Eingangsbereich aufgesammelten, Arztkoffer befindlichen Gegenstände nicht ganz aus, also macht John sich auf den Weg, um das Haus zu durchsuchen. Ist alles vorbereitet, geht es an die Untersuchung des Patienten. Welch ein Zufall, dass er nicht nur im Koma liegt, sondern auch einen Knöchel verstaucht hat. Ob sich im Hause wohl medizinische Literatur befindet, die helfen kann, ein Heilmittel für den Kranken zuzubereiten? John macht sich auf die Suche und wird alsbald, in der von Buchstützen, deren Form ihn an den Tempel aus dem ersten Kapitel erinnert, ruhenden Enzyklopädie des Hauses fündig. Ist die passende Rezeptur im Gepäck, müssen noch die Zutaten beschafft werden. Nur gut, dass es sich hierbei durchgehend um Zutaten handelt, welche im und rund um das Haus herum zu finden sind. Seinem Titel alle Ehre macht das dritte und letzte Kapitel genau genommen erst, nachdem dem Patienten die fertige Mixtur verabreicht worden ist, aber auch während des Spielens finden sich in diesem Teil bereits einige Hinweise auf den möglichen Ausgang der Geschichte. Sie sind überall Alle drei Teile von "The Fall Trilogy" funktionieren nach dem gleichen Spielprinzip, der Spieler bewegt sich mithilfe der Maus durch die Umgebung, welche gleichzeitig zu den gegebenen Zeitpunkten als Wimmelbild dient. Bei den Suchaufgaben gilt es meistens, Gegenstände gleicher Art oder Kategorie zu finden, allerdings gibt es auch speziell für diesen Zweck gestaltete Ecken, in denen jeweils Paare gleichen Aussehens ausfindig gemacht werden müssen. Die Art der Dinge variiert hier ebenso stark, wie sich die drei Spielorte voneinander unterscheiden, eines ist jedoch immer gleich, nämlich, dass die Suche sinnvoll ist, da einer der Gegenstände anschließend in das Inventar am unteren Bildschirmrand wandert und später - oder auch direkt im Anschluss - an anderer Stelle eingesetzt werden muss, um weiter voranzukommen. Zwei Schwierigkeitsstufen stehen vor Beginn jedes Kapitels zur Auswahl, im "Casual"-Modus, welcher im zweiten und dritten Teil "Einfach" heißt, lädt sich die Hilfefunktion schneller auf und auch die Minispiele sind etwas leichter lösbar, als in der "Abenteuer"-Variante. Spieler, die bei den Wimmelbildaufgaben gern mal einen Tipp mehr in Anspruch nehmen, jedoch durchaus Spaß an kniffeligeren Puzzles haben werden sich freuen, dass bei den diversen Minispielen nochmals gesondert zwischen "Leicht"- und "Normal"-Modus gewählt werden kann. Das Ganze funktioniert auch umgekehrt, schickt sich im "Abenteuer"-Modus ein Rätsel an, den Spieler schier zur Verzweiflung zu treiben, so kann er zunächst versuchen, der einfacheren Version der Aufgabe Herr zu werden. Wenn es trotz dieser praktischen Möglichkeit einmal zu schwierig wird, muss auch niemand verzagen, dann alle Minispiele sind, nach einer dem jeweiligen Modus angepassten Wartezeit, auch automatisch lösbar. Die Art der in das Gameplay eingebundenen Knobelaufgaben ist sehr vielfältig and lässt keine Langeweile aufkommen. Es gibt sowohl klassische Puzzles, bei denen die Form der Einzelteile variiert, als auch Schieberätsel und Sortieraufgaben nach dem Prinzip von Sudoku. Memory und Kopfrechnen sind ebenfalls mit von der Partie. Wie schwierig sich die einzelnen Herausforderungen gestalten, hängt selbstverständlich stark von den persönlichen Vorlieben und Stärken des Spielers ab. Es sei jedoch erwähnt, dass bei diesem Test alle Rätsel als durchaus lösbar und unterhaltsam befunden wurden. Stets gut ans Spielgeschehen und ihre Umgebung angepasst, wird die Atmosphäre durch die Knobelaufgaben nicht gestört, sondern vielmehr unterstützt. "The Fall Trilogy" ist komplett mittels der Maus spielbar, allerdings können im "freien" Modus der im Spiel überraschend zahlreich platzierten 360°-Ansichten auch die Pfeiltasten der Tastatur zur Navigation verwendet werden. Ja, richtig gelesen, der Spieler hat bei allen drei Kapiteln in vielen Szenen, die nicht nur die Möglichkeit, er ist sogar gezwungen, den Blick um die eigene Achse sowie nach oben und unten zu drehen, um alle Teile des Raumes zu erkunden, zur optischen Auswirkung dieses Features später mehr. Zunächst sei noch erwähnt, dass die freie Drehung, welche übrigens auch durch Gedrückthalten der rechten Maustaste erfolgen kann, optional ist. Im einfachen Spielmodus ist sie zunächst deaktiviert und es erscheinen Pfeile am Bildschirmrand, die angeklickt werden müssen, um den Blick zu drehen. In der Praxis hat sich diese Methode jedoch nicht bewährt, da sie das Gameplay verlangsamte und dadurch einen Teil der Atmosphäre raubte. Auch Spieler, die die Möglichkeit des freien Umsehens nicht aus anderen Genres gewohnt sind, sollten die Chance nutzen, sie in diesem Titel kennenzulernen. Welche Aufgaben gerade zu erledigen sind, wird übersichtlich in einer Liste, die bei Bedarf über dem Inventar ausgefahren werden kann, aufgeführt, so ist auch dann Überblick garantiert, wenn eine längere Spielpause eingelegt wurde. Jedes Kapitel verfügt des Weiteren auch über eine Karte des Ortes, an dem sich der Spieler derzeit befindet, wirklich benötigt beziehungsweise von Nutzen ist dieses Feature allerdings nur zu Beginn des zweiten Teils, wenn es darum geht, die Nummern der strategisch richtigen Kameras zu finden. 360° Hochgenuss Alle drei Episoden des Wimmelbild-Abenteuers überzeugen grafisch auf ganzer Linie. Sei es nun eine Respekt einflößende Säulenhalle im Tempel, die in modernem Design eingerichteten Büroräume bei "SPOEHK" oder die stilechte Gestaltung von Zimmern und Garten im Hause des verunfallten Mannes, jegliche Szenen und Objekte wirken authentisch und sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet worden. Während der gesamten Spieldauer vermittelt sich der Eindruck, dass die Entwickler bei der Arbeit an den Schauplätzen, die im Spiel zu sehen sind, Eindrücke aus dem echten Leben vor Augen hatten und es ihr Ziel war, diese so realistisch wie möglich nachzubilden. Die Mühe des Teams hat sich gelohnt. Insbesondere die 360°-Ansichten laden, bei aktiviertem freien Kameramodus, dazu ein, zwischendurch einfach mal eine Pause einzulegen, um den Blick schweifen zu lassen. Aber auch diejenigen Szenen, in denen das Blickfeld fest verankert ist, bieten etwas für das Auge, denn hier wurde ebenfalls nicht darauf verzichtet, beispielsweise den Lichtfall durch die Fenster dynamisch zu gestalten, so entsteht stets ein räumlicher Eindruck. Alle Effekte, die es während des Spiels zu sehen sind, laufen ebenso flüssig ab, wie die Drehung des Blickfeldes. Es hakt nichts, es gibt keine störenden Lücken in den vorgerenderten Umgebungen, genauso sollte es sein, denn schlechte Grafik kann das beste Gameplay vermiesen. In "The Fall Trilogy" muss der Spieler aber ganz und gar keine Angst vor bösen optischen Überraschungen haben. Hör mal, wer da spricht Ein Wimmelbildabenteuer mit deutscher Vertonung - ja, auch das, was Fans dieses Genres leider immer noch viel zu selten geboten wird, liefet der Dreiteiler und auch an dieser Stelle gibt es nichts zu bemängeln. Die Stimme des vom Spieler gesteuerten Charakters ist angenehm anzuhören, denn der Sprecher wurde sehr passend ausgewählt und rasselt nicht einfach seinen Text herunter, sondern gibt die zahlreichen Kommentare zur Situation stets mit guter Betonung wieder. Ein Schmunzeln lässt sich kaum vermeiden, wenn etwa verkündet wird, dass der Proband eine Leiter nicht "sinnlos herumschleppen" wird oder beim Wegräumen eines Besens, der zuvor den Weg aus dem Keller versperrte, passendes Schimpfen über das Kehrutensil erklingt. Auch die Stimmen der drei anderen Sprecher bieten keinen Anlass zur Kritik. Ob Gesprochenes oder Geschriebenes, die Übersetzung ist durchgehend fehlerfrei und auch die Auswahl der Hintergrundmusik, welche in jedem Kapitel für unterschiedliche Untermalung sorgt, ist den Machern von "The Fall Trilogy" ausgezeichnet gelungen. Ob mystische Klänge im Tempel, die an spannungsgeladenen Tracks während des Durchsuchens des Chefbüros oder die Mischung aus Streichinstrumenten und Klavier, die im dritten Kapitel gewählt wurde, nichts davon ist nervig oder wirkt gar deplatziert. Zusätzlich wird das stimmige Klangbild des Spiels durch diverse Hintergrundgeräusche abgerundet. So sind etwa im Tempel Vogelgezwitscher und ein rauschender Wasserfall zu hören und herannahende Schritte zu vernehmen, wenn im Büro ein Wachmann seine Runde - oder ist vielleicht doch eher der Abstecher zum dortigen Kaffeeautomaten? - macht. Die Komplettbox, in der "The Fall Trilogy" seit kurzer Zeit erhältlich für 14,99 ist, erbringt eindeutig den Beweis, dass Gutes nicht immer teuer sein muss. Die Entwickler haben bei diesem Spiel schlicht alles richtig gemacht, was man richtig machen kann. Eine spannende Reise führt den Spieler durch drei unterschiedliche Epochen, die optisch eine sehr gute Figur machen, dazu gibt es angenehmen Sound und das Gameplay ist so gestaltet, wie man es von einem guten Casualgame erwartet. Ein klarer Kauftipp sowohl für Einsteiger als auch für "alte Hasen". (12.12.2011)
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