Mein Wortschatz-Coach

Mein Wortschatz-Coach (Wii)

(Ubisoft)

geschrieben von Daniella Boyd

 

 
Entwickler: Ubisoft
Publisher: Ubisoft
Genre: Worttrainer
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Mein Wortschatz-Coach
Preis: 29,85 €
Altersfreigabe: Freigegeben ohne Altersbeschränkung gemäß §14 JuSchG

Seit 2007 liefert uns Ubisoft Spiele der Reihe "Spiele für mich", die Jung und Alt gleichermaßen begeistern sollen. Einer der Schwerpunkte dieser Reihe sind Spiele mit lehrreichem Inhalt. Dazu gehört auch "Mein Wortschatz-Coach", das dieses Jahr für den NDS und die Wii erschien. Mit täglichem Training soll hier auf unterhaltsame Weise das individuelle Ausdrucksvermögen gesteigert werden können. Ob das wirklich funktioniert und ob das Lernen mit "Mein Wortschatz-Coach" zum Vergnügen wird, erfahrt ihr in unserem Test für die Wii-Variante.

Wie gut ist dein Ausdrucksvermögen?

Wenn ihr "Mein Wortschatz-Coach" zum ersten Mal spielt, werdet ihr von einem Trainer begrüßt, der zunächst euren persönlichen AV-Wert (Ausdrucksvermögenswert) bestimmen möchte. Dazu müsst ihr einige Trainingsaufgaben bewältigen, die euch auch im weiteren Verlauf des Spiels begleiten werden. Ist diese Hürde überwunden, stellt euch das Spiel diverse Begriffe vor, bei denen ihr angeben sollt, ob ihr sie kennt oder nicht. Aber Vorsicht: Einige der Ausdrücke existieren überhaupt nicht. Seid also lieber ehrlich bei euren Angaben. Abhängig von eurer Leistung kann nun der in Prozent angegebene AV-Wert berechnet werden. Je nachdem wie hoch er ausfällt, werdet ihr zum Beispiel als Grundschüler oder Journalist eingestuft. Das ist nicht nur eine nette Spielerei, denn jedes Training wird individuell angepasst. Das heißt, die Wörter, die ihr lernen werdet, richten sich direkt nach eurem AV-Wert und Rang.

Das Training

Nachdem ihr ein Profil erstellt und einen der vier verschiedenen Trainer gewählt habt, kann nun das eigentliche Training beginnen. Am Anfang stehen euch zwar lediglich zwei Spiele zur Verfügung, aber es lassen sich sehr schnell weitere Aufgaben freischalten. Insgesamt könnt ihr in sechs Trainingsspielen euren Wortschatz verbessern. Auch wenn das nicht gerade viel klingen mag, ist trotzdem für Abwechslung gesorgt, da die Spiele sehr variantenreich sind. So müsst ihr zum Beispiel fehlende Buchstaben ergänzen, Begriffe den richtigen Definitionen zuordnen oder korrekt buchstabieren. Nach und nach könnt ihr auch höhere Schwierigkeitsstufen freispielen, die zum Teil mit Abwandlungen der Spielregeln einhergehen. In der Aufgabe "Fehlender Buchstabe" beispielsweise müsst ihr beim Schwierigkeitsgrad "Normal" nicht mehr den fehlenden Buchstaben einsetzen, sondern den einzelnen Rechtschreibfehler finden und korrigieren. Durch solche kleinen Abänderungen wird trotz einer geringen Zahl von Minispielen doch für ein gewisses Maß an Dauerhaftigkeit gesorgt.

Das Training funktioniert so, dass ihr jeden Tag mit den Minispielen Begriffe einübt. "Mein Wortschatz-Coach" richtet sich dabei nach euch. Wörter, die ihr richtig schreibt und definiert, werden mit der Zeit seltener auftauchen, Wörter, bei denen ihr Schwierigkeiten habt, öfter abgefragt. Mit der Zeit werden so bereits erlernte Begriffe durch neue ersetzt. Euren aktuellen Leistungsstand und eure Verbesserungen könnt ihr dabei jederzeit in der "Leistungskontrolle" einsehen. Damit die neu gelernten Ausdrücke auch verinnerlicht werden, wird euch ein bestimmtes Tagespensum vorgeschlagen, das sich nach euren korrekten Antworten berechnet. Das heißt, dass ihr nach etwa 20 Minuten Trainingszeit immer wieder aufgefordert werdet, das Spiel für heute zu beenden. Wer sich für einen autonomen Menschen hält, könnte sich hier etwas vor den Kopf gestoßen fühlen. Immerhin besteht trotzdem noch die Möglichkeit, weiterzuspielen. Fortschritte werden dabei allerdings nicht mehr erfasst und der Spaß am Lernen könnte auch etwas in Mitleidenschaft gezogen werden, wenn euer Trainer euch zum zehnten Mal zum Aufhören bewegen will.

Ansonsten sind eure vier Helfer jedoch sehr sympathisch und immer bemüht, euch mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Sie geben euch Tipps und versuchen, euch zu motivieren. Seid ihr fleißig, gibt es Lob, aber ihr müsst auch damit rechnen, getadelt zu werden, wenn ihr euer Training schleifen lasst. Vielleicht schaut ihr mal vorbei, wenn ihr Geburtstag habt, denn selbst das entgeht euren Ausbildern nicht. Allerdings solltet ihr ihnen nicht alles glauben. Es kann auch schon mal sein, dass euer Coach euch versichert, dass ihr euer bislang bestes Ergebnis erreicht habt, wenn das schlichtweg gelogen ist. Aber immerhin geschieht das alles mit Sprachausgabe.

Die Steuerung funktioniert eigentlich durchweg gut. Nur bei "Fehlender Buchstabe" kann es mal zu kleineren Schwierigkeiten kommen. Ihr müsst dort mit der Wiimote den jeweiligen Buchstaben auf eine Tafel zeichnen. Manchmal wirkt es jedoch eher zufällig, ob er nun vom Spiel erkannt wird oder nicht. Mit ein bisschen Übung hat man aber bald den Dreh raus. Außerdem gibt es im Handbuch den Abschnitt "Buchstabenerkennungsmuster". Dort könnt ihr nachschlagen, wie ihr die einzelnen Buchstaben am besten aufmalt, damit sie richtig erkannt werden. Zusätzlich gibt es auch noch die Möglichkeit, die Buchstabenerkennungsgeschwindigkeit anzupassen. Und wenn das alles noch nichts geholfen hat, könnt ihr sogar euren NDS anschließen und die Buchstaben mithilfe des Touchpads eingeben.

Der Lerneffekt

Wenn ihr euch aber brav an die Vorgaben haltet und jeden Tag euer Training absolviert, erhöht sich euer AV-Wert und ihr steigt in der Rangliste auf. Zumindest in der Theorie – beziehungsweise im Spiel – denn obwohl sich der Schwierigkeitsgrad eurem Niveau anpasst, ist ein großes Manko von "Mein Wortschatz-Coach" die Auswahl der Begriffe. Zwar hält das Spiel über 16.000 Ausdrücke bereit, die meisten davon sind aber so alltäglich und trivial, dass von Wortschatzvergrößerung nicht wirklich die Rede sein kann. So gehören Begriffe wie "Anhalterin", "respektieren" oder "Kreativität" zur Regel. Wirklich anspruchsvolle Wörter tauchen nur selten auf. Das ist besonders schade, da das Spiel eigentlich gerade auch Erwachsene ansprechen soll. Wenn allerdings mal ein Ausdruck auftaucht, den man nicht kennt, kann man im Anschluss an sein Trainingsspiel die dazugehörige Definition lesen. Zusätzlich gibt es im Menü noch den Punkt "Glossar", in dem alle Begriffe aus "Mein Wortschatz-Coach" vermerkt sind.

Doch auch die Definitionen sind nicht frei von Mängeln. Die Erklärung für den oben erwähnten Begriff "Anhalterin" lautet zum Beispiel: "weiblicher Anhalter". Wenn man ein Wort nicht kennt, ist das nicht gerade die hilfreichste Erläuterung. Immerhin sind die meisten Definitionen dem "Wahrig Deutsches Wörterbuch" entnommen und recht klar und präzise. Um die wenigen unbekannten Wörter wirklich zu lernen, wäre es allerdings schön gewesen, die Begriffe im Satzzusammenhang zu sehen. Hier ist etwas Potenzial verspielt worden.

Außerdem ist die Frage berechtigt, wie sinnvoll die einzelnen Spiele eigentlich sind, denn nicht immer sind die Definitionen direkt einbezogen. Bei "Fehlender Buchstabe" und "Mauerbrecher" – ein Spiel, in dem "Tetris"-ähnlich Buchstabenblöcke herunterfallen, mit denen man dann vorgegebene Begriffe buchstabieren muss – beschäftigt man sich zum Beispiel ausschließlich mit der Rechtschreibung. Das ist natürlich an und für sich nichts Schlechtes – man soll sich ja auch in Schrift gewählter ausdrücken können – aber eine Kombination wäre vielleicht doch ganz nett gewesen.

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Der Lerneffekt von "Mein Wortschatz-Coach" bleibt zwar etwas fragwürdig, Spaß macht das Ganze aber trotzdem. Und wenn ihr mal keine Lust mehr habt, zu trainieren, könnt ihr euch einfach mit einem der freigeschalteten Erholungsspiele oder Mehrspielerpartien die Zeit vertreiben. Hier könnt ihr getrost auf den Lerneffekt pfeifen und es gibt keine Trainer, die euch über die Schulter gucken. Allzu viel Neues dürft ihr jedoch nicht erwarten, denn im Großen und Ganzen handelt es sich lediglich um Varianten der Trainingsaufgaben. Nur ein gänzlich neues Spiel kommt hinzu: "Wettkampf", das wie ein herkömmlicher Buchstabierwettbewerb aufgebaut ist. Wirklich dauerhaften Spaß bietet allerdings nur die Mehrspielerversion von "Mauerbrecher". Hier könnt ihr euch richtige Gefechte liefern. Für drei vervollständigte Wörter werden euren Gegnern nämlich Buchstaben geklaut. Das kann mitunter zu ganz schön lauten Wortgefechten führen – vielleicht könnt ihr ja ein gerade gelerntes Wort einbringen.

Die Lernumgebung

"Mein Wortschatz-Coach" ist dem Genre entsprechend schlicht gehalten, aber dennoch liebevoll gestaltet. So haben die Büros der Trainer zwar keine Hintergründe und der Fokus liegt auf dem jeweiligen Ausbilder, aber einen kleinen Schreibtisch, der persönlich eingerichtet ist, hat jeder. Auf Professor Amadeus Kagali's Tisch findet man zum Beispiel ein gerahmtes Bild seiner Familie. Sogar gesunde Ernährung wird suggeriert: Auf jedem Schreibtisch befindet sich ein Apfel. Auch bei den Spielen gibt es kein unnötiges Drumherum: Eben nichts, was vom Lernen ablenken könnte. Trotzdem wurde mit wenig Mitteln eine angenehme Atmosphäre geschaffen. Es sind grafisch natürlich keine Höhenflüge zu erwarten, aber das Gesamtbild ist stimmig.

 

  

Fazit

"Mein Wortschatz-Coach" soll in erster Linie ein Lernspiel sein – sowohl für Jung als auch für Alt –, aber gerade für erwachsene Spieler ist das Niveau zu niedrig. Das Prinzip mag vielleicht funktionieren, aber es gibt kaum etwas zu Neues zu entdecken, womit der Lernfaktor nahe null liegt. Dabei will ich sicher nicht ausschließen, dass jüngere Spieler vielleicht wirklich ihren Wortschatz verbessern können; allerdings wohl nicht um die versprochenen vier bis fünf Begriffe pro Tag. Auf jeden Fall bringt "Mein Wortschatz-Coach" einen gewissen Spaßfaktor mit. Auch wenn es weniger Potenzial zum Dauerbrenner hat, ist es definitiv keine Eintagsfliege. Wer also Spaß hat am Spiel mit Worten – ohne dabei unbedingt was lernen zu wollen –, hat bestimmt auch seine Freude an "Mein Wortschatz-Coach".

(19.06.2008)


Fazit

   "Mein Wortschatz-Coach" soll in erster Linie ein Lernspiel sein – sowohl für Jung als auch für Alt –, aber gerade für erwachsene Spieler ist das Niveau zu niedrig. Das Prinzip mag vielleicht funktionieren, aber es gibt kaum etwas zu Neues zu entdecken, womit der Lernfaktor nahe null liegt. Dabei will ich sicher nicht ausschließen, dass jüngere Spieler vielleicht wirklich ihren Wortschatz verbessern können; allerdings wohl nicht um die versprochenen vier bis fünf Begriffe pro Tag. Auf jeden Fall bringt "Mein Wortschatz-Coach" einen gewissen Spaßfaktor mit. Auch wenn es weniger Potenzial zum Dauerbrenner hat, ist es definitiv keine Eintagsfliege. Wer also Spaß hat am Spiel mit Worten – ohne dabei unbedingt was lernen zu wollen –, hat bestimmt auch seine Freude an "Mein Wortschatz-Coach". (19.06.2008)


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