Spore: Wilde Kreaturen (NDS) (Electronic Arts) geschrieben von Anna Okel
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Sehnlichst wartete die Spielewelt auf "Spore: Wilde Kreaturen" und konnte es kaum erwarten, die verrückten Wesen zum Leben zu erwecken. Jetzt ist das Spiel endlich auf dem Markt erhältlich. Auch auf dem Nintendo DS kann man sich als Schöpfer erproben, eigene Kreaturen schaffen und damit die Evolution hautnah miterleben. Ob sie auch in virtueller Form Früchte trägt und sich die Kreaturen zur dominanten Spezies entwickeln oder vielleicht doch lieber wieder in das kalte Nass zurückkehren sollten, erfahrt ihr im Folgenden. Erschaffe deine Welt! "Spore: Wilde Kreaturen" basiert auf der Evolutionstheorie. Aus Bakterienkulturen entwickelten sich Einzeller und diese entwickelten sich weiter zu Mehrzellern. Nach Millionen von Jahren der Entwicklung, Fortpflanzung und Mutation gelangten einige der zunächst im Wasser lebenden Mehrzeller auf das Festland. Genau an diesem Punkt nimmt die Geschichte in "Spore" ihren Lauf. Ein bedrohliches fremdes Raumschiff greift Planeten an, verbreitet eine Seuche, die zu Mutationen führt, und gefährdet mit ihrem Treiben die gesamte Galaxie. Ein Angriff auf den Heimatplaneten zwingt die Wasserbewohner der Spezies "Wirt" zur Flucht. Gemeinsam mit einem Artgenossen kriecht die eigene Kreatur aus dem Wasser und ist zunächst nichts weiter als ein Körper mit zwei Augen. Als die beiden letzten Überlebenden ihrer Art müssen sie versuchen, den Planeten zu retten. Doch um erfolgreich gegen die Bedrohung ankämpfen zu können, müssen sich die Kreaturen zunächst in der neuen Umgebung zurechtfinden und sich an den Lebensraum auf dem Festland anpassen. Zu Beginn des Spiels erhält man eine kurze Einführung in das Geschehen und erlebt, wie die beiden Freunde das rettende Festland erreichen. Schnell durchschaut Oogie die Lage und schließt mit seinem letzten Artgenossen Klein Oogie einen Pakt, der besagt, dass die beiden gut aufeinander aufpassen müssen, um ihr Überleben zu sichern. Neugierig erkunden sie die ungewohnte Umgebung und der Spieler erfährt rasch die ersten Ziele. Da auf dem Festland andere Bedingungen herrschen als im Wasser, benötigt Oogie als frischgebackener Landbewohner einen Mund zur Nahrungsaufnahme. Der nötige Körperteil liegt auf dem Boden und ist einfach einzusammeln. In der Nähe befindet sich ein Nest, das als "Kreaturen-Designer" dient, um Anpassungen und individuelle Veränderungen vorzunehmen. Man kann seine Kreatur bearbeiten und neue Körperteile anbringen. Besonders wichtig ist erst einmal der Mund, da die Kreatur sonst nicht essen kann. Darüber hinaus kann man auch Gliedmaßen anbringen und die Farben verändern. Sobald man mit dem Ergebnis zufrieden ist, kann man weiter auf Entdeckungsreise gehen. Leider läuft nicht alles so, wie man es sich erhofft, und das UFO taucht wieder auf. Klein Oogie bemerkt zu spät, was geschieht und wird entführt. Jetzt steht die Aufgabe für Oogie endgültig fest: Er will das Raumschiff um jeden Preis finden, um seinen Freund von der Bedrohung zu befreien. Für ihn beginnt eine abenteuerliche Reise durch die Galaxie, die voller Überraschungen und Entdeckungen ist. Um jeder Spur und jedem Hinweis nachzugehen, muss Oogie viele Aufgaben bewältigen, Haupt- und Nebenziele erreichen und einige Strapazen auf sich nehmen. Eine große Erleichterung ist zum einen die "Minimap", deren Inhalt die wichtigsten Anlaufstellen und Gefahrenquellen zeigt, und zum anderen der Zielebildschirm, der verhindert, dass man sein Ziel vergisst und anschließend verzweifelt. Das wohl hilfreichste Element findet der Spieler unter der Start-Taste: das Tutorial - eine Sammlung von Anleitungen und Hinweisen zu den einzelnen Themenbereichen von "Spore: Wilde Kreaturen". Man kann jederzeit etwas nachschlagen, ohne das Spiel verlassen zu müssen, denn die Angaben im Tutorial werden parallel zum Spielfortschritt ergänzt. Interessant ist vor allem die "Sporepädie". Die begriffliche Anlehnung an die Enzyklopädie erklärt die Wortschöpfung fast von selbst. Sie hält Informationen und Fakten über die bisherigen Entdeckungen, Erfolge und Kreationen fest und legt sie zum Abruf bereit. Freund oder Feind? Auf den insgesamt sechs Planeten befinden sich auch andere Spezies, die man entdecken und als Freunde gewinnen kann. Ein Sozialrufsymbol auf dem Touchscreen signalisiert durch einen Laut, dass man freundschaftliche Absichten hat. Führt man einen Sozialruf aus, erscheint unterhalb der Kreatur ihre Sozialanzeige. Erreicht sie den Wert von 100 Prozent, hat man eine Freundschaft geschlossen. Je voller die Anzeige ist, desto leichter ist es, einen Freund zu gewinnen. Einige Kreaturen werfen einen blauen Smiley in die Luft, sobald sie einen Sozialruf hören, und zeigen damit, dass sie knuddeln wollen. Um diesen Wunsch zu erfüllen, muss man den Smiley hin und her bewegen. An der Sozialanzeige kann man den Knuddelfortschritt beobachten. Andere Kreaturen wollen lieber tanzen und werfen eine blaue Blume in die Luft. Das Tanzspiel beginnt, wenn man die Blume auf die Kreatur zieht. Das Paar stellt sich einander gegenüber, um miteinander zu tanzen. Eine mittig platzierte Blume schießt im Takt der Musik Markierungen auf vier umliegende Blumen. Ziel ist es, die Markierungen möglichst dann mit dem Touchpen zu treffen, wenn sie die Mitte einer Blume erreichen. Am unteren Bildschirmrand befindet sich eine Anzeige, die in die drei Farben rot, gelb und grün unterteilt ist. Während des Spiels bewegt sich, je nach Genauigkeit, ein Smiley hin und her. Schafft man es, den Tanz im grünen Bereich zu beenden, steigt die Sozialstufe der Kreatur. Im gelben Bereich verändert sich nichts. Befindet sich der Smiley im roten Bereich, sinkt die Sozialstufe. Eine niedrige Stufe stimmt die Kreatur feindseliger und bringt die Gefahr eines Angriffs beziehungsweise eines Kampfes mit sich. Mit einer Freundschaft ist eine Reihe von Vorteilen verbunden. Man erhält Geschenke wie weitere Körperteile, Intelligenzpunkte oder wichtige Hinweise zur Lösung einer Aufgabe. Außerdem kann man aus zwei Freunden eine Gefolgschaft bilden, um beispielsweise gegen Feinde besser bestehen zu können. Schafft man es, mit sämtlichen Kreaturen einer Spezies Freundschaft zu schließen, beherrscht man das Nest. Begegnet man einer feindlichen Spezies, kann man sie angreifen und das Nest erobern. Ein Kampf schwächt natürlich die eigene Kreatur, was jedoch durch Nahrung wieder ausgeglichen werden kann. Verliert man einen Kampf und stirbt, schlüpft man in dem nächstgelegenen Nest wieder aus dem Ei. Nach und nach stehen dem Spieler immer mehr Nester zur Verfügung und er muss nicht immer wieder zu seinem eigenen zurückkehren, um neue Teile anzubringen. Jäger und Sammler Auf der Suche nach dem Raumschiff, das seinen Freund entführt und die Seuche in der Galaxie verbreitet hat, muss Oogie viele Entdeckungen machen, um sich so gut wie möglich weiterzuentwickeln. Körperteile kriegt man nicht nur geschenkt, man kann sie auch finden. Zu Beginn liegen sie noch frei auf dem Boden herum, doch je weiter das Spiel fortschreitet, desto schwieriger wird es, neue Teile zu erhalten. Verschiedene Gegenstände können zum Beispiel unter der Erdoberfläche befinden und müssen zunächst ausgegraben werden. Solche Stellen sind mit einem Sandfleck markiert, jedoch leicht zu übersehen. Viele Körperteile erhält man durch soziale Interaktionen, deshalb sollte man sich die Zeit nehmen, um eine Freundschaft aufzubauen. Es gibt allerdings auch noch andere Objekte zu entdecken. Zu Beginn des Spiels besitzt der Held eine bestimmte Körperstufe. Durch "Intelligenz-Pickups", die man ebenfalls finden, erhalten oder ausgraben kann, steigert man die Intelligenzpunkte und füllt damit die "Stufenfortschrittsanzeige". Sobald sie gefüllt ist, steigt man zur nächsten Stufe auf und erhält zusätzliche Körper-, Lebens- und Energiepunkte. Auf jedem Planeten gibt es jeweils zehn "Planeten-Token". Schafft man es, auf dem aktuellen Planeten alle zu finden, erhält man ein Abzeichen, durch das man Abzeichen-Punkte verdient. Diese kann man entweder im "Cheat-Laden" oder im "Teile-Laden" für spezielle Funktionen und Objekte ausgeben. Die Anzeige der Lebenspunkte nimmt ab, sobald die Kreatur Verletzungen erleidet. Das kann in einem Kampf, aber auch durch eigenes Verschulden geschehen. Man kann beispielsweise keine Flächen überqueren, die besondere Fähigkeiten voraussetzen, ohne die Kreatur vorher entsprechend auszustatten. Versucht man es dennoch, nimmt sie Schaden und verliert Lebenspunkte. Die Anzeige kann durch Nahrungsaufnahme wieder gefüllt werden. Je nach der Art des Mundes haben die Kreaturen unterschiedliche Essgewohnheiten. Während Pflanzenfresser nur Pflanzen essen und Fleischfresser nur Fleisch, können Allesfresser mit beidem leben. An vielen Bäumen wachsen Früchte und auf dem Boden findet man Beeren. Fleisch erhält man nur, wenn man entweder andere Kreaturen erlegt oder kleine "Sporelinge" frisst. Einige Körperteile verleihen den Kreaturen sogenannte "Biokräfte". Besonders in einem Kampf sind sie von großem Vorteil, da man durch sie dem Gegner meist überlegen ist. Allerdings werden Energiepunkte abgezogen, wenn man Biokräfte einsetzt oder Gebrauch von Spezialfähigkeiten macht. Man kann entweder warten oder Blumen verzehren, um die Energieleiste wieder zu füllen. Körperpunkte kommen im "Kreaturen-Designer" zum Einsatz und zeigen an, wie viele Teile man anbringen kann, ehe die Anzeige gefüllt ist. Je besser ein Körperteil ist, desto höher sind die Körperpunkte, die man dafür ausgeben muss. Spezialisierung Durch das Nest gelangt man in den "Kreatur-Designer", der verschiedene Möglichkeiten bietet, die Kreatur nach eigenen Vorlieben zu gestalten. Die aktuelle Kreatur sowie ihre Kräfte und Fähigkeiten erscheinen auf dem Topscreen, die Kreatur mit auswählbaren Körperteilen sowie die Bearbeitungsfunktionen auf dem Touchscreen. Anfangs verfügt der Spieler nur über einige Teile und ist deshalb in seiner Gestaltungsfreiheit eingeschränkt. Man kann "Oogie" jedoch umbenennen und zunächst lebensnotwendige Körperteile anbringen. Die Körperpunkte dienen als Grenzvorgabe für die erlaubte Menge von Teilen, das heißt, dass man seine Kreatur nicht mit allen zur Verfügung stehenden Dingen überhäufen kann. Wenn man fleißig sammelt, hat man bald eine große Auswahl und kann sich kaum noch für eine entscheiden. Da die Körperteile jedoch verschiedene Fähigkeiten verleihen und die Gewichtung der jeweiligen Körperpunkte unterschiedlich stark ausfällt, hat man dennoch nicht die absolute Entscheidungsfreiheit. Wenn man über Wasser laufen muss, um eine Aufgabe zu lösen, dann muss man die Beine nehmen, die den Anforderungen gerecht werden. Die Kreatur muss an die Umgebung und den steigenden Schwierigkeitsgrad angepasst werden, um die Ziele weiterhin erfüllen zu können. Die Körperteile werden mit der Zeit ebenfalls komplexer, da sie einerseits die Fähigkeiten der Kreatur attraktiver und rentabler verteilen, ihr aber andererseits "Biokräfte" verleihen, die gegen stärker werdende Gegner erforderlich sind. Nach einiger Zeit muss man rational abwägen, welche Teile für die kommende Aufgabe den meisten Nutzen haben. Im "Kreaturen-Maler" stehen alle Optionen offen. Jedes einzelne Körperteil kann eine separate Farbe und Textur erhalten. Der Spieler kann sogar über solche Kleinigkeiten wie die Farbe von Zähnen und Nägeln entscheiden. Durch zusätzliche Optionen wie Sättigung und Helligkeit einer Farbe ist Rot nicht gleich Rot, da völlig individuelle Abstufungen gewählt werden können. Der Kreativität sind absolut keine Grenzen gesetzt und man kann so lange mit der Farbgebung experimentieren, bis sie den eigenen Vorstellungen entspricht. Für die kreativ weniger begeisterten Spieler gibt es den "Spore-Kreaturenstil", der 18 verschiedene Stile bereithält. Sie sind komplett vorgefertigt und in unterschiedlichen Farbkombinationen gestaltet. Der Weg des Lebens Die Steuerung in "Spore: Wilde Kreaturen" ist ziemlich simpel und schnell erlernt. Man kann die Kreatur entweder mit dem Touchpen, den Tasten oder dem Steuerkreuz bewegen. Da man weder mit den Tasten noch dem Steuerkreuz die Diagonalen wirklich gut trifft, ist man mit dem Touchpen am besten bedient. Die Interaktionen im Spielverlauf funktionieren sämtlich in etwa nach demselben Prinzip und sind nur mit dem Touchpen auszuführen. Wählt man eine Kreatur oder einen Gegenstand aus, werden die möglichen Optionen durch Symbole dargestellt, und der Spieler kann sich für eine von ihnen entscheiden. Sehr hilfreich sind die "R"- und die "L"-Taste. Man kann die Kamera entweder mit oder gegen den Uhrzeigersinn um die Kreatur schwenken. In einigen Gebieten ist das wirklich empfehlenswert, da die Umgebung bisweilen Spezialfähigkeiten erfordert, die man noch nicht besitzt. Die Steuerung geht größtenteils leicht von der Hand, lediglich das Auswählen kleinerer Gegenstände gestaltet sich hin und wieder etwas schwierig und erfordert mehrere Versuche. Die Anfänge Die Grafik ist sehr einfach gehalten und wirkt zunächst ausgesprochen ungewohnt. Die Animationen laufen alle flüssig ab, wirken authentisch und bereiten keinerlei Probleme. Das ist das Einzige, was an die heutigen Standards erinnert, da man völlig auf 3D-Modelle verzichtet hat. Die Kreaturen sind in wunderbarer Comic-Optik dargestellt und gut anzuschauen, verlieren jedoch an Glaubwürdigkeit, sobald sie sich in der 3D-Landschaft bewegen und ihre flachen Körper zu sehen sind. Der "Kreatur-Designer" ist reich ausgestattet und stellt eine umfangreiche Artenvielfalt zur Verfügung. Was den Kreaturen an Breite fehlt, legen sie im Detailreichtum zu. Viele verschiedene Formen und Größen sorgen für Lust auf schöpferische Experimente, obwohl die komplett unabhängige Farbgestaltung der Kreativität wohl am meisten imponiert. Die Umgebung wirkt etwas kantig, verpasst der Atmosphäre aber einen prähistorischen Charme. An Details hat man bei ihr schwer gespart. Das ist zunächst sehr gewöhnungsbedürftig, fällt mit der Zeit jedoch immer weniger auf und entwickelt sich sogar zu einer Einzigartigkeit, die dem Spiel eine eigene Note verleiht. In der Ruhe liegt die Kraft Die musikalische Untermalung hält sich überwiegend im Hintergrund. Dezente und meditative Töne dominieren eindeutig und gestalten gemeinsam mit der Optik eine ruhige und meist entspannte Atmosphäre. Trägt man einen Kampf aus, schlägt die Musik ins Gegenteil um. Laute und harte Klänge untermalen das Geschehen optimal. Beim Tanzspiel sind ganz unterschiedliche Klänge zu vernehmen, die von klassischer Ruhe bis zur elektronischen Dynamik reichen. Die Kreaturen geben je nach Spezies passende Laute in einer auf ihr Aussehen abgestimmten Tonart von sich. Kleine, schüchterne und ängstliche Kreaturen äußern sich in einer höheren und sanfteren Tonlage. Stämmige, aggressive und dominante Spezies sind mit eher dumpfen und tiefen Geräuschen zu hören. Tauschbörse Über die drahtlose DS-Datenübertragung oder die WiFi-Verbindung kann man Kreaturen mit einem anderen Spieler tauschen. Dabei besteht die Möglichkeit, sich die gesamte Menagerie des fernen Spielpartners anzusehen. Wenn man Gefallen an den fremden Geschöpfen findet, kann man sie auf der eigenen DS-Karte speichern. Die neuen Kreaturen werden in dem Zoo gelagert und sind dann auch in den eigenen Spielen verwertbar. Man kann sie beispielsweise in dem "Kreaturen-Designer" verändern und umgestalten. Sobald man aber das Interesse an ihnen verliert, sind sie problemlos wieder zu löschen. Fazit "Spore: Wilde Kreaturen" für den Nintendo DS macht zunächst alle Erwartungen zunichte, um dann das Herz des Spielers verdient zu erobern. Auf den ersten Blick hinterlässt es kaum eine Wirkung, stellt sich im Spielverlauf aber als abwechslungsreiches, interaktives Abenteuer heraus. Schnell hat man Oogie lieb gewonnen und experimentiert mit seinem Aussehen herum, bis man irgendwann einmal die perfekte Kreatur für sich selbst geschaffen hat. Aufgrund der stetig steigenden Komplexität und der unerschöpflichen neuen Spielinhalte ist mit diesem Titel viel Spaß verbunden und eine hohe Spielzeit garantiert. (22.09.2008) |