Ascension to the Throne (Frogster Interactive) geschrieben von Sebastian E.R. Hör
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In einer Zeit, in der Könige ihren Truppen noch voran in die Schlacht ritten und in heldenhaftem Zweikampf ihren Widersacher besiegten, schickt sich Alexander an, König des Landes Airath zu werden. Nach unzähligen Kämpfen mit anderen Thronaspiranten hat er sein Ziel erreicht und darf sich mit der Königskrone schmücken. Doch seine Regentschaft währt nicht lange: Sein Hofmagier Wolfgard schmiedet eigene Pläne, die Herrschaft über das Land an sich zu reißen und so kommt es im Thronsaal zum großen Showdown der beiden. Der Ausgang des Kampfes liegt auf der Hand, denn ein Rollenspiel braucht schließlich einen richtigen Helden, der sich anschickt, das Verlorene zurückzugewinnen und sich an dem Usurpator zu rächen. So auch diesmal: Alexander unterliegt Wolfgard und wird durch einen Teleportzauber in das Land Oganthar befördert. Sie übernehmen die Kontrolle über Alexander, als er mitten im Schlosshof des Fürsten Siggurd wieder zu sich kommt. Dieser unterstellt dem jeglicher Waffen und Kleidung beraubten Alexander, ein Spion zu sein und lässt ihn aus dem Schloss werfen. Draußen rappelt er sich wieder auf und beginnt die Suche nach Verbündeten, um seinem Ziel, Oganthar zu unterwerfen und mithilfe einer großen Armee Airath zurückzuerobern, näher zu kommen. Wahre Freunde in der Not ... "Ascension to the Throne" besteht aus zwei aufeinander aufbauenden Teilen: dem Interaktions- und dem Kampfpart. Während Sie im Interaktionsteil mit dem Helden durch die Landschaft streifen, Quests annehmen und Truppen anheuern, dürfen Sie im Kampfpart ebendiese Truppen in die Schlacht führen. Die Steuerung von "Ascension" ist rollenspieltypisch und so simpel, dass auch vollständige PC-Neulinge keine Probleme damit haben sollten: Über die "WASD"-Tasten kontrollieren Sie Ihren Helden, wobei das einzig Unlogische hier ist, dass sich beim Seitwärtsschritt die Kamera nicht mitbewegt und Sie die rechte Maustaste gedrückt halten müssen, um den Überblick zu behalten. Personen können Sie mit Linksklick ansprechen und mit dem Mausrad können Sie hinein- oder hinauszoomen; im Kampf kommandieren Sie ihre Truppen ebenfalls mit der linken Maustaste. Haben Sie sich also mit der Steuerung vertraut gemacht, begeben Sie sich, ganz Held, der Sie sind, auf die Suche nach Herausforderungen, um Ihrem Alter Ego möglichst schnell einen Levelaufstieg zu bescheren und tolle Belohnungen abzusahnen. Dazu suchen Sie zunächst ein nahe bei Siggurds Schloss gelegenes Dorf namens Fischmer auf. Was Sie hier entdecken, finden Sie auch (mit geringfügigen Abweichungen) in jedem anderen Dorf oder Burg im Spiel. In der Mitte des Dorfes steht ein Steingebilde, in dessen Innerem blaue Energie pulsiert. Dies ist ein Teleportstein, mit dem Sie im späteren Spielverlauf, wenn Sie andere Teleporter entdeckt und aktiviert haben, durch ganz Oganthar reisen können und das ohne Ladezeiten, nur eine kleine und überhaupt nicht störende Ingame-Sequenz versüßt die Reise. Vor dem Teleportstein steht der Dorfvorsteher, der manchmal Quests für Sie hat, manchmal aber auch nicht. Jedenfalls kann man ihn in jedem Fall ansprechen, erkennbar an einem gelben Ausrufezeichen über seinem Kopf doch Vorsicht, liebe "WoW"-Recken: Nur weil manche NPCs ein solches über der Birne tragen, heißt das noch nicht zwingend, dass sie Aufgaben zu vergeben haben, sondern nur, dass man sie ansprechen kann. Wer kein Ausrufezeichen über dem Kopf trägt, der kann auch nicht angesprochen werden, was gerade zu Beginn etwas verwirrend ist, wenn der Schmied partout nicht reagiert, obwohl Sie doch soooo gerne eine neue Rüstung hätten. Leider erlöschen die Ausrufezeichen auch nicht, wenn eine Quest erledigt wurde so bieten also Personen, deren Aufträge man bereits erfolgreich ausgeführt hat, die unglaublich hilfreiche Gesprächsoption: "Ach, nichts. (weitergehen)". Neben genannten Teleportern, Schmieden und Dorfvorstehern finden sich noch drei weitere ständige Mitglieder der Ansiedlungen: der Magielehrer, der Gastwirt und der Händler. Deren Funktion liegt auf der Hand: Beim Magielehrer können Sie gegen Geld (ausreichend hoher Intelligenzwert vorausgesetzt) Zaubersprüche erlernen, beim Gastwirt ein paar Stunden schlafen (wobei dies eigentlich nur dann nützlich ist, wenn man warten muss, bis neue Truppen verfügbar sind) und beim Händler Ringe und Amulette kaufen. Jeweils ein Amulett und zwei Ringe können Sie gleichzeitig tragen, dazu noch eine Rüstung das ist alles. Die Ringe und Amulette geben diverse Boni in zwei Kategorien: Entweder steigern sie die Werte des Helden selbst (etwa Gesundheit, Autorität oder Kampfschaden) oder die der Truppen. Apropos: Wie es sich für ein Rollenspiel gehört, verfügt der Held in "Ascension" natürlich auch über eine Reihe von Attributen, die man beim Stufenaufstieg erhöhen kann allerdings sind es nicht ganz so viele wie einst in "Baldurs Gate". Da wären zum ersten zwei Werte, die man beim Stufenanstieg nicht steigern kann, nämlich Intelligenz und Autorität. Ersterer wird benötigt, um Zauber wirken zu können und bestimmt auch, wie oft diese gewirkt werden können, denn jeder Zauber kostet ein paar Punkte Intelligenz (die nach dem Kampf übrigens sofort wiederhergestellt werden). Der zweite Wert ermittelt, wie viele Truppen Sie in Ihre Armee stecken können; rein prinzipiell haben Sie zwölf Slots zur Verfügung, in die Sie jeweils bis zu zehn Kämpfer packen können. Allerdings kosten die verschiedenen Einheitentypen natürlich auch unterschiedlich viel Autorität: Ein paar Bauern davon zu überzeugen, dass Sie der wahre König von Airath sind, ist natürlich bedeutend einfacher, als die stolzen Amazonenkriegerinnen dazu zu bringen, sich Ihnen anzuschließen. Dementsprechend kosten letztere auch ein Vielfaches mehr an Autorität als die Bauern, was bewirkt, dass Sie nicht so viele davon in Ihre Armee aufnehmen können. Die veränderbaren Werte sind Gesundheit, Kampfschaden, Zauberkraft und Magiewiderstand. Während die Bedeutung der ersten beiden klar auf der Hand liegt, bedarf es zumindest bei der Zauberkraft der kurzen Erläuterung: Die Zauberkraft bestimmt, wie viel Schaden ein Zauber anrichtet, beziehungsweise, wie viel er heilt. Die Berechnung ist hier erfreulich simpel: Der Zauberkraftwert ist gleich dem maximal angerichteten Schaden. Ja, so einfach ist das. Der letzte und wichtigste Aspekt von "Ascension to the Throne" fehlt allerdings noch: die Truppenrekrutierung. In jedem Dorf und jeder Burg stehen Ihnen verschiedene Truppentypen zur Verfügung, die Sie für Ihre Armee rekrutieren können je weiter Sie im Spiel voranschreiten, desto bessere, versteht sich: So können Sie in Fischmer, dem ersten Dorf des Spiels, Bauern anwerben, die natürlich nicht besonders kampfstark sind, sich dafür aber perfekt dazu eignen, in der vordersten Reihe zu stehen und die volle Wucht des Angriffs abzufangen. Im späteren Spielverlauf begegnen Sie außerdem Amazonen, Riesen, Bären, Untoten und Rittern nicht alle diese Einheiten kann man für die eigene Armee anwerben, aber doch die meisten. Um mit Ihren Armeen in die Schlacht zu ziehen, müssen Sie sich nur einen der in der Landschaft verteilten Feuerkreise aussuchen und ihn betreten schon befinden Sie sich mitten im schönsten Gemetzel wobei Sie das Spiel vorher fairerweise fragt, ob Sie den Gegner wirklich angreifen wollen. Der Kampf selbst gestaltet sich recht simpel und orientiert sich sehr stark an "Heroes of Might and Magic": Auf einem von Waben durchzogenen Schlachtfeld bewegen Sie Ihre Armee und schicken Sie per Linksklick entweder im Nah- oder im Fernkampf gegen den Feind. Auch Alexander kämpft mit, was allerdings besonders am Anfang eher Hindernis denn Vorteil ist; wenn er im Kampf stirbt, ist das Spiel vorbei. Selbstverständlich kann er auch zaubern, was gerade im späteren Spielverlauf sehr nützlich ist. Die Einheiten verfügen natürlich über einen unterschiedlich großen Bewegungsradius, was sich auch darauf auswirkt, wer in den rundenbasierten Schlachten zuerst am Zug ist: Je größer die Bewegungsreichweite der Einheit, desto früher kommt sie zum Einsatz, was natürlich gerade bei schnellen und gleichzeitig starken Einheiten wie den Amazonen praktisch ist. Damit ist eigentlich alles erklärt, wenngleich manche Schlachten durchaus einiges an Strategie erfordern; der Schwierigkeitsgrad ist allerdings nie unangemessen hoch. "Gothic 3" lässt grüßen In Sachen Grafik haben die Entwickler anscheinend beim großen Genrevorbild "Gothic 3" abgekupfert, denn die grafische Aufmachung ähnelt sehr dem Spiel von Piranha Bytes, allerdings mit kleinen, aber feinen Unterschieden: Blümchen, die irgendwo auf der Wiese rumstehen und nur darauf warten, vom Spieler eingesammelt zu werden, gibt es nicht und auch die Gegner bewegen sich nur in den eng umrissenen Feuerkreisen. Die NPCs sind genauso unbeweglich wie die Monster und stehen die meiste Zeit eigentlich nur dumm in der Gegend herum; einzig der Held ist schön animiert und seine Bewegungsabläufe wirken realistisch. Ein weiteres Manko: Schwimmen gehen ist nicht drin wenn man von den offensichtlichen Wegen abweichen und eine Abkürzung nehmen will, scheitert man an unsichtbaren Wänden oder kann einen flachen Abhang nicht hinunterlaufen im Rollenspielgenre einfach nur armselig, vor allem, weil das Spiel von sich behauptet, "nichtlinear" zu sein. Und Nichtlinearität bei vorgeschriebenen Wegen? Na ja ... In der Schlacht gibt es dagegen wenig zu meckern - die Einheiten sind schön animiert und die Zaubereffekte sind ebenfalls nett anzusehen. Stumme Schreie Der Sound ist ein ebenso zweischneidiges Schwert wie die Grafik: Während die Hintergrundmelodie ganz hervorragend ist, die Atmosphäre belebt und zu keiner Zeit stört, fehlt nämlich die Sprachausgabe völlig. Schwerter klirren, Feuerbälle explodieren und Vöglein zwitschern, doch Alexander kommt kein Laut über die Lippen; überhaupt scheinen alle Charaktere im Spiel mittels Telepathie miteinander zu kommunizieren schade.
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