Star Trek: Legacy (Ubisoft) geschrieben von Tim-Oliver Siegwart
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Unendliche Weiten Rechtzeitig zum 40-jährigen Geburtstag von Gene Roddenberrys "Star Trek" bringt Ubisoft den Spieler wieder in die unendlichen Weiten. Es gilt, als Kommandant seine Crew unbeschadet durch die Gefahren des Weltraums und dessen Bewohner zu manövrieren. Dabei ist man nicht auf eine Epoche begrenzt, sondern befehligt nacheinander alle Enterprise-Versionen aus den Filmen und den Serien in einem gemeinsamen Handlungsstrang. Als Zugabe gibt es die Originalstimmen von allen Kommandanten der Serie obendrauf. Die Entwickler von Mad Doc kündigten einen Tophit an. Ob die teure Lizenz auch wirklich so hervorragend umgesetzt wurde oder ob dafür, wie so oft, an der Entwicklung gespart wurde, ob das Spiel nur etwas für wahre "Trekkies" oder auch für Gelegenheitsweltraumbummler ist, nimmt DLH nun etwas genauer unter den Tricorder. Das Holodeck In "Star Trek: Legacy" gibt es sowohl einen Storymodus als auch schnelle Gefechte für Zwischendurch. Bei den schnellen Gefechten legt der Spieler alle Rahmenbedingungen selbst fest, sprich, die Epoche, in der die Raumschlacht stattfinden soll. Wer möchte, kann selbstverständlich alle Epochen aktivieren und mit Picard gegen Kirk oder Archer antreten. Danach sollte die Anzahl der kämpfenden Parteien und die Rasse gewählt werden. Hier kann bei Bedarf auch eine Allianz eingetragen werden. Diese fungieren dann als Verbündete und unterstützen sich im Kampf. Zuletzt werden noch die gewünschte Raumregion und die Anzahl der Befehlspunkte festgelegt. Die Befehlspunkte sind die Grundlage für die Zusammenstellung der Flotte; je mehr Befehlspunkte vorhanden sind, desto mehr und bessere Schiffe können ausgewählt werden. Während der Schlacht lässt sich dann jedes Schiff der eigenen Flotte steuern. Als Flaggschiff fungiert dabei immer jenes, auf dem sich der Spieler gerade befindet. Im Getümmel angekommen, sucht man sich den Gegner aus und lässt entweder die ganze Flotte oder nur das ausgewählte Schiff angreifen. Dabei gilt es, den Gegner geschickt auszumanövrieren, um bereits beschädigte oder schwache Stellen außer Reichweite des Feindes zu halten und dabei gleichzeitig zu garantieren, dass die eigenen Phaser- und Torpedobänke immer ungehindertes Schussfeld haben. Die Waffenstärke variiert natürlich von Schiff zu Schiff und von Epoche zu Epoche. So verfügt die erste Enterprise, wie in der Serie, nicht über Schutzschilde, sondern lediglich über eine schwache Panzerung, während ein Borg-Kubus aus der "The Next Generation"-Epoche über mächtige Schilde und starke Offensivwaffen verfügt. Der Spieler bestimmt auch die Verteilung der verfügbaren Energie. Im Angriff wird man sich für mehr Energie auf den Phaserbänken entscheiden. Wird das eigene Schiff gerade Opfer mehrerer Photonentorpedos und steht unter dauerhaftem Phaserbeschuss, wird möglichst schnell der Schutzschild stärker versorgt. Das entsprechende Menü lässt sich schnell aufrufen und die Umverteilung erfolgt sofort. Sind die Schäden kritisch und die eigene Crew nicht mehr in der Lage, sie auf die Schnelle selbst zu reparieren, besteht in manchen Einsatzgebieten die Möglichkeit, eine Reparaturstation aufzusuchen. Dort angekommen, werden zuerst mittels des Transporters einige Ingenieure hinüber gebeamt, damit die Station aktiviert werden kann. Danach lässt man den Steuermann in diese fliegen und das Schiff wird instand gesetzt. Bevor man wieder zum Kampf aufbricht, sollte man die Ingenieure auf der Station nicht vergessen. Sind diese wieder an Bord geholt, hilft ein Blick auf die taktische Karte, um den nächsten Feind zu finden. Mittels eines kleinen Warp-Sprungs lassen sich größere Entfernungen schnell überbrücken. Bevor man den Storymodus beginnt, lassen sich hier Taktiken einstudieren und das teilweise sehr umständliche Steuern der Schiffe in den Griff bekommen. Hat man sich also mit den Mängeln der Steuerung arrangiert und kennt alle eigenen und gegnerischen Schwachstellen, kann man sich an die Kampagne wagen. Der Multiplayermodus, es stehen LAN und Internetspiele zur Auswahl, gestaltet sich genauso wie die schnellen Gefechte. Kampagne In der Kampagne startet der Spieler mit der Enterprise NX-01. Natürlich beginnt die Story mit einem empfangenen Hilferuf eines anderen Schiffes und ehe man "faszinierend" sagen kann, befindet man sich schon im Raumkampf mit Romulanern. Spätestens nachdem wir einem vulkanischen Forschungsschiff geholfen haben, wird klar, dass hier etwas Größeres im Gange ist. In der Kampagne ist es sehr wichtig, seine Schiffe nicht zu verlieren, diese stehen nämlich zu Beginn der nächsten Mission erneut zur Verfügung. Je effektiver die Aufgaben erfüllt werden, desto mehr Befehlspunkte erhält der Spieler nach erfolgreicher Beendigung. Diese Punkte werden wie bei den schnellen Gefechten eingesetzt, nur dass sie hier noch wesentlich bedeutsamer sind. Eine stärkere und vielseitigere Flotte wird mit den Zielen, die zum erfolgreichen Abschluss notwendig sind, wesentlich einfacher klarkommen. Anfangs sind die Missionen für Einsteiger sehr schwierig, da die Begleitschiffe ziemlich uneigenständig sind und sich teilweise sinnlos verhalten. Leider fehlen auch einige wichtige Kommandos, wie "beschütze dies" oder "bewache das". Bei einer Mission müssen zum Beispiel medizinische Schiffe vor romulanischen Angriffen verteidigt werden. Hier ist neben der Schlagkraft auch die Flottengröße wichtig, um allen Schiffen Schutz bieten zu können. Allerdings ist die Flottengröße auf vier Schiffe beschränkt und es besteht, wie erwähnt, nicht die Möglichkeit, einem Schiff den Befehl "Begleitschutz" zu erteilen. Dabei gibt es je nach Epoche immer ein festes Flaggschiff, mit dem man durch die Story fliegt. Zu jedem von ihnen gibt es die bereits erwähnten Originalstimmen aus den Filmen. Leider bleibt es aber nur bei den Stimmen. Keiner der Captains ist in einer Zwischensequenz oder im Spiel zu sehen. Die Story wird in der Spielgrafik weitererzählt und wirkt dadurch meistens etwas flach und lieblos. Unter Extras findet man einige Comics, die man allerdings anfangs lieber nicht anschauen sollten, da sie viel von der Story verraten. Zu Beginn ist die Story etwas träge, nimmt dann jedoch an Fahrt auf. Sternenflotten-Akademie Heute lernen wir, wie ein Raumschiff fliegt. Naja, eine kleine Einführung in die Steuerung gibt es natürlich schon, diese wird bei Beginn der ersten Mission angeboten. Wirklich besser fühlt man sich danach allerdings nicht. Die Steuerung wirkt sehr unüberlegt und unausgereift. Hierbei geht leider sehr viel vom Spielspaß verloren. Mit den "WASD"-Tasten wird zwar die Neigung des Schiffes gesteuert, allerdings wird man vergeblich versuchen, einen Looping oder ein Korkenzieher-Manöver zu vollführen. Ersteres aus einem einfachen Grund: Das Schiff lässt sich nicht auf den Kopf stellen, ist der maximale Winkel erreicht, dreht es sich nicht mehr weiter. Somit fallen leider viele taktische Manöver flach. Die Steuerung reagiert auch ziemlich träge, unabhängig vom gewählten Schiffstyp. Ziele werden mit Hilfe der Leertaste ausgewählt und mit dem Mausrad kann man zwischen diesen hindurchschalten. Ansonsten legt man mit dem Mausrad die Geschwindigkeit fest. Neben vier Impulskraftstufen steht dem Spieler auch die Flucht mit Warpgeschwindigkeit zur Verfügung. Weit wird man damit allerdings nicht kommen, da alle Missionsgebiete äußerst eng bemessen sind. Am Ende der Karte angelangt, prallt man auf eine unsichtbare Mauer. Reparaturen am Schiff werden mittels der R-Taste eingeleitet. Im sich öffnenden Schirm wird mit der Maus der Bereich angeklickt, der von der Crew repariert werden soll. Durch Drücken der E-Taste öffnet sich der Energieverteilungsschirm. Hier wird mittels der Maus angegeben, in welche Systeme die Energie fließen soll. Die Tasten Eins bis Vier sind mit den Schiffen der Flotte belegt. Je nach Taste wird der entsprechende Raumer angewählt und untersteht nun dem Spieler. Mit der Taste Fünf werden alle Schiffe selektiert, agieren als Verband und greifen alle das gleiche Ziel an. Die Kameraansicht - man steuert alle Schiffe lediglich mit Hilfe der Außenansicht - wird sowohl mit den Pfeiltasten als auch mit der Maus gedreht. Kommen wir zum Herzstück des Raumkampfes: den Waffen. Alle Schiffe verfügen über Photonentorpedos und Phaser oder Disruptorwaffen. Ist das Ziel in Waffenreichweite, werden die Waffen mit der linken und rechten Maustaste abgefeuert. Unspektakulär. Kein Zielen und oft auch kein Spaß. Das schwierigste im Kampf ist es, den Gegner in der Kameraperspektive zu halten, sprich ständiges Drehen mit der Maus und Arretieren mit den Steuerungstasten. "Mad Doc" sind mit Sicherheit nicht die ersten, die eine verkorkste Steuerung abliefern, allerdings hat man üblicherweise wenigstens die Möglichkeit, die Tastenbelegung selbst nach den eigenen Vorlieben zu ordnen. Leider gibt es hier in den unendlichen Weiten keine unendlichen Möglichkeiten. Die Belegung kann nicht geändert werden, genauso wenig kann man einen Joystick oder ein Gamepad verwenden. Für eine Raumkampf-Taktik-Simulation ein Frevel. Ein schönes Schiff Die Grafik von "Star Trek: Legacy" lässt sich als gut beschreiben. Mit Sicherheit ist sie nicht auf dem Höhepunkt der Technik, wie von den Entwicklern angekündigt, allerdings machen die Schiffe einen guten Eindruck und wirken alle sehr originalgetreu. Es wurden dabei nicht nur die Versionen der Sternenflotte, sondern auch die der Vulkanier, Romulaner, Borg und der Klingonen wunderbar umgesetzt. Wird die Außenhülle beschädigt, wird dies auch in mehreren Stufen angezeigt. Von verkohlten Hüllen bis zu brennenden und explodierenden Sektionen ist alles geboten. Unschön wird es erst, wenn eine Station oder ein Raumschiff zerstört wird. Diese zerbrechen dann äußerst unrealistisch in mehrere Teile, was - gelinde gesagt - sehr billig aussieht. Das eigene und gegnerische Feuer und die Torpedos kommen in gewohnter Manier daher, wie im Film einfach schön anzusehen, wenn der rot glühende Photonentorpedo in einem schönen Bogen im Gegner einschlägt. Der Weltraum an sich wirkt sehr bunt, überall Nebel und dergleichen. Manchmal ist auch hier weniger mehr. Was wiederum gelungen umgesetzt wurde, sind Einschläge und Energieentladungen, wenn man durch die Nebel hindurchfliegt. Leider findet das komplette Spiel, inklusive der Zwischensequenzen, nur in der Außenansicht statt. In Hinblick auf die teure Lizenz wurden hier nur die Schiffe wirklich gut umgesetzt. Für einen "Trekkie" auf alle Fälle ein Augenschmaus, aber der Ottonormalkommandant wird sich im ansonsten etwas bunten Universum recht schnell langweilen. Urknall Computermusik - Die Hintergrundmusik ist im Einklang mit den Filmen und der Serie. Da kommt wirkliches "Star Trek"-Feeling auf. Sowohl in den Menüs als auch während den Missionen dringt vertraute klassische Musik ans Ohr des Spielers. Auch die Waffen klingen vertraut und tragen einiges zur Atmosphäre bei. Die Crew allerdings wirkt sehr unmotiviert und wurde nur mit einigen Standardsprüchen ausgestattet. Hier hätten mehr Varianten für Abwechslung und mehr Realismus gesorgt. Die Captains wurden mit den Originalstimmen der Serie ausgestattet, was wieder einiges gutmacht. Neben dem Betriebsgeräusch des Maschinenraumes hört man noch Mitteilungen der Begleitschiffe, wenn sie ein feindliches Schiff sehen oder sie teilen dem Spieler pflichtbewusst mit, dass sie gerade vernichtet werden. Alles in allem wurden die typischen "Star Trek"-Sounds verwendet, so dass jeder "Trekkie" sich gut aufgehoben fühlt. Allerdings gibt es ansonsten recht wenig erwähnenswertes. Um die Explosionen zu hören, befindet man sich meistens zu weit weg und eigene Treffer werden nicht wirklich kommentiert. "Star Trek: Legacy" ist einmal mehr ein gutes Beispiel dafür, dass Entwickler oft viel Geld für eine Lizenz ausgeben und aus dem Spiel selbst viel zuwenig machen. Eine passable Grafik und schöne Originalmodelle sowie die Stimmen der Schauspieler werden komplett durch die unzureichende Steuerung zunichte gemacht. Die Story wird sehr lieblos weitererzählt und kann dadurch nicht wirklich fesseln. Die Missionen sind viel zu lang, ohne die Möglichkeit zu speichern. Kurz gesagt: wirklich (nur?) "Trekkies" werden ihre Freude an den Schiffen haben und über die Mängel des Spiels liebevoll hinwegsehen können. Aus der Sicht eines normalen Spielers handelt es sich um ein unfertiges Spiel mit einer miserablen Steuerung. (24.01.2007)
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