Fussball Manager 07 (Electronic Arts) geschrieben von Michael Jantzer
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Leistungsträger der vergangenen Saison mussten verkauft werden und die Neuzugänge spielen momentan weit unter Normalform? Das Spielerlazarett ist größer als der verfügbare Kader? Der Anspruch des Vorstands und der Tabellenplatz klaffen weit auseinander? Dies alles sind die momentanen Probleme von Thomas Doll, Trainer des HSV und Werbefigur des "Fussball Manager 07". Auch wenn der Werbevertrag mit dem Hamburger sicher noch zu erfolgreicheren Zeiten Dolls abgeschlossen wurde, spiegelt dies doch genau die unzähligen Probleme eines Fußballtrainers wider. Heute noch gefeiert und nach einer negativen Serie schon kurz vor dem Rauswurf. Genau dieser Herausforderung gilt es sich im neuen Teil der "Fussball Manager" - Reihe erneut zu stellen. Nachdem uns bereits auf der GC von Managing Director Gerald Köhler eine Vorabversion gezeigt wurde, haben wir uns nun die finale Fassung zur Brust genommen und zeigen Ihnen in unserem Review die Stärken und Schwächen von "FM 07" auf. Aller Anfang ist schwer Zu Beginn Ihrer Managerkarriere hat sich kaum etwas getan. Nachdem Sie grundlegende Einstellungen wie Mitspielerzahl und Ihre persönlichen Daten inklusive Bild festgelegt haben, gelangen Sie zu einem zurückgekehrten Feature des "Fussball Managers": der Familie. Sie haben nun die Auswahl, als Single ins Spiel zu starten und sich später einen Partner (auch homosexuelle Beziehungen sind möglich) zu suchen, oder Sie entscheiden sich für Ihre real existierende oder eine fiktive Familie. Zu den einzelnen Familienmitgliedern können Sie sogar eigene Bilder einfügen oder die vorhandenen Modelle verwenden. Als nächstes müssen Sie die Länder aussuchen, in denen Sie tätig sein möchten und welche Ligen genau simuliert werden sollen. Sie können also zum Beispiel entscheiden, dass in Deutschland nur die ersten drei Ligen zur Verfügung stehen, während in anderen Ländern lediglich die Top-Klubs im Spiel enthalten sind. Ebenfalls möglich ist es natürlich, die europäischen Spitzenligen Deutschland, England, Italien und Spanien inklusive ihrer zweiten Ligen zu integrieren, oder Sie entscheiden sich für alle im Spiel enthaltenen Ligen. Dies hat zwar den Vorteil des größtmöglichsten Realitätsgrades, da Sie nun auch bei brasilianischen Provinzvereinen nach Talenten stöbern können, benötigt jedoch ein gutes Stück mehr Rechenpower oder geht zulasten der Ladezeit. Neu ist in diesem Jahr das Lizenzpaket zu den beiden deutschen Regionalligen. Dadurch sollte nun so ziemlich jeder Fußballfan seinen Lieblingsverein coachen dürfen und die beliebten David-Gegen-Goliath-Kämpfe im DFB-Pokal auch im "FM 07" angekommen sein. Haben Sie sich auf die Anzahl der simulierten Ligen festgelegt, müssen Sie den Spielmodus (Vereinsauswahl, Karrieremodus oder Neuen Verein gründen) wählen. Alsdann bestimmen Sie ihre Verantwortungsbereiche und neuerdings den Schwierigkeitsgrad. Er ist in verschiedene Bereiche eingeteilt und kann später nur noch nach oben korrigiert werden. Als nächstens stoßen Sie auf eine weitere Neuerung im "FM07": die Spielerkarriere. Mit diesem Feature ist es möglich, im 3D-Modus selbst einen Spieler Ihres Teams zu steuern. Sie können sich am Anfang der Partie auf einen Spieler festlegen oder in jedem Match einen anderen Kicker wählen. Zu Beginn Ihrer Karriere sind jedoch lediglich Spieler mit eingeschränkten Fähigkeiten verfügbar, Stars dürfen Sie erst mit höherer Managerstufe steuern. Während Sie bei Fußball-Simulationen wie "FIFA 07" Ihr komplettes Team im Griff haben, benötigen Sie nun eine lange Eingewöhnungsphase, um mit nur einem Spieler klarzukommen. In der Abwehr geht es daher nur darum, den Strafraum dicht zu halten, während Sie als Mittelfeldspieler Bälle verteilen und gefährliche Flanken schlagen. Stürmer laufen sich frei und fordern den Ball, um erfolgreich abzuschließen. In unserem Test haben wir uns mit diesem neuen Feature äußerst schwer getan. Als "FIFA"-Fan ist man immer wieder versucht, sich als Abwehrspieler in den Angriff einzuschalten und wird daher sehr häufig Opfer eines Konters, während man als Stürmer zu Beginn hilflos umherirrt. Nach etwas Übung kehrt jedoch der Spielspaß ein, "FIFA"-Unerfahrene scheinen sich dabei aber deutlich leichter zu tun. Eine Innovation für ein Managerspiel verbirgt sich hinter diesem neuen Feature aber natürlich nicht, es ist eher als nette Beilage gedacht und kann von Spielern, die den Erfolg ihres Teams nur von ihren Qualitäten als Manager und Trainer abhängig machen wollen, schlichtweg ignoriert werden. Haben Sie sich doch eher für die mehr oder weniger bequeme Trainerbank entschieden und wollen "nur" durch Taktik und Auswechslungen in das Spiel eingreifen, stehen Ihnen wie jedes Jahr der Textmodus, der 3D-Modus und die Sofortberechnung zur Verfügung. Hinzugekommen ist nun jedoch der Videotext-Modus mit Torschützen und Live-Tabelle, der wohl für diejenigen gedacht ist, die sich nicht zwischen Textmodus und Sofortberechnung entscheiden können. Die bekannten Modi wurden selbstverständlich wieder etwas aufpoliert. Eine neue freie Berechnung im Textmodus sorgt nun für deutlich mehr Angriffsvarianten. Allerdings wird der Spielspaß wiederum durch einige Bugs getrübt. So kann es zum Beispiel vorkommen, dass Ihr Spieler gefoult wird und der Schiedsrichter sofort auf Elfmeter entscheidet. So weit, so gut, allerdings fragt er dann noch einmal bei seinem Assistenten nach und nach einer Bestätigung bleibt der Schiedsrichter bei seiner Entscheidung. Wer nun die Ausführung des Elfmeters erwartet, irrt sich, denn das Spiel läuft weiter, als wäre nichts geschehen. In einer anderen Situation zeigt Nationalstürmer Klose eine etwas verblüffende Kopfballstärke: Bei einem Angriff des Gegners kann Klose im eigenen Strafraum im letzten Moment per Kopfball klären und dieser Ball landet dann im gegnerischen Tor. Zwar hat Klose bei der WM bewiesen, dass er ein Weltklassestürmer ist, doch einen Treffer per Kopfball über 90 Meter hinweg würde auch er wohl kaum schaffen. Diese und andere Bugs stören immer mal wieder den ansonsten sehr unterhaltsamen Textmodus oder sorgen je nach Situation für den einen oder anderen ungewollten Lacher. Dem 3D-Modus wurden im "FM 07" lediglich bessere Kameraperspektiven und die Möglichkeit, sehenswerte Szenen abzuspeichern, hinzugefügt, ansonsten blieb er nahezu unverändert. Nach jedem Spiel kommentieren Spieler, Trainer, Präsidenten, Schiedsrichter und Fans die Ereignisse zum Spieltag mit meist sehr lustigen Sprüchen. Gelegentlich kommt es allerdings vor, dass diese Kommentare völlig unpassend sind. Die bereits 2000 vorhandenen Kommentare können per Editor sogar noch erweitert werden. Wenig Neues, aber gezielt überarbeitet Das Oberflächendesign aus "FM 06" hat EA nahezu Eins zu Eins übernommen, lediglich die Farbgebung der Menüs wird an die Vereinsfarben angepasst. Da die Navigation durch die Menüs jedoch bereits im Vorgänger einwandfrei vonstattenging, war hier nur wenig Handlungsbedarf geboten. Die Anzahl der Fenster und Klicks, die nötig sind, um an eine bestimmte Einstellung zu gelangen, sind daher nach wie vor äußerst gering und im Managergenre konkurrenzlos. Die Suchmaschine leitet Sie blitzschnell zum gewünschten Verein oder Spieler und der Spielervergleich verschafft Ihnen mit grafischen Analysen schnell Klarheit. Die Website aus dem vergangenen Jahr wurde im Stile von kicker.de weiter ausgebaut und sorgt durch interessante und teilweise auch lustige neue Artikel und Gerüchte für Unterhaltung. Hardcore-Fans werden sich im bekannten Match-Analyse-Tool weiterhin stundenlang durch Spielaufzeichnungen und Statistiken wälzen und somit ihre Taktik für das nächste Spiel optimieren. An den sonstigen Gameplay-Funktionen hat sich naturgemäß auch nur wenig getan. Sie können den gesamten Arbeitsumfang eines Trainers und Managers auf sich nehmen oder einzelne Aufgaben an Assistenten vergeben. Bei der Aufstellung gilt es neben der aktuellen Form, Fitness, Frische und Moral auf den Spielertyp (wie z.B. "Strafraumstürmer", "Dribbler") zu achten. Der Vielzahl von Teamtaktiken und individuellen Anweisungen für die einzelnen Spieler oder verschiedenen Trainingsmethoden sind nach wie vor kaum Grenzen gesetzt. Das bestmögliche Auf- und Einstellen des Teams ist also eine Wissenschaft für sich. Käufer, die sich nicht zu sehr in die Materie einarbeiten wollen, können sich vom Co-Trainer auch Formations- und Taktikvorschläge nach vorher definierten Regeln unterbreiten lassen. Diese gilt es jedoch meist zu überprüfen, da sich immer mal wieder die eine oder andere eher unsinnige Aufstellung eines Spielers einschleichen kann. Wen das Dasein als Klub-Manager noch nicht auslastet, der kann natürlich, wie schon bei den Vorgängern, auch eine Nationalmannschaft trainieren und sie zum Europa- oder Weltmeistertitel führen. Neben der ersten und der zweiten Mannschaft können Sie sich in diesem Jahr auch verstärkt um Ihre Jugendabteilung kümmern. Von der A- bis hin zur D-Jugend gilt es nun, Talente schon im Kindesalter zu rekrutieren und durch die einzelnen Stufen an die erste Mannschaft heranzuführen. Viel versprechende Talente finden Sie nicht auf Jugendturnieren oder durch Scouts, sondern am Besten in internationalen Jugendcamps auf der ganzen Welt. Je mehr Sie sich solche Camps kosten lassen, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, künftige Star-Kicker. Waren großartige Talente wie Ronaldinho und Co. mit fünf Sternen das Ende der Fahnenstange, so gibt es in diesem Jahr Spieler mit sechs Sternen. Diese sogenannten Jahrhunderttalente sind jedoch höchst selten und jeder Spieler kann sich wohl glücklich schätzen, wenn es ihm gelingt, einen derartigen Kicker zu verpflichten. Eine weitere Neuerung im operativen Geschäft ist die Möglichkeit, Kooperationsverträge mit anderen Clubs abzuschließen. Zukünftige Stars, die jedoch noch nicht weit genug sind, können an den Partnerklub problemlos ausgeliehen werden und dort Spielpraxis sammeln und größere Clubs können sich frühzeitig talentierte Spieler aus der Jugendabteilung des kleineren Vereins sichern. Natürlich können auch Freundschaftsspiele oder Geldzahlungen frei vereinbart werden. Geld regiert die Welt Im Finanzbereich hat Gerald Köhlers Team besonders bei den Budgetverhandlungen Hand angelegt. Zu Beginn jeder Saison müssen Sie Ihre Ziele formulieren und der Vorstand berechnet dann anhand dieser und des aktuellen Vereinsvermögens das Ihnen zur Verfügung stehende Budget, unterteilt in Gehälter, Transfers, Baukosten und Sonstiges. Danach können Sie einzelne Punkte erneut verhandeln, ziehen sich dann allerdings den Ärger des Vorstands zu. Sie sollten auch darauf achten, Ihre Saisonziele nicht allzu optimistisch zu formulieren, denn dadurch erhöhen Sie das Risiko, bei einem Misserfolg Ihren Job zu verlieren. Allzu pessimistische Ziele akzeptiert der Vorstand jedoch nur, wenn Sie sich an Bedingungen wie z.B. einen bestimmten Altersdurchschnitt halten. Sollte die Saison deutlich besser laufen als erwartet oder Sie kommen durch einen Börsengang oder Sponsorenvertrag unerwartet an viel Geld, können Sie während der Saison erneut mit dem Vorstand über eine Erhöhung der Budgets verhandeln. Bis zu einem gewissen Grad können Sie die vorgegebenen Finanzmittel auch überziehen, danach ist jedoch die Führungsetage verärgert, schließt Ihnen den Geldhahn und verlangt Erfolg. Anhaltender Erfolg lässt natürlich jedoch nicht nur Geld in die Vereinskasse fließen, sondern durch private Werbeverträge und Siegprämien auch in Ihre Brieftasche. Waren solche privaten Einkünfte letztes Jahr noch eher eine Farce, da Sie das Geld lediglich dem Verein spenden konnten, haben Sie nun etliche Möglichkeiten, Ihr Geld mehr oder weniger sinnvoll auszugeben. Neben der bereits angesprochenen Familie, die im Falle eines Schuh- oder Handtaschen-Ticks der Anvertrauten jede Menge Kleingeld benötigt, können Sie sich selbst auch zahlreiche Wünsche erfüllen. Von Autos über Luxuswohnungen, Flugzeuge oder gar Schlösser - Sie werden stets eine Möglichkeit finden, Ihr Geld loszuwerden. Haben Sie sich zu einem späteren Zeitpunkt alle Wünsche erfüllt und auch der Verein benötigt eine Spende von Ihnen nicht zwingend, können Sie nun sogar die lästigen Herrschaften im Vorstand entmachten und den Verein aufkaufen. Jetzt müssen Sie nicht mehr durch häufiges Golftraining Ihr Handicap aufpolieren, um Ihrem Präsidenten zu imponieren und dadurch milde zu stimmen, auch Budgetverhandlungen gehören der Vergangenheit an. Da sich jedoch leider keine russischen Gas- oder Ölmilliarden auf Ihrem Konto befinden, müssen Sie sehr lange für den Aufkauf, der je nach Erfolg des Klubs mehre hundert Millionen Euro kosten kann, sparen. Fußball City Während die Möglichkeit, ein mickriges Stadion in eine Luxus-Arena umzubauen, schon seit Jahren besteht, können Sie nun sogar Ihre eigene Stadt um das Stadion errichten. Im "SimCity"-Stil verlegen Sie Straßen und bauen bis zu ca. 100 verschiedene Gebäude. Ihrer Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. So entstanden in unserem Test ein Wohngebiet mit Wolkenkratzern, ein Vergnügenspark mit Pommesbuden und Restaurants, jede Menge Parkplätze für unsere Luxusarena sowie Großraumdiscos und Kinos für die fußballfreien Abende. Das integrierte Aufbauspiel sorgt jedoch nicht nur für Langzeitmotivation, sondern jedes Gebäude wirkt sich in nachvollziehbarer Weise auf Ihren Verein aus. Shops erhöhen die Verkaufszahlen, Wohnsiedlungen sorgen für monatliche Mieteinnahmen und fortschrittlichen Reha-Zentren und Krankenhäuser verkürzen die Verletzungszeiten Ihrer Kicker. Für die Augen und Ohren Während der "Fussball Manager 07" mit Tausenden verschiedener Spielerfotos sowie übersichtlichen und farblich anpassbaren Menüs punkten kann, sticht der 3D-Modus durch eine veraltete Engine mit mittelmäßiger Grafik negativ hervor. Zwar erfüllt sie bei einem Manager Ihren Zweck, jedoch wäre in Anbetracht der grafischen Möglichkeiten, die die "FIFA"-Serie bietet, für den "FM 08" eine neuere Engine wünschenswert. Die 3D-Darstellung beim Stadionausbau und die des Vereinsgeländes sind ebenfalls nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. Punkten kann "FM 07" jedoch mit zusätzlichen Fangesängen, die für eine authentische Stadionatmosphäre sorgen. Die mitgelieferte Hintergrundmusik wird auch in diesem Jahr vorzeitig den Deaktivierungstod erleiden und durch die eigene Mp3-Sammlung ersetzt werden.
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