Midnight Play! Pack (NDS) (Ubisoft) geschrieben von Jan-Tobias Kitzel
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Pressetexte können manchmal abschreckend sein. Ernsthaft. Da denkt man sich: "Super, mal eine nette Sammlung von Mini-Spielen" oder auch neudeutsch "Casual Games". Aber dann schlägt das Schicksal in Form des folgenden Pressetextes von Ubisoft zu: "Diese Sammlung ist für die Zielgruppe männlich/weiblich im Alter von 15+ Jahren, die Puzzle-Games spielen, die sich für Bar-Spiele interessieren, oder die die Spiele bereits auf dem Handy gespielt haben und diese nun auf dem Nintendo DS erleben möchten." Handy-Spiele? Argh! Chef, was hab ich mir da bloß eingebrockt?! Gameplay oder "Rotieren, kräftig rotieren!" Ich packe daher "Midnight Play! Pack" mit einer gehörigen Portion Skepsis aus. Und erlebe nach dem Einschalten des Nintendo DS ein Schleudertrauma, derart viele Spiele lassen sich in dem rotierenden Menü anwählen. Mit Abwechslung hat man also nicht gespart, schon einmal ein gutes Zeichen. Es stehen zur Auswahl: "Billard", "Bowling", "Poker", "Solitär" und "Block Breaker". Fangen wir vorn an: "Billard". Wie zum Geier soll man auf dem eh schon nicht überdimensionierten Bildschirm des Nintendo DS etwas erkennen, wenn das Spiel auch noch eine nun sagen wir mal suboptimale Kameraführung hat? So jedenfalls die ersten Gedanken. Aber mit etwas Konzentration und kürzerem Augen-NDS-Abstand kann es losgehen: Zur Auswahl stehen mehrere Poolbillard-Varianten, inklusive Schnellspiel, Trickshots und Spielen gegen menschliche Mitspieler. Ob angeschlenzter Stoß, Zielen von oben und auch unterschiedliche Stoßgeschwindigkeiten - es bleibt kaum ein Wunsch offen. Mitunter ist die Bedienung etwas fummelig, da die Kamera zu selten nahe genug heranzoomt und so die genaue Stoßstärke schon etwas zur Glückssache mutiert. Alles in allem: Solide, ohne umzuhauen. Als Nächstes steht "Bowling" auf dem Plan, und es offenbart sich nach kurzer Zeit als liebevolles Kleinod der Sammlung. Eine gelungene Steuerung, wiederum mehrere Spielmodi, freischaltbare Extras und nette Gegneranimationen bringen Kurzweil in den Tag. Auch hier habt ihr die Wahl, ob es ein schnelles Spiel allein, ein Duell mit einem menschlichen Gegner oder ein ganzes Turnier gegen den Computer sein soll. Die virtuellen Gegner sind dabei in den ersten Levels reines Bowlingbahnfutter, wissen aber später durchaus zu fordern. Da ihr die Kugel nicht nur stumpf die Bahn hinunter werfen, sondern auch anschneiden und geschlenzte Würfe ausprobieren dürft, spielt sich Bowling angenehm abwechslungsreich. Neben Poker das beste Spiel der Sammlung. Gut, damit hab ich es schon verraten, als Nächstes kommt "Poker" an die Reihe. Wer gedacht hat, dass er es hier allein mit der bekanntesten Pokervariante "Texas Hold´em" zu tun hat, irrt im positiven Sinne. Denn neben "Texas Hold´em" kann auch "Omaha" oder "Omaha High-Low" gespielt werden. Erfreulich! Egal, welche Variante ihr wählt, ihr sitzt mit drei Gegnern menschlich oder simuliert an einem Tisch und versucht ihnen nach guter Pokermanier die Taschen leerzuräumen. Allzu fordernd sind die künstlichen Gegenspieler zwar nicht, aber dank der Möglichkeit von längeren Turnieren hält auch dieses Spiel ein gutes Niveau. Wie gesagt, zusammen mit Bowling das Beste in der Sammlung. Damit kommen wir nun zu "Solitär". Wer Windows kennt, kennt "Solitär", und fast jeder geplagte Büroarbeiter hat es schon einmal gespielt natürlich nur in der Mittagspause. Ein Kartenstapel, mehrere Ablageflächen und es darf nach bestimmten Regeln fröhlich sortiert werden, wobei die Uhr der einzige Gegner ist. Erfreulich ist die große Auswahl an Varianten: Ich gebe es zu, vor "Midnight Play! Pack" kannte ich nur die Standardversion von Solitär. Hier hingegen könnt ihr nicht nur diese spielen, sondern auch "Golf", "Pyramid", "Free Cell", "Yukon" und "Spider". Allesamt unterscheiden sie sich durch die Anordnungen der Karten und die Regeln, wie sie abgelegt werden. Die Hilfefunktion greift euch dabei netterweise unter die Arme. Viele Varianten, ordentlich gemacht. Zu guter Letzt widmen wir uns noch "Block Breaker", einem Spiel fast so alt wie die Videospielgeschichte. Unten auf dem Bildschirm eine bewegliche Plattform, oben viele Steinchen in diversen Anordnungen. Und dazwischen erscheint nun ein Ball, der vom eigenen Schläger abprallt und auf seinem Flug die Steinchen zerstört. Je mehr davon kaputt gehen, desto mehr Punkte, und der Ball darf nicht am Schläger vorbei unten aus dem Bildschirm heraus verschwinden, sonst ist ein Spielerleben verloren. So einfach, so kurzweilig. Die besondere Herausforderung ist nämlich die wachsende Geschwindigkeit und Komplexität der Steinchenanordnungen. Wenn dann noch durch ab und zu auftauchende Extras mehrere Bälle gleichzeitig im Spiel sind oder die Geschwindigkeit erhöht wird, geht die Post ab. Ein Spiel, das es schon so lange auf diversen Plattformen gibt, kann nicht schlecht sein. Und auch in der Mini-Spiel-Sammlung für den Nintendo DS macht "Block Breaker" eine gute Figur. Grafik oder "Passt, wackelt, hat Luft!" Die Grafik von "Midnight Play! Pack" ist ordentlich, ohne die oberen Grenzen des Nintendo DS auszutesten. Die Stimmung der jeweiligen Spiele wird vernünftig transportiert. Negative Ausreißer wie die etwas irritierende Kameraführung beim "Billard" werden durch Positivpunkte wie die Gegneranimation beim "Bowling" wieder herausgerissen. Sound oder "Warum, liebe Entwickler, warum?" "Midnight Play! Pack" musste angesichts dieser Pressemeldung auch eine Schattenseite haben und hier ist sie: der Sound. Abschalten. Anders ist eine derartige Fahrstuhlmusik unterster Kategorie nicht zu ertragen. Der einzige kleine Lichtblick ist die Sprachausgabe bei "Poker", aber die reißt die Qualität der Geräuschkulisse auch nicht mehr raus. Fazit oder "Besser als sein Pressetext. Deutlich besser!" "Midnight Play! Pack" ist eine solide und gut durchdachte Mini-Spiel-Sammlung für den Nintendo DS. Liebhaber kleiner Spielchen für zwischendurch können bedenkenlos zugreifen, da für jeden etwas dabei sein sollte. Bei einem Preis von gerade mal 30 Euro kann man hier wenig falsch machen. (30.06.2008) |