Nikopol - Die Rückkehr der Unsterblichen

Nikopol - Die Rückkehr der Unsterblichen

(JoWooD)

geschrieben von Bastian Schössow

 

 
Entwickler: White Birds Productions
Publisher: JoWood
Genre: 1st-Person Adventure
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Nikopol - Die Rückkehr der Unsterblichen
Preis: 39,95 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

Eine schwebende Pyramide, drei Götter im Machtkampf, eine Stadt in Angst - nicht gerade der ideale Ort für einen Familienausflug. In diesem faszinierenden Adventure übernimmt man die Rolle des Widerstandkämpfers Nikopol Junior, Sohn der gleichnamigen Film- und Comic-Figur, der gegen ein totalitäres Regime kämpft und dabei Rätsel in einem futuristischen Universum zu lösen hat. Was die schwebende Pyramide über Paris und die unsterblichen Götter für eine Rolle spielen, werden wir nun in diesem Review erfahren.

Unsterblich oder nicht?

Wir befinden uns im Jahre 2023, Paris erkennt man aus heutiger Sicht nicht wieder. Man sieht Menschen, die in fliegenden Automobilen unterwegs sind, ganze Stadtteile sind in Elend und Gewalt versunken. Zudem hat ein totalitäres Regime unter Diktator Weißkohl die Macht an sich gerissen, und an dieser Situation scheint sich in nächster Zeit auch nichts zu ändern; Grundrechte oder Werten wie Gerechtigkeit, Freiheit und Würde wurde jede Bedeutung genommen, einzig und alleine dem Willen von Weißkohl ist Folge zu leisten. In dieser Zeit wagen es nur sehr wenige Menschen, offen gegen die Regierung Widerstand zu leisten, denn die Strafe für Widerstand ist der Tod durch standrechtliche Erschießung. Als ob das nicht schon genug für die Menschheit wäre, erscheint auch noch eine schwebende Pyramide über Paris und kündigt so die Rückkehr der alten Götter an. Doch es gibt einen Mann, der mutig genug ist, um sich dieser großen Herausforderung zu stellen und den Widerstand zu leisten - sein Name ist Alexander Nikopol Junior.

Wenn man den Kinofilm kennt, wird einem die Story sicher gefallen. Wobei gesagt werden muss, dass sich "Nikopol - Die Rückkehr der Unsterblichen" nicht geschichtlich an den Kinofilm beziehungsweise die Comic-Vorlagen anschließt, sondern eine weiterführende Geschichte aus der Sicht des Sohnes erzählt. Es wird jedoch z. B. nicht deutlich, was es mit der über der Stadt schwebenden Pyramide auf sich hat oder woher die Götter plötzlich kommen, was im Film aber eine große Rolle spielt. Futuristische Wesen mischen sich mit altertümlichen Göttern, was augenscheinlich ziemlich kurios wirkt. Viele Fragen bleiben am Ende des Spiels offen. Der Verlauf der Story wird durch die ständigen Gefahrensituationen oft unterbrochen, denn es bleibt nicht aus, dass man an manchen Stellen frühzeitig stirbt. Zu Beginn des Spiels klingt unser Held ziemlich bedrückt, weil er seinen Vater nie kennengelernt hat und ihm so nur wenig von ihm geblieben ist. Als er seinen Vater dann endlich findet, hätte man sich daher trotz der Gefahrensituation eine heftigere Reaktion von ihm gewünscht.

Das Adventure startet in Nikopols heruntergekommener Wohnung, die einer Bruchbude ähnelt. Dort kann man in typischer Point-and-Click-Manier alle Objekte und Gegenstände, die nützlich erscheinen, genau unter die Lupe nehmen und einstecken. Auf einmal bekommt Alexander einen Zettel unter der Tür durchgeschoben, dessen Absender der Orden ist, dem er erst vor Kurzem beigetreten ist. Der Geheimorden verlangt in diesem Schreiben ein Foto von Alexanders Vater. Da er aber kein aktuelles Foto mehr hat, malt er einfach ein Portrait seines Vaters.

Die dafür benötigten Gegenstände muss man allerdings erstmal zusammensuchen; dies gestaltet sich aber alles andere als leicht und beschert uns das erste große Rätsel. Also brauchen wir zuerst eine Leinwand, ein Stativ und die Malutensilien. Hat man alle gesuchten Objekte in dieser super-aufgeräumten-alles-ist-an-seinem-Platz-Wohnung (oder auch Chaos genannt) gefunden, kann es mit dem Malen des Portraits losgehen. Doch die Aufgabe stellt sich recht knifflig dar, da man nur ein brauchbares Bild zustande bekommt, wenn man die richtige Farbkombination hat. Gerade ist man mit der einen Sache fertig, taucht auch schon das nächste Problem auf: Ein ekliges und zugleich hässliches Monster steht vor der Eingangstür seiner Wohnung und will hinein. Alexander muss also notgedrungen einen Weg finden, um das Monster abzulenken und abzuhauen. Ablenken kann er das Monster mit Räucherstäbchen, die man aber nur an einem ganz bestimmten Ort platzieren kann. Mit etwas logischem Denken findet man dann auch schnell das richtige Plätzchen dafür.

Die Gegenstände werden im Inventar aufbewahrt, das allerdings gewöhnungsbedürftig ist. Es gibt keinerlei Möglichkeiten, die Objekte direkt miteinander zu verbinden oder zu kombinieren, wie das in zum Beispiel "Monkey Island" der Fall ist. Die Gegenstände oder Objekte lassen sich nur mit den im Inventar bereits vorhandenen benutzen. Manche Gegenstände lassen sich sogar erst verwenden, wenn das Spiel es erlaubt. Das lineare Gameplay erleichtert zwar das Rätselraten, wirkt sich aber schlecht auf den erhofften Spaßfaktor aus. Dennoch bietet das Adventure einige sehr schwere, knifflige und einfallsreiche Rätsel, die sogar die hintersten Gehirnzellen des Spielers wieder in Bewegung versetzen. Das Entwicklerstudio hat darüber hinaus Elemente, die nicht unbedingt typisch für ein Adventure sind, ins Spiel integriert. Der Spieler ist also nicht nur auf Rätselraten fixiert, sondern darf auch mal selbst Hand anlegen und zum Beispiel mit einem Gewehr in John-Wayne-Manier durch die Gegend ballern.

Spannung, Spaß und Spiel

Anders als bei einigen Adventures kann unser Held in "Die Rückkehr der Unsterblichen" auch sterben. Alexander kommt also schon zu Beginn des Spiels so richtig in Schwierigkeiten. Diese Art von Aufgaben bringt uns zwar unter Zeitdruck, sorgt aber auch für die richtige Spannung und eine hektisch-beklemmende Atmosphäre, die zu raschen Entscheidungen zwingt. In unserem ersten Fall müssen wir einem hässlichen Monster entkommen und nebenbei noch Türen verriegeln, Möbel durch die Gegend schieben und den Gegner täuschen, um am Leben zu bleiben.

Da man aber anfangs noch ziemlich unerfahren ist, wird der gute Alexander einige Male das Zeitliche segnen müssen, bevor man den Dreh raus hat. Bevor er wieder aufersteht, gibt er uns noch ein paar Tipps, wie das Rätsel am einfachsten und am schnellsten zu lösen ist. Speichern muss man in einem solchen Fall übrigens nicht, da der Held nach einer misslungenen Aufgabe erneut dort beginnt, wo er der Gefahr ausgesetzt war. Hier sei aber noch erwähnt, dass der Spieler in Wirklichkeit nicht unter Zeitdruck steht. Vielmehr hängt es davon ab, wo der Hauptcharakter sich gerade im Spiel befindet. Solange man sich also im richtigen Raum befindet, hat man reichlich Zeit, und kann sich alles ganz genau anschauen.

Etwas enttäuscht wird man leider von den Dialogen, denn es wiederholen sich alle Charaktere aus dem Spiel immer wieder und das wird auf die Dauer ein wenig eintönig, da man alle Gesprächspartner schon nach den ersten 30 Minuten kennt. Leider gibt es im Spiel keine Taste, mit der man die Videos und Dialoge überspringen kann, um sich nach dem schnellen Ableben das Geschwafel einiger NPCs zu ersparen.

Technik-Check

Das Entwicklerteam hat dem Titel eine vorgerenderte Grafik im Stil der "Myst"-Serie spendiert und überzeugt durch hochdetaillierte Texturen und einer futuristischen und lebhaften animierten Hintergrundkulisse eines Paris im Jahre 2023. Auch die fotorealistischen Objekte und die aufwendig gestalteten Animationen können sich durchaus sehen lassen.

Die Sprachausgabe ist auch sehr gut gelungen. Alexander begleitet uns mit seinen Tipps und Ratschlägen mit einer sehr passenden Stimme durch das Abenteuer. Im Laufe des Spiels ertönen in der gesamten Stadt immer wieder die Ansagen des Diktators und seiner Helfer durch die Lautsprecher, die überall angebracht wurden. Dies unterstützt den Gefahrencharakter des Abenteuers, denn hinter jeder Ecke könnte der Tod erneut für Alexander auf der Lauer liegen.

Mit Soundeffekten hat man gespart, um die Geräusche in der Stadt deutlich hervorzuheben und dem Spieler das Gefühl zu geben, mittendrin zu sein. Die Environment-Sounds sollte der Spieler unbedingt beachten, um das Abenteuer heil zu überstehen: Manchmal reichen ein kleines Pfeifen und ein Klick an der falschen Stelle, um einfach zu sterben.

Die Steuerung ist recht einfach gehalten, doch sind die Cursor-Icons ziemlich klein und dunkel, so dass nützliche Gegenstände leicht übersehen werden könnten. Objekte können nur gesammelt werden, ein Kombinieren im Inventar wie bei anderen Adventures ist leider nicht möglich.

Wer den Kinofilm "Immortal" kennt, wird sicher bemerkt haben, dass "Nikopol - Die Rückkehr der Unsterblichen" einen ganz neuen Story-Verlauf erzählt, und die Geschichte aus der Sicht des Sohnes weitererzählt. Das Adventure bietet aber eine hoch detaillierte Grafik, sehr schöne Animationen und spannende Rätsel. Langeweile kommt durch die Schwere der Rätsel so schnell nicht auf, und über hektische Rätsel kann man bei der Atmosphäre des Spiels leicht hinwegsehen, da einige Rätsel einfach gelöst werden müssen, um den Story-Verlauf voranzutreiben. Leider gibt es zu den Aufgaben nicht allzu viele Hinweise. Für Anfänger ist "Nikopol - Die Rückkehr der Unsterblichen" vielleicht nicht gerade ein idealer Einstiegstitel, für alle anderen kann Nikopol sicher eine Empfehlung und ein Geheimtipp sein.

(13.04.2009)


Fazit

Das


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