Prince of Persia

Prince of Persia (PS3)

(Ubisoft)

geschrieben von Alexander Eschner

 

 
Entwickler: Ubisoft Montreal
Publisher: Ubisoft
Genre: Action-Adventure
Releasedate: Bereits erhältlich
Homepage: Prince of Persia
Preis: 59,99 €
Altersfreigabe: Freigegeben ab 12 Jahren gemäß §14 JuSchG

"Prince of Persia" geht in eine neue Runde. Dieses Mal jedoch wird durch ein neues Spielkonzept versucht, die etwas festgefahrene Reihe, die ihren Anfang im Jahr 1989 erfuhr, neu zu erfinden. Der Prinz soll umgänglicher und damit interessanter für die breite Masse der Spielerschaft gemacht werden. Ob das neue Konzept fruchtet, welche signifikanten Änderungen vorgenommen wurden und vor allem was echte Fans davon halten werden, erfahrt ihr im Folgenden.

Dunkelheit

Die Ereignisse im neuen "Prince of Persia" finden in einer Welt namens Ahura statt. Zwei Gottheiten führen hier einen erbitterten Kampf. Der Gott des Lichts, Ormusd, versucht, seinen bösen Widersacher, den Herren der Finsternis, Ahriman, in die Schranken zu weisen. Mit Hilfe der Bevölkerung gelang es schließlich, den Fürsten der Dunkelheit in einen gewaltigen "Baum des Lebens" einzusperren. Doch nach dem Tod der Königin veränderte sich das Machtverhältnis. Der König trauerte um seine Gemahlin und nährte somit die Kräfte der teuflischen Gottheit. Bereits nach kurzer Zeit schaffte dieser es, Teilgebiete der Welt in Dunkelheit zu tauchen. Es keimt jedoch Hoffnung in dieser schweren Stunde auf: Die Tochter des königlichen Ehepaares mit dem klangvollen Namen Elika ist eine strikte Anhängerin des Lichts und nicht bereit, das Land seinem Schicksal zu überlassen. Leider wird ihr Vater mehr und mehr von Ahriman beeinflusst, deshalb beschließt er, diesen wieder zu befreien. Es kommt, wie es kommen musste: Die eigene Tochter wird zu einem Problem, das beseitigt werden muss. Elika hingegen widersetzt sich ihrem Vater und versucht, zu fliehen, wobei es zu der schicksalhaften Begegnung mit dem Prinzen kommt. Dieser ist eher zufällig in dieser Gegend, denn wäre sein mit Gold bepackter Esel nicht einfach so in der Wüste verschwunden, wäre er wahrscheinlich schon längst in der nächstbesten Stadt gewesen, um dort gemütliche, teure und richtig dicke Teppiche zu erwerben. Dieses Vorhaben wird nun notgedrungen erst einmal verworfen und das Abenteuer nimmt seinen Lauf.

Ab diesem Zeitpunkt beginnt das eigentliche Spiel. Der erste Level, der kurz nach dem Treffen der Protagonisten startet, stellt sich als Tutorial heraus. Hier werden dem Spieler die Steuerungsgrundlagen näher gebracht. Neben den Orientierungshilfen werden ebenfalls nützliche Interaktionen mit dem Gelände sowie Kampftaktiken erklärt. Nachdem man sich im Gelände zu bewegen weiß und die ersten leicht zu besiegenden Gegner in die Flucht geschlagen hat, wird der Spieler von der "Leine" gelassen und darf die nähere Umgebung erkunden. Besonders mit dem neuen Equipment des Prinzen lässt sich so einiges bewerkstelligen. Beispielsweise der sogenannte "Klauenhandschuh" kann dazu verwendet werden, um an Schluchtenfelsen sanft hinabzugleiten oder fesselnde akrobatische Einlagen hinzulegen, die sonst wohl kaum zu vollbringen wären. Dieses Kleidungsstück eignet sich ebenfalls, um elegant in einem Kampf so manchem Gegner das Fürchten zu lehren. Am Ende des Tutorials gelingt es Elikas Vater, den Fürsten der Finsternis aus dem Baum zu befreien. Natürlich lässt er sich nicht lange bitten und innerhalb von wenigen Augenblicken taucht er die ganze Welt in Dunkelheit. Nun fangen die Probleme erst so richtig an.

Das erste neue Hindernis stellt eine dunkle zähe Masse dar, die an Wänden und einigen Bodenabschnitten aufzufinden ist: Dieser undefinierbare Brei stellt das Böse in seiner reinen Form dar. Jede Berührung damit endet tödlich und sollte deswegen vermieden werden, allerdings ist das leichter gesagt als getan, denn das Urböse ist in der Lage, nach dem Prinzen zu greifen, sobald er in Reichweite ist. Das zweite Hindernis ist die Tatsache, dass es ab dem Zeitpunkt der Befreiung auch mystische Gegner gibt. Das wäre im Grunde nicht weiter tragisch, wenn nicht solch ein Gegner zum Teil komplett immun gegen konventionelle Waffen wäre und somit nicht einfach so beseitigt werden kann. Doch glücklicherweise ist der Prinz in Begleitung von Elika unterwegs. Sie verfügt als Vertreterin des Lichts ebenfalls über magische Kräfte, die das Böse oder etwas vom Bösen Befallenes vernichten kann. Sie kann dem Spieler nicht nur im Kampf beistehen, sondern hilft auch dabei, große Sprünge und gefährliche Situationen zu meistern. Hier wird sofort die größte Neuerung des Spiels offenbar: Der Spieler übernimmt die Kontrolle beider Protagonisten. In bestimmten Situationen kann die Begleiterin mit nur einem Knopfdruck in Aktion gebracht werden. Das Hauptaugenmerk liegt also auf dem Prinzen, Elika fungiert als seine Unterstützung.

Ziel des Spiels ist es, das Böse wieder unschädlich zu machen. Dies gelingt nur, wenn man Areal für Areal wieder in die Welt des Lichts überführt. Dazu muss man in jedem Abschnitt ein magisches Zentrum erreichen; Elika kann dann die Umgebung dank ihrer Fertigkeiten wieder vom Bösen reinigen. Allerdings ist das für sie körperlich sehr anstrengend, nach dem Reinigungsprozedere ist die Herrschertochter extrem geschwächt und kann erst wieder behilflich sein, wenn der Prinz genügend "Lichtknoten", die bei der Reinigung entstanden sind, einsammelt. Sollte das nicht geschehen und man gelangt an ein weiteres magisches Zentrum, kann man dieses nicht von der Dunkelheit bereinigen.

Nach kurzem Spielen fällt bereits eine weitere große Neuerung auf: Das neue Spielkonzept scheint eher auf den Gelegenheitsspieler zugeschnitten zu sein. Es gibt selten Momente, in denen der Spieler Rätsel oder ähnliches lösen muss. Auch die Tatsache, dass das ganze Spiel etwas dynamischer geworden ist, dürfte den Reiz, es erneut zu spielen oder fortzusetzen, deutlich erhöhen. Interessant und gelungen ist, dass der Spieler zwei Figuren steuert. Das steigert das kreative Verhalten in einigen Situationen, wenn es beispielsweise darum geht, einige höher gelegene Areale zu erreichen. Natürlich fördert das sehr abwechslungsreiche Leveldesign, das von großen Höhlensystemen über Wüsten-Canyons bis hin zu imposanten Palästen reicht, den Drang, neue Wege zu entdecken. Auch das Kampfsystem weiß zu überzeugen. Schon mit wenigen Eingabebefehlen lässt sich so manches Martyrium über einen ganzen Haufen von niederträchtigen Schergen bringen. Zudem kommt es gelegentlich bei Kämpfen vor, dass "Quicktime-Events" zum Einsatz kommen. In solchen Augenblicken muss der Spieler schnell reagieren und die angezeigten Tasten drücken, um erfolgreich zu sein. Sollte man hier patzen, endet das Ganze zumeist tödlich oder mindestens in Situationen, bei denen der Spieler benachteiligt ist. Im Großen und Ganzen kann man sagen, dass die "Neuerfindung" des Spiels durchaus geglückt ist. Dieser Teil der Serie ist auf jeden Fall zugänglicher für Neueinsteiger, allerdings könnte das neue Konzept alteingesessene Spieler verschrecken.

Farbkasten

Wenn der neue Sprössling mit etwas punkten kann, dann definitiv mit der Optik. Während die Landschaften und Umgebungen mit der heutzutage üblichen Grafikpracht dargestellt werden, wird für alle Charaktere eine eher comicartige Präsentation verwendet. Dieser Kontrast ist zu Beginn etwas gewöhnungsbedürftig, was vor allem daran liegt, dass sich alle Modelle stark von der Landschaft abheben. Es sei jedoch erwähnt, dass dieser Eindruck nach wenigen Minuten verfliegt. So ungewöhnlich die verwendete Technik auch sein mag, sie kann durchaus neue Akzente in das Spiel einbringen. Die Landschaften, die mit sehr feinen, klaren und umfangreichen Texturen zu punkten wissen, kann auch in Sachen Detailfülle überzeugen. Kein einziger Ort gleicht dem anderen, selbst große Areale wie die Wüste, schaffen es, den Spieler in ihren Bann zu ziehen. Landschaften, die vorher trist und öde wirkten, werden nach der Reinigung des Bösen zu wahren Oasen. Mit einem Schlag kann der Spieler einen Blick auf blühende Bäume, Gräser, die sich im Wind sowohl wiegen als auch biegen, und erfrischende Flüsse erhaschen. Durch diesen Wandel der Umgebung wird man förmlich motiviert, das Land aus dieser negativen Umklammerung zu befreien. Man merkt sehr deutlich, wie viele Gedanken sich die Programmierer zu diesem Punkt gemacht haben. Außergewöhnliches Leveldesign, gepaart mit kreativen Elementen, kann so manch wundervolle Welt erschaffen.

Der Prinz und seine Gefährtin sowie alle anderen Monster und Feinde werden in einer Aquarelloptik auf der Mattscheibe zum Leben erweckt. Es ist erstaunlich, wie detailverliebt die einzelnen Charaktere animiert wurden. So kann der Spieler jeden noch so kleinen Luftzug durch Bewegungen der Kleidung erkennen. Wegen dieser Darstellung wirken alle Figuren sehr real. Das wird sicherlich zum Teil an der Qualität der Bewegungsanimationen liegen, denn gerade diese wirken sehr authentisch. Manchmal fragt man sich, ob man einige der waghalsigen Kletterpartien nicht im realen Leben selbst mal ausprobieren sollte. Es ist erstaunlich, wie flüssig und elegant die Bewegungen zum Leben erweckt werden. Die Animationen der Mimik und Gestik sind hervorragend umgesetzt und können auf ganzer Linie überzeugen. Natürlich haben sich ebenfalls ein paar Macken eingeschlichen. Diese sind sehr selten auftretende Clipping-Fehler und Texturüberschneidungen und das wohl größte Problem: die manchmal irreführende Kamerabewegung. Gerade wenn der Spieler seinen Prinzen durchs Gelände klettern lässt, eignet sich eine ungünstige Kameraposition nicht. So kann es schnell vorkommen, dass der Held einfach zu einem Lemming mutiert und sich sinnlos in den Tod stürzt. Diese Fehler treten nicht übertrieben häufig auf, können aber hin und wieder frustrierend wirken. In Anbetracht dessen, was man bei der Grafik alles hingezaubert hat, kann man nur den Hut ziehen und sagen: Bravo!

Redegewand

Von Ubisoft ist man bei der Umsetzung eines Spiels immer einen gewissen Standard gewohnt. Gerade bei der Synchronisation ist es für das Spielerlebnis besonders wichtig, dass die Charaktere glaubhaft wirken. Umso enttäuschter ist man, sobald man das Gefühl hat, dass alles nur mit wenig Liebe und Freude ausgearbeitet wurde. Doch Gott sei Dank kann man sich in diesem Punkt auf Ubisoft verlassen. Die Synchronisation ist eine wahre Freude, die Figuren kommen nicht nur glaubhaft, sondern auch absolut überzeugend herüber. Der Spieler kann sofort die Gefühlslage der Figuren erkennen und sich anschließend in dessen Lage versetzen. Einige Situationen können mit Witz und Charme begeistern, gerade zu Beginn des Spiels, wenn der Prinz sich darüber aufregt, dass sein "Goldesel" verschwunden ist. In dieser Phase bleibt kein Auge trocken. Es ist immer wieder schön zu hören, dass soviel Wert auf die Synchronisation gelegt wurde.

In Sachen Umgebungsgeräusche macht das Spiel ebenfalls eine gute Figur. Der Spieler kann in einigen Regionen Luftstöße, das Zirpen der Grillen oder das Plätschern von Wasser vernehmen. Die Kampfgeräusche sind von guter Qualität, was unter anderem am Klirren der Waffen bei dem Zusammenprall der Klingen deutlich zu erkennen ist, was den Spieler hin und wieder erschaudern lässt. Ebenfalls lobenswert ist, dass sich die Laufgeräusche dem Untergrund anpassen. Das Gehen auf Sand klingt, wie es sollte, und auf Stein ist es sogar davon abhängig, wie schnell man sich darauf bewegt. Alle Klänge verändern ihre Tonart merklich, so klingt ein Schritt in einem Raum deutlich lauter als er es auf freier Fläche tun würde.

Musikalisch braucht sich "Prince of Persia" nicht zu verstecken. Hier erklingen orientalische Klänge, die sich für die europäischen Spieler nicht zu fremdartig anhören. In besonders kniffligen Situationen oder in einem Kampf wird die begleitende Melodie deutlich dynamischer und treibt den Spieler förmlich dazu an, in den Kampf zu ziehen. Überwiegend ist die Musik aber passiv und eher ruhigeren Gemüts.

Dort entlang

Wer hoch hinaus will, sollte immer die Kontrolle behalten. Die Steuerung ist einfach gehalten und wird dank des guten Tutorials, schnell erlernt. Die eingegebenen Befehle werden konsequent und präzise umgesetzt und lassen, sofern die Kameraposition nicht stört, keine Wünsche offen. Gerade für Neueinsteiger ist dies von großem Vorteil. Selbst in Kampfsituationen hört die Steuerung auf jeden Befehl und ist sogar in der Lage, unkluge Befehle zu revidieren. Erstaunlich gut von der Hand gehen die Interaktionen, die man zusätzlich mit Elika ausüben kann. In diesem Fall ist das neue Konzept voll und ganz aufgegangen. Die Steuerung von zwei Charakteren stellt kein Manko, sondern einen deutlichen Gewinn dar.

Fazit

Die Neuorientierung von "Prince of Persia" ist definitiv geglückt. Mit dem neuen Konzept ist dieser Titel in der Tat zugänglicher für Neueinsteiger. Dies wird durch die einfachere Bedienung und das Verringern der Rätzelpassagen deutlich. Zwar dürften einige Fans der Serie nicht alle Neuerungen gutheißen, aber es haucht dem Spiel mehr Flexibilität ein. Auf jeden Fall ist dieser Titel einen Blick wert und sollte auch von Kennern nicht missachtet werden.

(27.03.2009)

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